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- Verlag: Wehrhahn Verlag
- Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 360
- Ersterscheinung: 27.08.2015
- ISBN: 9783865254627
Zuschauer im Eckfenster 1821/22 oder Selbstreflexion der Journalliteratur im Journal(text)
Mit einem Faksimile des »Zuschauers« vom April/Mai 1822
Üblicherweise liest man »Des Vetters Eckfenster« als Erzählung E. T. A. Hoffmanns mit Blick auf das Schicksal des gelähmten Vetters und das Erscheinungsdatum zwei Monate vor Hoffmanns Tod nicht selten mit autobiographischen Implikationen. Das vorliegende Buch schlägt, ausgehend vom Veröffentlichungsort des Textes, der Berliner Zeitschrift Der Zuschauer, in der »Des Vetter Eckfenster« vom 23. April bis zum 4. Mai 1822 in Fortsetzungen veröffentlicht wird, eine andere Lesart vor. Eine Lesart, die die Autorschaft des gesunden, den Gelähmten besuchenden und mit ihm aus dem Eckfenster schauenden Vetters ernstnimmt und die Publikation im Zuschauer ihm zurechnet.
Das Szenario stellt sich dann auf einmal sehr anders dar, konflikthaltig: Der eine, der schreibende und in Fortsetzungen veröffentlichende Vetter ist zugleich unübersehbar als illiterat markiert; der andere, der gelähmte Dichter, veröffentlicht nicht mehr. Nicht im Zuschauer, in dem seit 1821 vielerlei Schaulustige, unter ihnen auch E. T. A. Hoffmann, das Hauptstadttreiben beobachten und davon erzählen, journalistisch berichten, es rezensieren. Doch auch keine unsterblichen Werke in Buchform mehr. Diese Schreibblockade läßt sich zwar auch als kritischer Kommentar zum zeitgenössischen Literaturbetrieb lesen, nur bekümmert der sich nicht darum. Nicht einmal der eigene, literarisch unbedarfte Vetter tut das, erzählt und publiziert vielmehr auf eigene Hand. Signum dieses Erzählens und Publizierens in Fortsetzungen aber ist ein nur scheinbar nebensächlicher Blickfang: der dernier cri der hauptstädtischen Modewelt nämlich, der rothe Shawl…
In diesem journalliterarischen Horizont erscheint »Des Vetters Eckfenster« nicht als distinkt sich abschließendes literarisches Werk, sondern als Brennpunkt, in dem sich die in der Zeitschrift Der Zuschauer über den gesamten Erscheinungsverlauf 1821/22 ausgetragenen oder in Szene gesetzten Debatten um Autorschaft, Publikationsformen, Publikum, Stellenwert und Relevanz von Literatur sammeln und im Konflikt der Vettern scharfgestellt werden. Seine Grenzen hat der »Eckfenster«-Text somit bestenfalls im Zeitblatt Der Zuschauer, genaugenommen noch nicht einmal dort.
Das Szenario stellt sich dann auf einmal sehr anders dar, konflikthaltig: Der eine, der schreibende und in Fortsetzungen veröffentlichende Vetter ist zugleich unübersehbar als illiterat markiert; der andere, der gelähmte Dichter, veröffentlicht nicht mehr. Nicht im Zuschauer, in dem seit 1821 vielerlei Schaulustige, unter ihnen auch E. T. A. Hoffmann, das Hauptstadttreiben beobachten und davon erzählen, journalistisch berichten, es rezensieren. Doch auch keine unsterblichen Werke in Buchform mehr. Diese Schreibblockade läßt sich zwar auch als kritischer Kommentar zum zeitgenössischen Literaturbetrieb lesen, nur bekümmert der sich nicht darum. Nicht einmal der eigene, literarisch unbedarfte Vetter tut das, erzählt und publiziert vielmehr auf eigene Hand. Signum dieses Erzählens und Publizierens in Fortsetzungen aber ist ein nur scheinbar nebensächlicher Blickfang: der dernier cri der hauptstädtischen Modewelt nämlich, der rothe Shawl…
In diesem journalliterarischen Horizont erscheint »Des Vetters Eckfenster« nicht als distinkt sich abschließendes literarisches Werk, sondern als Brennpunkt, in dem sich die in der Zeitschrift Der Zuschauer über den gesamten Erscheinungsverlauf 1821/22 ausgetragenen oder in Szene gesetzten Debatten um Autorschaft, Publikationsformen, Publikum, Stellenwert und Relevanz von Literatur sammeln und im Konflikt der Vettern scharfgestellt werden. Seine Grenzen hat der »Eckfenster«-Text somit bestenfalls im Zeitblatt Der Zuschauer, genaugenommen noch nicht einmal dort.
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