Ein Berufswechsel für Hauke Sötje...
Feuer in der HafenstadtMit "Feuer in der Hafenstadt“ von Anja Marschall ist der erste historische Kriminalroman um Hauke Sötje endlich wieder neu aufgelegt worden. Ich kannte bereits zwei (den 3. und 4.) Nachfolgebände, aber ...
Mit "Feuer in der Hafenstadt“ von Anja Marschall ist der erste historische Kriminalroman um Hauke Sötje endlich wieder neu aufgelegt worden. Ich kannte bereits zwei (den 3. und 4.) Nachfolgebände, aber durch die Neuauflage konnte ich endlich erfahren, wie alles begann...
Hauke Sötje war mit Leib und Seele Kapitän auf seinem eigenen Schiff, der „Revenge“. Durch eine Explosion verliert er sein Schiff und seine gesamte Mannschaft (53 Personen), er überlebt als einziger. Er wird zwar freigesprochen, aber er trägt noch immer tief an seiner Schuld, so dass ihm ein ehrenvoller Freitod der einzige Ausweg erscheint. Nach Glückstadt reist er eigentlich nur aus einem einzigen Grund...
Doch dann wird Hauke sofort als „Verursacher von Handgreiflichkeiten“ verhaftet. Ihm wird auch Meuterei und versuchter Mord vorgeworfen. Ein alter Bekannter, der Graf von Lahn, benötigt seine Hilfe und schlägt ihm im Gegenzug zu seiner Freilassung ein Geschäft vor. Und schon ist Hauke mittendrin in einem undurchsichtigen Machtkampf bei der Glücksstädter Heringsfischerei AG, wo einiges offensichtlich nicht mit rechten Dingen zugeht! Dann geschieht ein Mord, bei dem Hauke unter Verdacht gerät – also muss er in eigener Sache ermitteln... Gleichzeitig versucht Hauke, die Ursachen für die Explosion der „Revenge“ zu finden, den sein Verdacht, dass er und seine Mannschaft für unbekannte „höhere“ Zwecke missbraucht und geopfert wurden, verdichtet sich immer stärker. Während seiner Ermittlungen lernt er die Fabrikantentochter Sophie Struwe kennen, deren Vater anscheinend auch in die Geschäfte der Heringsfischerei AG verwickelt war. Und wir sind mittendrin und können am Geschehen Anteil nehmen...
Die Geschichte liest sich spannend, der Schreibstil ist – wie gewohnt – flüssig und angenehm. Die Autorin fängt das Leben in der Kleinstadt an der Elbe im ausgehenden 19. Jahrhundert (1894) gekonnt und perfekt ein, so dass ich mir gut vorstellen konnte, gemeinsam mit Sophie oder Hauke durch die Stadt zu eilen. Zu diesem Gefühl trägt auch ein historischer Stadtplan bei, so dass ich mich gut orientieren konnte. Die Autorin hat den einzelnen Kapiteln auch kleine Originalartikel oder Annoncen aus der „Glückstädter Fortuna“ aus dem Jahr 1894 vorangestellt. Mein Lieblingsinserat: „Wegen Rückgang einer Heirath ist eine elegante Garnitur in Kupfer, Velour, Plüsch (1 Chaisselongue, 2 Fauteuils) für den billigen Preis von 200 Mark zu verkaufen. Original Glückstädter Fortuna, Januar 1894“ (S. 203) Hm, da fragt man sich doch sofort: was ist der „Rückgang einer Heirath“? Auch habe ich aus diesen Anzeigen gelernt, dass es gesund sei, dem Kaffee Natron hinzuzufügen: „...Dieser Zusatz wirkt wohlthätig gegen Herzklopfen, Unterleibsbeschwerden, Blutstauung und Kopfschmerz.“ (S. 34)
In einem Anhang finden wir dann einen Abschnitt „Anmerkungen zu Wahrheit und Fiktion“ (finde ich gerade bei historischen Romanen sehr wichtig!), ein Glossar und weiterführende Literatur.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, wobei ich einschränkend sagen muss, dass mir die beiden Nachfolgebände, die ich kenne, n o c h besser gefallen haben – den Grund kann ich leider nicht richtig benennen, vielleicht liegt es daran, dass Hauke dann schon fest in seine Rolle als Kriminalinspektor hineingewachsen ist...
Aber eigentlich ist dies nur ein Jammern auf sehr hohem Niveau, denn schon während des Lesens habe ich mir den nächsten Roman „Tod am Nord-Ostsee-Kanal“ (den 2. der Reihe) gekauft, damit werde ich alle bisherigen Hauke-Sötje-Bücher gelesen haben...Ich kann „Feuer in der Hafenstadt“ mit bestem Wissen und Gewissen wärmstens weiterempfehlen und wünsche allen Leser*innen viel Spaß mit Hauke!