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Veröffentlicht am 05.09.2018

Geh deinen Weg

... und über uns der Himmel von Peru
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Mit ihrem Roman "... und über uns der Himmel von Peru" hat Jani Friese bereits ihr viertes Buch vorgelegt. Im Mittelpunkt steht Emilia, die Medizin in Heidelbergstudiert. Ein großer Traum geht in Erfüllung, ...

Mit ihrem Roman "... und über uns der Himmel von Peru" hat Jani Friese bereits ihr viertes Buch vorgelegt. Im Mittelpunkt steht Emilia, die Medizin in Heidelbergstudiert. Ein großer Traum geht in Erfüllung, als sie die Möglichkeit erhält, ihren Professor nach Peru zu begleiten, wo er ein Krankenhaus in Curahuasi unterstützt. Am Flughafen begegnet sie David, dessen smaragdgrüne Augen sie sofort magisch anziehen. Obwohl er Theologie studiert, um Priester zu werden, kommen sich die beiden näher. Davids Bruder Marc, der ebenfalls ein Auge auf Emilia geworfen hat, ist davon nicht begeistert. Während ihrer Zusammenarbeit versucht er alles, um sie von seinem Bruder fernzuhalten und sie für sich zu gewinnen. Sein Plan scheint aufzugehen, doch tragische Umstände zwingen Emilia dazu, eine schwerwiegende Entscheidung zu fällen.
Hatte das Schicksal vielleicht dabei seine Finger im Spiel? Und was hat es mit dem alten Medaillon ihrer Großmutter auf sich, dass sie zurück nach Machu Picchu bringen soll? Mutig stellt sie sich der Herausforderung, doch wer wird sie auf ihrem Weg über den abenteuerlichen Inkapfad durch die Berge begleiten?

Wie alle Bücher von Jani Friese besitzt dieser Roman ein stilvolles Cover, das in warmen Farben gehalten ist. Der Betrachter erkennt eine junge Frau, die sinnend auf die beeindruckende Landschaft um Machu Picchu, die von den Inka gegründete Stadt hoch in den peruanischen Anden über dem Tal des Río Urubamba, blickt.

Der Plot dieses Romans ist interessant, weil er Dramatik, Romantik und Fantasy vereint. Das Setting wiederum ist gut gewählt.
„Peru, das reichste Land der Welt“, lädt uns ein, herauszufinden, dass nicht derjenige am reichsten ist, der am meisten besitzt, sondern jener, der die meisten unvergesslichen Erfahrungen macht.

Dieser Satz gilt vor allem für Emilia, welche ausgerechnet in Südamerika vor der schwierigsten Entscheidung ihres Lebens steht. Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive geschildert, und man kann sich leicht mit der fleißigen Studentin identifizieren, die für die Medizin brennt und kranke Menschen heilen will. Ihre verbotene Liebe zu David, der sein Leben Gott weihen will, erinnert an den Bestseller "Dornenvögel" von Colleen McCollough. Allerdings gibt es eine entscheidende Veränderung: Emilia steht zwischen zwei Brüdern, die sie gleichermaßen begehren, und muss lange um die richtige Entscheidung ringen.

Stilistisch gesehen überzeugt der Roman durch seine gelungenen Naturbeschreibungen, die das ferne Land in den Anden lebendig werden lassen. Auch die Kultur der alten Inka wird überzeugend dargestellt. Dramatik und Fantasy gehen eine untrennbare Symbiose ein. An manchen Stellen mag es etwas "too much" sein, aber das ist reine Geschmackssache. Mir hat dieses Buch zwei Tage lang großes Lesevergnügen bereitet. Gern vergebe ich vier Sterne für eine bewegende Geschichte, die um eine verbotene Liebe und ein geheimnisvolles Medaillon kreist.

Veröffentlicht am 03.09.2018

Grün ist die Heide...

