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Veröffentlicht am 15.10.2017

In dieser Anthologie begegnen einem Grusel, Ekel, Übernatürliches, Ur-Ängste und noch mehr.

DER FÜNFTE ERZENGEL
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Andreas Gruber serviert ein deftiges 15-Gänge-Menü phantastischen Schreckens und menschlicher Abgründe. Treten Sie ein in Friedhöfe, Nervenheilanstalten, verlassene Herrenhäuser und düstere Altbauten, ...

Andreas Gruber serviert ein deftiges 15-Gänge-Menü phantastischen Schreckens und menschlicher Abgründe. Treten Sie ein in Friedhöfe, Nervenheilanstalten, verlassene Herrenhäuser und düstere Altbauten, in denen der Wahnsinn nistet. Seien Sie gefasst auf ein unheimliches Brüderpaar, einen geheimnisvollen Fahrstuhl, eine heimtückische Seuche, eine tödliche Buchpräsentation, einen verhängnisvollen Urlaub in das Herzen Marokkos und den finalen Horror biblischen Ausmaßes. (Klappentext)

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Dies ist bereits die 2. Grusel-Anthologie von Andreas Gruber und wie schon in der Ersten ist auch hier für jeden etwas dabei. Angefangen vom klassischen Grusel im E.A. Poe-Stil, über ekelhafte Geschichten, bis hin zu SciFi-Horror.
Manche Geschichten sind mal mehr, mal weniger unheimlich, manche bis zum Erbrechen ekelerregend, andere beschäftigen sich mit der Ur-Angst des Menschen oder sind einfach "nur" Psycho-Horror. Aber eines haben all die Geschichten gemeinsam - die sich stetig steigernde Spannung in einem unglaublich mitreißendem Schreibstil und den Leser so in den Bann zieht.

Andreas Gruber ist meines Erachtens der Meister der Kurzgeschichten, denn selbst auf den nur wenigen Seiten einer Short-Story schafft er es ein unglaubliches Setting zu erschaffen und die Charaktere keineswegs blass wirken zu lassen.Wie gewohnt fehlt es hier auch nicht an morbirdem und/oder sarkastischem Humor, ebenso werden Klischees durch den Kakao gezogen und dies alles in einer unheimlichen und morbiden Atmosphäre.

Und was wäre eine Andreas Gruber-Anthologie ohne Vorwort. Selbst die Einleitung ist eine Geschichte für sich. Weiters wird jede Geschichte durch ein Vorwort eingeleitet und jedes verdient besondere Aufmerksamkeit. Diese enthalten nämlich viel Autobiographisches vom Autor selbst und lässt einem die Geschichte hinter der Geschichte kennenlernen. Das ist zum Einen interessant und zum Andren auch sehr amüsant zu lesen.

Fazit:
Wer sich kurzweiligen und angenehmen Grusel aussetzen oder sich für Halloween einstimmen möchte, dem sei diese Grusel-Anthologie ans Herz zu legen. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung. Also tretet ein in die Welt des Makaberen und lasst euch etwas Gänsehaut bescheren.

© Pink Anemone / www.pinkanemoneblog.wordpress.com

Veröffentlicht am 27.09.2017

Alles muss versteckt sein - anscheinend auch der Thriller

Alles muss versteckt sein
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Steckt in jedem Menschen ein Mörder? In Gedanken hat Marie schon erschlagen, erwürgt, zerstückelt. Die furchtbar realen Gewaltfantasien kommen ohne Vorwarnung und machen ihr unaussprechliche Angst. Doch ...

Steckt in jedem Menschen ein Mörder? In Gedanken hat Marie schon erschlagen, erwürgt, zerstückelt. Die furchtbar realen Gewaltfantasien kommen ohne Vorwarnung und machen ihr unaussprechliche Angst. Doch denken heißt nicht tun. Glaubt Marie. Bis ein grausamer Mord geschieht, der genau dem Horror-Drehbuch ihres Kopfes entsprungen zu sein scheint. Alle halten Marie für eine Mörderin. Auch sie selbst. Sie wird verurteilt, eingewiesen, weggesperrt. Ein junger Arzt hilft ihr dabei, die Wochen vor der Mordnacht zu rekonstruieren, und in Marie wachsen die Zweifel. Ist die Wahrheit noch viel furchtbarer als ihre Fantasie?...(Klappentext)

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Die Story beginnt in der Psychiatrie, nachdem bereits alles geschehen ist. Marie hat eines Nachts ihren Lebensgefährten Patrick auf brutalste Weise abgeschlachtet. Angeblich hat sie ihre Zwangsgedanken, an denen sie seit fast einem Jahr leidet, in die Realität umgesetzt. Von wegen denken ist nicht tun.
Nun sitzt sie in der geschlossenen Psychiatrie, ohne Erinnerung an die Tat selbst.
Durch die Einzel-Gesprächstherapie kommt sie dieser jedoch immer näher, bis schließlich der Arzt selbst am Tathergang zweifelt.

