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Veröffentlicht am 26.04.2021

Kindliche Beziehung und zu wenig Tiefe

Back To Us
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„Back to Us“ ist der neue stand-alone Roman von Morgane Moncomble, erschienen im LYX Verlag. Aaron und Fleur hatten als Kinder eine innige Beziehung bis ein furchtbares Ereignis ihrer beider Leben trennte. ...

„Back to Us“ ist der neue stand-alone Roman von Morgane Moncomble, erschienen im LYX Verlag. Aaron und Fleur hatten als Kinder eine innige Beziehung bis ein furchtbares Ereignis ihrer beider Leben trennte. Als sie sich sechzehn Jahre später zufällig wieder treffen, erkennt Fleur Aaron zwar sofort, doch er weiß nicht, wer vor ihm steht. Während Fleurs Gefühle unmittelbar neu aufflammen ist Aaron schroff und distanziert. In seinem Unterbewusstsein brodelt es jedoch bereits und er weiß nicht, warum.

Die Autorin beginnt das Buch mit der Anmerkung, sie liebe K-Dramen (koreanische Dramen) und wolle ihnen mit diesem Buch eine Ehre erweisen und sie parodieren. „Back to Us“ sei ein „im alltäglichen Leben angesiedeltes K-Drama“. Vor dem Lesen hatte ich zwar eine ungefähre Vorstellung, was K-Dramen sind, mich aber nie intensiver damit auseinandergesetzt, geschweige denn eins gesehen. Das war für mich jedoch kein Ausschlusskriterium – im Gegenteil: vielleicht würde mir dieses Buch, die Welt der K-Dramen öffnen („Spoiler“: Hat es nicht!): Daher ist es gut möglich, dass ich im Folgenden alles kritisiere, was typisch für K-Dramen ist, ohne es zu wissen. Dann wäre das Fazit, dass ich mit diesem Sub-Genre nichts anfangen kann. Momentan ist es aber nur eine Kritik an diesem konkreten Buch.

Es wird an allen Ecken Bezug zu K-Dramen genommen, sei es die Tatsache, dass die Protagonistin sie liebt oder gerade guckt, die Erwähnung eines bekannten Schauspielers, oder die Frage, was als nächstes passieren würde, wenn das Leben ein K-Drama wäre. Das geschieht nicht nur in einer Flut von Fällen, sondern wirkt auch so künstlich reingezwängt, dass es mich jedes Mal ein bisschen mehr genervt hat.

Was mir hingegen sehr gut gefallen hat, war vor allem das Setting: örtlich und thematisch. Die Geschichte spielt in Paris, was zwar keinen allzu großen Einfluss auf die Handlung hat, aber eine nette Abwechslung zu dem immensen Angebot an New Adult Geschichten mit US-Setting ist. Aaron und Fleur treffen sich bei ihrer Arbeit für einen Videospielentwickler wieder (diesen „Abisoft“ zu nennen, wenn in der Realität „Ubisoft“ DAS französische Videospiellabel ist, kommentiere ich nicht weiter). Ich freue mich jedes Mal, wenn Gaming einen kleinen oder größeren Platz in Romanen findet, da es keine Randerscheinung mehr ist.

Morgane Moncomble baut zum Ende des Romans eine Auflösung ein, die wirklich schockierend ist (Vorsicht, Triggerwarnung im Buch). Ich habe mit dieser Enthüllung nicht gerechnet, was bei mir immer für Pluspunkte sorgt. Allerdings hätte ich mir trotzdem gewünscht, dass dieses Thema nicht so schnell abgehandelt, sondern tiefer thematisiert wird, welche Auswirkungen es auf die beteiligten Personen hatte und hat.

Mein größter Kritikpunkt sind jedoch Aaron und Fleur und ihre Beziehung zueinander. Wären nicht ihre Jobs und die Tatsache, dass sie nicht mehr bei ihren Eltern wohnen, hätte es auch eine Geschichte von zwei 12- bis 14-Jährigen sein können. Was sie zueinander sagen und wie sie miteinander umgehen ist so weit entfernt von den Mitte 20, die sie alt sein sollen, dass es mir wirklich schwerfiel, mich auf die Geschichte einzulassen.

