Dystopie mit Bezug zur Realität
Was für ein Klappentext! Schon beim Lesen bekommt man ein mulmiges Gefühl, weshalb ich „Dry“ unbedingt lesen wollte.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, sodass man förmlich durch die Seiten ...
Was für ein Klappentext! Schon beim Lesen bekommt man ein mulmiges Gefühl, weshalb ich „Dry“ unbedingt lesen wollte.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, sodass man förmlich durch die Seiten fliegt. Allerdings hat mir der niedrige Spannungsbogen ein wenig die Laune vermiest. Die Geschichte fängt wirklich gut an. Wir lernen die 16-jährige Alyssa kennen, die in Kalifornien wohnt. Zwei Wochen vor Beginn der Sommerferien gibt es plötzlich kein Wasser mehr aus dem Hahn. Die Medien nennen die Katastrophe „Tap-Out“. Als Hilfe versprochen wird, machen sich Alyssas Eltern auf dem Weg Richtung Meer, wo Meerwasser aufbereitet werden soll. Alyssa bleibt also mit ihrem 10-jährigen Bruder Garrett zurück und wartet auf ihre Eltern – die jedoch nicht mehr nach Hause kommen. Mit ihrem Nachbarn Kelton, der schon seit Jahren in Alyssa verknallt ist, machen sie sich auf die Suche nach ihren Eltern. Dabei wächst die Gruppe weiter an. Aber wie lange werden sie überleben? Schon jetzt drehen die Menschen immer mehr durch. Skrupellos prügeln und ermorden sie ihre Mitmenschen. Ob sie überleben? Das müsst ihr selbst rausfinden!
Die Erzählperspektive wechselt zwischen den Protagonisten Alyssa, Kelton, Jaqui und Henry. Wir erhalten somit viele verschiedene Ansichten. Man merkt, wie unterschiedlich sie denken und handeln, während sie alle dieselbe Situation durchleben. In den ersten Kapiteln, als die Wasserknappheit beginnt, spürte man leichte Panik bei Alyssa und Kelton. Anschließend habe ich davon jedoch gar nichts mehr bemerkt. Irgendwie haben die Jugendlichen keinen Gedanken mehr daran verschwendet bzw. es wurde zur Nebensache. Die Emotionen kamen mir zu kurz. Das konnte ich nicht verstehen, immerhin sind sie kurz vorm Sterben und sind total entspannt. Mir wäre es lieber gewesen, wenn es mal einen Zusammenbruch o.ä. gegeben hätte. So war es für mich unrealistisch, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass man in solch einer Situation nicht durchdreht.
Zwischendurch gibt es Snapshots von Außenstehenden, die den Tap-Out von außen näherbringen, zum Beispiel berichtet eine Reporterin aus dem Studio. Ist ganz nett, hätte man aber auch streichen können, da es für mich nur nebensächlich war.
Während des Lesens habe ich mir so oft die Frage gestellt: Was würde ich wohl tun, wenn das bei uns Realität werden würde? Was würde ich tun, um meine Familie zu beschützen? Würde ich für einen Schluck Wasser gar jemanden umbringen? Ich finde diese Fragen sehr schwierig und ergreifend, denn wie ich wirklich handeln würde, kann ich nicht ehrlich beantworten, solange bei mir noch Wasser fließt.
Die Idee finde ich sehr stark. Es ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern etwas, das man heutzutage wirklich befürchten muss. So nahe an der Realität, dass man von der Geschichte nur mitgerissen werden kann. Ich finde es gut, dass das Thema Klimawandel/Wasserknappheit im Buch behandelt wurde. Es hat das größte Ziel erreicht: Es regt zum Nachdenken an!
Von vielen habe ich zuvor gelesen, dass sie mit dem Ende nicht so ganz zufrieden sind. Ich für meinen Teil fand es auch nicht ganz zufriedenstellend, es handelt sich jedoch um ein Jugendbuch, das sollte man sich vor Augen halten. Dementsprechend finde ich es passend gewählt.
Fazit:
Eine Dystopie, die ganz nahe an der Realität vorbei schrammt, und mittendrin 5 Jugendliche, die ums Überleben kämpfen. Ergreifend, aber leider nicht so spannend und emotionsvoll wie erwartet.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim FISCHER Sauerländer Verlag, der mir das Rezensionsexemplar über NetGalley zur Verfügung gestellt hat.