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Veröffentlicht am 23.05.2021

Wissenschaftliche Methoden verstehen lernen

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit
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Mit „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ veröffentlicht die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin (Grimme-Preisträgerin 2021 für Besondere Journalistische Leistung) Dr. Mai Thi Nguyen-Kim ihr zweites ...

Mit „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ veröffentlicht die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin (Grimme-Preisträgerin 2021 für Besondere Journalistische Leistung) Dr. Mai Thi Nguyen-Kim ihr zweites Buch bei Droemer Knaur. Sie geht darin acht intensiv diskutierten Streitfragen auf den Grund. Was kann wirklich anhand von wissenschaftlichen Fakten belegt werden? Wie verlässlich sind diese und wo gibt es (noch) gar keinen Beweis?

Die Autorin kannte ich bereits vorab durch ihr YouTube Format „maiLab“. In ihren Videos bereitet sie wissenschaftliche Themen und Theorien, seien es hochaktuelle rund um Covid-19, oder weniger prominente wie Vitamin D, für Nicht-Wissenschaftler und Statistik-Laien auf. Beides trifft auf mich zu und ich fühle mich auf meinem Wissensstand immer sehr gut abgeholt. Dr. Nguyen-Kim vermittelt anschauliche Grundlagen, soweit sie für das Verständnis erforderlich sind und wendet diese dann auf das vorgestellte Thema anschaulich an. Sie erklärt nicht nur gut, sondern ist dabei noch unterhaltsam, was mich jedes Mal erneut fesselt.

In ihrem Buch geht sie nun ganz ähnlich vor. Acht verschiedene Themen behandelt sie inhaltlich auf diese Weise: Legalisierung von Drogen, Videospiele und Gewalt, Gender Pay Gap, Big Pharma vs. Alternative Medizin, Impfungen, Erblichkeit von Intelligenz, das Denken von Frauen und Männern und die ethische Frage bei Tierversuchen. Manche Themen haben mein Interesse mehr geweckt als andere, aber viele Kapitel eignen sich hervorragend um den Leser:innen ein paar Grundlagen zu vermitteln: Was ist der Korrelationskoeffizient, wo ist der Unterschied zu Kausalität und was ist statistische Signifikanz? Im Studium habe ich vor Statistik Reißaus genommen, in diesem Buch konnte ich gar nicht mehr verstehen, wieso. Die Erklärungen waren sehr gut nachzuvollziehen, die Beispiele aus der Praxis interessant und eingängig. Natürlich muss man jederzeit konzentriert lesen, was zuweilen anstrengend sein kann, aber es lohnt sich.

Dieses Buch macht aus niemandem einen Wissenschaftler oder Experten in dem einen oder anderen Thema – dazu sind die Fragestellungen viel zu komplex und häufig muss man einräumen, dass die Datenlage nicht ausreichend ist um eine einzig zulässige Schlussfolgerung zu ziehen. Darum geht es auch nicht. Genauso wenig versucht die Autorin, ihre Meinung als objektive Fakten darzustellen. Es ist jederzeit klar gekennzeichnet, wenn sie ihre eigene Meinung darlegt.

Es geht darum, jede/n einzelne/n Leser:in darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, sich kritisch mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien auseinander zu setzen. Das Ergebnis einer solchen ist schnell zitiert. Diese verkürzten Aussagen enthalten aber nicht immer alle Informationen, die es braucht, um das Ergebnis im Kontext des gesamten Themas sehen zu können. Dr. Nguyen-Kim hilft hier jeder interessierten Person, diese Informationen zu finden. Sie befähigt uns, aufgrund von Fakten – nicht aufgrund von Halbwahrheiten – unsere eigenen Schlüsse zu ziehen.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen und zu einer klaren Leseempfehlung. Dr. Mai Thi Nguyen-Kim vermittelt die Grundlagen der Forschung und Statistik leicht und anschaulich und hilft, wissenschaftliche Methoden kritisch zu hinterfragen. Die Themen hätten noch etwas besser aufeinander abgestimmt sein können. Einen roten Faden gibt es zwar methodisch, aber nicht unbedingt inhaltlich. Auch hätte ich mich gefreut, wenn zumindest ein Teil der Themen in diesem Buch noch nicht auf ihrem YouTube Kanal behandelt worden wären.