Spätsommerfreundinnen
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"Wie heisst es so schön? Alle sieben Jahre ändert sich der Mensch." (Jette)

Viele Leserinnen schwärmen von den Wohlfühl-Romanen der Bestseller-Autorin Anne Barns. Nun hat sie das neue Buch "Spätsommerfreundinnen" ...

"Wie heisst es so schön? Alle sieben Jahre ändert sich der Mensch." (Jette)

Viele Leserinnen schwärmen von den Wohlfühl-Romanen der Bestseller-Autorin Anne Barns. Nun hat sie das neue Buch "Spätsommerfreundinnen" veröffentlicht, das unter ihrem echten Namen Andrea Russo erscheint und sich an eine etwas andere Zielgruppe richtet.

Im Mittelpunkt steht die 49-jährige Jette, die ihren bisherigen Werdegang nach ihrer Scheidung kritisch überdenkt. Den alten Gasthof in ihrem Heimatort übernehmen und nur noch tun, was sie liebt: Kochen und Backen. In ihrer Jugend war das Jettes Traum. Aber dann hat sie studiert und ist in die Stadt gezogen, hat geheiratet und ihre wunderbare, inzwischen erwachsene Tochter bekommen. Als Jette jetzt erfährt, dass der Wirt des Gasthauses gestorben ist, fährt sie zum ersten Mal nach langer Zeit wieder in den Ort in der Heide, um Abschied zu nehmen. Und plötzlich kehren all die Erinnerungen an damals zurück und mit ihnen Gefühle, die Jette längst vergessen hatte.

Die meisten Bücher aus dem Mira Taschenbuch Verlag besitzen wunderschöne Cover, die ihren Inhalt auf eine subtile Weise spiegeln, und der neue Roman von Andrea Russo bildet keine Ausnahme. Von einem liebevoll gedeckten Tisch aus genießt man einen herrlichen Ausblick auf die blühende Heidelandschaft. Wenn man so will, spiegelt sich die ganze Magie der Heideblüte in den violetten Farbtönen. Der prägnante Titel bleibt im Gedächtnis haften und macht deutlich, dass Frauen in den allerbesten Jahren nicht verwelken, sondern aufblühen und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen können.

Der Plot hat mich sofort angesprochen, und das Setting in einem kleinen Dorf in der Lüneburger Heide gut gewählt, weil dieses bekannte Naturschutzgebiet Gastlichkeit und Erholung im ländlichen Rahmen verbindet. Durch atmosphärisch dichte Beschreibungen kann man sich alle Schauplätze der Handlung plastisch vorstellen. Auch die Protagonisten sind sorgfältig ausgearbeitet worden und spiegeln mit ihren Ecken und Kanten das echte Leben wieder.

Dies gilt vor allem für Jette, mit der sich alle Leserinnen aufgrund der gewählten Ich-Perspektive leicht identifzieren können. Sie durchlebt das Auf und Ab der Wechseljahre, findet auf Umwegen zu sich selbst, nutzt die sich ihr bietenden Chancen und genießt den Spätsommer ihres Lebens, mit ihren guten Freundinnen und einem neuen Partner an ihrer Seite.

Andrea Russo hat die richtigen Zutaten für dieses Buch gewählt, und es hat mich (nicht zuletzt durch den locker-lakonischen Stil) in jedem Punkt überzeugt. Als begeisterte Hobby-Köchin habe ich mich über die köstlichen Rezepte im Anhang gefreut, die richtig Lust machen, sich an den heimischen Herd zu stellen. Gern vergebe ich fünf Sterne an ein hinreißendes Buch, das allen Frauen in den besten Jahren Mut machen will, ihren Träumen zu folgen und ihrem Leben eine ganz andere Richtung zu geben.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Film ab!

Dating you, hating you - Hoffnungslos verliebt
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Mit der erfolgreichen "Beautiful"-Reihe ist das amerikanische Autoren-Duo Christina Lauren in Deutschland bekanntgeworden. Nun legt es seinen neuen Roman "Dating you - hating you" vor, der wieder auf ...

