Viel mehr als eine Lebensgeschichte.
„Glücksritter“ ist so vieles gleichzeitig:
Eine ambivalente Vater-Sohn-Beziehung, geprägt von Konflikten und zärtlicher Verbundenheit.
Die Lebensgeschichte eines Vaters.
Eine Familiengeschichte.
Eine ...
„Glücksritter“ ist so vieles gleichzeitig:
Eine ambivalente Vater-Sohn-Beziehung, geprägt von Konflikten und zärtlicher Verbundenheit.
Die Lebensgeschichte eines Vaters.
Eine Familiengeschichte.
Eine Geschichtsreise durch das 20. Jahrhundert und ein Zeitdokument einschneidender historischer Geschehnisse.
Eine Reise zu sich selbst.
Um mit sich selbst ins Reine zu kommen, ist es unumgänglich, seine Geschichte zu kennen und deren Lücken, so gut es geht, zu füllen. Das hat Michael Kleeberg hier getan.
Schonungslos ehrlich und radikal offen erzählt er von der Rekonstruktion seiner Biographie und Familiengeschichte.
Aber nun kurz zum Inhalt:
Sein Vater ist verstorben und plötzlich wird ein unschönes Ereignis zum Ausgangspunkt für Reflexionen und Recherche des Sohnes.
Es ist ein Ereignis, das so selten nicht ist: Trickbetrüger überlisteten einen 80-Jährigen, der auf diese Weise seinen letzten Groschen loswurde.
Der Erzähler erfährt, dass sein Vater in ärmlichen und primitiven, fast asozialen Verhältnissen in den heruntergekommenen Vierteln Frankfurts aufgewachsen ist.
Er musste sich als Jugendlicher mutterseelenallein durchkämpfen, behaupten und emporarbeiten und wurde zu einem arglosen, selbstgefälligen, risikobereiten und hitzigen Einzelgänger mit Idealen, die deutlich von seinem Aufwachsen in der NS-Diktatur geprägt waren.
Ehrgeiz und Streben nach Geld und Ansehen sowie die Tendenz, Erreichtes zu zerstören und das Los, so manches wieder zu verlieren oder auch mal durchs Raster zu fallen charakterisieren seinen Vater und ein äußerst schwieriges und zwiespältiges Verhältnis charakterisiert seine Beziehung zu ihm, dem Sohn.
Dass sich der Sohn immer wieder dabei ertappt, Ähnlichkeiten mit dem Vater zu haben, wirft in ihm die Frage auf, wie sehr er von ihm durchdrungen und geprägt wurde... wie sehr er er selbst und unabhängig ist.
Es ist äußerst interessant, dieser Geschichte zu folgen und in sich hineinzuhorchen, wie sie wirkt und was sie mit einem macht.
Es ist so einfach, zu urteilen und zu bewerten, aber das Leben formt den Menschen und so Einiges wird durch interessiertes Zuhören oder lesen nachvollziehbar, wodurch man nicht selten milder gestimmt wird.
Michael Kleeberg hat sich neugierig, ausgiebig, detailliert, kritisch und fair mit seinem verstorbenen Vater auseinandergesetzt ... ich würde fast sagen, er konnte durch diese intensive Beschäftigung seinen inneren Frieden mit ihm und sich selbst machen.
Ich empfehle diesen Roman, der unterhaltsam, interessant, berührend, witzig und fesselnd ist und meinen Horizont erweitert hat sehr gerne weiter!