Ihr erstes Buch werde ich aber auf jeden Fall noch nachholen und mich mit kommenden Veröffentlichungen – egal, ob Video oder Buch – gerne beschäftigen.

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Künstliche Liebesgeschichte und unbefriedigendes Ende

Deluxe Dreams
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„Deluxe Dreams“ von Karina Halle ist der Auftakt der Dumont Saga aus dem mtb Verlag. Die Dumonts sind die Besitzer eines teuren Modelabels in Frankreich. Doch der Erfolg führt zu Streitigkeiten und Geheimnissen ...

„Deluxe Dreams“ von Karina Halle ist der Auftakt der Dumont Saga aus dem mtb Verlag. Die Dumonts sind die Besitzer eines teuren Modelabels in Frankreich. Doch der Erfolg führt zu Streitigkeiten und Geheimnissen in der Familie. In diesen Strudel wird die Protagonistin Sadie Reynolds reingezogen, als Olivier Dumont sie vor einem Überfall rettet. Sie fühlen sich sofort voneinander angezogen, aber Sadie ahnt noch nichts von den Gefahren, die auf ihre Beziehung lauern.

Was mir wirklich gut gefallen hat, war der Handlungsstrang, der hier bereits angedeutet wird: Geheimnisse, Intrigen und Familienfehden. Vor allem in der zweiten Hälfte des Buchs läuft dies zu einem spannenden Höhepunkt auf, der mich mitgerissen hat. Schlag auf Schlag hämmern die Ereignisse auf die Protagonisten ein und auch als Leser*in kommt man nicht mehr zu Ruhe, spekuliert mit und will die Auflösung wissen. Dies hat meine Bewertung am Ende noch etwas hochgezogen, denn vorher war ich einfach nur enttäuscht und genervt.

Zum Zeitpunkt des ersten Treffens steht natürlich erstmal der Überfall im Mittelpunkt. Ein paar Stunden später hat sich alles beruhigt und dann folgen mehrere Kapitel in denen im wahrsten Sinne auf JEDER Seite thematisiert wird, wie gut die jeweils andere Person aussieht. Auch wenn dies wieder abflaut, bleibt die Beziehung zwischen Sadie und Olivier voller Oberflächlichkeiten. Was mögen sie aneinander, außer den Sex? Ich kann mich nicht erinnern, dass auch nur eine gute Charakter(!)-Eigenschaft des jeweils anderen erwähnt wird. Bis zum Ende konnte ich ihre Liebe nicht nachvollziehen. Das macht es auch sehr viel schwerer, zu glauben, dass sie nach 24 Stunden über den Gedanken verzweifeln, jemals wieder ohne den anderen sein zu können.

Gestört hat mich außerdem, wie ein persönlicher Konflikt von Sadie gelöst wurde. Genau im richtigen Moment schreibt ihr jemand genau die Worte, die sie dann hören muss. Zu zufällig, zu einfach – nicht überzeugend. Da hätte mir eine andere Lösung besser gefallen.

Gar nicht gelungen fand ich zudem das Ende. Olivier verhält sich hier so kurzsichtig und egoistisch und es kommt zu keinem würdigen Abschluss einer Geschichte, die über 300 Seiten lang aufgebaut wurde.

Zusammenfassend komme ich zu 3 von 5 Sternen. Die Liebesbeziehung war für mich nicht nachvollziehbar, sondern viel zu oberflächlich und künstlich. Auch den Aufbau der Geschichte und den Handlungsablauf finde ich nicht sehr gelungen: mittendrin eine unglaubhafte Konfliktlösung, um die Story zusammenzuhalten und ein enttäuschendes Ende. Lange Zeit war ich bei 2 von 5 Sternen, aber der spannende Erzählstrang in der zweiten Buchhälfte hat hier aber nochmal Boden wieder gut gemacht, sodass ich noch einen Stern drauflegen konnte. Auch wenn ich gerne wissen würde, ob noch ein richtiges Ende folgt (und wie dieses aussieht), denke ich nicht, dass ich diese Reihe weiterlesen werde.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Kindliche Beziehung und zu wenig Tiefe

Back To Us
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„Back to Us“ ist der neue stand-alone Roman von Morgane Moncomble, erschienen im LYX Verlag. Aaron und Fleur hatten als Kinder eine innige Beziehung bis ein furchtbares Ereignis ihrer beider Leben trennte. ...

