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Veröffentlicht am 12.05.2018

Thriller, Milieustudie, Roman / spannend, schwarzhumorig, schockierend – hier bekommt man wirklich etwas geboten!

Der Totenmacher
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Es ist ein bizarrer Fund: Als man eine Mumie auf einer Mülldeponie entdeckt, vermutet die Polizei, dass sie aus einem Museum entwendet wurde. Bis eine weitere mumifizierte Leiche gefunden wird, und Röntgenaufnahmen ...

Es ist ein bizarrer Fund: Als man eine Mumie auf einer Mülldeponie entdeckt, vermutet die Polizei, dass sie aus einem Museum entwendet wurde. Bis eine weitere mumifizierte Leiche gefunden wird, und Röntgenaufnahmen beweisen, dass die Toten keineswegs antik sind: Die Männer wurden Opfer eines Killers, der mit höchster Grausamkeit vorging und dessen Werk noch nicht vollendet ist … DC Callum MacGregor ermittelt in der rätselhaftesten Mordserie, die das schottische Oldcastle je gesehen hat...(Klappentext)

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"Hoch oben über den Stangen mit den betenden Fischen, streifen acht Fingerspitzen einen einzelnen Sonnenstrahl.
Ganz leicht berühren sie seine scharfe Kante, als der Körper, zu dem sie gehören, im Halbdunkel pendelt, erfasst von dem Luftzug, der durch die offene Tür weht. Kopf nach unten - wie die Fische - mit baumelnden Armen. Die Haut dunkelbraun verfärbt wie altes Eichenholz.
>>Du wirst ein Gott sein.<<" (S. 10)


Auf der Mülldeponie im schottischen Oldcastle ist die Hölle los. Kaum fängt man hier an zu graben, hat man auch schon sieben Leichen gefunden und die Spurensicherung weiß nicht mehr wo anfangen und wo aufhören.
Doch eine Leiche sticht hier besonders aus dieser Menge hervor und für die ist DC Collum MacGregor zuständig. Das hat auch einen guten Grund, denn man ist der Meinung, dass diese Leiche einfach nur einem Museum abhanden gekommen ist. Diese sieht nämlich aus wie ein mumifizierter Pharao ohne Bandagen. So einen "Fall" kann man also ruhig der Gurkentruppe der Polizei zuschieben.
Dieses Team ist der Schuttabladeplatz für die Unerwünschten und Inkompitenten. In dieses Team wird man nur aufgenommen, wenn man nicht gekündigt werden kann, sich nicht kündigen lässt oder man auf der Abschussliste steht. Dementsprechend tummeln sich hier auch durchaus skurrile Figuren, die da wären:

"Mutter" - die Chefin, der Oberboss, der Guru dieser Truppe. Eine tätowierte Amazone die sich hier von einem Herzinfarkt erholt und alle Mitglieder im Team wie Kinder behandelt. Daher auch immer die Tüte Gummibären die sie immer mit sich führt. Meistens gibt es jedoch Schelte.
DS Adams - der unmittelbare Vorgesetzte nach "Mutter", der unheilbar an Magenkrebs erkrankte, vor dem Tod jedoch noch etwas Action erleben möchte. Er ist der Meinung er wäre der geborene Schriftsteller und Poet. Wenn er nicht gerade Haikus zum besten gibt, dichtet er und vergleicht die Ermittlungsarbeiten mit dem Aufbau eines Romans. Einer der sarkastischsten und spitzzüngigsten Charaktere, der mich nicht nur einmal laut lachen ließ.

