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Veröffentlicht am 15.09.2016

Der goldene Handschuh

Der goldene Handschuh
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„Der goldene Handschuh“ ist eine Kneipe. Es ist ein dunkles, stinkendes Loch, in dem verlorene Seelen und finstere Gestalten Zuflucht finden und sich unter Gleichgesinnten die Lichter ausschießen. Traurige ...

„Der goldene Handschuh“ ist eine Kneipe. Es ist ein dunkles, stinkendes Loch, in dem verlorene Seelen und finstere Gestalten Zuflucht finden und sich unter Gleichgesinnten die Lichter ausschießen. Traurige Schicksale, verhunzte Lebensläufe, gesundheitliche Probleme, Arbeitslosigkeit und die Sehnsucht nach einem geregelten Leben und der Liebe werden hier mit viel Schnaps heruntergespült. Ob am helllichten Tag oder mitten in der Nacht, die Kneipe öffnet ihre Tür immer und für jeden.

Fritz Honka ist so eine verkorkste Gestalt, die im goldenen Handschuh Zuflucht und vermeintliche Freunde findet. Er weiß, wie alle anderen auch, dass wenn er die Kneipe betritt, er „Freunde“ wiedersieht und die Außenwelt ausblenden kann. Honka ist Alkoholiker, er lebt in einer kleinen stinkenden und dreckigen Wohnung und greift hier und da eine Frau auf, die ihn befriedigt und der er als Gegenleistung ein Dach über dem Kopf anbieten kann. Gewalt, Streitereien, Obszönitäten und der Drang nach Sex beherrschen seinen Alltag. Doch tief in seinem Inneren will er ein normales Leben führen, einen Job ausüben, ein geregeltes Einkommen haben und dem Teufelskreis, in dem er sich befindet, entfliehen. Letztendlich kann er der Spirale, die ihn noch tiefer in all das Elend zieht, nicht entkommen und legt auch noch einen Karriere als Frauenmörder hin.

Zwischendurch wird die Geschichte von einer reichen und bekannten Familie eingeschoben, in der einige Familienmitglieder, trotz all dem Geld, Probleme und abartige Neigungen haben, die natürlich ausgelebt werden müssen. Früher oder später landet man auch hier in der berüchtigten Kneipe und säuft sich das Leben schön. An dieser Stelle wird klar, dass die zerstörten und bemitleidenswerten Existenzen nicht nur der Unterschicht angehören, sondern sich auch in der Oberschicht finden lassen. Denn wie sagt man so schön: Geld allein macht nicht glücklich.

Das Buch von Heinz Stunk ist keine leichte Kost. Mir ist beim Lesen, da ich mich versucht habe intensiv in die Situationen hineinzuversetzen, tatsächlich zwischendurch schlecht geworden, denn die Lebensumstände von Honka und all den anderen Handschuh-Besuchern sind alles andere schön. Die Beschreibungen seiner Abartigkeit, seines Alkoholkonsums und seiner Handlungen sind manchmal abstoßend. Der Schreibstil und diverse Zeitsprünge machen das Lesen nicht so einfach, aber die Geschichte wird sehr realistisch beschrieben. Honkas Morde sind eher als Randgeschichte niedergeschrieben. Vielmehr dreht sich die Story um seine Persönlichkeit, seine Neigungen und seine Sehnsüchte. Die polizeilichen Ermittlungen und der Prozess werden erst als Anhang des Buches thematisiert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vom Ende der Einsamkein

Vom Ende der Einsamkeit
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Jules wächst mit seinem Bruder und seiner Schwester behütet und von den Eltern geliebt in München auf, bis diese bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen und sich schlagartig alles für die drei Kinder ...

Jules wächst mit seinem Bruder und seiner Schwester behütet und von den Eltern geliebt in München auf, bis diese bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen und sich schlagartig alles für die drei Kinder ändert. Sie kommen in einem Internat unter und verarbeiten das Geschehene auf unterschiedliche Art und Weise. So wird hier schon bewusst aufgezeigt, dass die Geschwister mehr oder weniger einsam mit ihrem Schicksal zurecht kommen müssen, da das eingeschworene Team nun auseinandergerissen wurde.