Zusammenfassend komme ich zu 3 von 5 Sternen. Die Geschichte hatte tolle Ziele, konnte diese aber nicht erreichen. Die Beziehung der Protagonisten wirkte kindlich und das Trauma wurde zu oberflächlich behandelt. Das Thema K-Drama wurde mir zu sehr ins Gesicht gedrückt, sodass ich erstmal einen Bogen darum machen werde.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Ein intensives Leseerlebnis

Between Your Words
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„Between your words“ von Emma Scott, erschienen im Lyx Verlag, trägt in der Originalsprache den Titel „A Five-Minute Life“ – und genau darum geht es: Seit einem Autounfall ist das Leben von Thea Hughes ...

„Between your words“ von Emma Scott, erschienen im Lyx Verlag, trägt in der Originalsprache den Titel „A Five-Minute Life“ – und genau darum geht es: Seit einem Autounfall ist das Leben von Thea Hughes in fünf Minuten dauernde Abschnitte unterteilt. Danach wird ihr Kurzzeitgedächtnis immer wieder gelöscht. Doch Wortketten in ihren Gemälden geben dem Pfleger Jim Whelan Anlass zu hoffen, während alle anderen Thea aufgegeben haben. Trotz der Probleme entwickelt sich eine Bindung zwischen den beiden. Eine neue, riskante Behandlungsmethode könnte ihnen die Chance auf eine Beziehung geben.

Der Roman ist zunächst überwiegend aus Jims Perspektive geschrieben. Hier wird schnell klar, wie furchtbar Theas Situation ist. Alle fünf Minuten lernt sie ihre Mitmenschen neu kennen und führt dieselben Dialoge. Doch erst aus Theas Perspektive wird den Leser:innen das ganze Ausmaß bewusst. Ihre Verwirrung bis hin zur Verzweiflung bei jedem neuen „Aufwachen“, gepaart mit dem unterschwelligen Wissen, dass etwas nicht stimmt, sind so packend und aufwühlend geschildert, dass es mich total mitgenommen hat. Emma Scott hat insgesamt meine Gefühle in alle Richtungen sehr hochkochen lassen. Das Leseerlebnis war so intensiv, nicht zuletzt auch durch die vielfältigen (Haupt-, sowie Neben-) Charaktere, die mich zum Teil total für sich einnehmen oder gegen sich aufbringen konnten. Alle Extreme sind vertreten, was das Lesen zu einer Achterbahn der Gefühle macht.

Während ich zuerst durch die Seiten geflogen bin, war am Ende leider etwas die Luft raus. Die Spannung war weg und die Beziehung zwischen Thea und Jim war zwar innig, aber nicht mehr so außergewöhnlich wie zu Beginn. Durch die letzten 40 Seiten musste ich mich durchkämpfen, insbesondere durch den absolut übertriebenen Epilog. Das Ende ist zu „Happy“, zu perfekt und viel zu unwahrscheinlich. Ich finde, das führt nicht nur alles, was vorher war, ad absurdum, es ist auch so weit entfernt vom echten Leben, dass es mich komplett aus der Emersion reißt. Wenn ich vorher noch dachte, dass Theas und Jims Geschichte so passieren könnte, kann ich zum Schluss nur noch mit den Augen rollen.

Dieser Part macht jedoch nur einen kleinen Teil des Buches aus, sodass mein Punktabzug vor allem auf Thea zurückzuführen ist. Nervig, kindisch, kurzsichtig und mit ihrem „Humor“ zum Teil sehr rücksichtslos in Bezug auf die Ängste anderer, habe ich mich mehr über sie geärgert, als dass ich sie verstehen konnte.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Es war einfach eine außergewöhnliche, berührende Geschichte, die die Leser:innen an ein neues Thema heranführt und nicht davor zurückscheucht, die Verzweiflung der Situation ganz klar zu machen. Ein intensives Leseerlebnis mit Verbesserungspotenzial am Ende und einer Protagonistin, die mir persönlich einfach nicht lag.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Handlung und Ende jenseits der Klischees

Mit dir falle ich
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„Mit dir falle ich“ ist der Debütroman von Inka Lindberg, erschienen im Fischerverlag. Darin geht es um Robyn, Maschinenbaustudentin in Köln, die aufgrund eines finanziellen Engpasses ein Angebot für Nachhilfestunden ...