">>Ist mir egal - und wenn Sie König Schaffeschaff der Vielbeschäftigten sind, Herrscher er fleißigen Bienchen im Summsummland - Sie tragen sich gefälligst aus! Ich genehmige keine Überstunden, solange Sie das nicht in Ihren Eierkopf kriegen!<<" (S. 108)

DC Watt - die Spaßbremse dieser Truppe. Er wurde aussortiert weil er sein letztes Team wegen Korruption an die Obrigkeit verpetzte. Ratet mal wer noch dabei die Finger im Spiel hatte.
DS Dorothy Hodgkin - von allen "Dotty" genannt. Sie sitzt nach einem Arbeitsunfall, bei dem ihr ein Bein abgetrennt wurde, im Rollstuhl und fährt mit diesem gern durch dreckige Pfützen, um Watt einzusauen. Sie und Watt verbindet eine ganz besonders tiefe Abneigung gegeneinander. Auch sie ist alles andere als auf den Mund gefallen.
DS Rosalind Franklin - der neueste Zugang und auch noch die Motivierteste. Sie darf hier mitmischen, weil sie einem Superintendenten eine gescheuert hat. Mit ihr ist wirklich nicht gut Kirschen essen. Absolut alles wird bei ihr als Beleidigung ihres Geschlechts, ihrer ethnischen Zugehörigkeit und Professionalität angesehen. Man bewegt sich also permanent auf dünnem Eis und es wird einem schlichtweg immerzu das Wort im Mund umgedreht. Dementsprechend schwierig ist es mit ihr zusammenzuarbeiten. Sie ist die Ermittlungspartnerin von Collum - der arme Hund.
DC Collum MacGregor - auch gerade erst drei Wochen in der Gurkentruppe, da er beschuldigt wird gegen Bestechung einen Tatort kontaminiert zu haben. In Wahrheit hat er die Schuld auf sich genommen, um seine schwangere Freundin, welche bei der Spurensicherung arbeitet, vor der Kündigung zu bewahren, um in bezahlten Mutterschutz gehen zu können. Meist wird aus seiner Perspektive erzählt.

Als jedoch eine zweite Mumie auftaucht werden alle skeptisch und bald wird ihnen klar, dass sie es hier mit einem ganz besonders brutalen Serienkiller zu tun hat, der in Oldcastle wütet und scheinbar eine Mission zu erfüllen hat.

Dieser Thriller braucht etwas bis er in die Gänge kommt und verläuft allgemein eher ruhig. Er beinhaltet, wie so häufig bei schottischen Autoren, nicht nur einen Thriller, sondern gleichzeitig eine Milieustudie vom Feinsten aus dem tiefsten Schottland.
Was ist für schottische Autoren noch typisch? Genau - der bissige und äußerst schwarzhumorige Sarkasmus bei dem auch zeitweise der raue Umgangston zwischen den Protagonisten nicht fehlen darf. Davon gibt es hier nicht zu knapp und treibt einem des Öfteren ein Schmunzeln ins Gesicht.

Dieses Buch lebt auch mehr von seinen Charakteren und deren Dialogen. Der Autor schafft es selbst bei diesen Dialogen Bilder im Kopf entstehen zu lassen, was daran liegt, dass er Umgebungsgeräusche wie z.B. Radio- oder Fernsehmoderationen mit einfließen lässt. Dies war für mich eine völlig neue Erfahrung den Gesprächen von Protagonisten beizuwohnen. Man hat dadurch das Gefühl als würde man neben den Charakteren stehen.
Zugegeben, manchmal hätte ich mir gewünscht, dass MacBride es mit diesen "Hintergrundgeräuschen" nicht gar so übertrieben hätte, da sie manchmal doch den Lesefluss störten. Im Großen und Ganzen konnte ich dieser Art von Dialogführung jedoch durchaus etwas abgewinnen.
Und Leute, was habe ich bei so manchem Dialog und Schlagabtausch gelacht und geschmunzelt.

Man erhält auch Einblick in die Sicht der Opfer, also in die derjenigen die vom Killer "vorbereitet werden", aber auch in die des Täters und in seine Vergangenheit. Somit erhält der Leser Einblick wieso er zu dem wurde was er ist und wieso er das macht.
Das macht die Taten zwar nicht besser, aber auf jeden Fall interessanter...für den Leser natürlich.
Hier ändert sich der Ton drastisch. Keine Spur mehr von Sarkasmus und Humor, sondern nur noch blankes Entsetzen und Hoffnungslosigkeit. Diese Einblicke sind also durchaus beängstigend und schockierend und genau das fand ich ebenso genial wie die Dialoge. Das switchen zwischen bissigem Humor und Sarkasmus zu bitterem Ernst, der eine Gänsehaut beschert.

