Nachdem ich letztes Jahr bereits Meir Shalevs „Mein Wildgarten“ gelesen hatte und ziemlich begeistert von Shalevs Erzählsprache war, musste doch auch gleich nach Erscheinen sein neues Buch „Meine russische Großmutter und ihr amerikanischer Staubsauger“ in mein Regal einziehen. Doch Halt, so neu war es dann doch nicht, ist es doch bereits 2012 erschienen — lediglich die Ausgabe war eine neue, im kleinen Diogenes Deluxe Hardcoverformat und mit Lesebändchen. Hübsch! Meir Shalev erzählt hier mit seiner wundervollen Sprache Anekdoten und kleine Gegebenheiten von seiner Familie, im Mittelpunkt steht aber seine Großmutter Tonia, die im Kampf gegen den Schmutz penible Hausregeln hat, und wie es dazu kam, dass sie einen hochmodernen amerikanischen Staubsauger geschickt bekam — und dieser nach kurzer Benutzung sicher in einem abgeschlossenen Schrank verstaut wurde und erst Jahre später wieder das Tageslicht sehen sollte. Doch um die Geschichte um den Staubsauger verstehen zu können, muss man die Familie des Autors kennen lernen, und so holt Shalev weit aus und erzählt uns seine Familiengeschichte ab ungefähr 1920 bis zum Zeitpunkt, als seine Großmutter stirbt, gute 60 Jahre später.
Meir Shalevs Großmutter Tonia war schon eine Verrückte: Bekam sie Besuch, durfte dieser unter keinen Umständen das Haus betreten, sondern musste stets zur Hintertür gelaufen kommen, um sich auf die Terrasse zu setzen. Dort fand dann auch der Besuch statt, in die Wohnung gegangen wurde nur bei größeren Familienfeiern. Da Schmutz ihr größter Feind war, hatte Tonia einige „Macken“, was Sauberkeit anging: Das Badezimmer durfte nicht zum Baden benutzt werden, dafür gab es draußen im Garten einen Trog, und die Toilette wurde nur benutzt, um Kuchen zum Auskühlen darauf abzustellen. Weiterhin zierten Lappen jeden Türgriff, jede Klinke und Griffe von Schubladen und Schränken, damit ja kein Dreck von der Hand auf das Mobiliar überging. Wem das schon zu viel des Wahnsinns ist, liest am besten gar nicht weiter, denn Meir Shalevs Familie ist alles andere als normal. Als der Schwager Tonias nach Amerika zieht und dort gutes Geld verdient, weigerte sich sein Großvater stets, die per Post gesendeten Schecks einzulösen und schickte sie unbesehen in die USA zurück. Um Shalevs Großvater ein Schnippchen zu schlagen, schickte der Schwager einen großen, schweren, klobigen Staubsauger nach Isreal, in dem Wissen, dass der Empfänger weder das Geld hat, diesen zurückzuschicken, noch dass Großmutter Tonia diesen freiwillig zurückgeben wird. Doch diese Rechnung hat er ohne Tonia gemacht.
Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/meir-shalev-meine-russische-grossmutter