Wenn einer eine Reise tut...
Meine Rezension
«Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen», so sagte einmal der Deutsche Dichter Matthias Claudius. Wenn dieser jemand dann auch noch vom Chiemsee bis zum äussersten Westen ...
Meine Rezension
«Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen», so sagte einmal der Deutsche Dichter Matthias Claudius. Wenn dieser jemand dann auch noch vom Chiemsee bis zum äussersten Westen Irlands reiste und dabei noch seine Frau dabei hat, ja und wenn er diese 5253,2km lange Reise auch noch mit einem Motorrad macht, ja, dann kann er wahrlich viel erzählen. So geschehen im Buch «Zweimal Fish and Chips, please!» von Mick Saunter.
Mick Saunter mit seiner 35-jährigen Yamaha XJ 750, Helga mit ihrer nagelneuen 750er Honda Spirit, entschliessen sich die beiden Rentner «on the road» zu gehen und eine Tour von Deutschland quer durch Europa bis nach Irland zu machen. Da nur wenige Dinge geplant werden, beginnt für die Beiden ein Abenteuer, welches sie so schnell nicht vergessen werden.
Der Reisebericht folgt dem Ehepaar auf ihrer Tour durch Deutschland, Frankreich, England und Irland (und auf der Rückreise weitere Länder wie Belgien). Mick Saunter hält dabei Gedanken, Überlegungen aber auch gemachte Erlebnisse fest, welche den Leser gleichermassen faszinieren und zum Schmunzeln bringen. Dabei lässt er kaum etwas aus; wer möchte, könnte sogar die Anzahl «Nase pudern» (= Pinkelpausen) mitzählen. Doch dies macht das Buch gerade so lesenswert. Der Autor gibt dem Leser sämtliche Informationen, die er erlebt hat. Kurz du bündig. Der Leser kann dann selber entscheiden, was ihm wichtig ist und was er schneller durchlesen möchte. Trotz all dieser Infos tendiert der Bericht an keiner Stelle dazu, zu langatmig zu werden – im Gegenteil. Er ist stets unterhaltsam.
Einen wichtigen Stellenwert hat natürlich das Motorrad im Bericht. Klar, der Untertitel lässt schon darauf schliessen («Mit dem Motorrad durch Irlands Westen und Südengland»), doch zeigt Mick Saunter hier, dass er ein ‘Mopped’-Kenner ist. Immer wieder werden Anekdoten von ihm, seiner Frau oder Menschen, die sie unterwegs getroffen haben, eingebaut. Mir als nicht Motorradkenner – ich fahre selbst nur einen Roller Peugeot Speedfight 2 – sagten all die Bezeichnungen wenig. Dennoch war es interessant zu lesen, wie unterschiedlich die Motorräder doch sind, obschon sich «nur» die Nummern ändern (eine Yamaha XJ 750 ist offenbar deutlich seltener als eine 900er).
Wer viele geschichtliche Hintergrundinformationen zu Städten oder Denkmälern erwartet, oder eine Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten, aufgelistet nach Nähe zum Zentrum und Preis, möchte, der wird mit diesem Buch kaum glücklich. Aber das ist auch kaum die Aufgabe eines Reiseberichts. Dieses Buch zeigt die Reise, wie sie war – ungeschminkt und mit allen Auf und Abs, die die Beiden erleben durften. Durch den Schreibstil von Mick Saunter – er baut immer wieder Dialektworte oder Englische Sätze und Ausdrücke ein – bekommt das Buch etwas lockeres, alltägliches. Es liest sich sehr schnell und die Informationen, welche dem Leser vermittelt werden, sind leicht zu verdauen. Mir persönlich gefällt der Schreibstil sehr.
Mein Fazit
Der Reisebericht weckt bei allen, die schon mal in Irland waren, Erinnerungen. Mick und Helga fahren immer wieder – im Linksverkehr, welcher so seine Tücken hat – auch zu bekannten Sehenswürdigkeiten und lassen den Leser an ihren Gedanken über diese Sehenswürdigkeiten teilhaben. Der Titel selbst, passt übrigens wunderbar zum Buch. Fish and Chips ist nicht nur das inoffizielle Nationalgericht, es schmeckt den Beiden auch ausgezeichnet und ist auch dann noch zu haben, wenn eigentlich schon alle Restaurants geschlossen sind.
Wenn einer eine Reise tut, diese schriftlich festhält und veröffentlicht, dann haben ganz viele auch was von der Reise. Ein toller Reisebericht für alle ‘Mopped’-Fans (und solche, dies noch werden wollen).