Mit der erfolgreichen "Beautiful"-Reihe ist das amerikanische Autoren-Duo Christina Lauren in Deutschland bekanntgeworden. Nun legt es seinen neuen Roman "Dating you - hating you" vor, der wieder auf die bewährte Mischung von Erotik- und Liebesroman setzt.

Im Mittelpunkt steht die Schauspielagentin Evie, die sich ausgerechnet in den attraktiven Carter verliebt. Denn nach einer heißen Nacht mit ihm erfährt sie, dass ihre Firmen fusionieren sollen – was sie zu erbitterten Konkurrenten macht. Liebe wird somit umgehend vom Speiseplan gestrichen – jetzt helfen nur noch gezielte Sabotageakte. Evie hat nicht umsonst so lange für ihre Karriere geschuftet: Jetzt ist Krieg! Aber jeden Tag wird ihre Sehnsucht nach Carters heißen Küssen stärker...

Das Cover hat mich nicht überzeugt. Es ist nicht so stilvoll wie die Bände der "Beautiful"-Reihe und zeigt den typischen gut aussehenden Mann in einem modischen Anzug, der eine selbstbewusste Pose eingenommen hat und seine Wirkung auf Frauen testen will. Der kurze, knackige Titel bleibt im Gedächntis haften und weckt eine gewisse Erwartungshaltung beim Leser.

Der Plot verspricht eine schwungvolle Geschichte, und das Setting in der Traumfabrik Hollywood ist perfekt gewählt. Das Geschehen wird aus zwei wechselnden Perspektiven, nämlich von Evie und Carter, dargestellt. Carter ist 26 Jahre alt, kann die ersten Erfolge in dem hart umkämpften Business vorweisen und klettert gerade die Karriereleiter hinauf. Dagegen ist die fünf Jahre ältere Evie lange im Geschäft und überzeugt durch ihre konstant guten Leistungen. Die Protagonisten sind einander ebenbürtig, zeigen sich als aalglatte Geschäftsleute und schenken sicht nichts.

Leider wirken alle anderen Charaktere flach und oberflächlich und bedienen gängige Klischees, die wir aus amerikanischen Soap Operas kennen. Dem Leser bleiben weder eine durch Schönheitsoperationen aufgepimpte Barbie noch die willige Büro-Matratze oder der hinterhältige Boss erspart, der eine bemerkenswerte kriminelle Energie unter Beweis stellt.

Das bewährte Autoren-Duo Christina Lauren will seinen Lesern einen kleinen Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik Hollywood ermöglichen und gibt sich viel Mühe, den stressigen Alltag von Schauspielagenten in einer großen Agentur glaubhaft darzustellen. Leider verlieren sie die eigentliche Liebesgeschichte etwas aus den Augen, und die Lektüre wird mitunter etwas zäh und langatmig. Erst im letzten Drittel des Romans kommt wieder Spannung auf, und das packende Finale ist wie ein überzeugender Action-Film gestaltet worden.

Insgesamt gesehen hat mich der Roman "Dating you - hating you" des Erfolgs-Autoren-Duos Christina Lauren etwas enttäuscht. Von den amerikanischen Schrifststellerinnen hatte ich wesentlich mehr Esprit und Pep erwartet. Aus diesem Grunde kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Zwei unvergessliche Sommer

Träume der Provence
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La Provence dissimule ses mystères derrière leur évidence. [Jean Giono]

In ihrem neuen Roman "Träume der Provence" nimmt Anja Saskia Beyer ihre Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Im Mittelpunkt ...