Ich erwartete mir einen Psychothriller vom Feinsten. Die Thematik nicht 08/15 und durchaus interessant. Es hapert jedoch an der Umsetzung, denn ein Thriller ist das definitiv nicht.

Man erhält aus der Sicht Maries Einblicke in ihre von brutalen Zwängen geprägte Gedankenwelt, welche wirklich nicht ohne ist. Erlebt mit ihr den Psychiatrie-Alltag und durch Rückblenden während der Gesprächstherapie rückt man der Tat immer näher.
Im Rahmen meines Psych.-Dipl. durfte ich, unter anderem, ein 3-monatiges Praktikum auf einer geschlossenen Akut-Station einer Psychiatrie absolvieren und somit kann ich durchaus behaupten, dass der Psychiatrie-Alltag, sowie der Einblick in die Welt einer an brutalen Zwangsgedanken Leidenden, sehr authentisch beschrieben werden.

Der Schreibstil ist flüssig und einfach gehalten und somit liest sich dieses Buch auch wirklich flott weg, jedoch will so gar keine Spannung aufkommen.
Die Story ist sehr durchschaubar und ich konnte mir rasch denken wer weshalb dahintersteckt.
In der Hoffnung, dass es jedoch ganz anders kommen würde und die Autorin mit einer überraschenden Wendung aufwartet, las ich jedoch weiter.
Die überraschende Wendung kam dann auch...irgendwie, denn meine Vermutungen wurden durchaus bestätigt. Diese kleine überraschende Wendung war jedoch so konstruiert und an den Haaren herbeigezogen, sodass ich nur "WTF" denken konnte.

Fazit:
Im Grunde ist dieser "Psychothriller" eine pathopsychlogische Persönlichkeitsstudie in einfacher Romanform. Diese Pathopsychologie wird authentisch beschrieben und ist auch durchaus interessant zu lesen. Dies ist meiner Meinung nach aber auch schon das Beste an diesem Roman.
Ansonsten - mehr als nur durchschaubare Story, keine Spannung, gegen Ende ein Abdriften in Nebensächlichkeiten und das Ende selbst..nun ja..es ließ mir die Haare zu Berge stehen, da es sowas von konstruiert war.
Von mir gibt es daher nur eine bedingte Leseempfehlung.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 25.09.2017

Ein Thriller im typischen Aichner-Stil - makaber, überzeichnet, in speziellem Schreibstil u.noch speziellerer Dialogführung u.sowas von gut!

Totenfrau
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Blum ist Bestatterin. Sie ist liebevolle Mutter zweier Kinder, sie besticht durch ihr großes Herz und ihre Coolness. Blum fährt Motorrad, sie trinkt gerne und ist glücklich verheiratet. Blums Leben ist ...

Blum ist Bestatterin. Sie ist liebevolle Mutter zweier Kinder, sie besticht durch ihr großes Herz und ihre Coolness. Blum fährt Motorrad, sie trinkt gerne und ist glücklich verheiratet. Blums Leben ist gut. Doch plötzlich gerät dieses Leben durch den Unfalltod ihres Mannes aus den Fugen. Vor ihren Augen wird Mark überfahren. Fahrerflucht. Alles bricht auseinander. Blum trauert, das Wichtigste in ihrem Leben ist plötzlich nicht mehr da. Ihr Halt, ihr Glück. Durch Zufall findet sie heraus, dass mehr hinter dem Unfall ihres Mannes steckt, dass fünf einflussreiche Menschen seinen Tod wollten.
Blum sucht Rache. Vor allem aber stellt sie Fragen. Was ist wirklich passiert? Warum musste Mark sterben? Als sie die Antworten gefunden hat, schlägt sie zu. Erbarmungslos. Warum sie dazu fähig ist? Die Antwort darauf liegt Jahre zurück....
(Klappentext)

