Cover-Bild Das Buch der seltsamen neuen Dinge
25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 688
  • Ersterscheinung: 12.03.2018
  • ISBN: 9783036957791
Michel Faber

Das Buch der seltsamen neuen Dinge

Malte Krutzsch (Übersetzer)

Was verbindet zwei Menschen, selbst wenn sie Lichtjahre voneinander entfernt leben? Pastor Peter Leigh wird auf die Reise seines Lebens geschickt: Er soll auf einem mehrere Galaxien entfernten Planeten die dortigen Einwohner missionieren. Während Peter sich schnell an die Besonderheiten des fremden Planeten gewöhnt, durchlebt seine Frau Bea auf der Erde eine tragische Zeit. In ihren Nachrichten aneinander versuchen sie, ihre Liebe aufrechtzuerhalten. Wie können sie diese gewaltige Distanz, der noch nie zuvor eine Beziehung ausgesetzt war, überbrücken, um ihre Liebe und ihr gemeinsames Leben zu retten?

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.08.2018

Es ist ein besonderer Zauber, der sich langsam über die Lektüre legt und bis zum Ende nicht verschwinden wird.

0

Michel Faber, Das Buch der seltsamen neuen Dinge, Kein & Aber 2018, ISBN 978-3-0369-5779-1

Der Schriftsteller Michel Faber ist in der gegenwärtigen Literaturszene eine Ausnahmeerscheinung. Während so ...

Michel Faber, Das Buch der seltsamen neuen Dinge, Kein & Aber 2018, ISBN 978-3-0369-5779-1

Der Schriftsteller Michel Faber ist in der gegenwärtigen Literaturszene eine Ausnahmeerscheinung. Während so mancher fast jährlich einen neuen Roman vorlegt, hat Faber sich für dieses Werk, und als solches muss man es bezeichnen, mehr als sechs Jahre Zeit gelassen.
Es ist ein Roman, der davon erzählt, was der Glaube alles aushalten kann, und es schimmert an vielen Stellen die Trauer um seine Frau durch, die während der Entstehung dieses Romans an Krebs erkrankte und starb.

Der Rom erzählt die Geschichte des Geistlichen Peter Leigh, der in einer in der Zukunft liegenden Zeit von dem Großkonzern USIC auf einen ferne Planten namens Oasis geschickt wird. Zu seiner großen Überraschung nehmen die dortigen Bewohner die biblischen Geschichten, die Leigh ihnen erzählt, ganz begierig auf. Sie nennen die Bibel „Das Buch der seltsamen Dinge“.

In vielen Briefen berichtet er seiner zu Hause gebliebenen Frau Bea von dieser offensichtlich bequemen Mission. Sie dagegen berichtet in ihren Briefen an ihren Mann Peter von einer alten Welt, in der Erdbeben und Flutwellen ganze Staaten vernichten, Lebensmittel zur Mangelware werden und sich Chais allenthalben ausbreitet. Doch für Peter ist das alles sehr weit weg: "Unter den gegebenen Umständen war es schwierig, Gefühle festzuhalten und ihnen einen Namen zu geben. Er konnte sich allenfalls noch einen Reim auf die Geschehnisse auf Oasis machen, aber auch nur, weil er am selben Ort war. Herz und Verstand waren in seinem Körper gefangen, und sein Körper war nun mal hier."

All das erzählt Michel Faber in einer wunderbar leichten Prosa, langsam und intensiv und den Leser auf betörende Weise mitnehmend. Immer wieder geht es ihm um den Glauben, darum, wie er sich zeigt und war er alles zu ertragen weiß. Der Roman kreist beständig um die Themen Erinnern und Vergessen, Fremdheit und Vertrautheit, um Nähe und Abschied.
Während seine ursprüngliche Welt der Zerstörung anheimfällt, entfernt sich Peter auf Oasis immer weiter. Die Trauer um seine Frau ist auf vielen Seiten zu spüren. Dennoch hat Michel Faber ein Werk geschaffen, in dem man als Leser ganz aufgeht. Es ist ein besonderer Zauber, der sich langsam über die Lektüre legt und bis zum Ende nicht verschwinden wird.


Veröffentlicht am 25.06.2018

Ein Genre-loses Werk, das mit einer einzigartigen Story-Idee überzeugt, aber ein wenig langatmig ist.

0

Ein mysteriöser goldener Brief trudelte vor einer Weile in meinem Briefkasten ein, ein Brief von einem Peter, der sich an einem verrückten Ort zu befinden scheint. Später dann die Auflösung: Es handelt ...

Ein mysteriöser goldener Brief trudelte vor einer Weile in meinem Briefkasten ein, ein Brief von einem Peter, der sich an einem verrückten Ort zu befinden scheint. Später dann die Auflösung: Es handelt sich um Michel Fabers von seinen Fans lang ersehnten neuen Roman „Das Buch der seltsamen neuen Dinge“. Ein wunderschönes Cover, eine wahnsinnig interessante und originelle Geschichte, doch schreckte mich die Länge dieses Buches mit seinen fast 700 Seiten ab. Doch der Kein & Aber Verlag war anscheinend so davon überzeugt, dass mir dieser Wälzer gut gefallen wird, denn kurze Zeit nach dem goldenen Briefchen fand ich den kleinen Klops wartend im Briefkasten. So viel kann ich schon vorwegnehmen: Wie gut, dass ich ein wenig zum Lesen „genötigt“ wurde! ? Die Grundidee der Geschichte ist auch schnell zusammengefasst: Ein Pastor namens Peter soll seine Frau Bea, seinen Kater Joshua und vor allem seinen Heimatplaneten zurücklassen, um auf einem fremden Planeten namens Oasis zu missionieren. Die dort ansässigen Außerirdischen kennen Jesus und die Bibel (das „Buch der seltsamen neuen Dinge“) bereits, doch sind die vorherigen Priester verschwunden und Peter soll der Ersatz sein. Spannende Fragen kommen nach den ersten Seiten direkt in meinen Sinn: Wie sieht der Planet aus, wie die Außerirdischen? Wie kann Peter sich mit ihnen verständigen? Wieso haben Aliens auf einem fremden Planeten Bedarf nach Religion? Und wird Bea Peters Abwesenheit verkraften? Und ist Jesus auch für die Sünden der Oasier gestorben, lässt sich eine Religion einfach auf eine andere Spezies auf einem fernen Planeten übertragen?

"Sein ganzes Leben – das begriff er, als jetzt die Fassaden der unbekannten Stadt vor ihm aufragten, Horte unvorstellbarer Wunder –, sein ganzes Leben gipfelte in diesem Moment."

Michel Fabers Werk lässt sich keinem Genre so richtig zuordnen, deshalb hat sich zunächst auch kein deutscher Verlag „erbarmt“, sein Buch zu verlegen. Zu religiös, zu esoterisch, zu viel Science Fiction. Doch so richtig Sci-Fi ist es nicht, genauso wenig wie ein Religionsratgeber. „Das Buch der seltsamen neuen Dinge“ lässt sich nur ganz schwer in eine Schublade stecken, und das macht dieses Buch — neben der fantastisch originellen Story — zu etwas Besonderem. Der Autor erzählt die Geschichte um Peter und Bea und ihre „Fernbeziehung“ so emotional geladen, dass man als Leser richtig mitfiebern muss. Als es endlich zum ersten Zusammentreffen zwischen Peter und den Außerirdischen kommt, war ich dann so in der Story versunken, dass mich deren Art anfangs noch gar nicht gestört haben. Doch nach 300, 400 Seiten kommen Fragen auf: Warum interessieren sich diese Aliens für eine Religion von der Erde? Wie kommt es, dass die Außerirdischen einigermaßen Englisch sprechen können — Wie lange geht diese Mission bereits? Was kann ein christlicher Gott den Oasiern bieten? Leider bleiben diese Fragen leider unbeantwortet, Peter scheint sich selbst auch nicht zu wundern, wieso dieser Bedarf besteht.

Der Erzählstil Fabers gefällt mir gut, atmosphärische (teils etwas langatmige) Beschreibungen der Szenerie erschaffen ein lebendiges Bild von Oasis und den Menschen, die dort arbeiten und leben. Peter und Bea sind runde Charaktere, jeder von ihnen erhält eine umfassende Hintergrundstory, und der Eindruck entsteht, es könnte sich um reale Personen handeln. Wir erfahren, dass Peter vor seiner Zeit als Pastor obdachlos, drogenabhängig und Alkoholiker war und die Liebe zu Gott sein Leben um 180 Grad gewendet hat. Obwohl ich Atheist bin, hat es mir gefallen, von seinem Lebensweg zu lesen und wie der Glaube an Gott ihm geholfen hat, sein Leben zum Besseren zu bekehren. Dass er daher Pastor geworden ist, erscheint plausibel. Generell erscheint mir alles an Michel Fabers Welt realistisch, sogar der fremde Planet, selbst wenn es dort eine Art „tanzenden Regen“ gibt, der schon ein wenig surreal anmutet. Aber andererseits: Was wissen wir schon von fremden Planeten in fernen Galaxien und deren Physik und Umwelt? Richtig, nicht viel. Daher erscheint es mir überhaupt nicht unplausibel, dass es einen Planeten ohne Seen und Meere geben kann, auf dem trotzdem Leben entstanden ist. Faber macht hier alles richtig, und dennoch hatte ich das Gefühl, dass er sich zu viel Zeit gelassen hat, seine Erzählung auf den Punkt zu bringen. 680 Seiten sind doch arg lang, und von wie vielen Besuchen Peters bei den Oasiern muss man erfahren?

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/michel-faber-das-buch-der-seltsamen-neuen-dinge