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Aglaja

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2023

In einer neuen Welt

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Das Buch ist das Debüt des Autors Satoshi Yagisawa, es wurde schon 2009 in Japan herausgegeben und jetzt verfilmt. Es erhielt den Chiyoda Literature Prize, von dem leider nicht herauszufinden war, um ...

Das Buch ist das Debüt des Autors Satoshi Yagisawa, es wurde schon 2009 in Japan herausgegeben und jetzt verfilmt. Es erhielt den Chiyoda Literature Prize, von dem leider nicht herauszufinden war, um welche Art von Literaturpreis es sich handelt.
Wer die japanischen graphic novels kennt, erkennt die Verwandschaft mit dem vorliegenden Buch. Nicht nur das Cover weist darauf hin, sondern auch die Sprache des Autors. Sie ist sachlich, nur das Wichtigste wird in schnörkellosen Sätzen zum Ausdruck gebracht.
Die Hauptperson ist die 25jährige Takako. Nach einer misslungenen Liebesbeziehung wird sie von ihrem Onkel Satoru in seinem Aniquariat für Bücher aufgenommen. Es befindet sich in dem Tokyoter Stadtteil Jinbocho, dem größten Antiquariatsviertel der Welt, Treffpunkt für Literaten und Künstler, eine neue Welt für Takako. Doch sie interessiert sich überhaupt nicht für das Lesen und muss fortan zwischen Büchertürmen leben, bis sie eines Tages endlich den Zauber und die heilende Wirkung von Literatur entdeckt. Das Leben nimmt seinen Lauf.
Takako lernt, dass man aussprechen soll, was man fühlt.

Für mich war das Buch etwas mager, mir hat auch eine gewisse Spannung gefehlt, meine Erwartungen an das Buch waren zu hoch.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Kindheit in Bulgarien

Samuels Buch
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Mit leichter Hand und feiner Ironie skizziert Samuel Finzi die Stationen seiner heiteren Kindheit bis in sein junges Erwachsenenalter.
Der Sohn von sephardischen Eltern wollte, wie der Rest der großen ...

Mit leichter Hand und feiner Ironie skizziert Samuel Finzi die Stationen seiner heiteren Kindheit bis in sein junges Erwachsenenalter.
Der Sohn von sephardischen Eltern wollte, wie der Rest der großen Familie hinaus in die Welt. Er war von Kind an an Kunst interessiert, schon als Zehnjähriger, gefördert vom Vater, kannte er alle avantgardistischen Filme, die es zu der Zeit, etwa mitte der siebziger Jahre, in Bulgarien zu sehen gab. Als er sich für ein Studienfach entscheiden soll entdeckt er "plötzlich und vollkommen unerwartet den Wunsch, vor anderen ein anderer zu sein. Ich begann, Gefallen daran zu finden, fremde Worte zu sagen und sie mir anzueignen", schreibt Samuel Finzi, zum Leidwesen seines Vaters, der selbst Schauspieler ist. Die sich abzeichnende politische Wende ermöglicht es ihm nach Paris zu gehen, wo er nach enttäuschenden Erfahrungen die Schauspielschulen aufgibt. Er lernt einen bulgarischen Theatermacher kennen, der ihn für sein Stück in Berlin engagiert.
So kommt Samuel Finzi nach Deutschland.
Das Buch ist vielleicht für den Leser, der Samuel Finzi als Schauspieler nicht kennt, nicht ganz so spannend, da ihm gewisse Aspekte des Interesses fehlen, doch wird dies wieder wett gemacht durch die historischen Informationen zum Beispiel über die Sepharden, oder das vergangene Bulgarien und nicht zu vergessen die erste Familie des Staates, Familie Schivkov.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Fast ein orientalisches Märchen

Tochter einer leuchtenden Stadt
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Smyrna, eine der uralten Städte, wo sich Morgenland und Abendland trafen, wo die Straßen nach Nachtigall und Jasmin benannt wurden, wo der Duft von Opium, Haschisch und Rosen sich mit der frischen Brise ...

Smyrna, eine der uralten Städte, wo sich Morgenland und Abendland trafen, wo die Straßen nach Nachtigall und Jasmin benannt wurden, wo der Duft von Opium, Haschisch und Rosen sich mit der frischen Brise vom Meer her vermischte. Smyrna war eine wahre kosmopolitische Stadt, in der Nationen und Religionen friedlich zusammen lebten, sich zu ihren jeweiligen Festen gratulierten, voneinander lernten, nicht nur ihre verschiedenen Sprachen.
Gerade deshalb war sie als Pulverfass für die Politik geeignet, für diejenigen, die die Fäden des Weltgeschehens in der Hand hielten und die Lunte in das Herz der Stadt legten. Das bisherige Leben ging 1922 in Flammen auf, Vertreibung, Flucht und Tod im Gefolge. Smyrna wurde zu Izmir, "einfarbig und einsprachig". Jahrhundertelange Völkerverständigung war dahin.