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Hier taucht man in das Leben der Bestatterin Blum ein. Bis vor Kurzem noch ein Leben wie aus dem Bilderbuch - glückliche Ehe mit ihrer großen Liebe Mark, zwei süße Töchter, eine schöne Villa und ein eigenes Bestattungsunternehmen.
Doch von einer Sekunde auf die andere fällt alles wie ein Kartenhaus in sich zusammen, als Mark bei einem Motorradunfall ums Leben kommt. Von einem schwarzen Rover wird er überfahren und dieser begeht Fahrerflucht.
Nach anfänglicher Schockstarre und Trauer beginnt sie dann Marks Arbeitszimmer aufzuräumen. Mark war Polizist und war etwas Ungeheurlichem auf der Spur und es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Marks Tod kein Unfall war, sondern kaltblütiger Mord.
Blum taucht immer mehr in diesen Fall ein und schwört Rache. Dabei agiert sie kaltblütig und äußerst organisiert. Denn was keiner weiß - dies sind nicht die ersten Morde Blums und als Bestatterin hat man ganz andere Möglichkeiten Leichen verschwinden zu lassen.

Für schwache Nerven ist dieser Thriller definitiv nichts. Der Fall, den Blum aufdeckt, ist schon hart, aber hier wird gefoltert, zerstückelt und geköpft - unter Anderem.
Und trotzdem sympathisiert man mit dieser Bestatterin auf Rachefeldzug, fiebert mit, wenn sie knapp daran ist erwischt zu werden und atmet erleichtert auf, wenn sie doch noch die Kurve kriegt und den nächsten auf ihrer Liste im Visier hat.
Im Grunde kennt man den Verlauf derGeschichte, aber hier steht das "Wie" im Vordergrund und lässt einen immer weiterlesen. Schafft sie es? Wie macht sie es diesmal? Wer ist der "Endboss"?

Zugegeben, manchmal ist es etwas überzeichnet, aber das ist Aichners Stil.
Genauso wie sein Schreibstil, der aus kurzen und knackigen Sätzen wie Pistolenschüsse besteht und seiner ganz speziellen Dialogführung.
Aber daran gewöhnt man sich schnell und im Grunde passt dieser Stil perfekt zu der Story.
Trotzdem bleiben die Charaktere keineswegs blass, sondern sind durchaus detailliert beschrieben.
Einziges Manko ist für mich die manchmal fehlende Logik. Blum deckt den Fall in kürzester Zeit auf, während Mark sich als Polizist daran die Zähne ausbiss, oder dass sie trotz Zeuge nicht erwischt wird und dieser sich scheinbar in Luft auflöst.
Komischerweise kann ich darüber aber hinwegsehen und sobald Blum wieder wütet ist es vergessen.

Fazit:
Ein toller Auftakt einer Thriller-Serie, die mal eine Frau zu einer Serienkillerin werden lässt und mit der man trotzdem sympathisiert.
Makaber und nichts für schwache Nerven und hat genau deswegen meinen Lesenerv getroffen.
Daher eine absolute Leseempfehlung meinerseits und ich freu mich schon auf die weiteren Teile.

Veröffentlicht am 16.09.2017

Das letzte Jahr des 2. WK aus Sicht eines 16-jährigen - erschütternder und berührender Zeitzeugenbericht in Romanform.

Am Ende dieses Jahres
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Schlesien 1945: Uhrmacherlehrling Anton Köhler würde lieber eine Geige in der Hand halten statt eine Waffe. Doch als um Neujahr 1945 die Rote Armee seinem Heimatort immer näher rückt, wird er zusammen ...

Schlesien 1945: Uhrmacherlehrling Anton Köhler würde lieber eine Geige in der Hand halten statt eine Waffe. Doch als um Neujahr 1945 die Rote Armee seinem Heimatort immer näher rückt, wird er zusammen mit seinen Altersgenossen als Wehrmachtshelfer eingezogen und schließlich aus Breslau hinausgeführt. Für Anton und seinen besten Freund Gerhard beginnt ein langer und gefährlicher Weg, der sie mit feindlichen Luftangriffen und der Grausamkeit der eigenen Landsleute konfrontiert. Aber Anton ist entschlossen, seine Familie wiederzusehen. Als sie auch noch an die Front geschickt werden sollen, trifft er die Entscheidung, zu fliehen…(Klappentext)

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In diesem Jugendroman hat die Autorin die Erlebnisse ihres Großvaters niedergeschrieben, welcher im letzten Kriegsjahr des 2. Weltkrieges als 16-jähriger eingezogen wurde - für den Endsieg, für den Führer, für das Deutsche Reich.
Diese Erlebnisse hat Anja May in einem erschütternden und zugleich berührenden Roman verpackt.
Ein Roman gegen das Vergessen und um vielen dieser damals jungen Burschen eine Stimme zu geben.

