Schockierend und Poetisch zugleich
In ihrem autobiografischen Roman erzählt Meena Kandasamy von den Misshandlungen in ihrer Ehe.
Vorweg, es ist keine Geschichte die man mal zwischendurch liest. Man sollte sich Zeit nehmen und bereit für ...
In ihrem autobiografischen Roman erzählt Meena Kandasamy von den Misshandlungen in ihrer Ehe.
Vorweg, es ist keine Geschichte die man mal zwischendurch liest. Man sollte sich Zeit nehmen und bereit für die schockierende Ehrlichkeit und die Beschreibung von Gewalt sein. Denn diese trifft den Leser mitten ins Herz. Ich denke hier ist eine Triggerwarnung angebracht. Körperliche, sexuelle und seelische Misshandlung werden deutlich beschrieben.
Die Geschichte beginnt, nachdem sie von ihrem gewalttätigen Ehemann wieder ins Elternhaus zurückkehrt. Sie hat die schlimmsten Monate ihres Lebens hinter sich.
Es lässt sich kaum in Worte fassen, wie sehr mich Meenas Geschichte bewegt hat. Ich war so wütend und entsetzt. Ihre Eltern sind ihr absolut keine Stütze. Es ist verpönt seinen Mann zu verlassen, weil er sie schlägt, es ist eine Schande. Ich habe den Kopf geschüttelt und war traurig und wütend über das Verhalten der Eltern. Ihre Ratschläge sie solle den Konflikten aus dem weg gehen und darauf achten, dass sie ihren Mann nicht verärgert, haben mich total entsetzt.
Ihr Mann ist ein manipulativer, herrischer und frauenverachtender Tyrann, der auch in mir Angst und Schrecken verbreitete.
Meena beschreibt offen, schockierend und brutal ehrlich, was sie als junge Ehefrau erlebte. Man möchte sich kaum vorstellen, wie entsetzlich es für sie gewesen sein muss, aber man entkommt ihren Gefühlen und Gedanken nicht, man ist mittendrin.
Sie lässt tief in ihre Seele, Gedanken und Emotionen blicken. Ein sehr intimer Einblick, den sie mit den Leser*innen teilt.
Ihr wurde alles genommen. Ihre Freiheit, ihr Beruf, ihr Leben und ihre Würde. Ihr Mann hat sie bevormundet, sie durfte nicht mehr Emails beantworten, musste ihr Facebook-Konto löschen. Ihr wurde der Zugang zur Außenwelt genommen und keiner hat ihr geholfen.
Sie musste sich selbst aus dieser Hölle befreien und ich bin froh, dass ihr dies gelungen ist.
Die Frauen haben in Indien keinen guten Stand und es erschreckend zu wissen, wie mit ihnen umgegangen wird. Sie sind nichts wert. Familientraditionen und Ansichten haben mehr Bedeutung, als das Leben der eigenen Töchter. Das Gesicht vor der Gesellschaft zu wahren hat hier Vorrang.
Fazit
Ein aufwühlender und eindringlicher Roman der unbedingt mehr Aufmerksamkeit verdient. Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus.