Ein großer Spaß, Wissen und Erstaunliches
Die Grundlage ist simpel. Wie physikalisch ist Star Trek überhaupt? Immerhin nähern wir uns dem 23 Jahrhundert, von dem dort immer die Rede ist, immer mehr an. Wir sprechen mit Cortana, Siri und Alexa, ...
Die Grundlage ist simpel. Wie physikalisch ist Star Trek überhaupt? Immerhin nähern wir uns dem 23 Jahrhundert, von dem dort immer die Rede ist, immer mehr an. Wir sprechen mit Cortana, Siri und Alexa, unsere Autos parken selbst, wir nutzen schnurlose Minicomputer und wissen, wie es auf dem Mars aussieht. Wie viel ist also dran an der Idee des Beamens, dem Warp-Antrieb, den Replikatoren und den vielen außerirdischen Rassen. Auf diese Fragen sucht Metin Tolan Antworten und geht dabei sehr akribisch vor, immer mit der Prämisse, dass Star Trek korrekte physikalische Angaben macht. Die ist natürlich mal mehr und mal weniger ernst zu verstehen. Humor hat das Buch, nicht nur gegen Ende, wenn der Autor schreibt: „Das wollen wir nicht näher diskutieren, da es gegen grundlegende Prinzipien verstößt und eindeutig Physik erfordert, von der wir noch nicht einmal wissen, dass wir sie nicht wissen.“
Ist also alles Quark, was die Enterprise uns zeigt? Mitnichten. Und hier wird es richtig interessant. Zum einen fand ich es extrem Spannend mehr über die Serie und ihre Entwicklung zu erfahren. Wichtige Infos liefert das Buch hier am Anfang, aber auch immer wieder zwischendrin. Dass das Beamen nur erfunden wurde, weil Shuttlelandungen zu kostspielig in ihrer filmischen Umsetzung gewesen wären beispielsweise. Und wie sich der Erfolg einer Serie, die erst keiner zeigen wollte, so umfassend durchsetzen konnte. Dann aber kommt der Autor zu seinem eigentlichen Thema, der Physik und ich war hin und weg.
Nah an verschiedenen Episoden der unterschiedlichen Star Trek Serien zeigt Metin Tolan verschiedene Annahmen des Star Trek Universums auf. Dabei geht er von einer gemeinsamen physikalischen Grundlage aus, die real von den verschiedenen Drehbuchautoren wahrscheinlich nicht ganz so eingehalten wurde. Dennoch ist diese Prämisse zur Erörterung der Physik natürlich unumgänglich. Beispielsweise wenn es an den Warp Antrieb geht und das Buch ein Schaubild zeigt, dass die Geschwindigkeit zu den unterschiedlichen Warp-Stufen zeigt. Und tatsächlich zeigen sich da Gesetzmäßigkeiten und Regeln. Ob das nun zeigt, dass Ordnung in jedem Chaos zu finden ist oder es tatsächlich eine Grundlage für die Ideen in Star Trek gibt bleibt eine ungestellte Frage.
Wie nah die Möglichkeiten der Enterprise an die heutige Physik herangehen, ist wirklich erstaunlich, aber auch, wo die Grenzen sind. So oft Metin Tolan auch gesteht, dass die physikalischen Prinzipien durchaus da sind, allein die Umsetzung (noch) nicht gelingt, so klar wird er auch an Punkten, die nach unsere Physik nicht möglich sind oder bei schlichten Fehlern in der Serie. Dass das Buch dafür Raum hat, zeigt, dass es mehr ist, als ein Büchlein für Trekkies. Und es zeigt, wie wichtig der Originalton ist, denn mehr als einmal sorgt eine schlampige Übersetzung für Fehler. Etwa wenn Spock die Anzahl der Triffles in einer Getreidekammer berechnet und eine Zahl nennt, die im Englischen auf eine einfache Regel zur Errechnung von Populationen beruht und exakt ist, im Deutschen aber eine Ziffer falsch übersetzt wurde und die Zahl somit falsch wäre.
Neben den Anekdoten aus den Star Trek Serien zeigt das Buch aber vor allem eines: Physik, die Spaß macht. Denn auch wenn die Grundfrage vielleicht die Suche nach Warp-Antrieb etc. ist, befasst sich die Star Trek Physik mit realer Physik, mit künstlichen Herzen und Speichergrößen. Es nimmt die Frage nach der Machbarkeit der Serie in der Realität und zeigt dann, was unsere Physik kann. Ein großer Spaß, Wissen und Erstaunliches. Einfach toll.