Cover-Bild Dichtung und Recht.
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inkl. MwSt
  • Verlag: Duncker & Humblot
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 59
  • Ersterscheinung: 25.11.2008
  • ISBN: 9783428128761
Michael Kloepfer

Dichtung und Recht.

Recht und Dichtung scheinen verschiedenen Welten anzugehören: Jenes muss man achten - diese kann man lieben. Doch obschon sie so verschiedenen Rationalitäten gehorchen, sind sie doch beide Grundformen der menschlichen Kultur. Sie haben darin eine wichtige Gemeinsamkeit und brauchen einander. Der Jurist kann durch die Beschäftigung mit Literatur die Grenzen seiner Disziplin erkennen und überwinden.

Die hier versammelten Beiträge mögen zeigen, dass die Schatzkammer der Literatur nicht nur geistigen Genuss bringen kann, sondern dem Juristen auch lehrsame Erkenntnis. Die Lektüre z. B. des "Don Carlos" ist für das tiefere "Verstehen" der Verfassung wesentlich wichtiger als das Lesen langer Passagen von Grundgesetz-Kommentaren. Die Annäherung des Rechts an die Literatur und der Literatur an das Recht erfolgt über ein Gedicht Rilkes und zwei Dramen Schillers. Diese drei Werke sind Glanzpunkte der deutschen Dichtung:

Die einsame Melancholie von Rilkes so deutungsoffenem "Panther" kann auch der zweifelnden Selbstreflexion des Juristen dienen. Denn was dem Panther die Stäbe sind, sind dem Juristen die Paragraphen: "[...] und hinter tausend Normen keine Welt". Es ist Lyrik, die gleichnishaft das Leben des Menschen, aber eben auch des Juristen deutet. Schillers "Don Carlos" führt demgegenüber ins Herz des freiheitlichen Verfassungsdenkens. Hier ist die gesamte Staatsphilosophie der Aufklärung in Worte gefasst worden, die unvergleichlich sind. "Ich genieße die Gesetze" - der Kernsatz des Marquis Posa gehört zum Gemeinbestand der westeuropäischen Verfassungstradition. Mit "Wilhelm Tell" schließt der Band. Schillers "Tell" entwirft ein anspruchsvolles und humanes Wertekonzept über das Zusammenleben von Menschen in einem Staat, ein Konzept, dass häufig missverstanden und bisweilen auch missbraucht worden ist. Die Rezeptionsgeschichte des Werkes, insbesondere in Preußen, in NS-Deutschland und der DDR, eröffnet wichtige Einblicke in die Kultur- und Rechtsgeschichte seit dem 19. Jahrhundert.

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