„Mit dir falle ich“ ist der Debütroman von Inka Lindberg, erschienen im Fischerverlag. Darin geht es um Robyn, Maschinenbaustudentin in Köln, die aufgrund eines finanziellen Engpasses ein Angebot für Nachhilfestunden aushängt. Darauf meldet sich Finn, reich, gutaussehend, Bad Boy und ganz offensichtlich nicht nur an Nachhilfe interessiert. Robyn will sich aber eigentlich auf keinen Fall von ihrem Studium ablenken lassen, für das sie schon sehr hart gearbeitet hat. Eigentlich…

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich vor diesem Buch noch nie etwas von „einfachinka“ gehört habe, obwohl sie auf Youtube und Instagram insgesamt ca. 245.000 Abonnent*innen hat. Mich hat ganz einfach die Vermarktung angesprochen: „modern“ und „authentisch“ solle der Roman sein, von einer Autorin, die „mentale Gesundheit, Dating und Feminismus“ zu ihren Themen gemacht hat. Das klang einfach großartig und fast schon ein bisschen revolutionär, sodass ich einfach reinlesen musste.

Um mit Inka Lindbergs Schreibstil zurecht zu kommen, habe ich ein paar Seiten gebraucht. Zunächst kamen mir einige Worte falsch vor, haben meinen Lesefluss ins Stocken gebracht und lokale Einflüsse sind mir aufgestoßen. Nach einigen Kapiteln hatte ich mich dann aber eingewöhnt und konnte mich voll auf die Geschichte konzentrieren.

Und die hat mich begeistert: Wie so häufig in Liebesromanen, denkt man nach dem ersten Zusammentreffen der Protagonisten (wenn nicht schon nach dem Lesen des Klappentexts) man wüsste ganz genau, wie sich die Geschichte entwickelt und vor allem endet. Falsch gedacht! Sowohl die Protagonisten, als auch die Handlung und das Ende des Buches waren jenseits von Klischees und lange Zeit unvorhersehbar. Das empfand ich richtig erfrischend, wie ein neuer Wind und in gewisser Weise befreiend nach vielen bekannten Plots.

Zusätzlich greift Inka Lindberg ein sehr wichtiges und leider in der Liebesliteratur unterrepräsentiertes Thema auf, auf dass ich hier leider durch die Spoilergefahr nicht genauer eingehen kann.

Womit ich leider nicht so gut zurechtgekommen bin, ist die Protagonistin Robyn, die voller Widersprüche steckt: Sie will selbst nicht für ihre Second-Hand-Klamotten gemobbt werden, verurteilt aber andere aufgrund ihrer Kleidung. Gleichzeitig bezeichnet sie sich selbst nicht als Hipster, aber „es machte eben doch einen riesigen Unterschied, ob man Vinyl oder digital hörte.“ Das Wort „Heuchlerin“ erscheint mir aufgrund der geringen Schwere und Relevanz für ihr Umfeld viel zu hart. Dennoch käme ich mit der gelebten Inkonsistenz nicht zurecht, wenn ich Robyn persönlich kennen würde, und auch beim Lesen konnte ich mich nicht mit ihr anfreunden.

Von Schreibstil und Protagonistin nicht überzeugt, aber trotzdem 4 von 5 Sterne vergeben? Ja, das geht. Ich bin begeistert, dass endlich mal ein Buch einen anderen Plot entwickelt. Endlich weiß ich nicht schon beim Kaufen, was passieren wird. „Mit dir falle ich“ ist ein Buch, was ich zum Erfrischen der Leseroutine auf jeden Fall empfehlen würde, selbst wenn es für meinen Geschmack noch Verbesserungspotenzial gibt.