Jules, der Hauptprotagonist, schildert dem Leser seine Entwicklung vom Kind, Jugendlichen bis hin zum Erwachsenen, der versucht als Familienvater zu bestehen. Er zeigt all die unterschiedlichen Stationen seines Lebens auf, all die Personen die ihm begegnet sind und ihn geprägt haben und beschreibt das sich oft ändernde Verhältnis zwischen ihm und seinen Geschwistern, die ebenfalls ihre eigenen Lasten des Lebens zu tragen haben.

In Alva findet Jules eine Seelenverwandte. Sie lernen sich im Internat kennen und entwickeln eine tiefe Freundschaft und obwohl sie sich im späteren Verlauf ihres Lebens über Jahre aus den Augen verlieren, verlieren sie nicht die Erinnerung aneinander. So ist die Vertrautheit schnell wieder da, als sie sich in München wiedersehen und ihre Freundschaft wieder aufleben lassen.

Endet nun hier die Einsamkeit, die Jules täglich umhüllt? Endet hier das Gefühl nicht richtig dazuzugehören und nichts in seinem Leben erreicht zu haben?

Benedict Wells hat einen angenehmen Schreibstil und besitzt die Gabe einen melancholischen, aber auch hoffnungsvollen Unterton in seine Zeilen einzubauen. Mit philosophischen Anekdoten und tragenden Erlebnissen bringt er dem Leser die Charaktere und ihre Denkweise näher. Kein Charakter bleibt blass und die Wandlungen in den Lebensabschnitten erzeugen eine leichte Spannung, die zum Weiterlesen animiert, jedoch mich nicht komplett gepackt hat. Nichtsdestotrotz ist das Buch absolut lesenswert und interessant.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kind aller Länder

Kind aller Länder
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Aus der Perspektive der zehnjährigen Kully erfahren wir von ihren Lebensumständen und lernen ihren Charakter, aber auch den ihrer Eltern, kennen. Kully ist ein „Kind aller Länder“, denn aufgrund von Geldnöten ...

Aus der Perspektive der zehnjährigen Kully erfahren wir von ihren Lebensumständen und lernen ihren Charakter, aber auch den ihrer Eltern, kennen. Kully ist ein „Kind aller Länder“, denn aufgrund von Geldnöten und anderen fragwürdigen Umständen, die sie ihrem verschwenderischen und verantwortungslosen Vater zu verdanken hat, muss sie von einem Land zum nächsten reisen oder eher gesagt flüchten. Von Prag geht es über Paris nach Amsterdam und nach New York. Übernachtet wird über längere Zeiträume in schicken Hotels, die sich die Familie allerdings gar nicht leisten kann. Der Vater steckt Tochter und Ehefrau in diese edlen Hotels ohne ihnen auch nur ein wenig Geld dazulassen. Er redet sich heraus und verschwindet gerne tage- und wochenlang. Er bereist Europa, um sich hier und da Geld zu leihen, damit alle Rechnungen bezahlt werden können, doch dieses Geld reicht vorn und hinten nicht aus. Zumal er das meiste Geld in Restaurants oder Bars lässt und sich von Kaviar und Champagner ernährt, während Frau und Tochter meist nur eine Mahlzeit am Tag zu sich nehmen. Der Vater ist ein arroganter Stiesel, der von sich zu unrecht überzeugt ist und seiner kleinen Familie kein zu Hause bieten kann. Rastlos reisen die Drei umher und die kleine Kully scheint gar nicht zu merken was sie in ihrer Kindheit verpasst, denn sie kennt es ja nicht anders. Unterrichtet wird sie von ihrer Mutter, deren Bildungsstand eher dürftig und die sehr einfach gestrickt ist und Kontakt zu Gleichaltrigen hat sie kaum. Sie vertraut auf den Vater, der als mickriger Schriftsteller sein Glück immer wieder versucht und doch zum Scheitern verurteilt ist. Doch durch die kindliche Perspektive erscheint alles gar nicht so schlimm. Kully weiß sich zu beschäftigen, lässt ihre Phantasie spielen, ist neugierig, stellt Fragen und findet neue Umgebungen immer wieder interessant und spannend. Sie lässt sich nicht beirren oder negativ beeinflussen. Mir hingehen tat sie einfach nur leid, denn man wünscht einem Kind nichts mehr als eine funktionierende Familie, liebevolle Eltern, Bildung und ein festes Dach über dem Kopf.

