Ein Toter im Park Sanssouci gibt Rätsel auf...
Stille Havel„Stille Havel“ von Tim Pieper ist der vierte Band um den Hauptkommissar Toni Sanftleben. Ich hatte bisher nur den ersten Band „Dunkle Havel“ gelesen, hatte aber keinerlei Schwierigkeiten, in die Handlung ...
„Stille Havel“ von Tim Pieper ist der vierte Band um den Hauptkommissar Toni Sanftleben. Ich hatte bisher nur den ersten Band „Dunkle Havel“ gelesen, hatte aber keinerlei Schwierigkeiten, in die Handlung zu kommen.
Der Tote im Park Sanssouci ist ein Kunst-Sachverständiger, der sich für ein bestimmtes Gemälde im Museum Barberini besonders interessiert hat ( eine schwarzgekleidete Frau, deren Gesicht mit einem Schleier verdeckt ist), außerdem hat er auffallend viele Fotos einer alten Havelvilla und von einem Bürogebäude in Berlin aufgenommen. Gibt es einen Zusammenhang und worin besteht er? Toni Sanftleben und sein Team Gesa Müsebeck und Nguyen Duc Phong müssen „viele Steine umdrehen“, bis sie die Wahrheit entdecken – und es vereinfacht ihre Aufgabe wahrlich nicht, dass jetzt gerade „dicke Luft“ im Team herrscht und Tonis Leitungsqualität gefordert ist. Soviel sei hier verraten: ja, der Fall wird gelöst!
Tim Pieper bringt uns Leser durch zwei Zeitebenen ans Ziel: einmal die Geschichte von Lydia, einer jungen UFA-Schauspielerin, die wir in der Zeit ab 1938 begleiten und der Gegenwart mit den Ermittlungen zum Mordfall. In kleinen Einschüben wird uns auch Gefühlslage des Mörders / der Mörderin skizziert.
Beim geschichtlichen Teil merkt man die intensive Recherche zur UFA besonders und der damit verbundenen nationalsozialistischen Ideologie. Wie immer bei solcher Lektüre stellte sich mir die Frage: wie weit wäre ich unter diesem Regime gegangen, um meine persönlichen Ziele zu verwirklichen? Ich denke fast, die Frage ist aus heutiger Sicht nicht zu beantworten, aber es ist immer wichtig, uns daran zu erinnern, dass es auch rein pragmatische und überlebensnotwendige Gründe gegeben haben mag, sich mit den Nationalsozialisten zu „arrangieren“... Was uns allerdings Tim Pieper ebenfalls aufzeigt: das nationalsozialistische Gedankengut endete keineswegs 1945, es wurden schnell entsprechende „Nischen“ gefunden. Frage: und heute?
Tim Pieper schreibt leicht, locker, flüssig, es macht Freude, das Buch zu lesen. Der Spannungsbogen wird in allen Teilen konsequent aufrechterhalten, wir als Leser „fiebern“ mit. Das Ende des Ermittlungsfalls war für mich zwar überraschend, aber logisch nachvollziehbar, lose Enden waren sorgfältig verknüpft. Und das Privatleben von Toni? Die letzten Gedanken, quasi das Ende des Buches, stimmen mich ausgesprochen optimistisch (und lassen mich auf weitere Havel-Krimis hoffen!).
Ich habe mit diesem Buch spannende, schöne und nachdenkliche Momente erlebt und empfehle es sehr gern weiter. Wie gesagt, ich hoffe auf eine Fortsetzung und werde mir die Wartezeit mit Band 2 und Band 3 versüßen...