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Veröffentlicht am 01.04.2021

Repetitiv, unglaubhaft und so langweilig

Wildflower Summer – In diesem Moment
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„Wildflower Summer – In diesem Moment“ ist der zweite und somit finale Band der Wildflower Summer Dilogie von Kelly Moran aus dem kyss Verlag. Protagonisten sind hier Amy, beste Freundin der Protagonistin ...

„Wildflower Summer – In diesem Moment“ ist der zweite und somit finale Band der Wildflower Summer Dilogie von Kelly Moran aus dem kyss Verlag. Protagonisten sind hier Amy, beste Freundin der Protagonistin Olivia aus Band eins, und Nakos, Vorarbeiter auf der Wildflower Ranch. Vorwissen aus dem Auftakt ist jedoch nicht erforderlich.

Durch ein schreckliches Ereignis wird Nakos klar, dass die starke, selbstbewusste Amy, seine Freundin seit Kindertagen, eine Mauer um sich herum aufrechterhält. Diese will er abtragen, nicht nur um Amy zu helfen, nein, er entdeckt in sich plötzlich Gefühle, die tiefer gehen, als ihre bisherige Freundschaft.

Das Buch baut leider direkt auf einer von Anfang an nicht überzeugenden Situation auf: Nakos entdeckt die Liebe zu seiner guten Freundin. Bis hierhin noch eine absolut normale Friends-to-lovers Geschichte. Doch diese Gefühle entdeckt er zum einen im Zuge dessen, dass seine langjährige Liebe Olivia plötzlich für ihn unerreichbar wird, zum anderen, durch ein sehr schlimmes Ereignis auf der Farm (Dieses ist zwar auf dem Klappentext genannt, wäre aber ein Spoiler zu Band eins, daher gehe ich nicht näher darauf ein). Für mich war diese Liebe bis zuletzt nicht nachvollziehbar und genau wie Protagonistin Amy habe ich lange die Stirn gerunzelt, wie dies zeitlich mit Nakos Zurückweisung durch seine ehemals große Liebe zusammenfällt. Es wirkt alles sehr zufällig, künstlich und vor allem erzwungen: „Ihr beiden seit noch übrig in der Geschichte, dann müsst ihr ein Paar werden“, hallte in meinen Ohren der Tenor der Autorin. Mal wieder ein Buch, welchem der Zwang, Reihen zu schreiben, nicht bekommen ist.

Dies führt auch dazu, dass sich die Geschichte zu Beginn nur im Kreis dreht. Amy glaubt nicht, was Nakos für sie empfindet und er versucht ihr glaubhaft darzulegen, dass das rein gar nichts mit Olivia zu tun hat und er Amy ja schon immer geliebt hat und es nur nicht wusste. Während ich das bis zum Ende nicht glauben konnte, hat Amy es irgendwann hingenommen, bzw. hinnehmen müssen, da die Geschichte sonst gar nicht weitergegangen wäre. Bis dahin wiederholen sich immer gleiche Dialoge genauso wie wortgleiche optische Beschreibungen von „Meerjungfrauenaugen“.

Um zum Ende noch etwas Spannung reinzubringen, wird ein furchtbares Erlebnis aus Amys Kindheit aufgedeckt, sie wird binnen weniger Seiten damit konfrontiert und nach genauso wenigen Seiten ist eigentlich alles gelöst und Amy darüber hinweg. Das ging für mich viel zu schnell und war überstürzt abgehandelt. Statt der endlosen Wiederholungen am Anfang hätte ich mir gewünscht, dass diese Problematik tiefer ausgearbeitet worden wäre.