La Provence dissimule ses mystères derrière leur évidence. [Jean Giono]

In ihrem neuen Roman "Träume der Provence" nimmt Anja Saskia Beyer ihre Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Im Mittelpunkt steht Marie, eine alleinerziehende liebevolle Mutter, die sich mit ihrem 15-jährigen Sohn Robin durchs Leben. Als sie ihren Job verliert und dringend Geld braucht, weiß sie nicht mehr weiter. Doch dann hält das Schicksal eine unerwartete Überraschung für sie bereit: Als Robin ein Foto von einem Gemälde entdeckt, das einst seiner verstorbenen Großmutter gehörte, hofft Marie, dass sich das Blatt bald für sie wendet. Gemeinsam mit ihrem Sohn und ihrem besten Freund Bennett reist Marie in das kleine südfranzösische Künstlerdorf Saint-Paul-de-Vence. Eine spannende Suche nach einem längst verloren geglaubten Gemälde beginnt. Was Marie findet, ist das Vertrauen in die Liebe – und ein gut gehütetes Familiengeheimnis aus den 1960er-Jahren.

Alle Bücher von Anja Saskia Beyer bestechen durch ihre wunderschönen Cover, die in warmen Farben gehalten sind und wichtige Motive ihrer Romane aufgreifen. Hier ist eine köstliche Aprikosentarte zu sehen, die auf einer hübschen Platte dekorativ angerichtet worden ist. In ihrer unmittelbaren Nähe befindet sich ein frisches Sträußchen Lavendel, das Erinnerungen an die malerische Schönheit der Provence wachruft. . Der Plot verspricht eine unterhaltsame, spannende Familiengeschichte, und das Setting ist gut gewählt. Lavendel weckt Erinnerungen an den letzten Urlaub in Südfrankreich, und in einem kleinen Dorf, mitten in der Provence, spielt dieser neue Roman von Anja Saskia Beyer.

Das Geschehen springt zwischen Gegenwart (2018) und Vergangenheit (1966) hin und her und wird aus zwei verschiedenen Perspektiven, nämlich aus der Sicht von Marie und Anne, erzählt. Die Protagonistinnen sind bodenständige, sympathische junge Frauen, mit denen man sich leicht identifzieren kann. Anne ist in der Nachkriegszeit groß geworden und hat eine lieblose Kindheit und Jugend, mit einer schwachen Mutter und einem gewalttätigen Stiefvater erlebt. Als heranwachsender Teenager zieht sie einen dicken Strich unter ihre desolaten Familienverhältnisse, verlässt ihre lieblosen Eltern und sucht sich auf eigene Faust einen Job als Au Pair in der Schweiz. Mit dieser Aktion beweist sie einen erstaunlichen Mut, den ihre Tochter Marie vermissen lässt. Nach einer ungeplanten Schwangerschaft hat sie ihr Studium abgebrochen, sich liebevoll um ihr einziges Kind gekümmert und ihrem ehrgeizigen Mann den Rücken für seine Karriere frei gehalten, um einige Jahre später von ihm betrogen und abgelegt zu werden. Als allein erziehende Mutter schlägt sie sich mit schlecht bezahlten Jobs durch und kann kaum die Miete für ihr Häuschen aufbringen. Auch die schwere Autoimmunerkrankung ihres pubertierenden Sohnes bereitet ihr Kopfschmerzen; Marie möchte ihm eine teure Behandlung ermöglichen, aber ihr fehlt das nötige Kleingeld.

In diesem Roman von Anja Saskia Beyer erfüllen sich nicht alle Träume, und es gibt kein kitschiges Happy-End. Im Laufe der Geschichte wächst Marie über sich selbst hinaus und findet ihren eigenen Weg, während Anne einen schlimmen Schicksalsschlag ertragen muss und sich als eine große Liebende erweist, die ihr Lebensglück für einen höheren Zweck opfert.

Insgesamt wird das spannende Geschehen weitgehend glaubhaft dargestellt. in und wieder stößt man auf kleine Ungereimtheiten, die aber den Fluss der Erzählung nicht weiter stören. Besonders gelungen empfinde ich die lebensechte Darstellung von Robin, eines typischen "Pubertiers", das sich bewusst mit seiner Krankheit auseinandersetzt und seine erste Liebe in Frankreich kennenlernt.