"Er würde gerne die Arme heben und den Löffel wegschlagen, aber seine Arme funktionierten nicht mehr. Sie treiben nicht einmal auf dem Wasser, sondern sinken schlaff in die schwarzbraune Tiefe und bleiben am Boden der Stahlwanne liegen.
Nichts funktionierte mehr." (S. 140)


Einige Kapitel werden mit einem Auszug aus einem Kinderbuch eines fiktiven Autors und eines Songtextes eines ebenso fiktiven Rappers eingeleitet.
Was es damit auf sich hat erfährt der Leser im Verlauf der Story. Anfangs dachte ich mir noch, was das denn soll, aber als ich wusste wieso, weshalb, fand ich es witzig und äußerst gelungen. Mehr will ich nicht verraten.

Der Schreibstil ist flüssig und klar, die Charaktere mehr als nur gut gezeichnet und obwohl dies ein Wälzer von knapp 830 Seiten ist, fliegt man nur so durch diesen Thriller. Dies liegt vor allem an der leisen, jedoch immer vorhandenen Grundspannung, die zwischendurch von Spannungs- und Tempospitzen durchbrochen wird. Zudem schafft es der Autor den Leser auf diverse falsche Fährten zu locken und somit ist die Auflösung eine wirklich große und vor allem eine gelungene Überraschung - selbst für mich.

Fazit:
Dies war mein erster MacBride und wird definitiv nicht mein letzter sein. Ich habe geschmunzelt und gelacht, um paar Seiten weiter entsetzt den Ausführungen des Täters oder die Lage des Opfers mitzuverfolgen, um am Ende vom Autor völlig überrascht zu werden.
Zugegeben, und das muss wirklich dazugesagt werden, man muss den typisch schottischen Stil mögen, um diesen Thriller genießen zu können. Ich für meinen Teil liebe diese Art von Thrillern, die eben nicht bloß Thriller sind, sondern gleichzeitig auch Romane mit Milieustudie. Der unverwechselbare schottische Humor der vor Sarkasmus nur so trieft und die authentische und (für mich) neue Art der Dialogführung, konnten mich schlichtweg vom Hocker reißen.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 01.05.2018

Eher Spannungsroman als Thriller, den ich jedoch trotz ein paar weniger Längen regelrecht verschlang.

Im dunklen, dunklen Wald
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Als Nora eine Einladung zum Junggesellinnenabschied ihrer einst besten Freundin erhält, ist sie mehr als überrascht: Zehn Jahre hat sie Clare nicht mehr gesehen ‒ seit jenem Vorfall, den Nora nie ganz ...

Als Nora eine Einladung zum Junggesellinnenabschied ihrer einst besten Freundin erhält, ist sie mehr als überrascht: Zehn Jahre hat sie Clare nicht mehr gesehen ‒ seit jenem Vorfall, den Nora nie ganz verwunden hat ... Ein idyllisches Wochenende tief in den Wäldern Nordenglands ist geplant. Nora gibt sich einen Ruck und fährt hin. Doch etwas geht schief. Grauenvoll schief. Die Party entwickelt sich zum mörderischen Albtraum....(Klappentext)

❋❋❋❋❋❋❋❋❋❋

"Ich laufe.
Ich laufe durch den mondhellen Wald, Zweige zerren an meinen Kleidern, meine Füße verfangen sich im Dickicht der schneebedeckten Farne.
Die Dornen der Brombeersträucher zerkratzen mir die Hände. Die Atemluft brennt in meinem Hals. Es tut weh. Alles tut so weh." (S. 9 - Anfang)


Nora erwacht in einem Krankenhaus, völlig zerschunden, Schmerzen am ganzen Körper und einer posttraumatischen Amnesie. Ein Autounfall, sagen die Ärzte. Doch sie kann sich an keinen Autounfall erinnern, nur daran, dass sie vor irgendwas oder irgendwem davongelaufen ist...durch einen Wald. Und wenn es ein Autounfall war, wieso hält dann ein Polizist vor ihrem Zimmer Wache? Sie möchte, sie MUSS sich erinnern, was auf der Junggesellenfeier geschah, denn die Zeit läuft und zwar gegen sie... (persönliche Inhaltsangabe)

Es wird aus der Ich-Perspektive von Nora erzählt, abwechselnd zwischen Krankenhaus, Erinnerungen und Vergangenheit.
Es fängt ruhig an, doch im Verlauf der Story steigern sich Spannung wie auch Tempo, bis es zu einer überraschenden Auflösung kommt.

Die Auflösung wurde meiner Meinung nach etwas zu schnell abgehandelt und für mich als Krankenschwester gab es so manchen Logikfehler, vor allem das Ende betreffend. Auch enthält dieser Thriller die ein oder andere Durststrecke, welche sich jedoch in Grenzen halten. Die Story selbst liest sich aufgrund des flüssigen Schreibstils locker-flockig und enthält trotzdem stellenweise nahezu literarische Züge.

"...die Schilder rauschten an uns vorbei wie eine Form konkreter Poesie, die Straße wand sich wie ein eisengraues Band, das man achtlos über die von Schafen abgegrasten Moore und niedrigen Hügel geworfen hatte. (S. 27)

Die Charaktere sind gut gezeichnet und könnten unterschiedlicher nicht sein. Dies trägt gekonnt zu der sich entwickelnden Gruppendynamik auf engem Raum bei, von der dieser Thriller lebt. Am Ende verdächtigt man so ziemlich jeden.

Fazit:
Meiner Meinung nach eher ein Spannungsroman als ein Thriller, den ich trotz ein paar weniger Längen innerhalb eines Tages regelrecht verschlang. Also packend ist er auf jeden Fall und konnte mich dadurch äußerst gut unterhalten.
Somit bleibt die Autorin definitiv auf meinem Radar.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 30.04.2018

Thriller mit altbekannten Thriller/Krimi-Klischees, jedoch mit spannendem Plot und atmosphärischem Setting.

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
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Der umstrittene Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, ist nach seiner Suspendierung wieder in den Dienst bei der Londoner Polizei zurückgekehrt. Wolf ist einer der besten Mordermittler ...

Der umstrittene Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, ist nach seiner Suspendierung wieder in den Dienst bei der Londoner Polizei zurückgekehrt. Wolf ist einer der besten Mordermittler weit und breit. Er dachte eigentlich, er hätte schon alles gesehen. Bis er zu einem grausigen Fund gerufen wird. Sechs Körperteile von sechs Opfern sind zusammengenäht zu einer Art Flickenpuppe, einer „Ragdoll“.
Gleichzeitig erhält Wolfs Ex-Frau eine Liste, auf der sechs weitere Morde mit genauem Todeszeitpunkt angekündigt werden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, doch der Ragdoll-Mörder ist der Polizei immer einen Schritt voraus. Und der letzte Name auf der Liste lautet: Detective William Oliver Layton-Fawkes…
(Klappentext)

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„Der zunächst schwache, aber vertraute Geruch wurde immer stärker, je mehr Wolf sich der geöffneten Tür am Ende des Ganges näherte. Es war der unverwechselbare Gestand des Todes.“ (S. 24)

Detective William Oliver Layton-Fawkes, kurz Wolf genannt, tritt nach seiner Suspendierung und einem Aufenthalt in einer Psychiatrie wieder den Dienst an. Wolf griff bei einer Gerichtsverhandlung den freigesprochenen Angeklagten an, der aufgrund des Freispruchs paar Wochen danach wieder mordete. Dadurch ging seine Ehe in die Brüche und er hat noch immer anständig daran zu knabbern (oha – 1. Klischee). Nun wütet wieder ein Serienkiller in London. Dieser hat aus mehreren Leichenteilen eine Puppe „gebastelt“.
Wie im Klappentext schon erwähnt bekommt Wolfs Ex, eine karrieregeile Reporterin, eine Liste mit zukünftiger Opfer, darunter auch Wolf selbst.
Ein labiler Detectiv darf hier also in einem Fall der ihn selbst betrifft ermitteln (na da schau‘ her – 2. Klischee)

„Simmon’s Ansicht nach wog das Risiko, einen psychisch labilen Detective auf die Straße zu lassen, deutlich weniger schwer als die Bedrohung durch den Serienkiller.“
(S. 259 …na dann)


Zusammen mit seinem Team versucht er nun zu eruieren zu wem diese Leichenteile der Ragdoll gehören, um so dem Serienkiller immer näher zu kommen und ihn dingfest zu machen.
Zu diesem Team gehören, unter anderem, die Ermittlerin Baxter und Edmunds. Edmunds ist der Neue im Team und schien hier der Einzige zu sein, der wirklich hart an dem Fall arbeitet. Leicht hat er es als Neuer in diesem Team deswegen doch noch lange nicht.
Baxter hingegen greift gern mal zur Flasche (ach, was ganz Neues – 3. Klischee). Des Weiteren scheint es zwischen Wolf und Baxter ordentlich zu funken und das nicht erst seit kurzem (war ja irgendwie klar, dass sowas auch noch kommen muss – 4. Klischee).

Man liest abwechselnd aus diesen drei Perspektiven und trotz diverser Klischees, Logikfehler und Ungereimtheiten, liest sich dieser Thriller verdammt flott weg (ja, ich war selbst überrascht nach der Klischeeüberschwemmung).

„Schnell ließ er es wieder in seiner Tasche verschwinden und hörte im selben Moment den dumpfen Knall der zuschlagenden Tür eines teuren Wagens.“
(S. 124 – kann man denn aufgrund des Knalls einer Autotür erkennen wie teuer diese Karre ist?)


Dieser Thriller ist das Debüt des Briten Daniel Cole und gleichzeitig Auftakt für eine neue Thriller-Reihe. Vom flüssigen Schreibstil her und vor allem aufgrund der so manchen atmosphärischen Settingbeschreibung, sieht man diesem Thriller keineswegs das Debüt an.

„Der vollkommen intakte Kirchturm von St Dunstan-in-the-East ragte hoch über dem zerfallenen Mauerwerk auf. Mächtige, kraftstrotzende Bäume wuchsen durch ein nicht mehr vorhandenes Dach und langgestreckte Bogenfenster, während sich Kletterpflanzen an den Steinmauern hinaufrankten, nur um auf der anderen Seite kaskadenartig herabzustürzen und sonderbare Schatten in den abgeschiedenen Garten zu werfen.“ (S. 171)

Also schreiben kann dieser Autor auf jeden Fall. Auch der Plot ist durchwegs spannend, enthält den typischen britischen schwarzen Humor und beinhaltet mehrere überraschende Wendungen, ist teilweise äußerst blutig und legt auch ein ziemliches Tempo an den Tag. Aufgrund dessen konnte ich über so manches altbekannte Thriller-Klischee und einige Logikfehler hinwegsehen.

Die Aufmachung ist qualitativ hochwertig und das Cover ist schon ein ganz besonderer Blickfang.
Weshalb sich da ein paar Rezensenten am Cover aufhängen, da es keinen Bezug zur Geschichte hat ist mir unverständlich. Immerhin kommt es bei einem Buch auf den Inhalt an, ob es einen packen und abholen kann. Und das sage ich als leicht beeinflussbare Cover-Käuferin…aber was weiß ich schon.

Fazit:
Trotz diverser Klischees und Logikfehler, konnte mich dieser Thriller packen und gut unterhalten, denn spannend ist dieser alle Mal. Ich konnte das Buch nahezu keine Sekunde aus der Hand legen.
Da dies ein Debüt ist kann es ja nur besser werden und daher werde ich auch den 2. Teil dieser Thriller-Reihe lesen.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 26.04.2018

Eher Psychothriller als Thriller, jedoch ungewöhnlich, mit vielschichtigen Charakteren und überraschenden Wendungen

Er liebt sie nicht
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Er ist ein Serienkiller. Er hat vier junge Frauen brutal ermordet. Doch auch nach seiner Verurteilung beteuert er noch immer seine Unschuld. Nun sucht er jemanden, der seinen Fall neu aufrollt. Jemanden, ...

