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Veröffentlicht am 29.05.2021

Einfühlsame Geschichte, die nichts beschönigt

Inselpfade zum Glück
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„Inselpfade zum Glück“ ist der vierte Band von Susan Mallerys „Blackberry Island“-Reihe, erschienen bei Harper Collins. Der Zusammenhang in einer Reihe ist hier allerdings nur ganz dezent: Die Bücher spielen ...

„Inselpfade zum Glück“ ist der vierte Band von Susan Mallerys „Blackberry Island“-Reihe, erschienen bei Harper Collins. Der Zusammenhang in einer Reihe ist hier allerdings nur ganz dezent: Die Bücher spielen auf derselben Insel, aber Charaktere aus den Vorgängerbänden werden hier in ungefähr zwei Nebensätzen erwähnt. Das ist genug, um die Eingeweihten schmunzeln und in Erinnerungen schwelgen zu lassen, alle anderen würden vermutlich nicht mal merken, dass es sich um eine Reihe handelt, geschweige denn, dass ihnen Wissen fehlt.
Der Roman erzählt die Geschichten von drei Frauen: Kristine, Heather und Sophie. Dies geschieht allerdings nicht hintereinander, sondern parallel. Ihr Leben ist eng miteinander verwoben, denn sie sind Cousinen, die sich gegenseitig mit aller Kraft unterstützen: Kristine will ihre eigene Bäckerei eröffnen, Heather auf eigenen Beinen stehen und die Insel verlassen und Sophie nach dem Brand ihres Unternehmens einen Neuanfang starten.

Da diese Geschichten parallel erzählt werden, ist der Roman im Wechsel aus den Perspektiven der drei Frauen geschrieben. Am Anfang fiel es mir schwer, wenn ich den jeweiligen Namen las, sofort die richtige Person im Kopf zu haben, aber das legte sich schnell.

Vor allem die Schilderungen aus Kristines und Heathers Leben haben mich mitgerissen. Sophie fand ich als Person sehr anstrengend und emotional auch nicht tief genug ausgearbeitet. Es ist klar, wo ihre Probleme liegen, nachempfinden konnte ich ihr Gefühlsleben jedoch nicht. Ganz anders bei Kristine und Heather: In beiden Fällen habe ich mitgefiebert und mitgelitten, sie angefeuert und ihnen nur das Beste gewünscht. Heather ist etwas jünger, als die beiden anderen Frauen, Anfang 20, Kristine und Sophie eher Ende 30. Durch den unterschiedlichen Abschnitt, in dem sie sich in ihrem Leben befinden, haben sie natürlich auch ganz andere Sorgen, die sie beschäftigen. Susan Mallery schafft es jedoch, den Leser*innen Zugang zu allen drei Lebensentwürfen zu verschaffen. Dabei hat die Autorin keine Skrupel, auch hässliche Dinge beim Namen zu nennen. Gerade die unschönen Themen, verletzenden Gespräche und unangenehme Situationen haben mich beim Lesen gefesselt. Susan Mallery greift hier realistische Probleme auf, die ich so noch nicht aus anderen Romanen kenne. Genauso zeigt sie, dass ein klärendes Gespräch alleine häufig nun mal nicht alles lösen kann und mehr Arbeit erforderlich ist. Im Gegensatz zu dem, was viele andere Romane vermitteln, ist dies sehr viel näher an der Realität.

Bis zum Schluss war ich mir nicht sicher, wie Susan Mallery jeden der drei Handlungsstränge enden lassen würde. Ein Happy End schien immer genauso wahrscheinlich wie ein Sad End. Das hat mir sehr gut gefallen und mich dazu gebracht, immer weiter lesen zu wollen. Jede Protagonistin bekommt dann ein Ende, was meiner Meinung nach perfekt zu ihrer Situation passt.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Ich war begeistert, wie real sich die Charaktere und ihre Probleme angefühlt haben: als könnten sie sich tatsächlich auf einer Insel in mehreren tausend Kilometern Entfernung so abspielen. Auf einfühlsame Art schildert Susan Mallery ihre Sorgen und beschönigt dabei nichts. Lediglich eine Protagonistin war für mich nicht greifbar und hat dieses Gefühl dadurch immer wieder unterbrochen.

