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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2018

Spannung hoch zehn

Riskante Manöver
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Der Krimi „Riskante Manöver“ von Birand Bingül handelt von PR-Profi Mats Holm, der einen spektakulären Skandal eines Pharmakonzerns lösen muss. Das Buchcover spricht mich an, eine gelungene Gestaltung, ...

Der Krimi „Riskante Manöver“ von Birand Bingül handelt von PR-Profi Mats Holm, der einen spektakulären Skandal eines Pharmakonzerns lösen muss. Das Buchcover spricht mich an, eine gelungene Gestaltung, besonders die Hervorhebung des Titels sieht sehr edel aus.
Vor der Lektüre war ich sehr gespannt, da mir der Autor unbekannt ist und es sich um seinen ersten Kriminalroman handelt. Die Kapitel des Buches sind nach Tagen aufgeteilt und innerhalb des Kapitels nach Uhrzeit, eine super Idee und dazu sehr übersichtlich, auch bei einem Perspektivenwechsel. Das Buch beginnt ohne Umschweife direkt mit dem erkrankten Kind, man bekommt sofort eine Vorstellung davon, welche Katastrophe auf den Pharmakonzern zukommen wird. Mats Holm und Werner sind dem Leser direkt sympathisch, mit beiden möchte man gerne mal ein Bier trinken gehen.
Das Buch benutzt viele Fachbegriffe des Wirtschaftssektors, erklärt diese allerdings, ohne belehrend zu wirken. Man bekommt schon nach wenigen Seiten ein Gefühl dafür, wie strukturiert und durchdacht das gesamte Buch ist, ich bin absolut begeistert. Der Protagonist Mats Holm ist ein bodenständiger Profi, der Wichtigtuerei nicht nötig hat und die Arroganz seiner Kunden eher belächelt. Absolute Ehrlichkeit ist Grundvoraussetzung für eine Zusammenarbeit mit ihm und das ausgerechnet in den oberen Etagen des Topmanagements. Birand Bingül schafft es in seinem herausragenden Krimi auch aktuelle Themen, wie beispielsweise Vorurteile gegen Frauen in Führungspositionen, aufzunehmen und darzustellen und bindet diese Problematiken mühelos in den Lesefluss des Buches ein. Das Thema Medikamente und der Bereich der Pharmaindustrie ist ein sehr sensibler Bereich. Das Buch ist sehr gut recherchiert und der Leser erhält zahlreiche neue Einblicke in den Pharmabereich, was zusätzliche Spannung schafft.
Birand Bingül hat mich bereits nach wenigen Seiten mit seinem Buch gepackt, es enthält eine Spannung, wie ich sie bisher nicht kannte. Das Buch hat einfach alles, von Holms schwerer Vergangenheit bis zu leichter Gefühlsentwicklung zwischen Holm und May und einer packenden Entführung. All diese Aspekte sind wunderbar im Buch verpackt, nichts davon wirkt deplatziert oder fernab der eigentlichen Handlung. Normalerweise schrecken mich viele verschiedene Aspekte und Situation in einem einzigen Buch ab, hier ist die Verknüpfung grandios gelungen.
Der Krimi wechselt zwischen dem Todeskampf der kleinen Sophie, einer Entführung und den Ermittlungen Holms. Informationen werden beiläufig in den Lesefluss eingestreut, sodass das Buch sehr angenehm zu lesen ist und konstant ein hoher Level an Spannung und Abwechslung vorhanden ist. Der Perspektivenwechsel im Buch ist klasse, auf einmal ist der Leser mittendrin, wenn ein Mitglied des Wenner-Konzerns mordet, man weiß nur nicht wer es ist. Die Überleitungen und Ortswechsel sind gut aufeinander abgestimmt, man verliert nie den Überblick.
Mit dem Buch taucht man tief in die Pharmawelt ein, voller Betrug und Intrigen. Mit so viel Spannung habe ich nicht gerechnet. Das spektakuläre Ende trumpft mit einer großen Überraschung auf und ist durch und durch gelungen. Es lässt noch Spielraum für hoffentlich noch ganz viele Fälle von Mats Holm und Laura May. Jeder Krimifan wird dieses spannungsgeladene Buch verschlingen.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Die Idylle trügt

Kleine Feuer überall
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Der Roman Kleine Feuer überall von Celeste Ng handelt von dem Vorort Shaker Heights und seinen Bewohnern. Die noble Gegend scheint perfekt, aber im Laufe des Buches kann der Leser das Bröckeln der Fassade ...

