15,00
€
inkl. MwSt
- Verlag: Kessel, Norbert
- Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Lyrik, Poesie
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 116
- Ersterscheinung: 18.08.2014
- ISBN: 9783941300927
Vergängliche Spuren
儚い足跡 ミキ サカモト
Nachgedanken zur Naturlyrik von Miki Sakamoto
Naturlyrik schöpft aus Eindrücken und Stimmungen, die Tiere, Pflanzen, Landschaften oder Naturvorgänge auslösen. Dass diese in den Gedichten häufig „vermenschlicht“ werden, ist uns geläufig. Man weiß, dass eine Allegorie gemeint ist, wenn „der Winter“ kommt oder die Vögel (etwas) „künden“.
Anders verhält es sich, wenn in der Lyrik Lebewesen oder Naturvorgänge unpassend oder ganz falsch bezeichnet werden. Mag das Geschriebene auch noch so sprachgewaltig und literarisch hochrangig sein, auch Lyriker blamieren sich, wenn ihre Texte schlicht Unkenntnis ausdrücken. Naturkennern würde es nicht nachgesehen, Namen, Stilrichtungen oder Perioden in Literatur und Kunst heillos durcheinander zu bringen. Doch so manches Blümchen oder Vögelein macht in Gedichten gezwungenermaßen eine Bruchlandung. „Gespür“ allein reicht nicht immer.
Menschliche Gefühle lassen sich zwar auf jede erdenkliche Weise ausdrücken, auch wenn noch so Abstruses dabei herauskommt. Das steht jedem Lyriker offen. Wer aber Spinnenangst auf die Spinnen selbst überträgt oder Raben und Krähen mit dem Bösen verbindet, nur weil diese schwarz und ihm/ihr ansonsten unbekannt sind, macht keine Naturlyrik, sondern schlichten Unfug. Davon gibt es allerdings mehr als genug.
Anders die fernöstliche Naturlyrik. Sie ist in sich ebenso stimmig, wie sie mit der Natur übereinstimmt, sogar in der verkürzten Form des Haiku. Japanische und chinesische Naturlyrik entzieht sich Modeströmungen; sie bleibt schlicht und zeitlos. Sie drückt Natur angemessen aus, weil sie diese wahrgenommen hat. Nicht oberflächlich; auch dann nicht, wenn die Zeilen lediglich schlichte Beschreibung eines Augenblicks in der Natur zu sein scheinen. Diese Schlichtheit macht fernöstliche Lyrik nicht anmaßend. Die Natur und ihre Lebewesen könnten sich selbst darin erkennen. Und zwar als Partner und nicht als erdachte Kulisse für einen der Natur letztlich doch entfremdeten Geist. Sie vermitteln Stimmungen, die stimmen, weil sie mit der Natur übereinstimmen.
Die Gedichte von Miki Sakamoto folgen dieser fernöstlichen Tradition. Sie schildern Momente. Sie lassen teilhaben an Erlebnissen in der Natur. Was sie beschreiben, geschah wirklich. Wer die Natur kennt, wird sich in diesen Gedichten mit eigenen Eindrücken wieder finden können und sie damit vielleicht erweitern wollen. Oder die Autorin um das Erlebte ein wenig beneiden. Denn rar sind sie geworden, die Naturmomente, und flüchtig.
Josef H. Reichholf
im März 2014
Naturlyrik schöpft aus Eindrücken und Stimmungen, die Tiere, Pflanzen, Landschaften oder Naturvorgänge auslösen. Dass diese in den Gedichten häufig „vermenschlicht“ werden, ist uns geläufig. Man weiß, dass eine Allegorie gemeint ist, wenn „der Winter“ kommt oder die Vögel (etwas) „künden“.
Anders verhält es sich, wenn in der Lyrik Lebewesen oder Naturvorgänge unpassend oder ganz falsch bezeichnet werden. Mag das Geschriebene auch noch so sprachgewaltig und literarisch hochrangig sein, auch Lyriker blamieren sich, wenn ihre Texte schlicht Unkenntnis ausdrücken. Naturkennern würde es nicht nachgesehen, Namen, Stilrichtungen oder Perioden in Literatur und Kunst heillos durcheinander zu bringen. Doch so manches Blümchen oder Vögelein macht in Gedichten gezwungenermaßen eine Bruchlandung. „Gespür“ allein reicht nicht immer.
Menschliche Gefühle lassen sich zwar auf jede erdenkliche Weise ausdrücken, auch wenn noch so Abstruses dabei herauskommt. Das steht jedem Lyriker offen. Wer aber Spinnenangst auf die Spinnen selbst überträgt oder Raben und Krähen mit dem Bösen verbindet, nur weil diese schwarz und ihm/ihr ansonsten unbekannt sind, macht keine Naturlyrik, sondern schlichten Unfug. Davon gibt es allerdings mehr als genug.
Anders die fernöstliche Naturlyrik. Sie ist in sich ebenso stimmig, wie sie mit der Natur übereinstimmt, sogar in der verkürzten Form des Haiku. Japanische und chinesische Naturlyrik entzieht sich Modeströmungen; sie bleibt schlicht und zeitlos. Sie drückt Natur angemessen aus, weil sie diese wahrgenommen hat. Nicht oberflächlich; auch dann nicht, wenn die Zeilen lediglich schlichte Beschreibung eines Augenblicks in der Natur zu sein scheinen. Diese Schlichtheit macht fernöstliche Lyrik nicht anmaßend. Die Natur und ihre Lebewesen könnten sich selbst darin erkennen. Und zwar als Partner und nicht als erdachte Kulisse für einen der Natur letztlich doch entfremdeten Geist. Sie vermitteln Stimmungen, die stimmen, weil sie mit der Natur übereinstimmen.
Die Gedichte von Miki Sakamoto folgen dieser fernöstlichen Tradition. Sie schildern Momente. Sie lassen teilhaben an Erlebnissen in der Natur. Was sie beschreiben, geschah wirklich. Wer die Natur kennt, wird sich in diesen Gedichten mit eigenen Eindrücken wieder finden können und sie damit vielleicht erweitern wollen. Oder die Autorin um das Erlebte ein wenig beneiden. Denn rar sind sie geworden, die Naturmomente, und flüchtig.
Josef H. Reichholf
im März 2014
Meinungen aus der Lesejury
Es sind noch keine Einträge vorhanden.