"Einfach" ist immer eine Frage der Definition
Vor vielen Jahren habe ich mir mal ein ähnliches Kochbuch gegönnt und leider verstaubt es im Regal. Ich hoffe, dieses hole ich öfter hervor, denn die Rezepte sind wirklich ansprechend, vielseitig, interessant ...
Vor vielen Jahren habe ich mir mal ein ähnliches Kochbuch gegönnt und leider verstaubt es im Regal. Ich hoffe, dieses hole ich öfter hervor, denn die Rezepte sind wirklich ansprechend, vielseitig, interessant und bunt gemischt. Das Problem, das ich mit diesem Kochbuch habe, ist jedoch, dass ich es nicht mag, wenn ich nicht sehe, wie die Gerichte aussehen. Hier hat es nicht zu jedem Rezept ein Foto und das stört mich leider wirklich. Auf manchen Seiten werden dann vier Fotos zu Gerichten „nachgereicht“, aber diese decken nicht alle Rezepte ab. Bei den Rezepten steht dann ein Hinweis auf die Seite und wo dort das Bild zu finden ist.
Auch komme ich mit dem „Kalendarium“ nicht so ganz klar. Die Tage des Jahres sind quasi durchnummeriert. Da steht z.B. „81 Woche 12/Donnerstag Frikadellen mit getrockneten Pflaumen, Holunderblüten-Zwiebeln und Bratkartoffeln. Nicht jeder 81. Tag im Jahr ist ein Donnerstag, oder? Die Idee ist ja cool, zugegeben, aber was, wenn ich das Gericht nicht mag? Und noch schlimmer – halte ich mich ans Buch, gibt es an manchen Tagen nur Kuchen/Süßes. Da ist die Idee nicht ganz durchdacht, finde ich. Klar, ich kann dann jedes andere Rezept nachkochen, dennoch hätte ich mir das ein wenig anders vorgestellt: Für jeden Tag ein Koch-Rezept und wenn schon nicht für jeden Tag ein Back-Rezept, dann für jede Woche eines – und zwar zusätzlich.
Auch ist die Definition der Autorin von „einfach“ wohl nicht identisch mit meiner. Die Speisen sind doch eher ein bisschen extravagant, nicht alle auch „anfängergeeignet“. Mir gefällt das Buch dennoch, gar keine Frage! Aber ich vermute, da werden doch so manche Kochbegeisterte ein bisschen überrascht dreinschauen.
Die Rezepte sind auf die bewährte Art aufgebaut – Zutatenliste, daneben die Arbeitsschritte. Letztere sind verständlich und knapp geschrieben. Wer ein wenig Küchenerfahrung hat, kommt gut damit klar. Die Zutaten jedoch sind teilweise schon etwas kniffliger zu bekommen. Zumindest hat man nicht unbedingt all diese Dinge auch immer in der Vorratskammer, möchte ich behaupten. Allerdings sollten sie alle im durchschnittlich gut sortierten Lebensmittelhandel zu bekommen sein. Auf die Angabe von Nährwerten, Kalorien, Zeitaufwand wurde leider komplett verzichtet. Viele der Rezepte sind sehr außergewöhnlich, fast schon exotisch. Ich hätte mir bei dem gewählten Titel doch schlichtere, einfachere, bodenständigere Küche vorgestellt und auch gewünscht.
Für mich ist das Buch dennoch ein Inspirations-Quell. Ich kann darin schmökern und nach einem stressigen Tag nach Gerichten suchen, die ich markiere, um sie für die nächsten Tage einzuplanen oder speziell als Ausgleich zu einem anstrengenden Tag koche. Das Buch schafft es, trotz allem ein bisschen zu erden und über Jahreszeiten und saisonale Küche nachzudenken. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei – von Fleisch über vegetarisch bis zu Meeresfrüchten und Süßspeisen. Das Register am Ende des Buches ermöglicht auch ein schnelles gezieltes Suchen und Finden von Rezepten.
Fazit also – es ist nicht mein liebstes Kochbuch, aber ein besonderes und ein schönes. Ich gebe vier Sterne.