Er ist ein Serienkiller. Er hat vier junge Frauen brutal ermordet. Doch auch nach seiner Verurteilung beteuert er noch immer seine Unschuld. Nun sucht er jemanden, der seinen Fall neu aufrollt. Jemanden, der seine Geschichte erzählt. Damit die Wahrheit ans Licht kommt. Maggie Rose könnte das. Doch die erfolgreiche Rechtsanwältin und True-Crime-Autorin zögert. Sie widersetzt sich seinen Bitten, antwortet nicht auf seine Briefe aus dem Gefängnis. Dabei ist er ein charismatischer und erfolgsverwöhnter Mann, gutaussehend und intelligent. Wie lange wird Maggie ihm noch widerstehen können? Denn insgeheim hat sie längst damit begonnen, seine Geschichte aufzuschreiben …(Klappentext)

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"Meine Liebste,
wenn ich an die Augenblicke denke, die mir die größte Freude bereitet haben:
eine unbezwungene Felswand zu erklettern, früh am Weihnachtsmorgen den Mond über dem Meer zu betrachten, als mein Hund zum ersten Mal gesehen hat...das alles verblasst neben der Sekunde, als ich Dir in die Augen sah und wusste, dass Du mich liebst." (S 7 - Anfang)


Der Thriller beginnt schon ungewöhnlich und zwar mit einem Brief aus dem Gefängnis des vermeintlichen Serienkillers Hamish Wolfe an eine Unbekannte.
Dieser sitzt eine lebenslängliche Strafe für 4-fachen Mordes ab. Vier Frauen, alle korpulent, soll er umgebracht haben. Drei Leichen dieser Frauen wurden in Höhlen gefunden, die Leiche seines ersten Opfers wurde jedoch nie gefunden.
Der ehemalige Onkologe ist gutaussehend, charismatisch, bekommt Unmengen an Liebesbriefen und hat sogar seinen eigenen Fan-Club - "Das Wolfes-Rudel", angeführt von seiner Mutter. Diese sind alle von seiner Unschuld überzeugt.
Die Beweise sind jedoch stichhaltig und weisen alle auf ihn als Täter hin und trotzdem beteuert er immerzu seine Unschuld und möchte gegen dieses Urteil in Berufung gehen. Seine einzige Chance scheint die Strafverteidigerin und Krimi-Autorin Maggie Rose zu sein, die schon mehrere Erfolge diesbezüglich vorzuweisen hat und daher von Polizei und Staatsanwaltschaft gefürchtet wird.

Dieser Thriller kommt ganz ohne Blut und Gemetzel aus und am Ende sehe ich ihn eher als Psychothriller. Ungewöhnlich ist der Aufbau dieses Thrillers. Die Handlung wird zwischendurch immer wieder für Briefe, E-Mails, Psychologische Gutachten, Aufzeichnungen von Maggie und Zeitungsartikel unterbrochen. Dies schmälert jedoch keineswegs den Lesefluß oder die Spannung. Dadurch erhält der Leser nämlich Einblick in die einzelnen Fälle dieser Morde, in die Vergangenheit, in Maggies Aufzeichnungen zu ihrem neuen Buch und ihre Vorgehensweise.

Man liest abwechselnd aus der Perspektive von Maggie, Detective Peter Weston und Hamish. Mit jedem von ihnen scheint etwas nicht zu stimmen, jeder hat hier seine Leichen im Keller. Der Thriller lebt also auf jeden Fall von seinen Charakteren.

Der Schreibstil ist flüssig und es werden auch melancholische und nachdenkliche Töne angeschlagen.

