Familiengeheimnis
Maxim Biller erzählt hier einen Teil seiner Familiengeschichte, allerdings nicht streng chronologisch, sondern mit dem Fokus auf einem Familiengeheimnis: Wer hat den Großvater des Autors verraten, der ...
Maxim Biller erzählt hier einen Teil seiner Familiengeschichte, allerdings nicht streng chronologisch, sondern mit dem Fokus auf einem Familiengeheimnis: Wer hat den Großvater des Autors verraten, der 1960 (in Billers Geburtsjahr) in der Sowjetunion zum Tode verurteilt wurde? Der Ich-Erzähler verfolgt verschiedene Theorien und verdächtigt mehrere Familienmitglieder. Am Ende ist eigentlich egal, wer der Verräter ist, es kommt auch gar nicht heraus. Die Erzählweise dient dazu, die verschiedenen Charaktere und ihre komplizierten Beziehungen untereinander zu beleuchten. Dabei liegen zwischen den einzelnen Kapiteln teils Jahrzehnte. Ein Teil der Intellektuellenfamilie lebt in der Nachkriegszeit hinter dem eisernen Vorhang, der andere Teil im Westen, der gar nicht so golden ist wie erwartet.
Biller erzählt äußerst eloquent und auf den Punkt. Er untersucht die Familienbeziehungen und -geheimnisse auf unterhaltsame Weise und trifft in Bezug auf Generationsunterschiede und Ost-/West-Unterschiede der Nachkriegszeit interessante Beobachtungen. Das ziemlich kurze Buch lässt sich schnell und leicht lesen. Berührt hat mich die Geschichte jedoch nicht. Ich habe mich eher gefühlt wie ein Beobachter, der die Geschehnisse von außen nüchtern verfolgt.