Cover-Bild Zusammenwachsen
15,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziologie und Anthropologie
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Ersterscheinung: 02.08.2022
  • ISBN: 9783455014549
Musa Deli

Zusammenwachsen

Die Herausforderungen der Integration
 Vor gut 60 Jahren kamen die ersten Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland. Wo stehen wir heute, nach so vielen gemeinsamen Jahren? Musa Deli zeigt, wie sehr auch die dritte Generation noch von der Migration geprägt ist, und wie es besser laufen könnte.  
"Wir sind ein Land mit Migrationshintergrund", stellte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unlängst fest. Die deutsche Gesellschaft hat längst ein internationales Gesicht. Und doch fragen sich viele angesichts von jubelnden Erdogan-Fans in Köln oder protzenden migrantischen Jugendlichen in dicken Autos, ob die Integration wirklich gelungen ist.
Musa Deli kennt die Sorgen, Probleme und Hoffnungen der Deutschtürken von seiner Arbeit als Sozialpsychologe in Köln wie kaum ein anderer. Seine aus persönlicher wie allgemeingültiger Sicht geschilderte Geschichte der drei Generationen von Türken in Deutschland ist eine ebenso hellsichtige wie mitreißende Analyse der Lebenswirklichkeit in Deutschland in all ihren Facetten. Gerade in Hinblick auf die aktuelle Migration ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, was es bedeutet, in einem fremden Land aufzuwachsen.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei evaczyk in einem Regal.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2022

Integrationsdebatten und Alltag

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Wenn es um die Debatten zu Integration, Assimilierung, Tradition und Eigenständigkeit, Mehrheits- und Parallemgesellschaften geht, kann Musa Deli zweifellos mitreden - zum einen hat er als Sohn türkischer ...

Wenn es um die Debatten zu Integration, Assimilierung, Tradition und Eigenständigkeit, Mehrheits- und Parallemgesellschaften geht, kann Musa Deli zweifellos mitreden - zum einen hat er als Sohn türkischer Migranten, der selbst erst nach Jahren den Eltern nachgezogen ist, viel praktische Lebenserfahrung. Zum anderen kennt er als Leiter des Kölner Gesundheitszentrum für Migrantinnen und Migranten viele Probleme, Reibungspunkte und gegenseitige Missverständnisse aus dem Arbeitsalltag.

Sein Buch "Zusammenwachsen" ist nicht nur ein Plädoyer für gegenseitige Akezeptanz und Dialog, es macht aich deutlich, dass es eben nicht "DEN Migranten" gibt - und dies, obwohl er sich ganz überwiegen auf die türkeistämmige Community stützt. Eine Vielzahl von anderen Gruppen mit ihren jeweiligen Heruasforderungen, Problemen und Besonderheiten ist da noch gar nicht berücksichtigt.

Doch auch die türkische Commuity ist schließlich nicht homogen und nicht so, wie es aus der Perspektive von Stammtischdiskussionen oder soziologischen Hauptseminaren ausehen mag. Deli zeichnet auf, was die erste, zweite und dritte Generation von Migranten unterscheidet, berichtet von Kofferkindern und Heiratsmigration, von Lebensverhältnissen, demütigenden Erfahrungne, von Stolz und Diskriminierung, aber auch vom Verharren in Isolation, sozialem Druck innerhalb der Community und der wachsenden Entfremdung von der "Heimat", die die "Almansi" oder Deutschtürken machen.

Manchmal gerät allerdings auch bei Deli der Blick nicht über den Tellerrand. Die soziale Frage wird (wieder einmal, das fällt mir in Texten zu Migration immer wieder auf) ausgeklammert. Diskriminierung auf dem Wohmumgsmarkt, in der Schule, ungleiche Bildungschancen - das betrifft eben nicht nur Menschen mit einer Migrationsgeschichte. Und umgekehrt flieht nicht jeder Migrant aus der Armut, sondern kommt als Doktorand, Unternehmer, Spezialist usw durchaus mit ganz anderen Erfahrungen, Hintergründen und Perspektiven als diejenigen, die einst als "Gastarbeiter" aus entlegenen Orten in Anatolien geholt wurden.