Platzhalter für Profilbild

Alphafrau

Lesejury Star
offline

Alphafrau ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Alphafrau über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2017

Vor Curry wird gewarnt...

Nächster Halt: Indien
0

"Nächster Halt: Indien" ist die gelungene Fortsetzung von Katy Colins Roman "Nächster Halt: Thailand." Nach ihren eigenen Erfahrungen als alleinreisende Single-Frau gründet Georgia Green ihr eigenes Business, ...

"Nächster Halt: Indien" ist die gelungene Fortsetzung von Katy Colins Roman "Nächster Halt: Thailand." Nach ihren eigenen Erfahrungen als alleinreisende Single-Frau gründet Georgia Green ihr eigenes Business, den "Lonely Hearts Travel Club". Die junge Frau ist fest entschlossen, ihre Freude am Reisen auch an andere Singles weiterzugeben. Aber ein Unternehmen aus dem Boden zu stampfen, ist kein Strandspaziergang. Beinahe droht Georgia in der Arbeit unterzugehen. Was könnte da besser helfen, als in eine vollkommen fremde Kultur einzutauchen? Also auf in das Land von Bollywood, Taj Mahal und Yoga. In Indien erfährt Georgia viel über sich selbst, und was noch alles in ihr steckt.

Das Cover ist ein echter Hingucker. Passend zu dem Ziel der (literarischen) Reise ist es in warmen Tönen gestaltet worden. Das Auge des Betrachters fällt automatisch auf das imposante Tadsch Mahal, das jedem Globetrotter vertraut sein dürfte. Nicht nur in der persönlichen Lebensgeschichte von Princess Diana, sondern auch im Verlauf dieses Buches nimmt dieses Denkmal einer großen Liebe eine besondere Stellung ein. Der Titel wird auf dem Kofferanhänger vermerkt und ist kurz und knackig; wir wissen, wohin die Reise geht - also los!

Wie im ersten Band wird das Geschehen aus der Ich-Perspektive vermittelt. Georgia Green steht wiederum im Mittelpunkt. Sie ist etwas älter, aber nicht zwingend klüger geworden und tapst immer noch von einem Fettnäpfchen ins andere. Auch in der Liebe ist sie nicht viel weiter gekommen; ihr Geschäftspartner Ben hat zwar einen festen Platz in ihrem Herzen, aber noch nicht in ihrem Bett gefunden, weil sie sich zu einem Work-Aholic entwickelt hat, der sein Privatleben zugunsten des eigenen Unternehmens sträflich vernachlässigt.

Katy Colins schreibt in einer lockeren, mitunter flapsigen und schnoddrigen Weise. Ihre Heldin hat viele Ecken und Kanten und ist alles andere als ein gutes Vorbild. Trotzdem hat sie das Herz am rechten Fleck - und das ist allein, was im Leben wirklich zählt. Für mich persönlich habe ich den Stil von Katy Colins als erfrischend anders empfunden und mich bei der Lektüre des Romans gut amüsiert. Das Buch lässt sich leicht lesen, die Seiten fliegen nur so dahin. Vor allem die Reise-Berichte von Georgia wirken sehr authentisch; weder die positiven noch die negativen Seiten von Indien werden hier verschwiegen, und man hat das Gefühl, selbst an der spannenden Reise durch ein unbekanntes Land teilzunehmen.

Insgesamt sehe ich eine klare Steigerung; ich vergebe gern 4 Sterne und freue mich auf eine weitere Fortsetzung der kurzweiligen, unterhaltsamen Geschichte um Georgia Green.

Veröffentlicht am 02.08.2017

Kampf um das Erbe

Bourbon Sins
0

"Bourbon Sins" ist die Fortsetzung einer Familiensaga. J. R. Ward erzählt von Liebe und Verrat, Lügen und Geheimnissen einer dysfunktionalen reichen und mächtigen Familie.

Nach dem Tod des Familienoberhaupts ...

"Bourbon Sins" ist die Fortsetzung einer Familiensaga. J. R. Ward erzählt von Liebe und Verrat, Lügen und Geheimnissen einer dysfunktionalen reichen und mächtigen Familie.