„Back to Us“ ist der neue stand-alone Roman von Morgane Moncomble, erschienen im LYX Verlag. Aaron und Fleur hatten als Kinder eine innige Beziehung bis ein furchtbares Ereignis ihrer beider Leben trennte. Als sie sich sechzehn Jahre später zufällig wieder treffen, erkennt Fleur Aaron zwar sofort, doch er weiß nicht, wer vor ihm steht. Während Fleurs Gefühle unmittelbar neu aufflammen ist Aaron schroff und distanziert. In seinem Unterbewusstsein brodelt es jedoch bereits und er weiß nicht, warum.

Die Autorin beginnt das Buch mit der Anmerkung, sie liebe K-Dramen (koreanische Dramen) und wolle ihnen mit diesem Buch eine Ehre erweisen und sie parodieren. „Back to Us“ sei ein „im alltäglichen Leben angesiedeltes K-Drama“. Vor dem Lesen hatte ich zwar eine ungefähre Vorstellung, was K-Dramen sind, mich aber nie intensiver damit auseinandergesetzt, geschweige denn eins gesehen. Das war für mich jedoch kein Ausschlusskriterium – im Gegenteil: vielleicht würde mir dieses Buch, die Welt der K-Dramen öffnen („Spoiler“: Hat es nicht!): Daher ist es gut möglich, dass ich im Folgenden alles kritisiere, was typisch für K-Dramen ist, ohne es zu wissen. Dann wäre das Fazit, dass ich mit diesem Sub-Genre nichts anfangen kann. Momentan ist es aber nur eine Kritik an diesem konkreten Buch.

Es wird an allen Ecken Bezug zu K-Dramen genommen, sei es die Tatsache, dass die Protagonistin sie liebt oder gerade guckt, die Erwähnung eines bekannten Schauspielers, oder die Frage, was als nächstes passieren würde, wenn das Leben ein K-Drama wäre. Das geschieht nicht nur in einer Flut von Fällen, sondern wirkt auch so künstlich reingezwängt, dass es mich jedes Mal ein bisschen mehr genervt hat.

Was mir hingegen sehr gut gefallen hat, war vor allem das Setting: örtlich und thematisch. Die Geschichte spielt in Paris, was zwar keinen allzu großen Einfluss auf die Handlung hat, aber eine nette Abwechslung zu dem immensen Angebot an New Adult Geschichten mit US-Setting ist. Aaron und Fleur treffen sich bei ihrer Arbeit für einen Videospielentwickler wieder (diesen „Abisoft“ zu nennen, wenn in der Realität „Ubisoft“ DAS französische Videospiellabel ist, kommentiere ich nicht weiter). Ich freue mich jedes Mal, wenn Gaming einen kleinen oder größeren Platz in Romanen findet, da es keine Randerscheinung mehr ist.

Morgane Moncomble baut zum Ende des Romans eine Auflösung ein, die wirklich schockierend ist (Vorsicht, Triggerwarnung im Buch). Ich habe mit dieser Enthüllung nicht gerechnet, was bei mir immer für Pluspunkte sorgt. Allerdings hätte ich mir trotzdem gewünscht, dass dieses Thema nicht so schnell abgehandelt, sondern tiefer thematisiert wird, welche Auswirkungen es auf die beteiligten Personen hatte und hat.

Mein größter Kritikpunkt sind jedoch Aaron und Fleur und ihre Beziehung zueinander. Wären nicht ihre Jobs und die Tatsache, dass sie nicht mehr bei ihren Eltern wohnen, hätte es auch eine Geschichte von zwei 12- bis 14-Jährigen sein können. Was sie zueinander sagen und wie sie miteinander umgehen ist so weit entfernt von den Mitte 20, die sie alt sein sollen, dass es mir wirklich schwerfiel, mich auf die Geschichte einzulassen.

