Ich seh den Sternenhimmel...
PlanetenpolkaJeder Mensch ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt. (Mark Twain)
Die neue Ruhrpott-Krimödie von Lotte Minck trägt den schönen Titel "Planetenpolka", und tatsächlich spielen die ...
Jeder Mensch ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt. (Mark Twain)
Die neue Ruhrpott-Krimödie von Lotte Minck trägt den schönen Titel "Planetenpolka", und tatsächlich spielen die Sterne in diesem Buch eine ganz besondere Rolle. Mord infolge einer Mars-Pluto-Konjunktion? "So ein Mumpitz!", denkt Kommissar Arno Tillikowski. Irgenwie kann die hübsche Astrologin Stella Albrecht ihn aber doch davon überzeugen, das plötzliche Ableben der schwerreichen Matriarchin Cäcilie von Breidenbach zu untersuchen. Ihre Ermittlungsmethoden sind mitunter unorthodox, aber äußerst effektiv: Schnell kommen sie dahinter, dass Cäcilies Erben mehr als einen guten Grund hatten, ihre Tante aus dem Weg zu schaffen ...
Was soll ich über das Cover von Ommo Wille schreiben? Seine Werke haben einen hohen Wiedererkennungswert. Sie sind etwas schräg angehaucht und passen perfekt zu den Büchern von Lotte Minck. Auch dieses Cover fällt sofort ins Auge. Auf den ersten Blick glaubt man eine friedliche Szene vor sich zu sehen, eine verstorbene alte Dame liegt in ihrem Bett, und überall spenden Kerzen in silbernen Leuchtern warmes, tröstliches Licht. Dann aber fällt der Blick des Betrachters auf einen riesigen Totenschädel am tiefschwarzen Himmel, der durch das geöffnete Fenster ins Sterbezimmer scheint - und die Stimmung kippt ins andere Extrem. Auch die Rückseite des Buches ist sorgfältig gestaltet worden. Man blickt auf mehrere Sideboards und wundert sich über die auf dem Boden verstreuten Gegenstände.
Als ich den Titel des Buches gelesen habe, konnte ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Lotte Minck ist sehr schlagfertig, verfügt über einen tollen Wortwitz und spielt geschickt mit den Erwartungen der Leser.
Astrologie ist eine umstrittene Wissenschaft. Der Plot ist originell, und das Setting mitten im Ruhrgebiet gefällt mir gut. Die Bücher von Lotte Minck atmen so viel unverfälschtes Lokalkolorit; sie wachsen jedem Menschen, der aus dem Pott kommt, ans Herz.
Wer Loretta Luchs in sein Herz geschlossen hat, wird auch einen festen Platz für Stella Albrecht reservieren. Sie ist etwas intellektueller und zurückhaltender als die draufgängerische, impulsive Call-Center-Mitarbeiterin, aber ebenso wie ihre berühmte Vorgängerin hat sie ihr Herz am rechten Fleck und zeichnet sich durch eine scharfe Kombinationsgabe aus.
Auch die anderen Protagonisten sind starke Charaktere. Der Journalist Ben und der Kommissar Arno sind sympathische Figuren, und zusammen mit Stella bilden sie ein starkes Trio. Last, not least möchte ich auch die exzentrische Oma Maria, die einst als Wahrsagerin Madame Pythia auf Jahrmärkten unterwegs war, und die konservative Lehrerin Felicitas erwähnen, welche mit Astrologie nichts anfangen kann und den beruflichen Aktivitäten von Oma und Tochter kritisch gegenübersteht.
Wie immer hat mich Lotte Minck durch ihren locker-flockigen Schreibstil begeistert. Man möchte dieses Buch, das durch ein unorthodoxes Ermittler-Team und einen außergewöhnlichen Fall punktet, nicht mehr aus der Hand legen und es lieber in einem Rutsch durchlesen. Mich hat diese originelle, schwungvolle Ruhrpott-Krimödie in jeder Hinsicht überzeugt, und ich vergebe gern die Höchstpunktzahl von 5 Sternen für ein tolles Lesevergnügen.