Ich bin und bleibe ein Fan von Blackberry Island und wäre bei jedem eventuell folgenden Band wieder dabei.

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Veröffentlicht am 23.05.2021

Wissenschaftliche Methoden verstehen lernen

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit
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Mit „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ veröffentlicht die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin (Grimme-Preisträgerin 2021 für Besondere Journalistische Leistung) Dr. Mai Thi Nguyen-Kim ihr zweites ...

Mit „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ veröffentlicht die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin (Grimme-Preisträgerin 2021 für Besondere Journalistische Leistung) Dr. Mai Thi Nguyen-Kim ihr zweites Buch bei Droemer Knaur. Sie geht darin acht intensiv diskutierten Streitfragen auf den Grund. Was kann wirklich anhand von wissenschaftlichen Fakten belegt werden? Wie verlässlich sind diese und wo gibt es (noch) gar keinen Beweis?

Die Autorin kannte ich bereits vorab durch ihr YouTube Format „maiLab“. In ihren Videos bereitet sie wissenschaftliche Themen und Theorien, seien es hochaktuelle rund um Covid-19, oder weniger prominente wie Vitamin D, für Nicht-Wissenschaftler und Statistik-Laien auf. Beides trifft auf mich zu und ich fühle mich auf meinem Wissensstand immer sehr gut abgeholt. Dr. Nguyen-Kim vermittelt anschauliche Grundlagen, soweit sie für das Verständnis erforderlich sind und wendet diese dann auf das vorgestellte Thema anschaulich an. Sie erklärt nicht nur gut, sondern ist dabei noch unterhaltsam, was mich jedes Mal erneut fesselt.

In ihrem Buch geht sie nun ganz ähnlich vor. Acht verschiedene Themen behandelt sie inhaltlich auf diese Weise: Legalisierung von Drogen, Videospiele und Gewalt, Gender Pay Gap, Big Pharma vs. Alternative Medizin, Impfungen, Erblichkeit von Intelligenz, das Denken von Frauen und Männern und die ethische Frage bei Tierversuchen. Manche Themen haben mein Interesse mehr geweckt als andere, aber viele Kapitel eignen sich hervorragend um den Leser:innen ein paar Grundlagen zu vermitteln: Was ist der Korrelationskoeffizient, wo ist der Unterschied zu Kausalität und was ist statistische Signifikanz? Im Studium habe ich vor Statistik Reißaus genommen, in diesem Buch konnte ich gar nicht mehr verstehen, wieso. Die Erklärungen waren sehr gut nachzuvollziehen, die Beispiele aus der Praxis interessant und eingängig. Natürlich muss man jederzeit konzentriert lesen, was zuweilen anstrengend sein kann, aber es lohnt sich.

Dieses Buch macht aus niemandem einen Wissenschaftler oder Experten in dem einen oder anderen Thema – dazu sind die Fragestellungen viel zu komplex und häufig muss man einräumen, dass die Datenlage nicht ausreichend ist um eine einzig zulässige Schlussfolgerung zu ziehen. Darum geht es auch nicht. Genauso wenig versucht die Autorin, ihre Meinung als objektive Fakten darzustellen. Es ist jederzeit klar gekennzeichnet, wenn sie ihre eigene Meinung darlegt.