Der Roman Kleine Feuer überall von Celeste Ng handelt von dem Vorort Shaker Heights und seinen Bewohnern. Die noble Gegend scheint perfekt, aber im Laufe des Buches kann der Leser das Bröckeln der Fassade miterleben.
Das Buch beginnt direkt mit der Brandstiftung und dem Abbrennen des Hauses der Richardsons. Endlich ist etwas los in Shaker Height. Mich begeisterte gleich zu Beginn der nüchterne Schreibstil, besonders die ironische, tolle Beschreibung des noblen Vorortes mit all seinen zahlreichen Regeln. Ein gut gewählter Ausgangspunkt für eine Geschichte. Es entsteht eine tolle Balance zwischen heile Idealwelt und Wirklichkeit, die sich durchs gesamte Buch zieht. Die Charaktere im Buch sind zahlreich und vielschichtig. Pearl freundet sich mit allen Kindern der Familie Richardson an, die Kinder sind begeistert von Pearls einfacher Lebensweise und Pearl wäre gerne Teil der wohlhabenden Familienidylle. Durch die detaillierten Beschreibungen hat man das Gefühl, man sitzt mit den Richardsons gemeinsam im Wohnzimmer. Izzy, das schwarze Schaf der Familie, sticht aus der Familie heraus. Nichts an ihr passt zu den anderen und das macht sie für den Leser sehr sympathisch.
Der Spannungsbogen der Geschichte ist etwas lang, zwischendurch hat man den Brand schon wieder vergessen. Die Geschichte May-Lings schafft eine überraschende Wende. Sie wurde am Anfang nur kurz angesprochen, aber dahinter steckt eine tiefgründige, bewegende Geschichte. Der Leser fragt sich immer wieder, welche Geheimnisse die Menschen verbergen, jeder Einzelne von ihnen. Die Geschichte May-Lings spaltet die idyllische Wohngegend in zwei Lager, die Fassade bröckelt nach und nach. Die unterschiedlichen Einstellungen der Personen zum Thema Moral und „das Richtige tun“ machen das Buchs o interessant und eröffnen neue, vielschichtige Perspektiven. Teile der Handlung sind vorhersehbar, aber dennoch spannend erzählt. Jeder Charakter hat seine eigene Geschichte, ohne dass sie mit der Gesamthandlung kollidiert oder es unübersichtlich wird. Das Buch ist sehr gut durchdacht.
Anfang dachte man, es geht um Izzy, aber der Brand war nur der Ausgangspunkt für viele weitere Geschichten. Mias Vergangenheit ist spannend, die Geschichte entfernt sich meiner Meinung nach zu sehr von Shaker Heights, zwischenzeitlich hat man das Gefühl ein ganz anderes, neues Buch zu lesen. Die verschiedenen Geschichten sind sehr gut aufgebaut und erzählt, für mich stören sie aber etwas den gesamten Lesefluss des Buches. Die Erzählungen sind so gut, dass man ganz in sie versunken ist und die Urprungshandlung vergisst. Das Buch endet mit einem großen Showdown zwischen Mia und Mrs. Richardson.
Leseempfehlung, klar strukturiert, sehr gut aufgebaut, nimmt den Leser mit in eine vermeintlich idyllische Vorstadt.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Absurde Geschäftsidee

Die Königin von Lankwitz
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Im Roman Die Königin von Lankwitz von Max Urlacher geht es um zwei ältere Damen, die sich nach ihrem Gefängnisaufenthalt selbständig machen, um verzweifelten Frauen Genugtuung zu verschaffen.
Das Cover ...