Zusammenfassend komme ich zu 2 von 5 Sternen. Während Band eins sich durch eine gute Story noch auf 3 Sterne retten konnte, habe ich mich bei Teil zwei nur gelangweilt. Die Redwood-Reihe habe ich so geliebt, die Wildflower Summer Dilogie war eine herbe Enttäuschung. Wenn am 18.05.2021 das nächste Buch von Kelly Moran, „Kissing in the rain“, erscheint (Einzelband!), werde ich ihr auf jeden Fall nochmal eine Chance geben – voller Hoffnung, dass wieder ein Zauber entsteht. Dieses Buch wird entscheiden, ob ich an der Autorin festhalte oder nicht. Ich würde es mir wünschen.

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Veröffentlicht am 23.03.2021

„Die Welle“ trifft Umweltschutz

Fair Play
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Kerstin Gulden debütiert 2021 im Rowohlt Verlag mit ihrem Roman „Fair Play“. In Berlin wird ein Schulwettbewerb zum Thema Umweltschutz ins Leben gerufen. Kera, Leonard, Elodie und Max starten an ihrer ...

Kerstin Gulden debütiert 2021 im Rowohlt Verlag mit ihrem Roman „Fair Play“. In Berlin wird ein Schulwettbewerb zum Thema Umweltschutz ins Leben gerufen. Kera, Leonard, Elodie und Max starten an ihrer Schule eine App, die nicht nur den ökologischen Fußabdruck des Anwenders fortlaufend berechnend, sondern diesen auch mit den Social Media Konten verknüpft. Jeder kann dauerhaft sehen, ob du „grün“ oder „rot“ bist und ob du so die Erde belastest. Dies reift zum sozialen Maßstab: Wer auf „rot“ steht oder die App gar nicht erst verwendet, wird ausgegrenzt. Der Wettbewerb gerät immer weiter in den Hintergrund und die vier Schüler/innen verlieren die Kontrolle über das Experiment.

Bei dem Klappentext wusste ich sofort, dass ich dieses Buch lesen will: Ein Schulexperiment gerät außer Kontrolle, da denke ich direkt an „Die Welle“. Hier wird dies neuartig mit dem hochaktuellen Thema Umweltschutz umgesetzt.

Das Buch wird im Wechsel aus den Perspektiven der vier Schüler/innen erzählt, welche die App ins Leben gerufen haben. Interessant ist hierbei, dass sie absolut unterschiedliche Charaktere sind und auch zueinander zu Beginn keine Freundschaften, sogar Abneigungen, bestehen. Sie bringen jeweils unterschiedliche Fähigkeiten in das Experiment ein und es war spannend zu beobachten, was jeder Schritt des Experiments für die oder den Einzelne/n bedeutet.

Der Roman lebt von der Frage „Was wäre wenn?“. Als Leser/in fragt man sich permanent, ob alles genauso ablaufen würde, wenn es die App in der Realität gäbe. Zumeist konnte ich diese Frage mit „ja“ beantworten. Kerstin Gulden hat hier ein realistisches und gar nicht so zukunftsfernes Modell erschaffen, was sich für mich heute schon echt und authentisch anfühlt. Das Ende hat mich ganz unerwartet getroffen und ist ein Abschluss mit einem Knall.

An einigen Stellen war mir die Geschichte aber etwas zu schnell erzählt. Ich hätte mir mehr konkrete Szenen darüber gewünscht, wie einzelne Personen mit der App und ihren Vorgaben hadern und sich grundsätzlich damit fühlen. Die Explosion der sozialen Ordnung ist für mich viel zu zügig eingetreten, ein gewisses Brodeln vorher hätte die Spannung besser angeheizt und wäre für mich auch nachvollziehbarer gewesen. Als Leserin wusste ich einfach zu wenig über den Alltag mit der App. Was mir zudem nicht gefallen hat, war, dass es von Beginn an einige Anspielungen auf vergangene Ereignisse gibt, die entweder viel zu spät oder gar nicht aufgelöst wurden. Da war die Geschichte nicht ganz rund und ich hatte bis zum Ende das Gefühl, etwas verpasst zu haben.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Die Idee ist großartig und Kerstin Gulden hat den Verlauf sehr gut durchdacht. Ein bisschen mehr Details hätte ich mir noch gewünscht, aber ich behalte diese Autorin definitiv im Auge.

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