Ich selbst habe oft den Geschichten meines Großvaters gelauscht, der das gleiche Schicksal teilte - junger Bursch als Scharfschütze, nur weiter im Osten und anschließend in russ. Gefangenschaft.
Über Vieles wollte und konnte er jedoch nicht sprechen und in diesem Roman wird klar weshalb.

Erzählt wird aus der Sicht des 16-jährigen Jungen Anton Köhler - in der HJ ausgebildet und dann in Lehre zum Uhrmacher geschickt, bester Freund von Gerhard und gerade das erste Mal verliebt. Vom Krieg selbst noch verschont geblieben, bis auf die leise Bedrohung im Hintergrund durch die Russen, die immer näher rücken.
Einer von denen die nicht mehr an den Endsieg und den Führer glauben und nur darauf warten, dass der Krieg endlich zu Ende geht.
Doch der Führer sammelt noch seine letzten Reserven, um sein Reich nicht kampflos aufzugeben. Diese Reserven sind 15-16jährige Burschen, welche innerhalb weniger Wochen zu Soldaten ausgebildet und an die Fronten geschickt werden. Kinder die kaum ihre Tornister und Gewehre schleppen, geschweige denn russische Panzer aufhalten können.
Zu diesen Jungen zählt auch Anton Köhler.

Mit ihm durchläuft der Leser die Ausbildung zum Soldaten, die Entwicklung eines unschuldigen Burschen zu einem Erwachsenen innerhalb eines Jahres.
Man durchlebt mit ihm Bombeneinschläge, die ständige Todesangst im Rücken, Verlust von Kameraden, Flucht, Hunger und Müdigkeit, welche seine ständigen Begleiter sind.
Doch man erlebt mit ihm auch was es heisst Leben zu wollen, selbst in dunkelsten Zeiten Hoffnung zu haben, das Gefühl von Freundschaft und Kameradschaft.

Der Schreibstil ist flüssig und die Charaktere äußerst fein gezeichnet.
Die Autorin schafft es, die Gefühle und die Erlebnisse des Hauptprotagonisten einzufangen und an den Leser zu transportieren. Somit taucht man regelrecht in die Geschichte ein - fiebert mit, sieht Bombenkrater und den Feind vor Augen, spürt nach einem Bombeneinschlag Erdklumpen auf sich regnen. Man taucht ein in das Leben eines 16-jährigen Soldaten in der dunklen Zeit des 2. Weltkrieges.

Fazit:
Dies ist ein Jugendroman der ganz besonderen Art, der meiner Meinung nach in keinem Bücherregal fehlen darf und nicht nur von Jugendlichen gelesen werden sollte.
Ein authentischer Zeitzeugenbericht in Romanform, der vielen damaligen Jugendsoldaten eine Stimme gibt und gegen das Vergessen wirkt - erschütternd und berührend zugleich.
Ein Roman über das Erwachsenwerden, Freundschaft und Hoffnung, in einer Zeit wo es fast keine Hoffnung mehr gab und Kinder die zu schnell erwachsen werden mussten.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung für diesen Jugendroman, dem es nicht anzumerken ist ein Debüt zu sein.

Veröffentlicht am 07.09.2017

Ein historischer Krimi zur Zeit des 2.WK - mit wenigen Längen, aber verdammt gut recherchiert und tollen fein gezeichneten Charakteren.

Crossroads
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Juni 1940: Der Frühsommer erstrahlt über der britischen Kanalinsel Guernsey. Für den erfahrenen Londoner Inspektor Charles Norcott scheinen die beschaulichen Inseln im Ärmelkanal keine Herausforderung ...

