Im Schatten einer anderen
Die erste FrauNach wie vor gehören Psychothriller zu meiner absoluten Lieblingslektüre. Deshalb habe ich mich auf das neue Buch "Die erste Frau" von Rebecca Russ gefreut, die unter einem anderen Pseudonym Fantasy und ...
Nach wie vor gehören Psychothriller zu meiner absoluten Lieblingslektüre. Deshalb habe ich mich auf das neue Buch "Die erste Frau" von Rebecca Russ gefreut, die unter einem anderen Pseudonym Fantasy und Bücher für Jugendliche veröffentlich hat.
Wenn Liebe zur tödlichen Täuschung wird.
Nach einer stürmischen Affäre zieht Hannah zu Thomas an den Bodensee und kann ihr Glück kaum fassen. Doch im Haus erinnert alles an Thomas’ Ex-Frau Katharina, die vor zwei Jahren spurlos verschwunden ist und ihren Sohn zurückgelassen hat. Der Junge spricht seit dem Verschwinden seiner Mutter kein Wort mehr. Als Thomas immer öfter verreist, fühlt Hannah sich in dem großen Haus zunehmend einsam. Sie will endlich herausfinden, was vor zwei Jahren wirklich geschah. Dann erreicht sie ein rätselhafter Brief – und Hannah ahnt, dass er von Katharina stammen könnte.
Das schlichte Cover wird von dunklen Fäden beherrscht, die vergilbte Blätter Papier miteinander verbinden. Darf man es als Anspielung auf die mysteriösen Vorfälle und dunklen Geheimnisse verstehen, die im Laufe dieses Romans enthüllt werden?
Der Roman "Die erste Frau" spielt am Bodensee, in einem luxuriös eingerichteten, steril wirkenden Haus, das von Katharina, der spurlos verschwundenen ersten Frau eines erfolgreichen Geschäftsmannes, geprägt worden ist. Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Hannah geschildert, eine junge Mitarbeiterin einer in München ansässigen Galerie. Sie ist eine liebenswerte, naive, unbedarfte Figur, die einen schweren Stand in ihrer neuen Familie hat. Ihr Lebensgefährte Thomas ist eine schillernde Figur, die sich nicht in die Karten schauen lässt, und sein kleiner Sohn Ben ein psychisch gestörtes Kind, das jegliche Kommunikation mit der Außenwelt verweigert und von Rahel, einer undurchschaubaren Frau, betreut wird, welche von Katharina besessen zu sein scheint.
Meiner Ansicht nach lassen sich viele Parallelen zu dem 1938 erschienenen Roman "Rebecca" von Daphne du Maurier ziehen, der zwei Jahre später von Alfred Hitchcock erfolgreich verfilmt wurde. Der Plot ist deutlich an "Rebecca" angelehnt, die Personenkonstellation ist vergleichbar aufgebaut, und das teure Anwesen am Bodensee ist eine zeitgenössische Version von "Manderley". Auch stilistisch sind einige Anleihen an Daphne du Maurier zu erkennen; wie der Bestseller "Rebecca" beginnt das Buch von Rebecca Russ sehr verhalten, baut langsam Spannung auf, entwickelt eine gewisse Sogwirkung und endet in einem dramatischen Finale.
Grundsätzlich hat mir meine fesselnd geschriebene Lektüre gut gefallen, auch wenn einige Fragen offen geblieben sind. Aber man muss nicht jedes Geheimnis lüften, sondern sollte getrost auf die Phantasie des Lesers vertrauen.