"Es gibt kein erkennbares Muster. Nichts, was darauf hinweist, wo Zoe ist, und manchmal hat Pete das Gefühl, wenn er sie nicht findet, wird er vielleicht den Rest seines Lebens nach ihr suchen." (S. 67)

Auch die Spannung wird durchwegs eher niedrig gehalten und der Thriller verläuft allgemein eher ruhig. Trotzdem wird man, aufgrund der laufend überraschenden Wendungen und Informationen, immer wieder zum Weiterlesen animiert. Man hat zwar zwischendurch auch immer wieder Vermutungen, doch ganz klar ist es nie, denn hier ist nichts wie es scheint.
Gegen Ende steigert sich das Tempo, sowie auch die Spannung und hält auch noch eine Überraschung bereit.

Fazit:
Obwohl es eher ein Psychothriller ist, konnte mich das Buch von Anfang bis Ende packen. Ein Thriller der etwas anderen Art, dessen Charaktere mich begeistern konnten und der es trotz ruhiger Töne schaffte mich zu fesseln.

Wer wissen möchte was es mit dem Origami auf sich hat, muss das Buch lesen g

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 25.04.2018

Dieser Psychothriller fing zwar sehr gut an, im Verlauf entwickelte es sich jedoch immer mehr zu einem frustrierenden Leseerlebnis.

Das Böse in deinen Augen
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Niemand hat Angst vor einem kleinen Mädchen, oder doch?

Als die Kinderpsychologin Imogen Reid den Fall der elfjährigen Ellie Atkinson übernimmt, weigert sie sich, den seltsamen Gerüchten um das Mädchen ...

Niemand hat Angst vor einem kleinen Mädchen, oder doch?

Als die Kinderpsychologin Imogen Reid den Fall der elfjährigen Ellie Atkinson übernimmt, weigert sie sich, den seltsamen Gerüchten um das Mädchen zu glauben. Ellie sei gefährlich, so heißt es. Wenn sie wütend wird, passieren schreckliche Dinge. Imogen hingegen sieht nur ein zutiefst verstörtes Kind, das seine Familie bei einem Brand verloren hat und ihre Hilfe benötigt. Doch je näher sie Ellie kommt, desto merkwürdiger erscheint ihr das Mädchen. Dann erleidet auch Imogen einen schrecklichen Verlust - und sie fürchtet, dass es ein Fehler war, Ellie zu vertrauen -...
(Klappentext)

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">>Imogen? Sind Sie das?<<, fragte mich jemand ganz außer Atem.
Die panische Stimme am anderen Ende der Leitung erkenne ich sofort." (S. 7 - Anfang)


Hier wird aus zwei Perspektiven erzählt:

Imogen - eine Kinderpsychologin, die nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Mann in ihre verhasste Heimatstadt zurückkehrt. Hier hat sie eine Stelle als Betreuerin für die Schule des Ortes angenommen. Aufgrund eines Vorfalls auf ihrer früheren Arbeitsstelle darf sie nicht mehr als Kinderpsychologin praktizieren.
Sie ist durchaus als psychisch labil zu bezeichnen und der Grund liegt in ihrer Kindheit. Im Verlauf der Story erfährt man was es mit ihrer Vergangenheit und dem zurückliegenden Vorfall auf sich hat.
Leider wurde sie mir zunehmend unsympathisch und sie war einer der Gründe, weshalb ich nicht nur einmal verständnislos den Kopf schüttelte. Möglich, dass dies auch an mir liegt, da ich psychisch labile Hauptprotagonisten in Thrillern schon als ziemlich ausgelutscht betrachte.

Ellie - ein 11-jähriges Mädchen, deren gesamte Familie bei einem Hausbrand ums Leben kam und sie nun bei einer Pflegefamilie in dem kleinen englischen Dorf Gaunt untergekommen ist. Sie ist ein verschlossenes, eher ruhiges Mädchen und auch auf eine ganz spezielle Art unheimlich. Aufgrund dessen hat sie es in der neuen Schule alles andere als leicht und wird von ihren Mitschülern gemobbt.
Sie verhält sich, meiner Meinung nach, zu oft viel zu erwachsen.

Zu Beginn erinnert dieser Thriller eher an einen Mystery-Thriller, aufgrund der doch etwas unheimlichen Geschehnisse, die rund um das 11-jährige Mädchen Ellie geschehen.

"Einige von ihnen erkennen es - das merkt sie den Dorfbewohnern an, wenn sie ihnen auf der Straße begegnet und diese die Seite wechseln, ihre Kinder ein bisschen fester an die Hand nehmen, ohne genau zu wissen, warum.
Ellie hingegen tut es. Sie weiß, was andere in ihr sehen können. (Ellie - S. 10)


Parallelen zu dem Horror-Roman "Carrie" von Stephen King sind vor allem anfangs vorhanden, doch dies ist von der Autorin durchaus so gewollt und führt den Leser somit gekonnt aufs Glatteis.
Im Verlauf der Story lichtet sich jedoch der Schleier und man merkt schnell, dass hier Manipulation vom Feinsten am Werk ist. Doch von wem und weshalb?
Hier tun sich definitiv Abgründe auf und es ist spannend diese zu verfolgen und Stück für Stück zu erfahren, was und vor allem wer hier wirklich seine Finger im Spiel hat.

Hier werden Themen behandelt wie Mobbing, Traumata und Versagensängste - alles Themen die aktuell sind und bewegen. Diese werden hier aus der erwachsenen, als auch aus der kindlichen Sicht her beleuchtet. Daher ist dieser Thriller durchaus als Jugendthriller ab 16 Jahren geeignet, auch wenn dieser hin und wieder mehr oder weniger blutige Szenen beinhaltet.

"Sie blickt nicht nach unten, sieht das Kupferrohr nicht, das aus ihrer Brust ragt und von dessen Ende dickes rostfarbenes Blut tropft und eine Lache um ihre Füße bildet, die einen knappen halben Meter über dem Boden sind." (S. 204)

Dies erfolgt in einem flüssigen und guten Schreibstil, die Erzählweise ist packend und auch der Plot macht etwas her.

Und trotzdem konnte mich dieser Psychothriller nicht von sich überzeugen und das hat gleich mehrere Gründe:

Zum Einen, wie schon bereits erwähnt, die Charaktere. Diese sind zwar durchaus gut gezeichnet, doch in gewisser Weise agieren und reagieren so manche alles andere als authentisch, allen voran Imogen und Ellie.

Dann hapert es hier ordentlich an der Übersetzung, die sich in merkwürdigen Satzstellungsfehlern und Bezeichnungen/Übersetzungen äußern, welche dem Satz dann eine gänzlich andere Bedeutung geben und somit nicht zur Handlung passen.
Dies hat dann natürlich meinen Lesefluß beeinträchtigt.
Dies ärgert mich insofern, das dies einem großen Verlag mit guten Übersetzern und einem professionellem Lektorat nicht passieren sollten und wenn doch, dann nicht in diesem Ausmaß.

Die Auflösung und das Ende bescherten mit eher Kopfzerbrechen. Anstatt eines "Aha"-Erlebnisses, hatte ich eher mehr Fragezeichen über dem Kopf als zu Beginn.
Manches empfinde ich als sehr weit hergeholt, unglaubwürdig und zudem bleiben hier auch ein paar Fragen gänzlich offen.
Zu viele Vielleichts und Wahrscheinlichs, die mich unzufrieden zurück ließen.

Fazit:
Dieser Psychothriller ab 16 Jahren fing wirklich gut an - undurchsichtig, spannend und guter Schreib- und Erzählstil. Doch im Verlauf wurde es für mich immer frustrierender darin zu lesen. Vor allem zum Ende hin, welches die Story dann noch mehr vermasselt. Manchen Lesern gefallen Enden bei denen man selbst den Faden noch weiterspinnt, spekulieren und interpretieren kann. Ich gehöre definitiv nicht dazu, zumindest nicht, wenn es sich um einen abgeschlossenen Roman, oder in diesem Fall Psychothriller, handelt. Mit unauthentischen Charakteren kann ich auch nicht wirklich etwas anfangen und die schlechte Übersetzung erledigte den Rest.

© Pink Anemone

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