Es geht darum, jede/n einzelne/n Leser:in darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, sich kritisch mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien auseinander zu setzen. Das Ergebnis einer solchen ist schnell zitiert. Diese verkürzten Aussagen enthalten aber nicht immer alle Informationen, die es braucht, um das Ergebnis im Kontext des gesamten Themas sehen zu können. Dr. Nguyen-Kim hilft hier jeder interessierten Person, diese Informationen zu finden. Sie befähigt uns, aufgrund von Fakten – nicht aufgrund von Halbwahrheiten – unsere eigenen Schlüsse zu ziehen.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen und zu einer klaren Leseempfehlung. Dr. Mai Thi Nguyen-Kim vermittelt die Grundlagen der Forschung und Statistik leicht und anschaulich und hilft, wissenschaftliche Methoden kritisch zu hinterfragen. Die Themen hätten noch etwas besser aufeinander abgestimmt sein können. Einen roten Faden gibt es zwar methodisch, aber nicht unbedingt inhaltlich. Auch hätte ich mich gefreut, wenn zumindest ein Teil der Themen in diesem Buch noch nicht auf ihrem YouTube Kanal behandelt worden wären.

Ihr erstes Buch werde ich aber auf jeden Fall noch nachholen und mich mit kommenden Veröffentlichungen – egal, ob Video oder Buch – gerne beschäftigen.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Ein intensives Leseerlebnis

Between Your Words
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„Between your words“ von Emma Scott, erschienen im Lyx Verlag, trägt in der Originalsprache den Titel „A Five-Minute Life“ – und genau darum geht es: Seit einem Autounfall ist das Leben von Thea Hughes ...

„Between your words“ von Emma Scott, erschienen im Lyx Verlag, trägt in der Originalsprache den Titel „A Five-Minute Life“ – und genau darum geht es: Seit einem Autounfall ist das Leben von Thea Hughes in fünf Minuten dauernde Abschnitte unterteilt. Danach wird ihr Kurzzeitgedächtnis immer wieder gelöscht. Doch Wortketten in ihren Gemälden geben dem Pfleger Jim Whelan Anlass zu hoffen, während alle anderen Thea aufgegeben haben. Trotz der Probleme entwickelt sich eine Bindung zwischen den beiden. Eine neue, riskante Behandlungsmethode könnte ihnen die Chance auf eine Beziehung geben.

Der Roman ist zunächst überwiegend aus Jims Perspektive geschrieben. Hier wird schnell klar, wie furchtbar Theas Situation ist. Alle fünf Minuten lernt sie ihre Mitmenschen neu kennen und führt dieselben Dialoge. Doch erst aus Theas Perspektive wird den Leser:innen das ganze Ausmaß bewusst. Ihre Verwirrung bis hin zur Verzweiflung bei jedem neuen „Aufwachen“, gepaart mit dem unterschwelligen Wissen, dass etwas nicht stimmt, sind so packend und aufwühlend geschildert, dass es mich total mitgenommen hat. Emma Scott hat insgesamt meine Gefühle in alle Richtungen sehr hochkochen lassen. Das Leseerlebnis war so intensiv, nicht zuletzt auch durch die vielfältigen (Haupt-, sowie Neben-) Charaktere, die mich zum Teil total für sich einnehmen oder gegen sich aufbringen konnten. Alle Extreme sind vertreten, was das Lesen zu einer Achterbahn der Gefühle macht.

Während ich zuerst durch die Seiten geflogen bin, war am Ende leider etwas die Luft raus. Die Spannung war weg und die Beziehung zwischen Thea und Jim war zwar innig, aber nicht mehr so außergewöhnlich wie zu Beginn. Durch die letzten 40 Seiten musste ich mich durchkämpfen, insbesondere durch den absolut übertriebenen Epilog. Das Ende ist zu „Happy“, zu perfekt und viel zu unwahrscheinlich. Ich finde, das führt nicht nur alles, was vorher war, ad absurdum, es ist auch so weit entfernt vom echten Leben, dass es mich komplett aus der Emersion reißt. Wenn ich vorher noch dachte, dass Theas und Jims Geschichte so passieren könnte, kann ich zum Schluss nur noch mit den Augen rollen.

