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Aglaja

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2024

Fluchtgeschichten

Der Wind kennt meinen Namen
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In diesem Buch von Isabel Allende geht es um Fluchtgeschichten. Es beginnt mit Samuel, dessen Eltern ihn noch in einen Zug nach England setzen können, ehe sie in den Konzentrationslagern Hitlers für immer ...

In diesem Buch von Isabel Allende geht es um Fluchtgeschichten. Es beginnt mit Samuel, dessen Eltern ihn noch in einen Zug nach England setzen können, ehe sie in den Konzentrationslagern Hitlers für immer verschwinden. Viele Jahre später verliert ein kleines Mädchen, Anita, seine Mutter auf der Flucht vor einem Mörder an der amerikanischen Grenze, wo zu der Zeit die Schergen Donald Trumps sich in Unmenschlichkeit überbieten. Dann ist da noch Leticia, die mit ihrem Vater als einzige Überlebende des Massakers von El Mozote, vor vierzig Jahren aus San Salvador geflohen ist. Wie diese drei und andere Personen zusammentreffen erzählt dieses Buch.

Isabel Allende ist eine Vielschreiberin, eine routinierte Autorin. In ihrem Buch eilt sie durch viele Themen, von denen jedes einzelne ein Buch wert sein könnte. Die Charaktere bleiben eindimensional und sie bemüht auch öfters einmal die Klischees.
Das Buch hat Längen und Schwächen, wenn es seine Handlung nicht mit den kriminellen Machtspielen der Politik verknüpft hätte, könnte man es als Schmöker bezeichnen. Dass sie darauf aufmerksam macht ist ihr Verdienst.
Dieses Buch wird sicher nicht zu den großen Werken der Weltliteratur gezählt werden, aber die Leser von Isabel Allende werden sich über ein neues Buch von ihr freuen, auch über das schöne Cover.

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Veröffentlicht am 29.04.2023

Eine durchgeplaDeutsche, die auszog, um das "dolce far niente" zu lernen.

Weniger ist Meer
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Von katharina.51

Eine junge Frau, effizient, durchgeplant, mit ständiger Todo-Liste im Kopf, kann Entscheidungen treffen, weiß was sie will und handelt entsprechend.
Sie geht reflektiert durch ihr Leben ...

Von katharina.51

Eine junge Frau, effizient, durchgeplant, mit ständiger Todo-Liste im Kopf, kann Entscheidungen treffen, weiß was sie will und handelt entsprechend.
Sie geht reflektiert durch ihr Leben und die Welt und zieht ihre Konsequenzen, die sie entsprechend verwirklicht.
Sie ist Reisebloggerin und Journalistin und verdient damit ihr Geld, Reisen als Konsum, 3000 km für 40 Euro, die Länder von außen betrachten. Nach vier Jahren und vierzig Ländern, verliert sie den Faden, sie braucht was anderes, sie braucht Ruhe, einen Ort, ein Zuhause, aber nicht mehr in Berlin.
Nach einem Urlaub in Portugal weiß sie, dass sie ihren Platz gefunden hat, es muss am Meer sein. Nachdem sie dort das Surfen als neue Dimension des Leben kennengelernt hat, baut sie für sich und ihre Familie ein Haus am Meer in Portugal.
Ihr Buch ist mit bezaubernden Fotografien ausgestattet, die einen wehmütig stimmen, wenn man zu denen gehört, die es nicht geschafft haben auszuwandern.
Wie hat die Autorin es nur geschafft? Die Antwort darauf gibt sie schon gleich auf den ersten Seiten ihres Buches:
"Die Freiheit beginnt dort, wo die Angst endet." "Auf den Mut kommt es an."
Der Titel des Buches ist zwar treffend, aber leider schon so, oder in ähnlicher Form von anderen Autoren bemüht worden.
Titelvorschlag: Eine durchgeplante Deutsche, die auszog, um das "dolce far niente" zu lernen.

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Veröffentlicht am 19.04.2023

In einer neuen Welt

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Das Buch ist das Debüt des Autors Satoshi Yagisawa, es wurde schon 2009 in Japan herausgegeben und jetzt verfilmt. Es erhielt den Chiyoda Literature Prize, von dem leider nicht herauszufinden war, um ...

Das Buch ist das Debüt des Autors Satoshi Yagisawa, es wurde schon 2009 in Japan herausgegeben und jetzt verfilmt. Es erhielt den Chiyoda Literature Prize, von dem leider nicht herauszufinden war, um welche Art von Literaturpreis es sich handelt.
Wer die japanischen graphic novels kennt, erkennt die Verwandschaft mit dem vorliegenden Buch. Nicht nur das Cover weist darauf hin, sondern auch die Sprache des Autors. Sie ist sachlich, nur das Wichtigste wird in schnörkellosen Sätzen zum Ausdruck gebracht.
Die Hauptperson ist die 25jährige Takako. Nach einer misslungenen Liebesbeziehung wird sie von ihrem Onkel Satoru in seinem Aniquariat für Bücher aufgenommen. Es befindet sich in dem Tokyoter Stadtteil Jinbocho, dem größten Antiquariatsviertel der Welt, Treffpunkt für Literaten und Künstler, eine neue Welt für Takako. Doch sie interessiert sich überhaupt nicht für das Lesen und muss fortan zwischen Büchertürmen leben, bis sie eines Tages endlich den Zauber und die heilende Wirkung von Literatur entdeckt. Das Leben nimmt seinen Lauf.
Takako lernt, dass man aussprechen soll, was man fühlt.

