Skurril, humorvoll und sehr interessant
Arthur und die Farben des LebensHabt ihr euch schon einmal Gedanken darum gemacht wie es in unserer Welt aussehen würde, wenn alle Farben verschwunden wären. Ja, klar – schwarz, weiß und grau. Doch das meine ich nicht. Bevor ich “Arthur ...
Habt ihr euch schon einmal Gedanken darum gemacht wie es in unserer Welt aussehen würde, wenn alle Farben verschwunden wären. Ja, klar – schwarz, weiß und grau. Doch das meine ich nicht. Bevor ich “Arthur und die Farben des Lebens” gelesen habe, waren Farben für mich absolut selbstverständlich. Erst durch das Buch ist mir bewusst geworden, was für einen Einfluss sie auf unser gesamtes Leben haben und das hat mir zu denken gegeben.
Arthur hatte früher das Glück nur so gepachtet, bis es ihn eines Tages ganz plötzlich verließ. Er verlor seinen Job, wurde Alkoholiker und lies sich gehen. Als das Amt nun droht seine Zuwendungen zu streichen, nimmt Arthur notgedrungen einen tristen Job in einer Buntstiftfabrik an. Doch eben diese Fabrik meldet schon nach kurzer Zeit Konkurs an. Am letzten Tag bevor die Maschinen endgültig abgeschaltet werden, folgt Arthur einem Impuls und kippt alle verbleibenden Farbpigmente in die Mischung für die Buntstifte – noch nie zuvor hat er solch intensiv leuchtende Farben gesehen. Doch diese Freude wärt nicht lange, denn nach und nach verschwinden plötzlich alle Farben. Zuerst das Gelb und dann der Rest, bis die Menschheit nur noch in schwarz, weiß und grau existiert.
Charlotte, Arthurs blinde Nachbarin und Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Farben, berichtet in ihrer täglichen Kolumne über den Verlust der Farben und die Auswirkungen dessen auf die Bevölkerung. Eins wird schnell klar: die Farben müssen schnellstmöglich zurück in die Welt gelangen.
Arthur, Charlotte, ihre Tochter und die Bewohner eines ziemlich speziellen Altenheims machen sich auf die Suche nach den Farben und werden dabei von einem Teil der chinesischen Mafia verfolgt.
Die Zusammenfassung des Inhalts klingt für euch leicht skurril? – Ja, genau so ist auch das gesamte Buch. Skurril, humorvoll und irgendwie leicht verrückt. Eine Mischung, die ich tatsächlich bisher eher von französischen Autoren gelesen oder auch als Film gesehen habe. Eine Mischung, auf die man sich einlassen muss, die einen dann aber sehr gut unterhält.
Ich möchte gar nicht “typisch französisch” schreiben, aber ich finde, dass man beim Lesen merkt, dass das Buch aus der Feder eines französischen Autors stammt. Wer diesen Stil so oder so gerne mag, der sollte auch unbedingt “Arthur und die Farben des Lebens” lesen.
Den Schreibstil fand ich die ersten Seiten lang etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich hatte mich sehr schnell daran gewöhnt und danach hat er mich kaum noch losgelassen. Es war, als hätte der Autor durch seine Schreibweise Bilder direkt in meinem Kopf entstehen lassen. So etwas mag ich ja immer sehr gerne.
Die Charaktere sind meiner Meinung nach recht speziell, aber auch sympathisch. Besonders gut hat mir die Idee gefallen einer blinden Farbenexpertin gefallen. Charlotte hat Farben noch nie gesehen, sie faszinieren sie aber so sehr, dass sie sie zu ihrem Beruf gemacht hat und eine Expertin auf dem Gebiet geworden ist. Für uns Sehende sind Farben normal, alltäglich, häufig gar nichts mehr besonderes. Doch auf Charlotte üben sie eine ganz besondere Faszination aus.
Ich fand es auch ganz großartig zu lesen, wie Causse Charlotte Leben eingehaucht hat. Eine so selbstbewusste und selbstsichere Frau, der keiner etwas vormachen kann. Es war echt klasse zu lesen, wie sie all ihre Sinne einsetzt, um zu “sehen”. Sie nimmt ihre Umwelt viel deutlicher und bewusster wahr als die meisten sehenden Menschen. Während sie ihre Umwelt hört, riecht und fühlt, verlassen wir uns häufig nur auf unsere Augen und verpassen damit oft sehr spannende und interessante Dinge.
Arthur ist eine Nummer für sich. Ich konnte mich beim Lesen teilweise nicht entscheiden, ob er mich abstößt oder ob ich ihn super sympathisch und hilfsbereit finde. Irgendwie war es eine Mischung aus beidem. Er trinkt zu viel, ist ab und an auch ziemlich ungepflegt und doch ist er ein herzensguter Mensch. Ein wirklich interessanter Protagonist.
Eigentlich sind alle Charaktere, die Causse gezeichnet hat wirklich interessant. Auf jeden Fall sind sie anders als die meisten Charaktere, denen ich sonst so in Büchern begegne.
Mit einem flüssigen Schreibstil und einer gewissen Leichtigkeit bringt uns Causse die Wichtigkeit der Farben in unserer Welt näher. Charlotte erzählt regelmäßig kleine historische Anekdoten zu den Farben, die ich sehr interessant fand und ehrlich gesagt auch hoffe, dass sie den Tatsachen entsprechen und keine Fiktion sind.
Causse zeigt mit seinem Buch auf, was mit uns Menschen passiert, wenn alle Farben weg sind oder wenn nur noch bestimmte Farben unser Leben dominieren. Werbung hat beispielsweise ohne Farben kaum noch eine Wirkung auf uns. Rot macht uns aggressiv und wollüstig und blau beruhigt uns. Es war wirklich sehr spannend zu lesen, wie wir teilweise mit Farben dazu manipuliert werden Dinge zu tun oder eben zu lassen.
Das ganze Buch ist wirklich sehr interessant und auch spannend aufgebaut. Einzig das Ende fand ich dann doch leicht überzogen und etwas too much. Für mich hätte es anders enden müssen für einen runden, stimmigen Abschluss.
Fazit
“Arthur und die Farben des Lebens” ist ein ganz besonderes Buch. Es ist interessant, informativ, spannend, humorvoll und auch skurril. Wer mal etwas anderes lesen möchte, dem rate ich auf jeden Fall zu diesem Buch. Und wer sowieso gerne Bücher französischer Autoren liest, der dürfte an diesem hier seine wahre Freude haben.
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung.