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Veröffentlicht am 01.08.2021

Ein Berufswechsel für Hauke Sötje...

Feuer in der Hafenstadt
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Mit "Feuer in der Hafenstadt“ von Anja Marschall ist der erste historische Kriminalroman um Hauke Sötje endlich wieder neu aufgelegt worden. Ich kannte bereits zwei (den 3. und 4.) Nachfolgebände, aber ...

Mit "Feuer in der Hafenstadt“ von Anja Marschall ist der erste historische Kriminalroman um Hauke Sötje endlich wieder neu aufgelegt worden. Ich kannte bereits zwei (den 3. und 4.) Nachfolgebände, aber durch die Neuauflage konnte ich endlich erfahren, wie alles begann...
Hauke Sötje war mit Leib und Seele Kapitän auf seinem eigenen Schiff, der „Revenge“. Durch eine Explosion verliert er sein Schiff und seine gesamte Mannschaft (53 Personen), er überlebt als einziger. Er wird zwar freigesprochen, aber er trägt noch immer tief an seiner Schuld, so dass ihm ein ehrenvoller Freitod der einzige Ausweg erscheint. Nach Glückstadt reist er eigentlich nur aus einem einzigen Grund...
Doch dann wird Hauke sofort als „Verursacher von Handgreiflichkeiten“ verhaftet. Ihm wird auch Meuterei und versuchter Mord vorgeworfen. Ein alter Bekannter, der Graf von Lahn, benötigt seine Hilfe und schlägt ihm im Gegenzug zu seiner Freilassung ein Geschäft vor. Und schon ist Hauke mittendrin in einem undurchsichtigen Machtkampf bei der Glücksstädter Heringsfischerei AG, wo einiges offensichtlich nicht mit rechten Dingen zugeht! Dann geschieht ein Mord, bei dem Hauke unter Verdacht gerät – also muss er in eigener Sache ermitteln... Gleichzeitig versucht Hauke, die Ursachen für die Explosion der „Revenge“ zu finden, den sein Verdacht, dass er und seine Mannschaft für unbekannte „höhere“ Zwecke missbraucht und geopfert wurden, verdichtet sich immer stärker. Während seiner Ermittlungen lernt er die Fabrikantentochter Sophie Struwe kennen, deren Vater anscheinend auch in die Geschäfte der Heringsfischerei AG verwickelt war. Und wir sind mittendrin und können am Geschehen Anteil nehmen...
Die Geschichte liest sich spannend, der Schreibstil ist – wie gewohnt – flüssig und angenehm. Die Autorin fängt das Leben in der Kleinstadt an der Elbe im ausgehenden 19. Jahrhundert (1894) gekonnt und perfekt ein, so dass ich mir gut vorstellen konnte, gemeinsam mit Sophie oder Hauke durch die Stadt zu eilen. Zu diesem Gefühl trägt auch ein historischer Stadtplan bei, so dass ich mich gut orientieren konnte. Die Autorin hat den einzelnen Kapiteln auch kleine Originalartikel oder Annoncen aus der „Glückstädter Fortuna“ aus dem Jahr 1894 vorangestellt. Mein Lieblingsinserat: „Wegen Rückgang einer Heirath ist eine elegante Garnitur in Kupfer, Velour, Plüsch (1 Chaisselongue, 2 Fauteuils) für den billigen Preis von 200 Mark zu verkaufen. Original Glückstädter Fortuna, Januar 1894“ (S. 203) Hm, da fragt man sich doch sofort: was ist der „Rückgang einer Heirath“? Auch habe ich aus diesen Anzeigen gelernt, dass es gesund sei, dem Kaffee Natron hinzuzufügen: „...Dieser Zusatz wirkt wohlthätig gegen Herzklopfen, Unterleibsbeschwerden, Blutstauung und Kopfschmerz.“ (S. 34)
In einem Anhang finden wir dann einen Abschnitt „Anmerkungen zu Wahrheit und Fiktion“ (finde ich gerade bei historischen Romanen sehr wichtig!), ein Glossar und weiterführende Literatur.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, wobei ich einschränkend sagen muss, dass mir die beiden Nachfolgebände, die ich kenne, n o c h besser gefallen haben – den Grund kann ich leider nicht richtig benennen, vielleicht liegt es daran, dass Hauke dann schon fest in seine Rolle als Kriminalinspektor hineingewachsen ist...
Aber eigentlich ist dies nur ein Jammern auf sehr hohem Niveau, denn schon während des Lesens habe ich mir den nächsten Roman „Tod am Nord-Ostsee-Kanal“ (den 2. der Reihe) gekauft, damit werde ich alle bisherigen Hauke-Sötje-Bücher gelesen haben...Ich kann „Feuer in der Hafenstadt“ mit bestem Wissen und Gewissen wärmstens weiterempfehlen und wünsche allen Leser*innen viel Spaß mit Hauke!