Der Leser begegnet abwechselnd verschiedenen Personen, die die Vielfalt des levantinischen Lebens illustrieren. Ihre Geschichten mäandern durch die Zeit, bis sie im Brand von Smyrna kulminieren, wo alles Geschehen zusammenfindet und die Erzählkunst der Autorin ihren Höhepunkt erreicht.
So stellt man sich die Sprache der Scheherazade vor, orientalisch opulent, ein überquellender Schatz an Wörtern, mit vielen Einzelheiten und Nebensächlichem in schimmernder, schillerner Sprache ausgeschmückt, die die Atmosphäre verdeutlichen, leider allerdings den Lesefluss hemmen und viel von der Spannung wegnehmen.
Allein schon des historischen Geschehens wegen, sollte man dieses Buch mit seinem wunderschönen Einband lesen.

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Veröffentlicht am 25.03.2023

schockierender Blick in die USA

Institut für gute Mütter
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Frida Liu, 38 Jahre, Akademikerin, lebt mit ihrer 18 Monate alten Tochter Harriet alleine. Ihr Mann, mit dem sie sich das Sorgerecht teilt, hat sie wegen einer Jüngeren verlassen.
An einem einzigenTag ...

Frida Liu, 38 Jahre, Akademikerin, lebt mit ihrer 18 Monate alten Tochter Harriet alleine. Ihr Mann, mit dem sie sich das Sorgerecht teilt, hat sie wegen einer Jüngeren verlassen.
An einem einzigenTag lässt sie die Tochter für zweieinhalb Stunden alleine, weil sie vor lauter Stress die Zeit vergisst. Prompt wird sie angezeigt.

Der mächtige KSB Kinderschutzbund bestimmt von da an ihr Leben. Sie gerät in die Mühlen der Justiz. Die absurden Beobachtungen, Behauptungen, Meinungen und Analysen von Beamten, Psychologen, Sozialarbeiterinnen und Richterinnen, die ihr Innerstes nach außen wenden, entscheiden über ihr weiteres Leben. Sie wird vor die Wahl gestellt, entweder sie geht ein Jahr lang in ein geschlossenes Trainingscamp, wo sie lernen soll, eine gute Mutter zu sein, oder ihr werden ihre elterlichen Rechte entzogen. Da Frida natürlich ihr Kind nicht verlieren will, muss sie sich für das Trainingsprogramm entscheiden.
Was das bedeutet weiß vorher niemand, es ist geheim und soll geheim bleiben.
Als Leser ergreift einen eine tiefe Verzweiflung, Hilflosigkeit und Wut über das, was da geschieht.
Die Autorin hat in großer Sensibilität und profunden Beobachtungen Fiktion und Realität meisterhaft verknüpft.
Die Grausamkeit des willkürlichen Kindesentzugs beschreibt sie in tiefen Erkenntnissen und Gefühlen, die den Leser zu Tränen rühren.

Zur weiteren Information sei dem Leser empfohlen einige der vielen Artikel, die im Internet zu finden sind, über den amerikanischen Kinderschutz zu lesen.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

spannungsgeladen und stilvoll

Die Passage nach Maskat
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Theodor Jung, ein Berliner Fotoreporter, macht in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, mit seiner Frau Dora eine Reise in den Orient.
Doras Eltern, eine reiche Hamburger Familie, die mit ...

Theodor Jung, ein Berliner Fotoreporter, macht in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, mit seiner Frau Dora eine Reise in den Orient.
Doras Eltern, eine reiche Hamburger Familie, die mit Gewürzen handelt, hat
die jungen Eheleute eingeladen zu der Seereise auf dem Luxusdampfer
"Champollion" von Marseille nach Ägypten, durch den Suezkanal bis nach
Maskat im Oman.
Theodor ist nicht ganz so begeistert von Seereisen, da er den Untergang des
U-Bootes U68 unter General Dönitz nur knapp überlebt hat und seither das
Gefühl in sich trägt, dass er im Meer seinen Tod finden wird.
Gleich am zweiten Tag der Reise auf dem Schiff, beginnen geheimnissvolle und beängstigende Vorgänge Theodor zu verwirren.

Der Autor versteht es durch seine schöne Sprache den Leser mitten hinein zu locken in seine Geschichte mit ihren treffend inspirierten Bildern und Beschreibungen, denen es auch an Poesie nicht fehlt. Spannenden Charakteren geht er bis auf den Grund, Wissen verpackt er brillant.
Auf die unterhaltsamste Weise ist man mittendrin in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts, in den politischen und kulturellen Strömungen, in
Gesinnungen und Denkarten der Zeit.
Zu schätzen ist auch das Nachwort des Autors.

Das Cover des Buches passt genau in die Zeit, sehr erfreulich ist die geographische Karte auf seiner Innenseite.

Ein Fehler hat sich im Text eingeschlichen, S. 247 ist von Talg und Talgstaub die Rede, wobei Talk, Talcum, Talkstaub gemeint ist. Zwischen beiden besteht
ein riesiger Unterschied. Talg ist ein Tierfett, Talkum eine Magnesiumsilikat-Verbindung.

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