Die 20er Jahre mit den Korffs
1923. Philipp Korff hat während seines Aufenthaltes in New York seine große Liebe in der Amerikanerin Scarlett Wilson gefunden und sich mit ihr verlobt. Dass Scarlett unheilbar krank ist, weiß Philipp ...
1923. Philipp Korff hat während seines Aufenthaltes in New York seine große Liebe in der Amerikanerin Scarlett Wilson gefunden und sich mit ihr verlobt. Dass Scarlett unheilbar krank ist, weiß Philipp und setzt alles daran, seiner Liebsten zu helfen. Zusammen mit ihr reist er nach Europa, um mit ihr sowohl Dr. Borsche in Berlin als auch Dr. Freud in Wien aufzusuchen und eventuell einen Heilungsweg für Scarletts Krankheit zu finden. Gleichzeitig verbinden die beiden Verliebten die Reise mit Besuchen bei Philipps Familie. In Berlin treffen sie auf seine Mutter, zu der Philipp seit einigen Jahren so gut wie gar keinen Kontakt hatte. In Wien endlich ziehen sie bei Philipps Vater Maxim Korff in sein Gutshaus an der Donau ein, um sich kennenzulernen. Europa ist in einer Umbruchsphase, Österreich ein aufgesplittertes Land, und Hitler, der noch im Gefängnis sitzt, wird mit seinen Ansichten langsam zum Hoffnungsträger von vielen und Maxim unterstützt ihn dabei…
Michael Wallner hat mit seinem Buch „Als die Hoffnung uns gehörte“ den zweiten Band seiner Korff-Saga vorgelegt, der leider nicht so sehr fesseln kann wie der erste Teil „In Zeiten der Liebe und des Krieges“. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen, um immer wieder im Wechsel an der Seite der Protagonisten zu stehen und die einzelnen Schicksale mitzuverfolgen, während die damaligen gesellschaftlichen Ansichten im Hintergrund gut mit der Geschichte verwoben werden und die Informationen über Hitlers langsamen Aufstieg in der politischen Landschaft aufgezeigt werden. Überhaupt ist die Umbruchszeit im Handeln und Denken der Menschen interessant zu lesen. Gleichzeitig erfährt der Leser über die unterschiedlichen Behandlungsansätze in Bezug auf Scarletts Krankheit und die damals bekannten Ärzte Borsche und Freud, die bis in die heutige Zeit medizinischen Einfluss haben. In wechselnden Perspektiven steht der Leser mal an der Seite von Philipp und Scarlett, mal an der von Ludwig, Katharina oder Maxim und erlebt jeden auf seine Art, wie sie mit den Gegebenheiten umgehen. Ein Spannungsbogen ist in diesem Buch nicht zu finden, dafür darf der Leser einige Reisen erleben, denn nicht nur New York und Wien sind Handlungsorte, sondern auch Berlin, Kuba und Pennsylvania stehen auf dem Reiseplan.
Die Charaktere bleiben in diesem Teil ein wenig blass, der Leser steht bei der Lektüre eher außen vor und beobachtet das Treiben der einzelnen Protagonisten. Einzig Scarlett kann das Herz des Lesers erwärmen, denn sie geht als junge Frau mit ihrem Schicksal erstaunlich gefasst um, genießt das Leben in vollen Zügen und will so viel erleben, wie möglich. Maxim ist in diesem Buch eher von gesetzterer Natur, er wirkt weniger bedrohlich und herrisch. Auch Gattinger ist eher eine Randerscheinung. Philipp wirkt wie ein weichgespülter verliebter Tropf, was man ihm aber durchgehen lassen kann. Seine Fürsorge ist nicht nur liebenswert, sondern für die damalige Zeit auch sehr anständig.
„Als die Hoffnung uns gehörte“ ist der leider etwas langatmige Mittelteil der Korff-Trilogie, in der nicht viel passiert und eher informativ ist, wenn es um die politischen Entwicklungen geht. Der letzte Band wird hoffentlich wieder etwas fesselnder.