"Aus der Geschichte können wir viel lernen." Mit dieser Überzeugung habe ich das Buch aufgeschlagen und es ist in unserem Haus eine Geisteshaltung. Da das Thema bei uns so zentral ist, hab ich das Buch auch meinem Mann, der Alte Geschichte studierte, gezeigt vor der Besprechung.
"Wie du in diesem Buch siehst, hatten Kinder im Lauf der Geschichte nicht alle die gleichen Möglichkeiten." Auf ihre unterschiedlichen Möglichkeiten und ihre Lebensweisenneinzugehen, ist das Anliegen des Buches. Dabei wir nicht, wie ich vielleicht erwartet hätte und es von anderen Büchern kenne, chronologisch oder großgrafisch vorgegangen. Das Buch verschreibt sich ganz dem ja in der Geschichtsdidaktik auch modernen Ansatz von Alltags - und Ideengeschichte. Themen werden aufgegriffen und verschiedene Aspekte dessen beleuchtet. Kinder zu Hause. In der Schule. Bei Spiel und Sport. Bei der Arbeit. In aller Welt. Das sind die Schlagwörter, mit denen die Themen überschrieben werden. Das gibt einerseits einen besonderen Einblick. Verlangt aber auch ein wenig mehr von den Leser:innen ab: In welcher Zeit sind wir unterwegs (teilweise gibt es Jahreszeilen, teilweise Angaben wie bei den alten Römern, während der King-Dynastie, teilweise nur vage Angaben wie etwa seit Jahrhunderten/Jahrtausenden, wie etwa bei der verborgenen Stadt Kappadokiens)? Wo befinden sich diese Kinder (ich glaube nicht, dass jeder 6-Jährige Polynesien, Jemen oder Nicaragua kennt)? Hier denke ich, dass es eine Begleitung durch Erwachsene für Rückfragen braucht, da der Wissensstand der Kinder sicher unterschiedlich ist und teils doch einiges vorausgesetzt wird und ja auch Eugenbezeichnungen, etwa beim Essen verwendet werden, wo mich mein Sohn fragte: "Wie spricht man das eigentlich aus?". Auch für uns Erwachsene gab es noch viel Neues und Wissenswertes. Ich sag nur so viel- ich werde Maiskolben nie mehr mit gleichen Augen sehen
Insgesamt wirkt das Buch sehr ansprechend und optisch sehr gelungen.
Mir haben die Illustrationen optisch sehr gefallen. Textlich finde ich das Buch sprachlich über viele Teile gut gelungen. Es wird etwa von der indigenen Bevölkerung Nordamerikas gesprochen oder von Roma. An anderen Stellen hat mich die Begrifflichkeit doch gestört - an einer Stelle wird von Eskimos gesprochen, was vermieden hatte werden können. An manchen Stellen empfand mein Mann, dass sich die Informationen dann viel auf das 19./20. Jahrhundert bezogen, was ich zum Beispiel weniger so empfand. Dennoch hätte ich mir manchmal etwas weniger verschiedene Informationen etwas mehr in der Tiefe erklärt gewünscht. So wird doch einiges an Wissen vorausgesetzt oder muss ergänzt werden. Meine persönliche Lieblingsseiten waren etwa die über Kinder in Nicaragua, die gehörlos sind und eine eigene Sprache entwickelten, die über Hygiene und die besonderen Kinder. Hygiene gefällt mir deshalb, weil hier super dem Bild des fortschrittlichen Europas entgegengesetzt wird mit Versailles. Insgesamt finde ich das Buch ein schönes Buch mit kleinen Schwächen, die man als Leser:in selbst gut ausgeglichen kann durch Nachbesprechung und Begleitung.