Anja Saskia Beyer schreibt in einem angenehmen, klaren Stil. Vor allem ihre atmosphärisch dichten Landschaftsbeschreibungen haben mich beeindruckt. Mit wenigen Worten erweckt sie ihre malerische Kulisse mit Leben, und man hat das Gefühl, den köstlichen Duft des Lavendels zu riechen. Zwei landestypische Back-Rezepte laden zum Ausprobieren ein und runden den gelungenen Roman ab. Von mir gibt es 4 Sterne. Merci!

Veröffentlicht am 18.08.2018

Medizin ohne Menschlichkeit

Das Verschwinden des Josef Mengele
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In seinem Tatsachenroman folgt Oliver Guez den Spuren von Josef Mengele, eines deutschen Mediziners und Anthropologen. 1949 flüchtet der bestialische Lagerarzt von Auschwitz, nach Argentinien. In Buenos ...

In seinem Tatsachenroman folgt Oliver Guez den Spuren von Josef Mengele, eines deutschen Mediziners und Anthropologen. 1949 flüchtet der bestialische Lagerarzt von Auschwitz, nach Argentinien. In Buenos Aires trifft er auf ein dichtes Netzwerk aus Unterstützern, unter ihnen Diktator Perón, und baut sich Stück für Stück eine neue Existenz auf. Mengele begegnet auch Adolf Eichmann, der ihn zu seiner großen Enttäuschung nicht einmal kennt. Der Mossad sowie Nazi-Jäger Simon Wiesenthal und Generalstaatsanwalt Fritz Bauer nehmen schließlich die Verfolgung auf. Mengele rettet sich von einem Versteck ins nächste, lebt isoliert und wird finanziell von seiner Familie in Günzburg unterstützt. Erst 1979, nach dreißig Jahren Flucht, findet man die Leiche von Josef Mengele an einem brasilianischen Strand.

Das Cover wirkt nichtssagend, aber es greift das Spiel mit wechselnden Identitäten auf. Wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man eine Portraitaufnähme von Dr. Josef Mengele. Sie scheint in Flammen aufzugehen. Nichts von der alten Identität soll übrig bleiben, seine Spur soll sich im Nichts verlieren. Übrig bleibt ein weißes Stück Papier. Der Todesengel von Auschwitz wird zu einem scheinbar unbeschriebenen Blatt, das in einem weit entfernten Land weiterhin existieren konnte, ohne für seine Verbrechen jemals zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. Auch der Titel ist bewusst zurückhaltend gewählt worden. Durch seine signalrote Farbe fällt er ins Auge und weist auf das vergossene Blut von unschuldigen Opfern hin.

Oliver Guez schreibt in einer einfachen, klaren, schlichten Sprache. Er fühlt sich in die Psyche eines Kriegsverbrechers ein, wahrt aber eine kritische Distanz. Nichts an diesem Buch ist reißerisch aufgemacht. Trotzdem wird es jeden Leser erschüttern, der sich mit diesem Werk auseinandersetzt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führte Dr. Josef Mengele ein banales, unauffälliges Leben, finanziell unterstützt von seiner vermögenden Familie in Deutschland, geschützt durch ein gut funktionierendes Netzwerk in Südamerika, verborgen von geldgierigen Sympathisanten und weitgehend unbehelligt von seinen Jägern, die seine Fährte aufgenommen, ihn aber im Gegensatz zu anderen Kriegsverbrechern nicht gestellt und vor Gericht gebracht hatten. Sein Denken kreiste ausschließlich um ihn selbst; für andere Menschen fehlte ihm jegliches Einfühlungsvermögen und Verständnis.

Was bleibt von Josef Mengele? Die Erinnerung an einen egozentrischen, feigen, jähzornigen, unbelehrbaren Menschen, der sich Selbstmitleid suhlte und nicht imstande war, seine Fehler zu erkennen, sich seiner Verantwortung zu stellen, für seine Verbrechen zu büßen und seine Opfer um Vergebung zu bitten.

Mich hat diese längst überfällige historische Spurensuche tief beeindruckt. Aus diesem Grunde vergebe ich fünf Sterne und spreche eine klare Lese-Empfehlung aus.