Nach dem Tod des Familienoberhaupts hängt die Bourbon-Dynastie der Bradfords am seidenen Faden. Der Patriarch hat nicht nur das Unternehmen hoch verschuldet hinterlassen, nun entpuppt sich sein vermeintlicher Selbstmord auch noch als Mord. Unter Verdacht gerät der älteste Sohn Edward, den sein Vater um alles gebracht hat, was die Zukunft für ihn bereithielt. Während sein jüngerer Bruder Lane alles daran setzt, das Familienunternehmen zu retten, liegt das Schicksal der Bradford Bourbon Company nun ausgerechnet in den Händen ihrer größten Konkurrentin, der Frau, die Edward über alles liebt, aber unerreichbar für ihn scheint.

Das nichtssagende Cover spricht mich nicht an. Es ist in einem auffälligen Grün-Ton gehalten und zeigt einen attraktiven jungen Mann in einem dunklen Anzug, der eine Wendeltreppe hinabzusteigen scheint. In die Mitte ist das kunstvoll verzierte Markenzeichen der Bradfords gesetzt worden, das von dem schlichten Titel "Bourbon Sins" umrahmt wird.

Im Mittelpunkt steht eine amerikanische Familie, die den Vergleich mit ihren berühmt-berüchtigen Vorgängern, den "Ewings" oder den "Carringtons", nicht zu scheuen braucht. Hier geht es um edlen Bourbon, düstere Geheimnisse und schmutzige Geschäfte. Nach dem unerwarteten Tod des Patriarchen gerät das Imperium ins Schlingern und muss von den Erben vor dem Untergang bewahrt werden.

Der Einstieg in das Buch fällt nicht allzu leicht; man sollte den ersten Band gelesen haben. Ansonsten ist man von der Vielzahl der auftretenden Akteure etwas überfordert. Das Geschehen wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, so dass man noch tiefer in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten eintauchen kann.

J. R. Ward zeichnet ein düsteres Sittengemälde, das vom Niedergang einer Familie erzählt. Der Spannungsbogen wird konsequent gehalten, und viele Cliffhanger machen die einzelnen Kapitel interessant. Leider ist die Lektüre an manchen Stellen etwas zäh; ich habe den Roman wiederholt zur Seite legen und nochmals beginnen müssen. Aus diesem Grunde kann ich nur 4 Sterne vergeben.


Veröffentlicht am 27.07.2017

Schwarz und weiß

Swing Time
0

Der Roman "Swing Time" von Zadie Smith erzählt eine anrührende Geschichte von der Suche zweiter Mädchen nach der eigenen Identität. Als sich die beiden Mädchen zum ersten Mal begegnen, fühlen sie sich ...

Der Roman "Swing Time" von Zadie Smith erzählt eine anrührende Geschichte von der Suche zweiter Mädchen nach der eigenen Identität. Als sich die beiden Mädchen zum ersten Mal begegnen, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen: Die gleiche Leidenschaft fürs Tanzen und für Musicals verbindet sie, doch auch derselbe Londoner Vorort und die Hautfarbe. Ihre Wege trennen sich, als Tracey tatsächlich Tänzerin wird und erste Rollen in Musicals bekommt. Ihre Freundin wiederum jettet als Assistentin der berühmten Sängerin Aimee um die Welt. Als Aimee in Westafrika eine Schule gründen will, reist sie ihr voraus und lässt sich durch das Land, in dem ihre Wurzeln liegen, verzaubern und aus dem Rhythmus bringen.

Das Cover ist in leuchtenden, warmen Farben gehalten. Sowohl der Name der Autorin als auch der Titel des Buches sind einfach, aber kunstvoll auf einem gelben Hintergrund in Szene gesetzt worden. Die verwendeten Großbuchstaben springen dem Betrachter direkt ins Auge. Man erkennt die Farben Rot und Schwarz, aber es gibt keine strenge Trennung, sondern die Übergänge zwischen den einzelnen Buchstaben sind fließend.

Der Titel ist gut gewählt. Er greift den Titel des berühmten Films mit Fred Astaire und Ginger Rogers auf, der die Ich-Erzählerin sehr beeindruckt hat. Fred Astaire tritt als "Blackface" auf; sein Tanz soll an einen schwarzen Stepp-Tänzer erinnern. In ihrer Kindheit war sie von den eleganten Tanz-Szenen hingerissen, als erwachsene Frau ist sie schockiert von den subtilen rassistischen Andeutungen.