Im Roman Die Königin von Lankwitz von Max Urlacher geht es um zwei ältere Damen, die sich nach ihrem Gefängnisaufenthalt selbständig machen, um verzweifelten Frauen Genugtuung zu verschaffen.
Das Cover ist witzig und spricht mich an. Beim Aufschlagen des Buches fällt als Erstes die große Schrift auf. Das Buch startet unvermittelt, mit kurzen Sätzen, die es in sich haben. Dieser Schreibstil zieht sich durch das gesamte Buch und sorgt für einen angenehmen Lesefluss und schafft Orientierung. Anfangs ist man schockiert von der Direktheit, nach einigen Seiten beginnt man dann herzlich zu lachen. Das Buch ist eine liebevolle, selbstironische Hommage an den Berliner Stadtteil Lankwitz, den ich vorher auch nicht konnte. Bea und Irene sind aber zweifelslos seine Königinnen.
Beim Lesen hört man förmlich die Berliner Schnauze der beiden Frauen und hat sofort ein Bild der beiden älteren Damen vor Auge. Irene und Bea können unterschiedlicher nicht sein, ergänzen sich allerdings gut. Schon nach wenigen Kapiteln ist man ein Fan der beiden Berliner Kodderschnauzen.
Ihr 10-Punkte-Plan für ihr großes Rache-Business ist herrlich absurd. Das Buch ist gespickt von Witz und Esprit, auch zwischen den Zeilen. Die Beschreibung des Tagesgeschäftes der beiden ist zum Schreien komisch, besonders die Kundenakquise, die beide betreiben. „Warum jemanden gleich ganz plattmachen, wenn man sich noch ein Zeitlang an den röchelnden Resten berauschen kann“, solche Sätze machen das Buch einzigartig.
Nach einiger Zeit bekommen die Damen dann noch Konkurrenz und das Buch nimmt eine unerwartete Wendung.
Ich habe ein paar Mal herzlich gelacht, wirklich gefesselt hat mich die Handlung allerdings nicht. Das Buch ist eine nette leichte Kost für zwischendurch. Mit seinen 200 Seiten eine tolle Lektüre für einen Sonntagvormittag auf der Couch.

Veröffentlicht am 15.01.2018

Nichts für schwache Nerven

Wolfswut
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Der Thriller Wolfswut von Andreas Gößling handelt von einem gruseligen Leichenfund in einer Lagerhalle und dem völlig aus dem Ruder geratenen Mörder und dessen Verfolgung.

Absolut positiv ist der Beginn ...

Der Thriller Wolfswut von Andreas Gößling handelt von einem gruseligen Leichenfund in einer Lagerhalle und dem völlig aus dem Ruder geratenen Mörder und dessen Verfolgung.

Absolut positiv ist der Beginn des Buches mit einem Johnny Cash Zitat. Das Buch ist gespickt von Songtexten, was mir sehr gut gefällt und an gegebener Stelle auch sehr passend ist. Das Cover sieht super an und fühlt sich vor allem super an.

Die Gedanken der unterschiedlichen Figuren sind kursiv abgedruckt, dadurch findet man sofort einen Zugang zu den Personen und stellt direkt eine Verbindung her, wenn auch auf den ersten Seiten das Zusammenspiel noch nicht ganz klar wird. Der Beginn des Buches ist mitfühlend, Lotte ist mit der Trauer um ihren Vater beschäftigt und findet zu allem Überfluss in seiner alten Lagerhalle die Leichen verschiedener Frauen eingelegt in Fässern.
Die Orte über den einzelnen Abschnitten sorgen zusätzlich für eine gute Orientierung. Die Nebengeschichte des Verschwindens von Hallsteins Bruder ist genauso spannend, wie die Haupthandlung selbst. Der Schreibstil ist kurz und prägnant, dies steigert zusätzlich noch die Spannung. Bei manchen Schilderungen gefriert dem Leser das Blut in den Adern. Bei den Obduktionsberichten bekommt man eine Gänsehaut.

Während des ganzen Buches fiebert man mit, stellt eigene Vermutungen an. Genau das, was ein guter Thriller leisten muss.