Für mich war das Buch etwas mager, mir hat auch eine gewisse Spannung gefehlt, meine Erwartungen an das Buch waren zu hoch.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Roland erzählt sein Leben

Lektionen
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Der kleine Junge Roland hat seine ersten Jahre in einer britischen Garnison in Libyen verbracht und wurde 1959 mit neun Jahren Internatsschüler in der Heimat Großbritannien. Dort führte den musikbegabten ...

Der kleine Junge Roland hat seine ersten Jahre in einer britischen Garnison in Libyen verbracht und wurde 1959 mit neun Jahren Internatsschüler in der Heimat Großbritannien. Dort führte den musikbegabten Jungen seine Klavierlehrerin früh in die Geheimnisse der Sexualität ein. Roland beendet die Schule nicht, es zieht ihn hinaus ins Leben, das er in vollen Zügen genießt. Der Preis dafür ist, dass er es zu nichts bringt. Später dann verdient er seinen Lebensunterhalt als Hotelpianist und Tennislehrer.
Das Buch mäandert durch Rolands Leben, das Leben von anderen Personen und Persönlichkeiten, durch Wichtiges und Unwichtiges, durch Geschichte
und Geschichten, Wissen und Erkenntnisse, durch Raum und Zeit.
Nicht alles bräuchte man zu wissen.
Roland ist ein durchschnittlicher Mann, ein realistischer Mensch, dem die
Beschäftigung mit geistigem Erkenntnisgewinn fern liegt, Zeitgeschehen während seiner Lebenszeit, ist das was ihn interessiert, da es unmittelbar mit seinem Leben zusammenstößt.
Obwohl Roland schon als kleinem Jungen erstaunliche Ausdrucksfähigkeit am Klavier zugesprochen wird, Bach wird hervorgehoben, erfahren wir nicht,
aus welchen geistigen oder emotionalen Quellen sich sein Einfühlen in die Musik speist.
Roland ist alt geworden, über siebzig Jahre. Er liest seine mehr als vierzig
Tagebücher durch und kommt zu dem Schluss, dass er nach 1986 keine neuen Erkenntnisse und Einsichten mehr gewonnen habe.
Eine erstaunliche Aussage! Hatte er mit fünfundreissig Jahren schon alle seine Lektionen gelernt?
Man hat beim Lesen des Buches immer wieder stark den Eindruck, als könnte es sich doch um das Fazit des eigenen Lebens von Ian McEwan handeln.
Fiktion und Tatsachen bunt gemischt.
Zum Schluss noch ein Satzfragment von S. 41, ...Glück interessierte ihn nicht...
Der vielfach preisgekrönte Autor kann zweifellos schreiben, doch bei diesem
Buch, war mir, das scheinbar aus den Tagebüchern Zusammengeschriebene
zuviel. Oft besteht die Kunst im weglassen.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Vom Werwolf gebissen

Macht
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Heidi Furre hat ein Buch geschrieben, das nicht dem reinen Lesevergnügen dient, dazu ist das Thema zu verstörend und zu präsent.
Die Macht sich eines anderen Menschen zu bemächtigen, gewaltsam in ihn einzudringen, ...

Heidi Furre hat ein Buch geschrieben, das nicht dem reinen Lesevergnügen dient, dazu ist das Thema zu verstörend und zu präsent.
Die Macht sich eines anderen Menschen zu bemächtigen, gewaltsam in ihn einzudringen, ist eine furchtbare Macht, die keinem Menschen gegeben sein sollte. Ein nur einmaliges Ausüben dieser Macht, kann ein ganzes langes Leben zerstören.

Liv ist mittleren Alters, lebt mit ihrer Familie in ihrem Heim in Norwegen. Sie beschreibt ihr tägliches Leben zuhause, auf ihren Wegen und ihrer Arbeit in einem Pflegeheim.
Mit scharfem Blick analysiert und reflektiert sie ihre detaillierten Beobachtungen, präzise sieht sie die menschlichen Stärken und Schwächen, ihr Tun und Trachten.
Verfolgt wird sie von dem Unfreiwilligen, dem Ekligen, so nennt sie es, die Vergewaltigung. Alles was sie gerne tat, wurde durch sie verdorben, alle Leichtigkeit ist dahin. "Denn es ist allgegenwärtig, das was ich suche zu vergessen."
"Ich wurde von einem Werwolf gebissen, der Biss geht nicht weg, egal was ich tue, es ist irreversibel", sagt sie.
Ihr ist eine Vergewaltigung widerfahren, von der man von außen betrachtet nicht genau weiß, ob es eine war. Liv weiß nicht, ob sie nein dazu gesagt, oder nur gedacht hat, groß gewehrt hat sie sich auch nicht, sie hat es über sich ergehen lassen. Seit dem vergiftet dieses Geschehen ihr Leben.
Wird sie Heilung und Vergessen finden?

Das Cover des Buches hat hohen Symbolcharakter, zerbrochenes Porzellan in rosa, rosarot sind die Träume der Mädchenträume, der Unschuld, zerbrochen, nicht mehr zu heilen.
Kintsugi ist die japanische Kunst, Kostbares, das zerbrochen ist zu veredeln, etwas noch schöneres daraus zu gestalten.
Ob das nach einer Vergewaltigung möglich ist?

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