Zusammenfassend komme ich zu 3 von 5 Sternen. Die Geschichte hatte tolle Ziele, konnte diese aber nicht erreichen. Die Beziehung der Protagonisten wirkte kindlich und das Trauma wurde zu oberflächlich behandelt. Das Thema K-Drama wurde mir zu sehr ins Gesicht gedrückt, sodass ich erstmal einen Bogen darum machen werde.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Ein intensives Leseerlebnis

Between Your Words
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„Between your words“ von Emma Scott, erschienen im Lyx Verlag, trägt in der Originalsprache den Titel „A Five-Minute Life“ – und genau darum geht es: Seit einem Autounfall ist das Leben von Thea Hughes ...

„Between your words“ von Emma Scott, erschienen im Lyx Verlag, trägt in der Originalsprache den Titel „A Five-Minute Life“ – und genau darum geht es: Seit einem Autounfall ist das Leben von Thea Hughes in fünf Minuten dauernde Abschnitte unterteilt. Danach wird ihr Kurzzeitgedächtnis immer wieder gelöscht. Doch Wortketten in ihren Gemälden geben dem Pfleger Jim Whelan Anlass zu hoffen, während alle anderen Thea aufgegeben haben. Trotz der Probleme entwickelt sich eine Bindung zwischen den beiden. Eine neue, riskante Behandlungsmethode könnte ihnen die Chance auf eine Beziehung geben.

Der Roman ist zunächst überwiegend aus Jims Perspektive geschrieben. Hier wird schnell klar, wie furchtbar Theas Situation ist. Alle fünf Minuten lernt sie ihre Mitmenschen neu kennen und führt dieselben Dialoge. Doch erst aus Theas Perspektive wird den Leser:innen das ganze Ausmaß bewusst. Ihre Verwirrung bis hin zur Verzweiflung bei jedem neuen „Aufwachen“, gepaart mit dem unterschwelligen Wissen, dass etwas nicht stimmt, sind so packend und aufwühlend geschildert, dass es mich total mitgenommen hat. Emma Scott hat insgesamt meine Gefühle in alle Richtungen sehr hochkochen lassen. Das Leseerlebnis war so intensiv, nicht zuletzt auch durch die vielfältigen (Haupt-, sowie Neben-) Charaktere, die mich zum Teil total für sich einnehmen oder gegen sich aufbringen konnten. Alle Extreme sind vertreten, was das Lesen zu einer Achterbahn der Gefühle macht.

Während ich zuerst durch die Seiten geflogen bin, war am Ende leider etwas die Luft raus. Die Spannung war weg und die Beziehung zwischen Thea und Jim war zwar innig, aber nicht mehr so außergewöhnlich wie zu Beginn. Durch die letzten 40 Seiten musste ich mich durchkämpfen, insbesondere durch den absolut übertriebenen Epilog. Das Ende ist zu „Happy“, zu perfekt und viel zu unwahrscheinlich. Ich finde, das führt nicht nur alles, was vorher war, ad absurdum, es ist auch so weit entfernt vom echten Leben, dass es mich komplett aus der Emersion reißt. Wenn ich vorher noch dachte, dass Theas und Jims Geschichte so passieren könnte, kann ich zum Schluss nur noch mit den Augen rollen.

Dieser Part macht jedoch nur einen kleinen Teil des Buches aus, sodass mein Punktabzug vor allem auf Thea zurückzuführen ist. Nervig, kindisch, kurzsichtig und mit ihrem „Humor“ zum Teil sehr rücksichtslos in Bezug auf die Ängste anderer, habe ich mich mehr über sie geärgert, als dass ich sie verstehen konnte.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Es war einfach eine außergewöhnliche, berührende Geschichte, die die Leser:innen an ein neues Thema heranführt und nicht davor zurückscheucht, die Verzweiflung der Situation ganz klar zu machen. Ein intensives Leseerlebnis mit Verbesserungspotenzial am Ende und einer Protagonistin, die mir persönlich einfach nicht lag.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Handlung und Ende jenseits der Klischees

Mit dir falle ich
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„Mit dir falle ich“ ist der Debütroman von Inka Lindberg, erschienen im Fischerverlag. Darin geht es um Robyn, Maschinenbaustudentin in Köln, die aufgrund eines finanziellen Engpasses ein Angebot für Nachhilfestunden ...