Die beiden Ermittler Hallstein und Max ergänzen sich sehr gut, es macht Spaß ihren Gesprächen und Vermutungen zu folgen.
Zwischendurch helfen Grafiken der Fässer für eine bessere Vorstellung, der Leser wird voll integriert. Die Aufmerksamkeit des Lesers wird immer auf verschiedene Personen gelenkt, sodass man viele verschiedene Täter in Verdacht hat.

Ich war fasziniert von der Handlung, das Buch ist so spannend, wie ich es selten erlebt habe. Eine sehr gute Idee ist die Beschreibung der Besprechungen. Die einzelnen Ausschnitte aus dem Trophäenbuch des Täters sind nicht für schwache Nerven. Man ist mittendrin in den detaillierten Schilderungen, ohne dass man den Faden verliert oder stellenweise gelangweilt ist. Nach Teil eins will man sofort den zweiten Teil weiterlesen, weil man es vor Spannung kaum aushält.

Immer wieder ergeben sich neue Gedankenstränge und die alten Vermutungen, die man sich selbst beim Lesen gemacht hat, scheinen wieder unplausibel. Es bleibt durchgehend spannend. Die Charaktere sind alle sehr gut durchdacht, keine Person ist überflüssig, alle tragen ihren wichtigen Teil zur Handlung bei. Die Charaktere sind unterschiedlich und vielseitig. Es erscheinen systematisch neue Personen, die die Handlung allerdings nicht verkomplizieren, sondern die Spannung noch mal erhöhen.

Ich war absolut gefesselt von diesem Thriller und hätte mir mehr als 500 Seiten gewünscht. Wahnsinnsbuch!

Veröffentlicht am 08.12.2017

Mal was Neues

TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?
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Der Thriller „Tick Tack wie lange kannst du lügen“ der Autorin Megan Miranda handelt von Nic, die in ihren Heimatort zurückkehrt, in dem vor langer Zeit eine Freundin verschwunden ist. Nic und ihre Clique ...

Der Thriller „Tick Tack wie lange kannst du lügen“ der Autorin Megan Miranda handelt von Nic, die in ihren Heimatort zurückkehrt, in dem vor langer Zeit eine Freundin verschwunden ist. Nic und ihre Clique waren in diesen Vorfall involviert und nun ist ein weiteres Mädchen verschwunden und Nic begibt sich auf die Suche nach ihr.
Schon durch das erste Kapitel kommt man gut in die Geschichte. Es werden die schwierigen Beziehungen zwischen Nic und ihrem Bruder Daniel und Nic und ihrem Exfreund Tyler erläutert. Die Kapitel sind etwas umfangreicher, allerdings nicht zu lang. Die Kapitel sind in einzelne Tage unterteilt, beginnend mit Tag 1. Anschließend folgt ein Wechsel zu Tag 15, da die Geschichte rückwärts erzählt wird. Eine tolle neue Idee, kenne ich bis jetzt aus keinem anderen Buch, eine ganz neue Leseerfahrung.
Dank des ersten Kapitels hat man zu Beginn die wichtigsten Charaktere kennen gelernt, die Spannung wird durch einen mysteriösen Brief erzeugt und man stellt schnell fest, dass sich die Geschichte um Corinnes Verschwinden zu wiederholen scheint. Welches Geheimnis verbergen Daniel und Nic? Warum ist die Beziehung der beiden Geschwister so gestört? Die Anspannung zwischen den beiden ist spürbar.
Ab der Mitte des Buches fiel mir das Lesen immer schwerer. Man muss sich konzentrieren, um nicht den Faden zu verlieren, am Besten legt man das Buch nicht weg und liest an einem Stück. Trotz des guten Einstiegs fand ich keine Verbindung zu den Figuren, meine Aufmerksamkeit wurde immer schwächer und das Buch hat mich nicht so gefesselt, wie anfangs erhofft. Die Handlung wird immer zäher, man wartet darauf, dass noch etwas Großes passiert.
Eventuell liegt es an der Art zu Erzählen oder daran, dass ich das Buch nicht an einem Stück gelesen haben, aber mich hat es leider nicht überzeugt. Trotzdem ist die Idee sehr gut und das Buch bekommt zurecht positive Kritik, mein Fall war es einfach nur nicht.