Juni 1940: Der Frühsommer erstrahlt über der britischen Kanalinsel Guernsey. Für den erfahrenen Londoner Inspektor Charles Norcott scheinen die beschaulichen Inseln im Ärmelkanal keine Herausforderung bereit zu halten. Doch das freundliche Sonnenlicht ist trügerisch und beleuchtet die Leiche einer jungen Frau. Kaum haben die Ermittlungen begonnen, als sich bereits neues Unglück zusammenbraut. Die deutsche Wehrmacht hat Frankreich überrannt und besetzt nun auch die britischen Kanalinseln in einem Handstreich. Nach einem zweiten Mord überschlagen sich die Ereignisse. Auf einer kleinen Insel, abgeschnitten und besetzt vom Feind, muss Norcott erkennen, dass er es mit mehr als einem Gegner zu tun hat. Grenzen verwischen sich und die Welt scheint voller Masken. Auch im hellen Sonnenschein bleibt die entscheidende Frage: Hinter welcher Maske steckt ein Freund, hinter welcher der Gegner?...(Klappentext)

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Detective Chief Inspector Charles Norcott wurde aufgrund seiner verbissenen und ruppigen Art, die selbst vor dem Buckingham Palace nicht halt machte und welche für Scotland Yard nicht mehr tragbar war, auf die britischen Kanalinseln versetzt. Um nach dem Tod seiner Frau wieder zu sich zu finden - sagten sie.
Doch auf den Inseln ist es nicht so ruhig wie gedacht, denn bald wird auf Guernsey eine Frau erdrosselt aufgefunden.
Doch die Ermittlungen erweisen sich schwieriger als gedacht. Grund ist die Besetzung der Deutschen eine Woche nach dem Mord. Dadurch werden die Inseln vom Rest des britischen Königreiches isoliert, neue Gesetzgebungen und Anordnungen werden bestimmt und zudem eine Ausgangssperre verhängt.
Doch dann erhält Norcott von ganz unerwarteter Seite Hilfe und ihm wird klar, dass es noch viel mehr aufzudecken gibt als nur diesen einen Mord. Denn auf der Insel ist eine ganz andere Suppe sehr heiß am kochen.

Der Kriminalroman spielt im Jahre 1940 zur Zeit des 2. Weltkrieges und der Autor schafft es diese Zeit lebendig zu machen. Angefangen bei der sich nähernden Bedrohung durch die Deutschen, aufgrund ständiger Aufklärer in der Luft, bis hin zur Veränderung der gesamten Lebensumstände durch die anschließende Besetzung. Man merkt, hier wurde astrein recherchiert - politisch, historisch, wie auch zu manchen Personen in diesem Roman.
Dieses Setting ist äußerst realistisch (sofern ich das beurteilen kann) aufgebaut und hat dadurch seine ganz eigene Dynamik.

Zudem konnten mich die fein gezeichneten und ausgefeilten Charaktere begeistern. Selbst die Nebencharaktere bekommen hier ein Gesicht und ihre Eigenheiten und die Dialogführung machte sie richtiggehend lebendig.
Dabei bedient sich der Autor keineswegs an Klischees. Die Deutschen sind nicht alle böse und nicht jeder Engländer/Ire gehört zu den Guten.
Hier herrscht keine stumpfe Schwarz-Weiß-Malerei, sondern eine realistische Zeichnung in allen Grauschattierungen.

Der Kriminalroman selbst kommt ohne Gewalt und Blutherumgespritze aus, verläuft eher ruhig und weist an den richtigen Stellen Spannungsspitzen auf bis er gegen Ende an Fahrt zunimmt und zu einem schlüssigen Ende führt.
Zugegeben, daran hatte ich manchmal meine Zweifel, da es im Laufe des Romans zu immer mehr Handlungssträngen und Perspektivwechsel kommt und ich mir nicht vorstellen konnte, wie das Alles unter einen Hut passen soll. Doch auch hier konnte mich der Autor von sich überzeugen.
Das einzige Manko waren die wenigen Längen die dieser Krimi in der Mitte aufweist und durch die man, wie die Ermittler im Krimi selbst auch, das Gefühl hatte auf der Stelle zu treten.

Fazit:
Ein gelungener Auftakt einer historischen Krimireihe, dem man keineswegs anmerkt ein Debüt zu sein.
Ich bin begeistert vom realistisch gezeichneten Setting, sowie auch der gut und fein ausgearbeiteten Charaktere, und der ruhige aber dennoch spannende Plot rundet das Ganze ab.
Bis auf paar wenigen Längen war dieser Kriminalroman ein tolles Leseerlebnis.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung und ich freue mich schon auf die Fortsetzung von Detective Chief Inspector Charles Norcott!