ein Werk das unter die Haut geht und zum nachdenken bringt
Mich hat “Die Farbe von Milch” vor einiger Zeit so unendlich überrascht und wahnsinnig berührt, das ich unbedingt auch ihr neues Werk lesen musste.
Ich war besonders darauf gespannt, mit welcher Thematik ...
Mich hat “Die Farbe von Milch” vor einiger Zeit so unendlich überrascht und wahnsinnig berührt, das ich unbedingt auch ihr neues Werk lesen musste.
Ich war besonders darauf gespannt, mit welcher Thematik Nell Leyshon sich diesmal auseinandersetzen würde.
Ich kam auch ohne Probleme sehr gut ins Geschehen rein.
Hierbei wurde das Buch in drei Teile gegliedert und spielt auf verschiedenen Zeitebenen.
Was mir persönlich etwas Probleme bereitete, das dies nicht richtig gekennzeichnet war.
Tatsächlich wurde es mir nur bewusst , weil die Charaktere unterschiedliche Namen in der jeweiligen Zeit trugen.
Da hätte ich mir eine deutliche Abgrenzung gewünscht.
Wer Nell Leyshon kennt, weiß wie wundervoll und atmosphärisch sie schreiben kann.
Einfühlsam, voller Facetten und voller Eindringlichkeit.
Sie schreibt als würde sie mit der Feder die Welt erkunden. Sie wirft Blicke auf Details die wir als selbstverständlich erachten. Ja, die wir eigentlich kaum noch sehen. Sie beleuchtet es von allen Seiten und das ist einfach wunderschön.
Voller Poesie und einer Neugier und Weisheit geprägt, das es einfach total unter die Haut geht.
Auch hier hat sie mich mit ihren wundervollen Details und ihrer Sprachgewalt einfach unglaublich berührt und begeistert.
Dagegen hatte ich mit der Story selbst so leider meine Probleme.
In dieser Geschichte geht es um Zofia und Pawel.
Dabei erfahren wir von beiden die Perspektiven.
Im Klappentext steht, es ist eine fesselnde Mutter-Sohn Geschichte.
Es sind zwei Leben und eine gemeinsame Vergangenheit. Womit es den Kern auf den Punkt trifft.
Die Vergangenheit ist prägnant und trägt ihre Spuren bis in die Gegenwart.
Geprägt von Schuld, Einsamkeit und Identitätsverlust.
Besonders Pawel hat sich seinen Platz in meinem Herzen erobert. Seine Neugier , der Drang alles zu erkunden und sich nicht von der Dunkelheit um ihn herum einholen zu lassen.
Ein so wunderbares Kerlchen, was mich einfach sehr berührt hat. Zu Zofia dagegen hatte ich nicht wirklich einen Draht. Sie schien immer Abstand zu nehmen. Mir war, als wäre da eine Mauer , die mich von ihr trennte. Aber genau so war Zofia. Immer etwas unnahbar, die Gefühle unterdrückt. Selbst im Alter verlor sich das nicht. Stattdessen hatte ich das Gefühl, sie verlor ein Stück von sich selbst.
Die Mutter – Sohn Beziehung war interessant zu beobachten und keinesfalls so eine enge und intensive Bindung, wie ich erhofft hatte.
Aber sie hatten einen Draht zueinander, der sich niemals verlor.
Leider konnte mich diese Geschichte nicht so sehr packen und bewegen, wie ich mir das gewünscht hätte.
Es schlichen sich schnell mal ein paar Längen ein, was ich als wirklich schade empfand.
Besonders im Teil “Im Wald” wusste ich nicht so recht, was ich damit anfangen sollte. Es endete für mich auch zu abrupt. Dagegen konnten mich die Abschnitte in der Gegenwart wirklich gut unterhalten.
Man hat gespürt wie schwer es Zofia fiel, sich in der neuen Welt zurechtzufinden, ganz anders als Pawel.
Sie sieht sich mit Dingen konfrontiert, die an ihr zehren, die nicht so recht in ihr Weltbild passen und dann ist da noch die Vergangenheit, die immer mehr nach ihr greift und sie nicht zur Ruhe kommen lässt.
Man spürt einfach , das Sie niemandem zur Last fallen möchte und am liebsten in ihrer eigenen kleinen Blase lebt.
Ja, es hat mich beschäftigt und mich auch zum nachdenken gebracht. Aber ich fühlte mich auch etwas verloren und wie zerrissen.
Denn einerseits hat mir das Werk aufgrund ihres Schreibstils außerordentlich gut gefallen. Aber andererseits war kaum überraschendes zu verzeichnen und ich hatte mir einfach viel mehr erhofft.
Schlussendlich ist es zwar eine wirklich poetische und bewegende Geschichte. Aber die Charaktere und die Story waren mir einfach etwas zu blass und ja, es fühlt sich für mich einfach so unfertig an.
Als würden noch Emotionen und Worte in der Luft schweben, die es nicht aufs Papier geschafft haben.
Sie zeigt auf, wie schwer man es nach so einer tragenden Vergangenheit hat und wie schwer es einfach ist , sich anzupassen und zu leben.
Im Leben anzukommen und sich einzufügen.
Leider konnte es mich nicht ganz erreichen und nicht völlig von sich überzeugen.
Fazit:
Ich habe “Die Farbe von Milch” so geliebt .
“Der Wald ” konnte mich dagegen nur teilweise mitnehmen.
Eine Geschichte voller Weisheit und Poesie.
Es erzählt von Einsamkeit, Identitätsverlust und Schuld und Trauer.
Eine Geschichte die unglaublich sprachgewaltig ist und mich mit wundervollen Details berührt hat.
Eine Mutter-Sohn Geschichte die bewegt und von Höhen und Tiefen begleitet ist.
Für mich gab es ein paar Längen und Schwächen, weshalb es mich einfach nicht völlig überzeugen konnte.
Es fühlte sich einfach so unfertig , so verloren an.
Als würde etwas in der Luft schweben, aber nicht recht zum Ausdruck kommen.
Dennoch ein Werk das unter die Haut geht und zum nachdenken bringt.