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Veröffentlicht am 23.07.2021

In 111 Jahren mit Ayda quer durch Europa...

Gold, Gauner und türkischer Honig
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Die Autorin Yasemin Schreiber Pekin hat mit ihrem Buch „Gold, Gauner und türkischer Honig“ eine Familiensaga der vollkommen anderen Art geschrieben: wunderbar schräg, abgefahren und skurril!
Wir machen ...

Die Autorin Yasemin Schreiber Pekin hat mit ihrem Buch „Gold, Gauner und türkischer Honig“ eine Familiensaga der vollkommen anderen Art geschrieben: wunderbar schräg, abgefahren und skurril!
Wir machen Bekanntschaft mit Ayda: Ayda Ismailov (30 Jahre alt, Juristin mit Schweizer Pass) trifft 1999 ihre Großeltern zum ersten Mal nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei – bzw. korrekt: ihre Großmutter kennt sie eigentlich schon ihr Leben lang – aber als Pflegemutter. „Als ich meinen Großvater kennenlernte, hielt er in seiner rechten Hand eine Pistole. An seinem spindeldürren linken Oberarm hing eine Infusion.“ (S.8) Während Ayda und ihre Großmutter Sofia im improvisierten Feldlazarett darauf warten, dass sich der Großvater wieder erholt, erzählt Sofia ihrer Enkeltochter die Familiengeschichte, angefangen mit Sofias Mutter Rokselana 1912 in Thessaloniki. Aber auf die Geschichte selbst möchte ich hier eigentlich gar nicht eingehen, da ich niemals den trockenen und herrlichen Humor wiedergeben könnte, in dem das Buch geschrieben wurde.
Die Autorin „jagt“ uns LeserInnen gemeinsam mit Rokselana und Sofia, später auch mit Ayda, quer durch Europa, am liebsten im Orientexpress, da sich Sofia niemals von ihrer Pistole, einer Lady Hawk, trennt – und da sind ja auch noch die Koffer, wahlweise mit Gold, Diamanten oder Banknoten, die transportiert werden müssen, …
Auf ihren Reisen lernen sie bekannte Persönlichkeiten kennen, z.B. tanzt Rokselana kurz nach der Gründung der Türkei mit Kemal Atatürk… Und wir erfahren, wodurch Coco Chanel zum „kleinen Schwarzen“ inspiriert wurde oder auch, wie die Brüder McDonald zu ihrem Firmenlogo kamen – das hat alles natürlich mit den Damen zu tun…
Mir gefiel auch, dass sich Sofia ihren Lebensunterhalt mit Spielcasinos verdient, aber gleichzeitig die ersten Frauenschutzhäuser eröffnet, denn: so kurios die Familiengeschichte von Ayda auch sein mag, die Autorin hat historische Ereignisse immer korrekt eingebaut, so erfahren wir z.B. einiges über den Wandel der Zeit nach Gründung der türkischen Republik durch Atatürk.
Neben den Hauptpersonen gibt es auch liebe- und respektvoll beschriebene „Nebenakteure“, hier habe ich besonders die Ordensschwester Rosa in mein Herz geschlossen, sie hatte immer ganz pragmatische Lösungsvorschläge für die kompliziertesten Verwirrungen.
Das Buch liest sich sehr gut, der Schreibstil ist angenehm und flott, immer mit so einem kleinen Augenzwinkern…wie gesagt: so eine skurrile und schräge Familiensaga habe ich noch nie gelesen – aber sie hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Wer gern eine Familiengeschichte lesen möchte, die nicht dem „normalen“ Muster entspricht, ist mit „Gold, Gauner und türkischer Honig“ bestens versorgt, ich kann es nur wärmstens empfehlen (mit einem kleinen Tipp: vielleicht sollte das Buch nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln gelesen werden, ich habe an einer Stelle so laut losgeprustet, dass mich fast ein ganzer U-Bahn-Wagen verstört und irritiert angeschaut hat - deshalb: ich habe das Buch wirklich „in vollen Zügen“ genossen)!
In

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Vom Zauber der Sprache...

Die Sprache des Lichts
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… egal, ob gesprochen, gepfiffen oder gebärdet... In diese Welt der Sprachen entführt uns LeserInnen Katharina Kramer in ihrem Debütroman „Die Sprache des Lichts“.
1582: in Europa herrschen fast überall ...

… egal, ob gesprochen, gepfiffen oder gebärdet... In diese Welt der Sprachen entführt uns LeserInnen Katharina Kramer in ihrem Debütroman „Die Sprache des Lichts“.
1582: in Europa herrschen fast überall Religionskriege und wie immer und überall behaupten die jeweiligen Anhänger, Gott sei auf ihrer Seite und nur sie hätten Recht.
In Thüringen macht sich Jacob, ein protestantischer mittelloser Lehrer für Latein, Griechisch und Hebräisch auf die Reise, um einer drohenden Kündigung zuvorzukommen. Jacob ist Synästhetiker, d.h. akustische und visuelle Reize verknüpfen sich bei ihm, er nimmt Sprachen farbig wahr – dadurch fällt es ihm auch leicht, neue Sprachen schnell zu erlernen. Er trifft bald auf Edward einem englischen Alchimisten, der ihm vom Buch Soyga erzählt, dies soll die Sprache der Schöpfung in codierter Form enthalten. Jacob ist fasziniert und macht sich auf den Weg, das Buch zu finden und zu studieren.
Zeitgleich verdingt sich die Übersetzerin Margarète in den von Calvinisten besetzten Pyrenäen als Spionin bei der radikalen katholischen Liga, deren Ziel es ist, die Calvinisten mit allen Mitteln aus ihrer Provinz zu vertreiben. Margarète ist äußerst erfolgreich in ihrer „Arbeit“ als Spionin, sie schafft es, Einlass bei einem Ball des (protestantischen) Königs Heinrich von Navarra zu erhalten, mit dem König zu tanzen und – nebenbei - wichtige Informationen für die Liga zu erlauschen. Auch Margarète ist außergewöhnlich sprachbegabt.
In zuerst getrennten Strängen zeichnet die Autorin die beiden Hauptpersonen, ihre jeweiligen Lebensbedingungen, ihre Ziele, Hoffnungen / Träume in einer bildgewaltigen Sprache nach, so dass das Kopfkino immer schnell anspringt – teilweise habe ich sogar gemeint, die Szenen zu riechen…
Auf die Handlung möchte ich hier bewusst nicht näher eingehen, nur so viel sei gesagt: die Autorin hat akribisch recherchiert, so dass wir Leser*innen viel an geschichtlichen Zusammenhängen „nebenbei“ – eingebettet in eine spannende Handlung – präsentiert und erklärt bekommen. Auch die Pfeifsprache am Beispiel der Hirten von Aas in den Pyrenäen (wohl vergleichbar mit der Pfeifsprache El Silbo auf der Kanareninsel La Gomera) wird detailliert geschildert. Die „Erfindung“ der Gebärdensprache könnte so tatsächlich so stattgefunden haben – ist wohl aber eine nette Fiktion…
Aber mich hat in diesem Buch besonders die Sprache beeindruckt, mit der die Autorin trefflich zu jonglieren weiß (und sie fängt alle „Bälle“ – Worte – perfekt auf). Selten habe ich mir in einem Buch so viele zitierfähige Sätze markiert, hier nur mal ein Beispiel: „Warme Wellen des Glücks pulsierten durch Jacobs Körper. Die Brücke war zu Stein gewordene Silben. Sie war mehr Wort als Stein. Der Stein vermochte nichts, die Worte alles. Doch zu sehen war nur noch die Brücke. Worte arbeiteten unauffällig und hinterließen keine Spuren. Sobald ihr Werk getan war, schlichen sie sich davon.“ (S. 373)
Einzig der Schluss hat mich nicht zu 100 % überzeugt, aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau… Aber ein Personenverzeichnis zu Beginn, ein Glossar und ein ausführliches Kapitel „Zum historischen und faktischen Hintergrund des Romans“ am Schluss haben mich wieder versöhnt…
Ansonsten ein wahrer Festschmaus für alle Menschen, die Sprache lieben und für alle Freunde historischer Romane. Mir hat es sehr gut gefallen und deshalb möchte ich hier unbedingt eine Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Fanny, Sisi und Marillenknödel...

Die Totenärztin: Wiener Blut
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...nein, Marillenknödel spielen in den ersten Band „Die Totenärztin – Wiener Blut“ von René Anour tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle – für mich aber sind sie ein Synonym für all die österreichischen ...


...nein, Marillenknödel spielen in den ersten Band „Die Totenärztin – Wiener Blut“ von René Anour tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle – für mich aber sind sie ein Synonym für all die österreichischen Köstlichkeiten, die in diesem Buch so nebenbei erwähnt wurden!
Fanny ist eine junge Ärztin (im Gegensatz zu Preußen „durften“ Frauen in Österreich schon damals studieren!), die 1908 als Prosekturgehilfin – Assistentin bei Obduktionen - in der Wiener Pathologie arbeitet. Obwohl ausgebildete Ärztin, hat ihr Chef, Professor Kundera, verboten, dass sie als Frau Obduktionen durchführt („Auch besitzt eine Frau, deren Naturell im Nährenden und Fürsorglichen begründet ist, weder die Fähigkeit noch den Willen zu einer strukturierten Arbeitsweise.“ S. 21). Überhaupt: dass sie überhaupt die Stelle bekommen hat, hat sie Kunderas Frau, Leontine, zu verdanken... Aber so waren eben damals die Zeiten...
Aber Fanny hat ihren eigenen Kopf und ihre eigenen Ideen: als ein toter Obdachloser eingeliefert wird, fallen Fanny Hinweise auf, die ihr Kollege Franz ignoriert – Fanny schleicht sich dann nachts in die Pathologie und obduziert heimlich die Leiche – und sticht damit in ein riesengroßes Wespennest!!!
Nur unterstützt von ihrer Freundin Tilde beginnt Fanny ihre „Recherchen“, die sie u.a. zu einem exklusiven Ball des Grafen Waidring ins Palais Coburg, aber auch in die „Unterwelt“ Wiens führen. Aber mehr sei hier über die Handlung nicht verraten...
Wir lernen sympathische Menschen kennen, wie z.B. Fannys Cousin Schlomo, der sich jetzt François nennt und zum Entsetzen seiner Eltern als Maskenbildner am Burgtheater arbeitet. Tante Agathe macht sich große Sorgen, dass Fanny mit ihren 25 Jahren immer noch nicht verheiratet ist: „Das ist schon nicht mehr Gold, sondern nur noch Silber und Bronze steht vor der Tür.“ (S. 42) Lange rätseln wir, ob „Blaumeise“ ein „Guter“ oder doch ein „Böser“ ist... Und ich habe einiges über Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn („Sisi“) erfahren, was ich noch nicht wusste.
Gut gefallen hat mir auch das Nachwort mit dem Stichwort „Was ist echt, was ist Fiktion?“. Dies finde ich gerade bei historischen Kriminalromanen ausgesprochen wichtig: ich nehme es einem Autor / einer Autorin keineswegs übel, wen er /sie z.B. mal eine Erfindung oder ein historisches Ereignis um ein paar Jahre verschiebt – aber wissen möchte ich es hinterher...Ein Glossar und ein Wiener Stadtplan aus 1908 haben meinen Wissensdurst perfekt erfüllt.
Der Autor hat es auch hervorragend geschafft, dass mir bei vielen Szenen mein Kopfkino die entsprechenden Bilder lieferte: in der Pathologie habe ich mir die Nase zugehalten und nur durch halbgeöffnete Augen „gelinst“, dafür bin ich gern mit Fanny durch den Volkspark spaziert und habe freudig Schlomo (oh, Pardon: François) im Burgtheater besucht.
Manchmal musste ich den Kopf schütteln über Fannys und Tildes Naivität und Leichtsinn, habe mich dann aber auch wieder mit ihnen gefreut, wenn sie sich aus „brenzligen“ Situationen befreit haben – na ja, manchmal mit Hilfe...Auch die Entwicklung von Fanny hat der Autor schön herausgearbeitet: sie gewinnt immer mehr an Selbstbewusstsein und ich bin mir sicher: sie wird ihren weiteren Weg mit hoch erhobenem Haupte gehen!
Insgesamt kann ich sagen: ein sehr empfehlenswertes Buch, dass mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat, es hat mir spannende und interessante Lesemomente beschert – und alles gewürzt mit einer feinen Prise Humor! Ich drücke dem Autor die Daumen, dass viele Leser*innen das Buch kaufen – dies aber nicht ganz uneigennützig: wenn Fanny bei vielen Menschen gut ankommt, werden weitere Bücher folgen – und das wünsche ich mir!

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Wenn das die Realität wäre...

Strahlender Sieg
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Erich H. Franke hat mit seinem 7. Band um die amerikanische Geheimagentin Karen C. Mulladon wieder mal einen bemerkenswerten Coup gelandet. Ich habe bisher alle Bücher dieser Reihe gelesen, bin mir aber ...

Erich H. Franke hat mit seinem 7. Band um die amerikanische Geheimagentin Karen C. Mulladon wieder mal einen bemerkenswerten Coup gelandet. Ich habe bisher alle Bücher dieser Reihe gelesen, bin mir aber sicher, dass auch „Quereinsteiger“ die Handlung gut nachvollziehen können, weil die Fälle immer in sich abgeschlossen sind.
Der Einstieg besteht aus mehreren Handlungssträngen, aber wir erfahren schnell, dass der gemeinsame Nenner „radioaktives Material“ ist. Aber diesmal wird es besonders perfide: die verschiedenen Geheimdienste / Nachrichtendienste werden gegeneinander ausgespielt, wir hören ein Telefonat eines Unbekannten: Ich werde dafür sorgen, dass die Behörden, äh, miteinander beschäftigt sind. Wir dürfen nicht zulassen, dass irgendein übereifriger Beamter... Nun! Lassen wir das!“ (S. 46)
Erste Leidtragende ist Karen selbst, der vorgeworfen wird, zwei deutsche Agenten erschossen zu haben – und dadurch in erheblichen Erklärungsbedarf gerät. Sogar ihr deutscher Kollege, Martin Weilmann, zweifelt an ihr. Doch zum Glück kann Karen ihre Unschuld beweisen. Aber das Chaos ist perfekt, wie Martin einem Vorgesetzen von Karen erklärt: „Nach all diesem Mist redet unser Laden nicht mehr mit Euch, weil wir Euch misstrauen und denken, Ihr killt unsere Leute. Der Verfassungsschutz redet nicht mehr mit meinem Laden, weil die denken, wir klüngeln mit Euch und stecken in der Mordsache selbst mit drin. Jerusalem redet nicht mehr mit uns, weil sie denken, wir unterstützen irgendwelche verrückten Terroristen und haben die Sache fingiert. Und als Zugabe steckt bei Euch auch noch der Ku-Klux-Klan mit drin! All das zieht unsere und Eure Glaubwürdigkeit in den Gully.“ (S. 95/96). Tja, ein heilloses Durcheinander… Karen wird aus dem Verkehr gezogen, um nicht weiter angreifbar zu sein – aber es fällt ihr zunehmend schwer, nicht aktiv zu sein! Als nächstes werden falsche Informationen über Martin verbreitet, so dass er in höchste Gefahr gerät… Und die Zeitbombe tickt – im wahrsten Sinne des Wortes – aber mehr wird hier nicht verraten… Nur so viel: es bleibt spannend bis zur letzten Seite!
Ich liebe die Bücher von Erich H. Franke, obwohl Agententhriller eigentlich nicht zu meinem bevorzugten Genre gehören. Aber seine Bücher behandeln immer Themen, die so tatsächlich vorkommen könnten, die technischen Möglichkeiten sind real und vorhanden (und werden immer so gut erklärt, dass sogar ich sie als Technik-Muffel verstehen kann!), es gibt einen nachvollziehbaren politischen Hintergrund (ohne Zeigefinger!) und alles ist eingebettet in eine äußerst spannende und aufregende Rahmenhandlung mit sehr sympathischen Protagonisten, die mir als „Wiederholungstäterin“ zugegebenerweise schon ans Herz gewachsen sind!
Also wird es jetzt niemanden verwundern, dass ich dieses Buch nur allzu gern weiterempfehlen möchte!

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