Im Mittelpunkt des Buches steht eine namenlose Ich-Erzählerin, die blass und konturenlos bleibt und von der ersten bis zur letzten Zeile des Romans im Schatten von dominanten Frauen steht. ihre Lebensumstände sind desolat; sie lebt in einer Sozialwohnung in einem Brennpunkt von London. Ihre Mutter ist eine stolze Jamaikanerin, die von afrikanischen Sklaven abstammt, ein politisches Bewusstsein entwickelt und sich für sozial benachteiligte Menschen engagiert, während ihr weißer Vater den gemeinsamen Haushalt führt Die familiäre Konstellation ist bei ihrer Freundin Tracey ähnlich; ihr leiblicher Vater ist ein farbiger Kleinkrimineller, während ihre weiße Mutter faktisch alleinerziehend ist und ihren gesamten Ehrgeiz auf ihre talentierte Tochter projiziert, die ihr den ersehnten sozialen Aufstieg ermöglichen soll.

Das Geschehen wird ausschließlich aus der Perspektive der Ich-Erzählerin vermittelt. Sie nimmt uns mit auf eine Zeitreise; wir begleiten sie von den frühen 1980er Jahren bis in die jüngste Vergangenheit. In ihrem Leben gibt es einige Brüche, die durch den ständigen Wechsel der zeitlichen Ebenen gespiegelt werden. Statt einer chronologischen Erzählung werden nur einzelne Schlaglichter auf wichtige Stationen in ihrem Leben geworfen, die für ihre Suche nach Freundschaft und Identität wichtig gewesen sind.

Zadie Smith schreibt in einem sehr ansprechenden Stil. Ihr Roman ist kunstvoll gewebt und nimmt den Leser mit auf eine literarische Reise von London über New York bis Gambia, kann aber trotzdem nicht vollständig überzeugen. Zu viele wichtige Themen werden in ihrem Buch lose angerissen, aber nicht vertieft. Deshalb kann ich nur vier Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 20.07.2017

Weck den Tiger in dir

Billy the Beast. Ein Traum von einem Tiger
0

Das Buch "Billy the Beast - ein Traum von einem Tiger" richtet sich in erster Linie an Jugendliche. Im Mittelpunkt steht ein pubertierender Junge, der es im wahrsten Sinne des Wortes schwer hat. Bert ist ...

Das Buch "Billy the Beast - ein Traum von einem Tiger" richtet sich in erster Linie an Jugendliche. Im Mittelpunkt steht ein pubertierender Junge, der es im wahrsten Sinne des Wortes schwer hat. Bert ist dick. Sogar sehr dick. Stolze 101 Kilo bringt er auf die Waage. Alles nervt. Gut, dass es Günther Jauch gibt: Bei seiner Lieblingssendung kann Bert ungestört von zu Hause mit raten. Doch dann ändert sich alles: Bert wird das Maskottchen einer Eishockeymannschaft und als „Billy the Beast“ im Tigerfell berühmt. Die Pfunde purzeln, eine glücklichere Welt unterhalb der 100-Kilo-Grenze scheint möglich. Aber bald kommt die Millionenfrage: „Wie erobert man das Herz einer Cheerleaderin?“ Der Zusatzjoker muss her …

Das Cover dieses Buches zieht sofort die Blicke des Betrachters auf sich. Man sieht eine behaarte Pfote, die zu einem Karnevalskostüm gehören könnte. Der ausgestreckte Zeigefinger könnte signalisieren: Pass auf, jetzt bin ich dran.

Der Titel des Romans greift den Namen des Maskottchens auf, hinter dem Bert seine wahre Identität verbergen kann. Billy the Beast ist ein Traum von einem Tiger - er hilft dem Mobbingopfer Bert aus seiner Isolation heraus und gibt ihm die Chance, sein Leben zu überdenken und sich zum Positiven hin zu verändern.

