Eine mystische Kriminalgeschichte in London
Meine Meinung
Basierend auf Neil Gaimans Kurzgeschichte »A Study in Emerald« aus dem Jahre 2003, welche kostenfrei auf seiner Homepage aufgerufen werden kann, haben Rafael Albuquerque (»American Vampire«, ...
Meine Meinung
Basierend auf Neil Gaimans Kurzgeschichte »A Study in Emerald« aus dem Jahre 2003, welche kostenfrei auf seiner Homepage aufgerufen werden kann, haben Rafael Albuquerque (»American Vampire«, »Batgirl«, »Batman«) und Rafael Scavone (»Hit Girl«, »Wonder Woman«, »Batman«) in einem genialen Crime-Mysterie Comic adaptiert, der die Welt von Arthur Conan Doyles »Sherlock Holmes« und H. P. Lovecrafts »Cthulhu-Mythos« miteinander verschmelzen lässt.
Alles beginnt mit der Begegnung eines Kriegsveteranen mit einem Mann im Laborkittel, dessen analytischer Verstand verblüffend ist. Die Junggesellen sind auf der Suche nach einer Wohnung, die sie sich teilen können und landen in der Baker Street. Spätestens jetzt hat man zusammen mit dem Titel, der sich auf die Kriminalgeschichte »Eine Studie in Scharlachrot« bezieht, in der Sherlock Holmes seinen ersten Auftritt hat, genügend Hinweise auf die Parallelen zu Doyles Meisterdetektiv gesammelt.
Es geht aber noch weiter. Die Herren bekommen Besuch von einem gewissen Polizeiinspektor, der ihre Hilfe in einem delikaten Mordfall benötigt. Am Tatort in den Slums von London liegt eine Leiche in einer beträchtlichen Blutlache, die aufgrund der adligen Abstammung des Opfers grünleuchtend schimmert. Mit ebendiesem Blut hat der Täter eine Botschaft an der Wand hinterlassen. Die Einflüsse von Lovecrafts alienhaften Monstern, die in den höchsten Kreisen, so auch im Königshaus zu finden sind, kommen nun zum tragen. Und so liegt es an dem deduktiven Geschick des polizeilichen Beraters, die richtigen Schlüsse zu ziehen und den Verantwortlichen dingfest zu machen. Doch als Leser sollte man hier nicht voreilig seine Schlüsse ziehen, denn Gaiman hat noch einen phänomenalen Plottwist im Ärmel versteckt.
Gaiman verbindet in seiner Crime-Mysterie Geschichte nicht nur Anspielungen auf Holmes und den Cthulhu-Mythos, sondern lässt auch anderweitige Klassiker aus der düsteren Literatur, wie z. B. Shelleys »Frankenstein« oder Stevensons »Doktor Jekyll und Mister Hyde« einfließen und liefert Fans dieser Schriftsteller zahlreiche feingeschliffene Details.
Da ich selbst weder die Geschichten von Doyle noch von Lovecraft bisher gelesen habe, und ich daher mein Wissen nur aus den Serien und Filmen ziehe, war ich sehr dankbar für das ausführliche Glossar von Jens R. Nielsen, in dem die Verweise und Andeutungen aufgedröselt werden. Dennoch bin ich mir sicher, dass die Geschichte auf eingefleischte Leserinnen der berühmten Schriftsteller noch viel besser wirken kann.
Die schwungvollen Illustrationen von Rafael Albuquerque, die besonders durch die ausdrucksstarke Mimik der Protagonisten bestechen, entwickeln im Zusammenspiel mit den lebendigen Farben Dave Stewarts eine ganz eigene Sogkraft, und sind damit eine wahre Augenweide. Alleine schon aufgrund dieses tollen Artworks lohnt es sich, ein Blick in den Comic zu werfen.
Fazit
»Eine Studie in Smaragdgrün« ist zwar in erster Linie ein absolutes MUST-READ für echte Sherlock Holmes- und Lovecraft-Fans, kann aber auch Leserinnen mit einem Faible für mystische Kriminalgeschichten einen fesselnden Trip durch ein literarisch verdichtetes London mitnehmen.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 26.07.2020