„Mit dir falle ich“ ist der Debütroman von Inka Lindberg, erschienen im Fischerverlag. Darin geht es um Robyn, Maschinenbaustudentin in Köln, die aufgrund eines finanziellen Engpasses ein Angebot für Nachhilfestunden aushängt. Darauf meldet sich Finn, reich, gutaussehend, Bad Boy und ganz offensichtlich nicht nur an Nachhilfe interessiert. Robyn will sich aber eigentlich auf keinen Fall von ihrem Studium ablenken lassen, für das sie schon sehr hart gearbeitet hat. Eigentlich…

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich vor diesem Buch noch nie etwas von „einfachinka“ gehört habe, obwohl sie auf Youtube und Instagram insgesamt ca. 245.000 Abonnent*innen hat. Mich hat ganz einfach die Vermarktung angesprochen: „modern“ und „authentisch“ solle der Roman sein, von einer Autorin, die „mentale Gesundheit, Dating und Feminismus“ zu ihren Themen gemacht hat. Das klang einfach großartig und fast schon ein bisschen revolutionär, sodass ich einfach reinlesen musste.

Um mit Inka Lindbergs Schreibstil zurecht zu kommen, habe ich ein paar Seiten gebraucht. Zunächst kamen mir einige Worte falsch vor, haben meinen Lesefluss ins Stocken gebracht und lokale Einflüsse sind mir aufgestoßen. Nach einigen Kapiteln hatte ich mich dann aber eingewöhnt und konnte mich voll auf die Geschichte konzentrieren.

Und die hat mich begeistert: Wie so häufig in Liebesromanen, denkt man nach dem ersten Zusammentreffen der Protagonisten (wenn nicht schon nach dem Lesen des Klappentexts) man wüsste ganz genau, wie sich die Geschichte entwickelt und vor allem endet. Falsch gedacht! Sowohl die Protagonisten, als auch die Handlung und das Ende des Buches waren jenseits von Klischees und lange Zeit unvorhersehbar. Das empfand ich richtig erfrischend, wie ein neuer Wind und in gewisser Weise befreiend nach vielen bekannten Plots.

Zusätzlich greift Inka Lindberg ein sehr wichtiges und leider in der Liebesliteratur unterrepräsentiertes Thema auf, auf dass ich hier leider durch die Spoilergefahr nicht genauer eingehen kann.

Womit ich leider nicht so gut zurechtgekommen bin, ist die Protagonistin Robyn, die voller Widersprüche steckt: Sie will selbst nicht für ihre Second-Hand-Klamotten gemobbt werden, verurteilt aber andere aufgrund ihrer Kleidung. Gleichzeitig bezeichnet sie sich selbst nicht als Hipster, aber „es machte eben doch einen riesigen Unterschied, ob man Vinyl oder digital hörte.“ Das Wort „Heuchlerin“ erscheint mir aufgrund der geringen Schwere und Relevanz für ihr Umfeld viel zu hart. Dennoch käme ich mit der gelebten Inkonsistenz nicht zurecht, wenn ich Robyn persönlich kennen würde, und auch beim Lesen konnte ich mich nicht mit ihr anfreunden.

Von Schreibstil und Protagonistin nicht überzeugt, aber trotzdem 4 von 5 Sterne vergeben? Ja, das geht. Ich bin begeistert, dass endlich mal ein Buch einen anderen Plot entwickelt. Endlich weiß ich nicht schon beim Kaufen, was passieren wird. „Mit dir falle ich“ ist ein Buch, was ich zum Erfrischen der Leseroutine auf jeden Fall empfehlen würde, selbst wenn es für meinen Geschmack noch Verbesserungspotenzial gibt.

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