Der Autor Jörg Menke - Peitzmeyer schreibt in einem humorvollen, mitunter rotzigen Tonfall, der seinem pubertierenden Helden Bert entspricht. Das Geschehen wird ausschließlich aus seiner Perspektive geschildert. Wir erleben den harten Alltag eines Jungen mit, der mit vielen Problemen konfrontiert wird. Seine alleinerziehende Mutter sucht verzweifelt nach einer stabilen Partnerschaft, erwischt aber nur eiskalte Typen, die sie für ihre eigenen Bedürfnisse ausnutzen und sie danach wieder fallen lassen. Ihren Frust ertränkt sie in Alkohol; Bert wiederum stopft sich mit Süßigkeiten voll. Durch sein Übergewicht wird Bert zum Mobbingopfer, das seinen Peinigern nichts entgegen zu setzen hat. In der Schule wird er beleidigt, bestohlen und geschlagen.

Insoweit ist seine Begegnung mit "Billy the Beast" ein riesiger Glücksfall für ihn, weil er in eine neue Haut schlüpfen darf. Im Laufe des Buches durchläuft Bert einen wichtigen Entwicklungsprozess; er übernimmt Verantwortung für sich selbst und seine Mutter, die ebenfalls einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zieht.

Der Fall von Bert ist erschreckend - aber er ist leider gesellschaftliche Realität. Es macht mich wütend, wenn ich lese, dass die Lehrer an der Schule das Mobbing an einem Schüler tatenlos mitansehen und Bert durch eigene gedankenlose Kommentare obendrein noch verletzen. Eine Sanktion dieses Fehlverhaltens gibt es nicht. Das Buch bietet hinterher eine späte Genugtuung, als sich alle Maskottchen solidarisch hinter Bert stellen und die kriminellen Jungen in einer Gemeinschaftsaktion zur Rechenschaft ziehen. Allerdings hat diese gerechte Strafe einen ziemlich negativen Beigeschmack, weil die Verbündeten von Bert nicht aus Liebe zu ihm handeln, sondern nur ihren Kameraden "Billy the Beast" schützen wollen.

Der Roman "Billy the Beast - ein Traum von einem Tiger" soll allen Jugendlichen Mut machen, sich zur Wehr zu setzen und aus der Opfer-Rolle zu befreien. Leider wird dieses Ziel nur teilweise erreicht. Deshalb kann ich nur 4 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 09.07.2017

Cinderella 2017

Nothing Like Us
0

"Nothing like us" ist der neue Roman von Kim Nina Ocker. Er spielt in New York, wo die 19-jährige Lena Winter kann ihr Glück kaum fassen: Sie hat einen Praktikumsplatz in der Küche des WEST Hotel & Residences ...

"Nothing like us" ist der neue Roman von Kim Nina Ocker. Er spielt in New York, wo die 19-jährige Lena Winter kann ihr Glück kaum fassen: Sie hat einen Praktikumsplatz in der Küche des WEST Hotel & Residences ergattert - eines der größten und angesehensten 5-Sterne-Hotels in New York. Doch statt den Köchen und Pâttisieren bei der Arbeit zuzuschauen oder gar zur Hand zu gehen, muss sie an ihrem ersten Tag im Hotel den Hof fegen und Wäschekammern aufräumen. Das hatte sie sich eigentlich anders vorgestellt. Zumal ihr dann auch noch ein anderer Praktikant zur Seite gestellt wird, der zwar unverschämt attraktiv ist, dessen überhebliche Art sie aber vom ersten Moment an in den Wahnsinn treibt. Was sie nicht ahnt: Der Mann, den sie soeben zum Bodenfegen verdonnert hat, ist niemand anders als Sander West, der Sohn und Erbe des milliardenschweren Besitzers der WEST-Hotelkette. Doch Sander ist so fasziniert von der schlagfertigen und ehrgeizigen jungen Frau, dass er das Missverständnis nicht aufklärt. Schon bald knistert es heftig zwischen den beiden. Aber was geschieht, wenn Lena die Wahrheit erfährt?

Das Cover ist sehr aussagekräftig und spiegelt den Inhalt des Romans, der in einem berühmten Hotel in New York spielt. Der Leser sieht ein Schild, das an den altmodischen Griff einer Zimmertür gehängt worden ist. Auf dem Schild findet der Leser den Titel des Romans. Er verrät uns das literarische Genre dieses Romans, der sich – ganz klar – um eine große Liebesgeschichte zwischen jungen Menschen dreht.

