Cover-Bild Soziale Stadt und Ressourcenorientierung
23,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Paulo Freire Verlag
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 164
  • Ersterscheinung: 15.11.2007
  • ISBN: 9783865853189
Michael Geyer

Soziale Stadt und Ressourcenorientierung

Neue Chancen für eine nachhaltige Stadtteilentwicklung
Noch ehe ein beliebiger Stadtteil oder eine ganze Stadt einer wissenschaftlichen Analyse unterworfen wird, ist es notwendig, diesen zu untersuchenden Forschungsgegenstand näher zu betrachten und ihn wissenschaftlich zu definieren. Mit anderen Worten: Wovon redet jemand eigentlich, wenn er oder sie über einen beliebigen Stadtteil redet? Redet er oder sie über einen Fleck auf der Landkarte, der einen speziellen Namen trägt? Oder aber ist ein Platz oder Ort gemeint, den die Bewohner des betreffenden Stadtteils als ihre Heimat bezeichnen, an die sie sich oftmals emotional gebunden fühlen? Wird ein emotional weniger bedeutsamer Arbeitsplatz angesprochen, an den ein Mensch tagtäglich im Zuge des Pendelverkehrs zurückkehrt, um Geld für seinen Lebensunterhalt zu verdienen? Oder denkt ein frisch verliebter junger Mann an den romantischen Ort des ersten Treffens mit seiner neuen Freundin, wenn er eine schlichte Namensbezeichnung wie etwa „Kronach“ vor Augen hat? All die genannten Möglichkeiten, wie Menschen einen beliebigen Stadtteil für sich selbst beschreiben und was sie in jenem Gebiet sehen können, zeigen, dass eine präzise und allgemeingültige Definition des Forschungsobjektes „Stadtteil“ sehr schwer fällt und wohl letztlich kaum möglich ist.
Rückt ein bestimmter Stadtteil ins Zentrum einer wissenschaftlichen Analyse, so wird also in jedem Falle ein spezieller Raum untersucht. Dabei müssen die beschriebenen grundsätzlichen Erscheinungsformen, in die sich der Raum einteilen lässt, berücksichtigt werden. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen sind so zu verstehen, dass sie alle innerhalb eines konkreten Stadtteils existieren und zwar nicht getrennt voneinander, sondern gleichberechtigt nebeneinander. So ist beispielsweise eine Kleinstadt nie allein geografischer Raum, sondern gleichzeitig immer auch Lebensraum, ökonomischer Raum und biografischer Sozialisationsraum.
Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Tatsache, dass Raum im bisherigen soziologischen Bewusstsein verstärkt als dingliche Materie, als bloße Umweltbedingung angesehen wird. Diese wohl unzureichende und einseitige Beschäftigung mit dem Thema Raum bildete den Aufhänger zur Entwicklung eines neuen Raumverständnisses.

Wenn es darum geht, für einen Stadtteil in den kommunalen Gremien möglichst hohe finanzielle Zuwendungen bewilligt zu bekommen, müssen die Verantwortlichen oftmals zu einem unangenehmen Mittel greifen: sie müssen, so ungern sie dies auch praktizieren, die Schwächen und Defizite des betreffenden Gebietes klar benennen und aufzeigen, um die Notwendigkeit finanzieller Zuwendungen zur Verbesserung der Gesamtsituation zu verdeutlichen. Die mit dieser nicht einfachen Aufgabe betrauten Personen müssen deswegen einerseits die entsprechenden Schwachstellen realistisch, ungeschönt und ehrlich darstellen, andererseits aber unbedingt auch vermeiden, den entsprechenden Stadtteil schlecht zu reden. Eine überzogen düstere Schilderung könnte sich nämlich aufgrund ihrer medialen Präsenz negativ auf das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl der Bewohner des Quartiers auswirken. Deshalb sollten besonders sozialwissenschaftliche Professionen wie die Soziale Arbeit kritisch über ihre oftmals übermäßige Akzentuierung defizitärer Aspekte zu Lasten potentieller Aktivposten nachdenken. In diesem Zusammenhang ist ein Perspektivenwechsel weg von einer unausgewogenen, einseitigen Gewichtung der Schwächen eines Quartiers hin zur vorrangigen Würdigung seiner Stärken sehr wünschenswert.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Meinungen aus der Lesejury

Es sind noch keine Einträge vorhanden.