Irgendwie gut und irgendwie nicht
Alana lebt mit ihrem besten Freund Clay in Santa Fee und arbeitet als Privatdetektivin. Das ist aber nicht das Seltsame an ihr. Viel merkwürdiger ist, dass sie losschreit, sobald jemand in ihrer Nähe nur ...
Alana lebt mit ihrem besten Freund Clay in Santa Fee und arbeitet als Privatdetektivin. Das ist aber nicht das Seltsame an ihr. Viel merkwürdiger ist, dass sie losschreit, sobald jemand in ihrer Nähe nur noch kurze Zeit zu leben hat. Denn Alana sieht über jedem Menschen seine noch verbleibende Lebenszeit wie bei einer Digitaluhr ablaufen. Für Clay ist die Sache klar, Alana muss eine Banshee sein, eine irische Todesfee. Alana aber kann sich mit dem Gedanken nicht anfreunden. Dann beginnen in Santa Fee Leichen auf zu tauchen und der gutaussehende Detective Dylan Shane beginnt nicht nur wegen der Fälle um Alana zu kreisen. Für sie jedenfalls ist klar, dass sie sich von Dylan fern halten sollte und gleichzeitig Clay retten muss. Denn mit seiner Lebensuhr stimmt irgendetwas ganz und gar nicht.Alana ist ein großes Kind. Obwohl sie über zwanzig ist, ist sie im Innern noch wie eine Jugendliche. Das zeigt sich nicht nur in ihren Treffen mit dem betörenden Detective, der seinerseits wie ein Schuljunge auf Alana reagiert. Auch in Bezug auf ihre Mutter, die Alana als Baby weggegeben hat oder auch nur angesichts der simplen Tatsache, dass es nicht normal ist, die Lebenszeit eines Menschen zu sehen, benimmt sich Alana kindisch ignorant. Gleichzeitig steht sie für eine Privatdetektivin mehr als nur einmal total auf dem Schlauch. Liebenswert, ja. Aber auf Dauer auch irgendwie zermürbend.
Insofern ist die Einordnung als Kinderbuch trotz des Alters der Protagonistin verständlich. Auch die Erzählebene bleibt relativ einfach verständlich und wird vor allem durch den chaotisch ironischen Ton der Erzählerin dominiert. Und die ist eben ein großes Kind.Die irische Mythologie ist da ein interessanter Hintergrund, der hier auch gut ausgenutzt wird. Plötzlich stehen an jeder Ecke Feen und Elfen. Das wird gut erklärt, so dass der Zufall nicht überstrapaziert wird. Auch andere Elemente, die zunächst etwas chaotisch wirken, zeigen später ihren größeren Zusammenhang. Ein gutes Konstrukt, das auf jeden Fall nicht zu früh das Ende verrät.
Als Ich-Erzählerin wird Alana ab und an von personalen Erzählern unterstützt. Eine Methode, die ich nur bedingt mag. Es erweitert zwar den Horizont des Lesers, baut aber zur Ich-Erzählerin dadurch Distanz auf. Ob das wirklich zum Verständnis nötig ist, bleibt da auf der Strecke. Außerdem schafft der Roman es trotzdem kaum tiefschichtige Figuren zu zeichnen. Während Alana als Mittelpunkt relativ viel Schärfe zeigt, bleiben die Figuren in ihrem Umfeld verwaschen. Gerade da der Protagonistin ihre Freunde aber so wichtig sind, hätte es da durchaus etwas mehr sein dürfen.Schade ist auch, das am Ende Lücken bleiben. Nicht nur, dass manche Erzählfäden nicht zu Ende gegangen werden, auch Erfahrungen und Elemente, die lange dominieren werden nicht konsequent abgeschlossen. Ein rundes Ende gehört aber irgendwie dazu und hätte bei dem leichten Chaos, das das Buch verströmt, zumindest etwas Einhalt geboten. Versteht mich nicht falsch: Der Roman hat seine Struktur und kommt zu seinem Ziel. Das leichte Verpeiltsein der Erzählerin setzt sich aber auch in der Handlung fort. Hinweise werden gegeben, die im Leeren verlaufen und Fäden gesponnen, die in der Luft hängen bleiben.
Ein Buch muss nicht absolut beendet sein, aber in sich stimmig. Und da kommt Plötzlich Banshee, ein unterhaltsamer Genuss für zwischendurch, nicht auf den Punkt. Irgendwie gut, aber irgendwie eben auch nicht.