Die Handlung wird aus zwei Perspektiven geschildert. Als Ich-Erzähler fungieren Lena und Sander, die jeweils ihre Sicht der Geschehnisse erzählen. Auf diese Weise kann der Leser ihre Gedanken und Gefühle genau nachvollziehen. Ihre Geschichte lässt sich flüssig lesen; inhaltliche Wiederholungen gibt es nicht. Der Plot der Geschichte ist altbekannt; der Leser erwartet eine moderne Version der Cinderella-Story – und er bekommt sie auch. Das Setting ist gut gewählt; amerikanische Städte sind für deutsche Leser immer interessant, und New York ist das Ziel vieler Reisenden.Insoweit hat Kim NIna Ocker alles richtig gemacht.

Bei der Gestaltung der Protagonisten bedient sich Kim Nina Ocker aller gängigen Klischees. Ihre Protagonisten Lena und Sander sind attraktiv, jung, liebenswert und sympathisch. Glücklicherweise gibt die Autorin ihnen aber auch einige charakterliche Macken mit auf den Weg, die sie nicht wie abstrakte Märchenfiguren, sondern relativ realistisch erscheinen lassen. Lena ist die moderne Version von Aschenputtel, die man gleich zu Beginn den Hof fegen sieht. Sie kommt aus einem kleinen Kaff in Deutschland und ist ein aufbrausendes, unbesonnenes Mädchen, das aus dem Bauchgefühl heraus handelt und immer das letzte Wort haben muss. Sie hat klare Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft und gibt sich viel Mühe, ihr gestecktes Ziel zu erreichen. Sander ist der verständnisvolle reiche Prinz, der seine wahre Identität vor ihr zu verbergen sucht. Trotz seiner exponierten gesellschaftlichen Stellung ist er nicht materialistisch eingestellt, sondern ein bodenständiger, geerdeter junger Mann und macht sich – im wahrsten Sinne des Wortes – lieber die Hände schmutzig, wenn er in seiner Hobby-Werkstatt schuftet.

Die Nebenfiguren sind weit weniger angenehme Persönlichkeiten. Der Vater von Sander ist ein strenger Patriarch, der viel Wert auf Etikette legt. Sein Stiefbruder wird als kühler Lebemann dargestellt, der das süße Leben genießt. Lena muss sich mit ihren distanzierten schwulen Vermietern herumschlagen, die ihr viel Geld für eine winzige Bruchbude abknöpfen. Auch ihre Chefin Carla macht einen unnahbaren Eindruck, zeigt sich aber im Laufe des Geschehens von einer menschlicheren Seite. Dagegen ist Lexie eine exzentrische beste Freundin, die sie zu kleinen Eskapaden ermutigt und mich an die gute Fee im Märchen erinnert hat.

Kim Nina Ocker erzählt eine moderne Version eines bekannten Märchens, und das Buch lässt sich mühelos lesen. Der Leser erlebt ein Wechselbad der Gefühle; die Liebenden machen es sich und dem Leser nicht gerade einfach. Die Welt der Gegensätze (Arm und Reich, Deutschland und USA) wird anschaulich dargestellt. Trotzdem ist die Liebesgeschichte stellenweise etwas langatmig geraten, und man hätte den Roman durchaus um einige Kapitel kürzen können. Die Handlung ist romantisch und zuckersüß, aber in weiten Teilen vorhersehbar. Auch der Sprachstil kann mich nicht ganz überzeugen. Kim Nina Ocker wählt häufig flapsige, umgangssprachliche Ausdrücke, die zu der Zielgruppe ihres Romans passen mögen. An manchen Stellen hätte ich mir eine geschliffenere Sprache gewünscht. Vielleicht bin ich für dieses Buch etwas zu alt.

Nichtsdestotrotz hat mir der Roman gut gefallen. Er bietet locker-leichte Unterhaltung und ist die ideale Urlaubslektüre für alle jungen und jung gebliebenen LeserInnen, die einfach mal vom Alltag abschalten und in aller Ruhe träumen wollen.