Dieser Part macht jedoch nur einen kleinen Teil des Buches aus, sodass mein Punktabzug vor allem auf Thea zurückzuführen ist. Nervig, kindisch, kurzsichtig und mit ihrem „Humor“ zum Teil sehr rücksichtslos in Bezug auf die Ängste anderer, habe ich mich mehr über sie geärgert, als dass ich sie verstehen konnte.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Es war einfach eine außergewöhnliche, berührende Geschichte, die die Leser:innen an ein neues Thema heranführt und nicht davor zurückscheucht, die Verzweiflung der Situation ganz klar zu machen. Ein intensives Leseerlebnis mit Verbesserungspotenzial am Ende und einer Protagonistin, die mir persönlich einfach nicht lag.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Handlung und Ende jenseits der Klischees

Mit dir falle ich
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„Mit dir falle ich“ ist der Debütroman von Inka Lindberg, erschienen im Fischerverlag. Darin geht es um Robyn, Maschinenbaustudentin in Köln, die aufgrund eines finanziellen Engpasses ein Angebot für Nachhilfestunden ...

„Mit dir falle ich“ ist der Debütroman von Inka Lindberg, erschienen im Fischerverlag. Darin geht es um Robyn, Maschinenbaustudentin in Köln, die aufgrund eines finanziellen Engpasses ein Angebot für Nachhilfestunden aushängt. Darauf meldet sich Finn, reich, gutaussehend, Bad Boy und ganz offensichtlich nicht nur an Nachhilfe interessiert. Robyn will sich aber eigentlich auf keinen Fall von ihrem Studium ablenken lassen, für das sie schon sehr hart gearbeitet hat. Eigentlich…

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich vor diesem Buch noch nie etwas von „einfachinka“ gehört habe, obwohl sie auf Youtube und Instagram insgesamt ca. 245.000 Abonnent*innen hat. Mich hat ganz einfach die Vermarktung angesprochen: „modern“ und „authentisch“ solle der Roman sein, von einer Autorin, die „mentale Gesundheit, Dating und Feminismus“ zu ihren Themen gemacht hat. Das klang einfach großartig und fast schon ein bisschen revolutionär, sodass ich einfach reinlesen musste.

Um mit Inka Lindbergs Schreibstil zurecht zu kommen, habe ich ein paar Seiten gebraucht. Zunächst kamen mir einige Worte falsch vor, haben meinen Lesefluss ins Stocken gebracht und lokale Einflüsse sind mir aufgestoßen. Nach einigen Kapiteln hatte ich mich dann aber eingewöhnt und konnte mich voll auf die Geschichte konzentrieren.

Und die hat mich begeistert: Wie so häufig in Liebesromanen, denkt man nach dem ersten Zusammentreffen der Protagonisten (wenn nicht schon nach dem Lesen des Klappentexts) man wüsste ganz genau, wie sich die Geschichte entwickelt und vor allem endet. Falsch gedacht! Sowohl die Protagonisten, als auch die Handlung und das Ende des Buches waren jenseits von Klischees und lange Zeit unvorhersehbar. Das empfand ich richtig erfrischend, wie ein neuer Wind und in gewisser Weise befreiend nach vielen bekannten Plots.

Zusätzlich greift Inka Lindberg ein sehr wichtiges und leider in der Liebesliteratur unterrepräsentiertes Thema auf, auf dass ich hier leider durch die Spoilergefahr nicht genauer eingehen kann.

Womit ich leider nicht so gut zurechtgekommen bin, ist die Protagonistin Robyn, die voller Widersprüche steckt: Sie will selbst nicht für ihre Second-Hand-Klamotten gemobbt werden, verurteilt aber andere aufgrund ihrer Kleidung. Gleichzeitig bezeichnet sie sich selbst nicht als Hipster, aber „es machte eben doch einen riesigen Unterschied, ob man Vinyl oder digital hörte.“ Das Wort „Heuchlerin“ erscheint mir aufgrund der geringen Schwere und Relevanz für ihr Umfeld viel zu hart. Dennoch käme ich mit der gelebten Inkonsistenz nicht zurecht, wenn ich Robyn persönlich kennen würde, und auch beim Lesen konnte ich mich nicht mit ihr anfreunden.

