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Aglaja

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2024

Was denkt ein Chinese?

Ein Chinese sagt nicht, was er denkt
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Ein grundehrlicher Schweizer trifft auf eine Kultur von List und Täuschung, eine Kultur, die das Leben als Krieg betrachtet, den man mit allen Mitteln gewinnen muss.

Der Autor hat ein faszinierendes Buch ...

Ein grundehrlicher Schweizer trifft auf eine Kultur von List und Täuschung, eine Kultur, die das Leben als Krieg betrachtet, den man mit allen Mitteln gewinnen muss.

Der Autor hat ein faszinierendes Buch geschrieben über China und die Chinesen. Er schöpft aus seinen eigenen Erfahrungen, die er im Rahmen einer Geschäftsgründung gemacht hat und aus seinem Leben mit seiner chinesischen Frau, einer Professorin für Traditionelle chinesische Medizin. Er schreibt sehr anschaulich über die Erkenntnisse, die er über Chinesen gewonnen hat, im Kontext zu deren weltanschaulichen, systembedingten Unterschieden zu der westlichen Kultur. Nicht nur seine persönlichen Erlebnisse sind in seinem Buch zu finden, sondern auch allgemeingültige Überlegungen und Maximen aus einem großen Themenkreis.

Jedem, der sich für China interessiert, oder sich aus geschäftlichen Gründen dafür interessieren muss, sei dieses Buch empfohlen. Es öffnet die Tür zum Verstehen einer völlig anderen Kultur, in der man ohne Anleitung nicht weit kommt.

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Veröffentlicht am 01.03.2024

Nicht nur ein Kochbuch - Hommage an den Iran, das alte Persien

Hier fließt die Liebe. Persische Küche
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Ein Buch wie aus "Tausend und einer Nacht", sowohl das Cover von Christina Mühlhöfer, als auch der persönliche Inhalt, der nicht nur die Rezepte präsentiert. Die beiden Autorinnen erzählen von Land und ...

Ein Buch wie aus "Tausend und einer Nacht", sowohl das Cover von Christina Mühlhöfer, als auch der persönliche Inhalt, der nicht nur die Rezepte präsentiert. Die beiden Autorinnen erzählen von Land und Leuten, der Heimat ihrer Vorfahren, mit dem Zauber, der der uralten Kultur Persiens eigen ist. Wenn man den Iran nur nach der derzeitigen politischen Unkultur von außen betrachten kann, ist das ein großer Verlust. Wer das Glück hat, das Land von innen zu kennen und zu erkennen erlebt Wunder an Menschlichkeit. Wer auch noch das Land durch seine Sprache verstehen kann, dem eröffnet sich eine neue Welt, die in der alten verankert ist, durch tausende von Höflichkeiten, Sprichwörtern und klassischer Poesie, die sich in allen Bevölkerungsschichten erhalten hat. Und dann, das Essen, ein Kulturgut, angerichtet und fotografiert in und auf außergewöhnlich schönen, zum Teil antiken Gefäßen, Geräten und Textilien, ein Fest für die Augen; zum Schluss nicht zu vergessen die, für viele unbekannten erstaunlichen Geschmackserlebnisse.

Ganz zum Schluss noch ein Wort über Frau, Leben Freiheit. "Baraye Zan Zendegi, Azadi", so heißt das Lied von Shervin Hajipour, das die leider, bisher gescheiterte Revolution der Frauen des Iran begleitet hat. Man kann es mit Übersetzung auf youtube anhören. Mich hat es sehr berührt.

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Im dunklen Herzen Finnlands

Arctic Mirage
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Arctic Mirage ist das Debut der finnischen Schriftstellerin Terhi Kokkonen, für das sie mit einem Literaturpreis ausgezeichnet wurde. In ihrer Heimat ist sie mit ihrer außergewöhnlichen Stimme schon länger ...

Arctic Mirage ist das Debut der finnischen Schriftstellerin Terhi Kokkonen, für das sie mit einem Literaturpreis ausgezeichnet wurde. In ihrer Heimat ist sie mit ihrer außergewöhnlichen Stimme schon länger bekannt und beliebt mit ihrer Band "Ultra Bra"

Wer denkt, er kauft einen der vielen populären skandinavischen Thriller aus dem Winter-Wunder-Land Lappland, der wird enttäuscht sein, keine schneebeladenen Tannen, keine Blockhausromantik in klirrender Kälte, keine Verzauberung durch das Nordlicht und weit und breit kein Wolf der schaurig im Mondlicht heult. Und trotzdem kommt das Buch direkt aus dem dunklen Herzen Finnlands. Wenn man bedenkt, dass sich die Finnen als das glücklichste Volk der Erde empfinden, fragt man sich wieso es soviel psychisch behandlunsbedürftige Menschen gibt, und die Suizidrate überdurchschnittlich hoch ist. Genau diesem Themenkreis hat die Autorin für ihr Buch ausgewählt.

Ein Ehepaar das eine absolut gestörte Beziehhung führt reist für ein paar Tage in den Norden ihres Landes, mit der Illusion, dass es nach ein paar Tagen der Entspannung wieder besser mit ihnen laufen sollte. Das ist nicht der Fall. Nach lange verdrängten Gefühlen endet der Erkenntnisprozess in einer blutigen Eskalation.

Die Autorin hat für ihr Buch die Form gewählt, das Ende an den Anfang zu stellen. Obwohl dies den Kulminationspunkt des Geschehens vorweggenommen hat, hat sie Spannung aufgebaut und bis zum letzten Satz gehalten. Im Laufe der Geschichte wurde man hin und her gerissen zwischen Zweifel und Gewissheit, von der Frage, wem man glauben schenken soll, wem die Sympathien gelten sollen. Das ist die große Stärke des Romans.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Das Cover ist ein Gemälde des spanischen Künstlers Guim Tio Zarraluki, das mit der dargestellten Einsamkeit des Menschen in einer Landschaft, den Tenor des Buches trifft.

