„...Johanna schickte einen leisen Gruß zu ihren alten Hauslehrer. Er hatte sie immer belehrt, wie wichtig die Kenntnis der örtlichen politischen Ränkesysteme war. […] Mangelnder Einfluss ließe sich nur durch einen Überfluss an Wissen wettmachen...“
Wir schreiben das Jahr 1796. Die französischen Revolutionstruppen stehen am Rhein. Bei Bonn kehrt Henri Benoit de Montfort, der als Mönch gekleidet ist, in ein Gasthaus ein. Dort benimmt sich gerade Herr von Hatzfeld daneben. Er macht einer Magd klar, was er von ihr erwartet.
Auf dem Gut des Freiherrn von Hallberg-Broich und Attenbach bittet Johanna ihren Vater, einen der Pächter die Abgaben zu erlassen. Auf dessen Hof hat es gebrannt.
Henri darf im Kloster übernachten. Dort tritt er allerdings auch auf Markus von Hatzfeld.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Sie lässt die Verhältnisse während des Kampfes am Rhein sehr lebendig werden. Rechtsrheinisch gelten die alten Regeln, linksrheinisch setzen die Franzosen die Prinzipien der Revolution durch.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die französischen Einschübe stören dabei nicht. Sie geben der Handlung ihre Authentizität.
Gut charakterisiert werden die Protagonisten. Johanna ist eine selbstbewusste junge Frau. Den Heiratsplänen ihrer Mutter steht sie ablehnend gegenüber. Ihr Vater hat ihr viele Freiheiten gelassen. Ihre gediegene Bildung verdankt sie einen Hauslehrer, mit dem sie noch im Briefwechsel steht. Das Eingangszitat bezieht sich darauf.
Henri ist aus der französischen Armee desertiert. Warum, entschließt sich im Laufe der Handlung. Auf ihn wartet eine ungewisse Zukunft. Gleichzeitig flammt immer wieder seine tiefe Traue auf.
Eine der Nebenfiguren gehört besonders erwähnt. Das ist der Mönch Ignatius. Der hat den christlichen Glauben im wahrsten Sinne des Wortes verinnerlicht. Er tritt jedem freundlich gegenüber, hat keine Vorurteile, sondern ein offenes Ohr für die Sorgen seines Nächsten. Er ist derjenige, der Henri in schwierigen Situationen ein Fürsprecher ist und ihm zur Seite steht. Im Gespräch sagt er folgenden Satz:
„...ich hätte dir auch geholfen, wenn du keine Kutte getragen hättest. So steht es in unseren Büchern geschrieben...“
Deutlich wird, dass es selbst in Adelskreisen unterschiedliche Einstellungen gibt. Während Johannas Vater für einen aktiven Kampf gegen die Franzosen ist, übt sich Herr von Hatzfeld im Stillhalten. Weitaus schwieriger aber das Verhalten seines Sohnes Herrmann einzuschätzen. Er fühlt sich vom Vater hinter Markus zurückgesetzt und nimmt gern das Recht in die eigene Hand.
Am Beispiel der Familie Pauls erhalte ich einen Einblick in das schwere Leben der Pächter. Sie kämpfen um das tägliche Brot. Glücklicherweise gibt es während der Weinlese im Kloster Verdienstmöglichkeiten für die Jungen.
Ab und an verwendet Henri an passende Stelle Zitat von Voltaire. Eines davon ist.
„...Die Verleumdung ist schnell, und die Wahrheit langsam...“
Schön ausgearbeitete Gespräche, die einen Einblick in die Gefühlslage der Protagonisten geben, gehören zu den stilistischen Feinheiten.
Ein Personenregister und Anmerkungen ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.