Kully ist ein sehr sympathisches kleines Mädchen, welches ich gleich ins Herz geschlossen habe, während mich ihr Vater mit seinem Verhalten einfach nur aufgeregt hat. Irmgard Keun beleuchtet in ihre Buch beide Seiten und die stark unterschiedlichen Charaktere sind auch gut beschrieben. Sie schafft eine kindlich verspielte, aber auch, aus Sicht der Eltern, verstörte und hoffnungslose Atmosphäre. Der Schreibstil ist recht einfach, teils amüsant und doch aussagekräftig.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Schwert der Götter

Das Schwert der Götter
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Im Jahr 969 wird der Frieden im Norden durch einen König bedroht, der zeitweise an Macht und Ansehen eingebüßt hat, doch nun neue Pläne schmiedet und ein Heer aufstellt, welches für ihn den Norden zurückerobern ...

Im Jahr 969 wird der Frieden im Norden durch einen König bedroht, der zeitweise an Macht und Ansehen eingebüßt hat, doch nun neue Pläne schmiedet und ein Heer aufstellt, welches für ihn den Norden zurückerobern soll. Der hinterlistige König, Harald Graufell, wurde von Hakon, einem Jarl aus dem Norden, in einer Schlacht besiegt und hat sich auf eine Insel zurückgezogen, wo er auf Rache sinnt. Es gelingt ihm Hakons Tochter zu entführen, diesen somit aus der Stadt Hladir zu locken und ihn eine falsche Spur verfolgen zu lassen. Graufell wittert seine große Chance und nimmt Kurs auf Hakons Stadt, die er innerhalb kürzester Zeit einnimmt. Während seine restliche Familie gegen Graufell kämpft und um ihr Leben fürchtet, sucht Hakon hingegen verzweifelt nach seiner Tochter und gerät immer wieder in waghalsige Situationen, erbitterte Kämpfe und riskiert mehrmals sein Leben, um an Informationen heranzukommen und seine Tochter ausfindig zu machen. Als er von dem Überfall auf seine Stadt hört, versucht er sich mit den Dänen zu verbünden, damit er genug Männer im Kampf gegen Graufell hat. Doch die Geschehnisse überschlagen sich, Freunde werden zu Feinden und Verrat, Gier und Arroganz verpestet so manchen Charakter.

Dies war das erste Buch von Axel S. Meyer, welches ich gelesen habe und es wird definitiv nicht das letzte Buch gewesen sein. Bei diesem Werk handelt es sich um den dritten Teil der Hakon-Saga, jedoch kann man die Bücher auch gut unabhängig voneinander lesen und benötigt keinerlei Vorwissen. Selbst die vielen teils ungewöhnlichen Namen kann man nach kürzester Zeit auseinanderhalten und anhand einer Landkarte im Buch den Weg der Protagonisten mitverfolgen.

Das Buch „Das Schwert der Götter“ ist ein sehr vielschichtiger historischer Roman, welcher durch einen guten und sehr bildhaften Schreibstil, authentische Charaktere, interessante und teils amüsante Dialoge, aber auch durch die gut verarbeiteten politischen und religiösen Themen besticht. Die Kapitel haben eine passende Länge und schließen vereinzelt mit Cliffhangern ab, die zum sofortigen Weiterlesen motivieren. Die Schlachtszenen werden überragend beschrieben, so dass man als Leser vor Aufregung und Spannung kaum das Buch aus den Händen legen mag. Trotz der über 650 Seiten empfand ich keine Szene als zu langatmig, langweilig oder unpassend. Für mich hat sich das Buch als absoluter Glücksgriff herausgestellt.