Cover-Bild Bezimena
30,00
inkl. MwSt
  • Verlag: avant-verlag GmbH
  • Themenbereich: Graphic Novels, Comics, Cartoons - Comics und Graphic Novels im amerikanischen / britischen Stil
  • Genre: Weitere Themen / Comics
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 05.2020
  • ISBN: 9783964450326
Nina Bunjevac

Bezimena

Benjamin Mildner (Übersetzer)

In einem namenlosen Ort, zu einer unbestimmten Zeit, wird Benny geboren. Er ist ein Kind, das sich schon in frühen Jahren zu einem Sonderling entwickelt, einem nachdenklichen Außenseiter, der lieber Kuriositäten sammelt, als mit seinen Mitschülern zu spielen. Als junger Mann arbeitet er im Zoo, wo er eines Tages Becky wiedersieht, das Objekt seiner Begierde aus Kindertagen.

Scheinbar versehentlich lässt Becky ihr Skizzenbuch mit erotischen Zeichnungen im Zoo liegen, sodass Benny es findet.
Doch Benny ist längst in seiner eigenen, wahnhaften Welt.

Nina Bunjevac verarbeitet in Bezimena auf höchst ungewöhnliche Weise ihre eigenen Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt, in den religiösen Mythos von Bezimena, der „Namenlosen”, und als Adaption der griechischen Sage von Artemis und Siproites. Bezimena verweigert sich dabei einer offensichtlichen Moral und versucht stattdessen herauszufinden, was die Menschen dazu treibt, Böses zu tun.

Dabei ensteht ein beeindruckend gezeichnetes, ungewöhnliches Epos, das die dunkelsten Seiten der menschlichen Psyche erkundet.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.03.2021

Eine aufwühlende Graphic Novel, die unter die Haut geht!

0

Meine Meinung

Nicht ganz leicht zu verdauender Stoff liefert Nina Bunjevac, die in ihrer Graphic Novel »Bezimena« in die Haut eines Täters schlüpft und die erschreckenden Szenen mit dem griechischen Mythos ...

Meine Meinung

Nicht ganz leicht zu verdauender Stoff liefert Nina Bunjevac, die in ihrer Graphic Novel »Bezimena« in die Haut eines Täters schlüpft und die erschreckenden Szenen mit dem griechischen Mythos von Artemis und Siproites verknüpft. In diesem Werk, dessen Titel in den meisten slawischen Sprachen »namenlos« bedeutet, verarbeitet die kanadisch-jugoslawische Künstlerin auf besondere Weise ihre eigene Erfahrung mit sexualisierter Gewalt.

Der unglaublich akkurate und geradlinige Stil von Nina Bunjevac zog mich von der ersten Seite an in den Bann, dabei unterstützt die ungewöhnliche Darbietung, bei der die Bilder nicht von Panels im Zaum gehalten werden, sondern durch ganzseitige Tusche-Zeichnungen mit feinen Schraffuren genügend Raum erhalten, um ihre ganze hypnotisierende Wirkung zu entfalten. Während die linken Seiten für die Sprechblasen der Erzählerin reserviert sind, gibt es auf den rechten Seiten die eindrucksvollen Zeichnungen Bunjevacs zu erkunden, bei denen die Leser*innen in eine voyeuristische Rolle gedrückt werden.

Eine Sage aus der antiken Mythologie über Artemis, die griechische Göttin der Jagd und Hüterin der Kinder und Frauen, berichtet über die Begebenheit als der kretische Jäger Siproites die jungfräuliche Göttin heimlich beim Baden beobachtet und als Strafe dafür in eine Frau verwandelt wurde. Für ein ähnliches Vergehen wurde auch der Jäger Aktaion von Artemis in einen Hirsch verwandelt woraufhin ihn seine eigenen Hunde zerfleischten.

Die strenge und grausame Göttin Artemis übernimmt in Bunjevacs Comic die Rolle der alten Frau Bezimena, die eine von Leid gepeinigte Priesterin unter Wasser drückt und ihr dadurch eine Neugeburt als Junge beschert. Somit wird in »Bezimena« die griechische Sage einmal auf den Kopf gestellt und eröffnet damit ein erschreckendes Sichtfenster.

In der Haut des Jungen Benedict, der durch das Wunder seiner späten Geburt seinen Namen, der »Glückskind« bzw. »Sohn des Glücks« bedeutet, erhielt, erfährt die Priesterin, die selbst Opfer sexualisierter Gewalt wurde, nun das Leid eines Täters am eigenen Leib.

Nina Bunjevac ist mir mit ihrer Geschichte tief unter die Haut gegangen, führt sie mit den immer wiederkehrenden Spiralen doch vor Augen, dass sich Opfer und Täter in einen immer wiederkehrenden Teufelskreis befinden. Mit »Bezimena« blickt die Künstlerin anhand eines Mythos über die Grenzen hinweg und vermittelt damit ein verstörendes wie auch erschreckendes Bild.

Eine Triggerwarnung möchte ich noch abschließend aussprechen, denn diese Graphic Novel ist durch die unzensierten Abbildungen sexueller Gewalthandlungen definitiv nichts für schwache Nerven.

Fazit:

Nina Bunjevac verknüpft in »Bezimena« brillant und beängstigend zugleich, den Horror sexueller Gewalt mit einer Sage aus der griechischen Mythologie.