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- Verlag: Bibliothek der Provinz
- Themenbereich: Kunst
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 32
- Ersterscheinung: 08.11.2016
- ISBN: 9783990286258
Hieronymus Bosch in der Akademie der bildenden Künste Wien
Julia M. Nauhaus (Herausgeber)
Larry Silver: Ein einzigartiges Weltgericht
[…] Bosch ändert diesen Bildaufbau in seinem Weltgerichtstriptychon radikal. Eine düstere Umgebung mit Bränden am hohen Horizont erfüllt diese albtraumhafte Vision, die Mitteltafel und rechte Außentafel zu einer Einheit verbindet. Boschs Himmelreich ist bedeutend kleiner. Es schwebt als blauer Schimmer hoch über der Erde. Zwar blasen immer noch Engel ihre Posaunen rund um einen frontalen Christus im roten Umhang auf einem Regenbogen, doch die Apostel knien in größerem Abstand zu ihm, und sowohl die Heilige Jungfrau als auch Johannes der Täufer befinden sich außerhalb seines Glorienscheins. Der Himmel scheint weit entfernt zu sein, Maria und der Täufer wirken als Fürbitter machtlos.
Auf den ersten Blick scheint es in Boschs Weltgericht gar kein Himmelreich zu geben, doch dann entdeckt man, klein und kaum sichtbar in der oberen Ecke, eine golden schimmernde Öffnung. Unter den Posaunen der Engel schweben winzige Seelenfiguren von Engeln geleitet himmelwärts. Alle Ausgewogenheit ist hier abhanden gekommen; nur wenige Auserwählte werden gerettet. Der größte Teil der Bildfläche zeigt anstelle der Auferstehenden eine typische Höllenszene Boschs. Teufelsheere unterziehen nackte Menschen physischer Folter und quälen sie oft nach Art ihrer jeweiligen Sünden – Jäger werden gejagt, Gefräßige gemästet, Wollüstige müssen mit Dämonen verkehren. Waffen durchbohren zahlreiche Opfer. Alle diese individuellen Strafen entfalten sich in einer schrecklichen, dunklen, eiskalten Welt, aus der es kein Entkommen gibt.
Boschs Höllenvision gleicht der Visio Tundali, einem populären spätmittelalterlichen Text, der aus dem Latein vielfach übersetzt wurde (1484 erschien in Den Bosch eine niederländische Ausgabe). Darin unternimmt die Seele eines irischen Ritters eine Reise ins überwiegend höllische Jenseits. Wie in Boschs Wiener Triptychon entspricht auch in Tundals Hölle die Strafe dem Verbrechen, und neben Feuer und Eis quälen finstere Bestien die Sünder auf verschiedenste Weise. Die Visio enthält sogar eine Beschreibung von Luzifer und dem Tor zur Hölle, und auch Boschs rechter Altarflügel schließt mit einer in Dunkel gehüllten, schimmernden Figur mit roten Gliedern und Schwanz unter einem Torbogen aus giftigen Kröten. Zwar illustriert der Künstler den populären Tundal-Text nicht getreu, doch ist auch er von der Hölle und den strafenden Dämonen fasziniert. Anders als bei Memling und den meisten Darstellungen des Jüngsten Gerichts, abweichend auch von Tundal und seinem Besuch des Himmels, wo die guten Taten belohnt werden, ist der Himmel des Wiener Triptychons aber sehr viel kleiner. […]
[…] Bosch ändert diesen Bildaufbau in seinem Weltgerichtstriptychon radikal. Eine düstere Umgebung mit Bränden am hohen Horizont erfüllt diese albtraumhafte Vision, die Mitteltafel und rechte Außentafel zu einer Einheit verbindet. Boschs Himmelreich ist bedeutend kleiner. Es schwebt als blauer Schimmer hoch über der Erde. Zwar blasen immer noch Engel ihre Posaunen rund um einen frontalen Christus im roten Umhang auf einem Regenbogen, doch die Apostel knien in größerem Abstand zu ihm, und sowohl die Heilige Jungfrau als auch Johannes der Täufer befinden sich außerhalb seines Glorienscheins. Der Himmel scheint weit entfernt zu sein, Maria und der Täufer wirken als Fürbitter machtlos.
Auf den ersten Blick scheint es in Boschs Weltgericht gar kein Himmelreich zu geben, doch dann entdeckt man, klein und kaum sichtbar in der oberen Ecke, eine golden schimmernde Öffnung. Unter den Posaunen der Engel schweben winzige Seelenfiguren von Engeln geleitet himmelwärts. Alle Ausgewogenheit ist hier abhanden gekommen; nur wenige Auserwählte werden gerettet. Der größte Teil der Bildfläche zeigt anstelle der Auferstehenden eine typische Höllenszene Boschs. Teufelsheere unterziehen nackte Menschen physischer Folter und quälen sie oft nach Art ihrer jeweiligen Sünden – Jäger werden gejagt, Gefräßige gemästet, Wollüstige müssen mit Dämonen verkehren. Waffen durchbohren zahlreiche Opfer. Alle diese individuellen Strafen entfalten sich in einer schrecklichen, dunklen, eiskalten Welt, aus der es kein Entkommen gibt.
Boschs Höllenvision gleicht der Visio Tundali, einem populären spätmittelalterlichen Text, der aus dem Latein vielfach übersetzt wurde (1484 erschien in Den Bosch eine niederländische Ausgabe). Darin unternimmt die Seele eines irischen Ritters eine Reise ins überwiegend höllische Jenseits. Wie in Boschs Wiener Triptychon entspricht auch in Tundals Hölle die Strafe dem Verbrechen, und neben Feuer und Eis quälen finstere Bestien die Sünder auf verschiedenste Weise. Die Visio enthält sogar eine Beschreibung von Luzifer und dem Tor zur Hölle, und auch Boschs rechter Altarflügel schließt mit einer in Dunkel gehüllten, schimmernden Figur mit roten Gliedern und Schwanz unter einem Torbogen aus giftigen Kröten. Zwar illustriert der Künstler den populären Tundal-Text nicht getreu, doch ist auch er von der Hölle und den strafenden Dämonen fasziniert. Anders als bei Memling und den meisten Darstellungen des Jüngsten Gerichts, abweichend auch von Tundal und seinem Besuch des Himmels, wo die guten Taten belohnt werden, ist der Himmel des Wiener Triptychons aber sehr viel kleiner. […]
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