Von Schreibstil und Protagonistin nicht überzeugt, aber trotzdem 4 von 5 Sterne vergeben? Ja, das geht. Ich bin begeistert, dass endlich mal ein Buch einen anderen Plot entwickelt. Endlich weiß ich nicht schon beim Kaufen, was passieren wird. „Mit dir falle ich“ ist ein Buch, was ich zum Erfrischen der Leseroutine auf jeden Fall empfehlen würde, selbst wenn es für meinen Geschmack noch Verbesserungspotenzial gibt.

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Veröffentlicht am 23.03.2021

„Die Welle“ trifft Umweltschutz

Fair Play
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Kerstin Gulden debütiert 2021 im Rowohlt Verlag mit ihrem Roman „Fair Play“. In Berlin wird ein Schulwettbewerb zum Thema Umweltschutz ins Leben gerufen. Kera, Leonard, Elodie und Max starten an ihrer ...

Kerstin Gulden debütiert 2021 im Rowohlt Verlag mit ihrem Roman „Fair Play“. In Berlin wird ein Schulwettbewerb zum Thema Umweltschutz ins Leben gerufen. Kera, Leonard, Elodie und Max starten an ihrer Schule eine App, die nicht nur den ökologischen Fußabdruck des Anwenders fortlaufend berechnend, sondern diesen auch mit den Social Media Konten verknüpft. Jeder kann dauerhaft sehen, ob du „grün“ oder „rot“ bist und ob du so die Erde belastest. Dies reift zum sozialen Maßstab: Wer auf „rot“ steht oder die App gar nicht erst verwendet, wird ausgegrenzt. Der Wettbewerb gerät immer weiter in den Hintergrund und die vier Schüler/innen verlieren die Kontrolle über das Experiment.

Bei dem Klappentext wusste ich sofort, dass ich dieses Buch lesen will: Ein Schulexperiment gerät außer Kontrolle, da denke ich direkt an „Die Welle“. Hier wird dies neuartig mit dem hochaktuellen Thema Umweltschutz umgesetzt.

Das Buch wird im Wechsel aus den Perspektiven der vier Schüler/innen erzählt, welche die App ins Leben gerufen haben. Interessant ist hierbei, dass sie absolut unterschiedliche Charaktere sind und auch zueinander zu Beginn keine Freundschaften, sogar Abneigungen, bestehen. Sie bringen jeweils unterschiedliche Fähigkeiten in das Experiment ein und es war spannend zu beobachten, was jeder Schritt des Experiments für die oder den Einzelne/n bedeutet.

Der Roman lebt von der Frage „Was wäre wenn?“. Als Leser/in fragt man sich permanent, ob alles genauso ablaufen würde, wenn es die App in der Realität gäbe. Zumeist konnte ich diese Frage mit „ja“ beantworten. Kerstin Gulden hat hier ein realistisches und gar nicht so zukunftsfernes Modell erschaffen, was sich für mich heute schon echt und authentisch anfühlt. Das Ende hat mich ganz unerwartet getroffen und ist ein Abschluss mit einem Knall.

An einigen Stellen war mir die Geschichte aber etwas zu schnell erzählt. Ich hätte mir mehr konkrete Szenen darüber gewünscht, wie einzelne Personen mit der App und ihren Vorgaben hadern und sich grundsätzlich damit fühlen. Die Explosion der sozialen Ordnung ist für mich viel zu zügig eingetreten, ein gewisses Brodeln vorher hätte die Spannung besser angeheizt und wäre für mich auch nachvollziehbarer gewesen. Als Leserin wusste ich einfach zu wenig über den Alltag mit der App. Was mir zudem nicht gefallen hat, war, dass es von Beginn an einige Anspielungen auf vergangene Ereignisse gibt, die entweder viel zu spät oder gar nicht aufgelöst wurden. Da war die Geschichte nicht ganz rund und ich hatte bis zum Ende das Gefühl, etwas verpasst zu haben.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Die Idee ist großartig und Kerstin Gulden hat den Verlauf sehr gut durchdacht. Ein bisschen mehr Details hätte ich mir noch gewünscht, aber ich behalte diese Autorin definitiv im Auge.

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