Ein hypnotisierendes Comic-Werk über den Weg von David Bowie zur Kunstfigur Ziggy Stardust.
In den letzten Jahren liefen mit »Bohemian Rhapsody« und »Rocketman« erfolgreiche Biopics in den Kinos und brachten den Zuschauerinnen das Leben von den Rock Legenden »Queen« insbesondere ihres Frontmans ...
In den letzten Jahren liefen mit »Bohemian Rhapsody« und »Rocketman« erfolgreiche Biopics in den Kinos und brachten den Zuschauerinnen das Leben von den Rock Legenden »Queen« insbesondere ihres Frontmans Freddie Mercury und Popstar Elton John näher. In diesen Reigen außergewöhnlicher Musiker kann sich der 2016 verstorbene David Bowie einreihen, zu dem es dieses Jahr ebenfalls ein Biopic mit Johnny Flynn in der Hauptrolle und unter dem Titel »Stardust« geben soll. Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie ist jedoch noch kein Starttermin bekannt. Dafür gibt es seit Mitte April ein solches Werk im Comic-Format mit einem wunderbaren Vorwort des großen Bowie Fans Neil Gaiman.
Der biographische Comic über das wandelbare Pop-Chamäleon David Bowie, der am 8. Januar 1947 unter dem bürgerlichen Namen David Robert Jones in London geboren wurde, beginnt mit einem Konzertausschnitt vom 3. Juli 1973, bei dem Bowie sein Alter Ego Ziggy Stardust im Londoner Hammersmith Odeon sterben lässt und somit eine Ära abschließt, um sich für neue Wandlungen zu öffnen.
Im Folgenden wagen Michael Allred (ebenfalls ein großer Bowie Fan) und Steve Horton, die Schreiber dieser opulenten Bowie Comicgraphie, einen Rückblick zu den Anfängen des Künstlers und entführen die Leserinnen in die 60er und 70er Jahre, um die Entstehung von Ziggy Stardust mit den eindrucksvollen Zeichnung von Michael Allred, die von seiner Frau Laura Allred mit satten und zur Zeit passenden Farben koloriert wurden, zu bebildern.
Der Durchbruch gelang David Bowie 1971 mit »Hunky Dory«, das erste Album das er für die Plattenfirma RCA Records aufnahm und von vielerlei popkulturellen Einflüssen geprägt wurde. Der Weg zur wahren Glam Rock Stilikone war bereitet und verfestigte sich mit den kommenden Platten »The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars« (1972), »Aladdin Sane« (1973), »Pin Ups« (1973) und »Diamond Dogs« (1974). Diese und noch ettliche weitere bekannten Daten und Fakten wurden von Michael Allred und Steve Horton in »Bowie – Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume« zusammengetragen. Somit dürfen eingefleischte Fans also keine neuen Erkenntnisse erwarten, sondern eher ein Nachschlagewerk, das die Atmosphäre um die wilden 60er und 70er Jahre insbesondere der Essenz des Glam Rock gekonnt einfängt.
Vor diesem Comic war mir, obwohl ich Bowies Musik sehr gerne mag und mich Songs wie »Space Oddity«, »Life on Mars?« und »Moonage Daydream« mit ihrem fast schon außerirdischen und experimentellen Charme faszinieren, nicht sehr viel über den Ausnahmekünstler und Grenzensprenger David Bowie bekannt. Daher war das Lesen von »Bowie – Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume« für mich eine rasante Achterbahnfahrt, die eine Bilderflut ganz im Retrostil bereit hiel und mit unglaublicher Detailverliebtheit sowie der prachtvollen Koloration besticht.
Teilweise droht das Lettering mit einem Überfluss an Namen zu anderen Künstlern und Wegbegleitern sowie Konzertterminen zu erschlagen. Darüber kann ich allerdings getrost hinwegsehen, denn falls mich etwas mehr interessiert nehme ich solche Einflüsse gerne zum Anlass nachzuschlagen und mich noch weiter zu belesen. Ganz anders sieht es natürlich mit großen Bekannten aus der Zeit des Rock ’n’ Roll wie z. B. Freddie Mecury, Elton John, Alice Cooper uvm. aus, die ebenso in den Panels auftauchen wie Bowies Frauen.
Michael Allreds grandiose Illustrationen, die durch atemberaubender Splashpages, eine besonders starke Sogwirkung entfalten, lassen das Kunstobjekt David Bowie, der sich immer wieder in so vielen Facetten präsentierte und neu erdachte, lebendig werden. Konzerte, Plattencover, Filme in denen Bowie als Schauspieler mitwirkte, Designer die seinen Stil beeinflussten – das alles wird in prächtigen Panels aufbereitet, welche durch ihre unterschiedliche Darbietungsformen zum ausgiebigen Betrachten und Entdecken einladen.
Dieser Comic ist Liebe auf den ersten und auch letzten Blick, denn zu den detaillierten Illustrationen lässt auch das Nachwort durchblicken, dass es sich bei diesem Werk um ein Buch von Fans für Fans, und solche die es noch werden wollen, handelt. Es würde mich wahnsinnig freuen, wenn es tatsächlich noch einen weiteren Comic aus der Zeichenspitze von Allred geben würde, denn hier wurde nur ein Bruchteil des Lebens und musikalischen Wirkens Bowies eingefangen.
Fazit
So berauschend und glamourös wie die Stil- und Popikone selbst, liefern Michael Allred, Steve Horton und Laura Allred mit »Bowie – Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagräume« ein hypnotisierendes Comic-Werk über den Weg zur Kunstfigur Ziggy Stardust.