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Veröffentlicht am 05.02.2024

Vom Töten - Die Metamorphose des Hunter White

Trophäe
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Hunter White, nomen est omen, der weiße Jäger.
Er gehört zu der erlauchten Clique der Großwildjäger, in bester Gesellschaft mit gekrönten Häuptern und denen, die viel Geld haben. Er hat ein evolutionistisches ...

Hunter White, nomen est omen, der weiße Jäger.
Er gehört zu der erlauchten Clique der Großwildjäger, in bester Gesellschaft mit gekrönten Häuptern und denen, die viel Geld haben. Er hat ein evolutionistisches Weltbild, der Mensch ist das am höchsten entwickelte Tier und deshalb hat er das Recht es zu jagen. Survival of the fittest ist sein Credo, auch in seinem mitleidlosen Metier des Spekulanten.
Er ist wieder einmal in Afrika, um die Nummer Fünf seiner Big Five endlich als Trophäe mit nach Hause zu bringen, das Spitzmaulnashorn.
Da dieses unter Artenschutz steht, wird der Leser bekanntgemacht mit all den verschlungenen Wegen, die man in diesem Teil Afrikas gehen kann, um zum Ziel zu kommen und das mit reinstem Gewissen.
Hunter ist stolz auf seine generationenalte Jägertradition und "Ethik hat überall auf der Welt die gleiche Farbe: die des Dollars, das hat Hunter gelernt."
Er lässt den Leser teilhaben an seinen Überlegungen zu Technik, Moral, Psychologie und Philosophie des Jagens von Urzeiten an, wobei er sich in abenteuerliche Höhen und Tiefen versteigt, wie zum Beispiel: "weil er ein Mann ist, tötet er", oder: "die Unterwerfung als Bestätigung unserer Vorherrschaft über alle andere Lebewesen", er meint: "er tut nur das was der Mensch tat, als er noch ein Tier war", "die Welt ist nun einmal in Jäger und Beute unterteilt". Er hat tausend gute Gründe für das Recht zu töten.
Es ist nur logisch, dass man ihm auch die Big Six anbietet, Nummer Sechs wäre die Jagd auf einen Menschen.
Er wird zu dem Volk der San gebracht, die schon zwanzigtausend Jahre in diesem Teil der Welt leben, in ergebener Abhängigkeit zu ihren Göttern, sie halten den egomanischen Individualismus für eine Krankheit.
Hier lernt Hunter seinem Wunsch gemäß das wahre Afrika kennen, aber anders als er sich das gedacht hat, er begegnet seinem Schicksal.

Die Autorin hat nicht umsonst den großen Preis Jan Wauters für ihren kreativen Umgang mit Sprache gewonnen, auch dieses Buch ist preisgekrönt.
Ein Werk, aus dem man viel lernen kann, auch wenn man sich überhaupt nicht für die Jagd interessiert, auch wenn man sie verabscheut sollte man dieses Buch erst recht lesen. Man wird überrascht und in atemlose Hochspannung versetzt, keine einzige langweilige Seite, kein überflüssiges Wort. Ich bin begeistert!

Das Cover gefällt mir nicht, ich finde es wird der außergewöhnlichen Dramatik des Buches nicht gerecht.

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Veröffentlicht am 02.01.2024

Lenin und andere Zeitgenossen

Das Philosophenschiff
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Eine hundertjährige Architekturprofessorin will eine besondere Art ihrer Memoiren verfassen lassen. Sie sucht sich dazu einen besonderen Schriftsteller aus, einen, bei dem sich der Leser nicht sicher sein ...

Eine hundertjährige Architekturprofessorin will eine besondere Art ihrer Memoiren verfassen lassen. Sie sucht sich dazu einen besonderen Schriftsteller aus, einen, bei dem sich der Leser nicht sicher sein kann, ob er ihm glauben soll, oder nicht.
Als Anouk Perleman-Jacob ein junges Mädchen von vierzehn Jahren ist, gehört sie mit ihren Eltern zu der großen Gruppe der Intelligenzija, die von den damaligen Machthabern Russlands, den Bolschewiken, des Landes verwiesen werden. Sie werden mit den sogenannten Philisophenschiffen außer Landes gebracht.
Anouk, die nachts, in aller Heimlichkeit auf dem Luxusdampfer heraumstreunt, trifft zufällig auf den einzigen Passagier der ersten Klasse.
Er gibt sich ihr als Lenin zu erkennen. Eine kranke Gestalt. aus Haut und Knochen, lesend im Rollstuhl. Sie beginnen eine Unterhaltung, die sie jeden Abend fortsetzen, bis zu einem gewissen Abend, an dem Anouk eine andere Gestalt bei ihm entdeckt. Ein Mann mit einem Schnauzbart, schwarzen Zähnen und feinen weißen Händen. Sie belauscht heimlich die Rede des Mannes aus Georgien und wird Zeugin eines "historischen" Geschehens.

Der Autor entrollt in seinem Buch ein Bild, rund um die Geschehnisse während der Machtergreifung der Bolschewiken in Russland.
Er schreibt von der Angst der Menschen, den Grausamkeiten, von innen- und
außenpolitischen Machtspielen, von dem "Konzert der Intrigen".
Der historisch nicht bewanderten Leser, liest mit ungläubigem Staunen.

Die "éloge funèbre", eine Abrechnung des Georgiers mit Lenin ist brillant und treffend, sie lässt Parallelen erkennen zu der erschreckenden, aktuellen Realität im derzeitigen Russland.

Michael Köhlmeier hat das geliefert, was man unter guter Literatur versteht.

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