Intelligente und spannende Science-Fiction
In diesem Sci-Fi-Tech-Thriller begleitet der Leser Sala auf der Suche nach seiner spurlos verschwundenen Schwester. Die hochbegabte Informatikstudentin hat zuletzt über künstliche Intelligenz und selbstlernende ...
In diesem Sci-Fi-Tech-Thriller begleitet der Leser Sala auf der Suche nach seiner spurlos verschwundenen Schwester. Die hochbegabte Informatikstudentin hat zuletzt über künstliche Intelligenz und selbstlernende Algorithmen geforscht.
Bei Einblicken in sein Studentenleben und Salas Suche quer durch die Stadt entsteht ein authentisches Berlin-Gefühl, und ebenso sind die technischen Beschreibungen sehr gut und glaubhaft recherchiert. Die Entwicklung der Algorithmen von der Zeit des Zweiten Weltkriegs bis heute hat mich fasziniert.
Spannung ist von Anfang an da und wird immer weiter aufgebaut. Dazu trägt auch eine zweite, zunächst mysteriöse Erzählperspektive bei. Zu Beginn findet Sala nur häppchenweise Informationen. Großartig, wie es Meike Eggers gelingt, ausgehend nur von Ellas Foto und ihrem Wohnhaus, ein Rätsel zu entwickeln, wobei Sala sich beobachtet und zunehmend bedroht fühlt, je mehr er herausfindet.
Theoretische und technische Einzelheiten zu künstlicher Intelligenz werden auch für den Laien verständlich und mit scheinbarer Leichtigkeit erklärt und bringen die Handlung voran und ein lebendiger, angenehm zu lesender Schreibstil lässt im Kopf des Lesers Bilder entstehen. Um so bedauerlicher ist es, dass bei den Protagonisten keinerlei Emotionen geschildert werden, so dass vom Leser eine Beziehung zu den Charakteren nicht aufgebaut wird. Merkwürdigerweise werden Gefühle nur beim Antagonisten Steve beschrieben, der Menschen verachtet und nur „seiner“ KI zugetan ist und dabei Grenzen überschreitet.
Meike Eggers wirft in ihrem Buch nicht nur zukunftsgerichtete Fragen auf wie die nach einer vielleicht unaufhaltsamen Symbiogenese zwischen Mensch und selbstlernendem Algorithmus, sondern stellt auch ethische Fragen, z.B. wo ist der Sitz der Seele, was ist das Bewusstsein und gibt es ein Weltbewusstsein.
Titel (eine gelungene Wortschöpfung!) und Cover mit angedeutetem Schaltplan globaler Vernetzung und, im Dunklen kaum zu erkennen, dem Berliner Fernsehturm, sind sehr gut gewählt und gefallen mir.
„Cybionic – Der unabwendbare Anfang“ ist der erste Teil einer Trilogie, und hat ein nicht ganz rundes Ende, einige Entwicklungen werden nicht abgeschlossen. Dennoch hat das Buch mich bestens unterhalten und mir viel zu denken gegeben, und ich freue mich auf den Folgeband.
Ich vergebe 4,5 Sterne.