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Veröffentlicht am 02.05.2019

Rezension zu Ernst Gelegs "Liebe Mama, ich lebe noch!"

Liebe Mama, ich lebe noch!
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ZUM INHALT

Ernst Gelegs fand die hier (teilweise) veröffentlichten Briefe des Soldaten Leonhard Wohlschläger im Nachlass dessen Schwester Johanna Wohlschläger, einer Bekannten seiner Eltern.

Leonhard ...

ZUM INHALT

Ernst Gelegs fand die hier (teilweise) veröffentlichten Briefe des Soldaten Leonhard Wohlschläger im Nachlass dessen Schwester Johanna Wohlschläger, einer Bekannten seiner Eltern.

Leonhard war der Sohn des seinerzeit bekannten österreichischen Architekten Jakob Wohlschläger, der u.a. den "Mariahilfer Zentralpalast" (ehem. "Warenhaus Stafa") in Wien entwarf. Johanna und Leonhard waren Jakobs Kinder aus zweiter Ehe, er hatte für ihre Mutter seine erste Frau und seine fünf Kinder verlassen. Jakob Wohlschläger war gut betucht, doch nach einer beruflichen Niederlage lebte die Familie in eher bescheidenen Verhältnissen. Leonhard störte dies jedoch wenig, denn er war ein Lebemann und besorgte sich durch Tricksereien und Betrügereien stets das nötige Kleingeld, um seinen exklusiven Lebensstil pflegen zu können. Einen Beruf übte er nicht aus.

Leonhard geht nicht widerwillig in den Militärdienst, denn er verspricht sich hiervon durchaus auch Vorteile. Er heiratet noch schnell, damit er alle finanziellen Vorteile eines Soldaten nutzen kann. Als Soldat lässt er sich zum Automechaniker und Fahrer ausbilden und meldet sich für Verwaltungstätigkeiten, um so dem harten Fronteinsatz weitgehendst entgehen zu können.

Gelegs weiß vor dem Fund der Briefe rein gar nichts über Leonhard Wohlschläger. Es liegen ihm knapp 100 Briefe und Karten vor, anhand derer er in diesem Buch versucht, das Leben des jungen Soldaten zu rekonstruieren.

MEINE MEINUNG

Ich habe bereits viele Bücher über den Zweiten Weltkrieg gelesen, die meisten davon Erlebnisberichte von Zeitzeugen. Dies ist jedoch mein erstes Buch mit Soldatenbriefen.

Jedes Zeugnis aus der Vergangenheit ist wichtig und sollte für die Nachwelt erhalten bleiben. Bei diesem Buch jedoch bin ich nicht sicher, ob seine Publikation so nötig gewesen wäre. Die Inhalte der Briefe sind sehr belanglos. Dies ist teilweise der damaligen Zensur geschuldet, aber auch - wie ich meine - dem nicht gerade sympathischen Charakter des Protagonisten.

Selten war mir jemand so unsympathisch. Er nutzt seine Auslandseinsätze vor allem dazu, mit ausländischen Waren zu hehlen, seine weiblichen Verwandten mit Lebensmitteln und Luxusartikeln zu versorgen bzw. diese mit ihnen auszutauschen. Er sieht die Einsätze als Möglichkeit, kostenlos die Welt zu bereisen, und in keinem seiner Briefe habe ich etwas wie Mitleid für seine an der Front kämpfenden Kameraden, den besetzten, ausgehungerten Einheimischen oder anderen Kriegsopfern herauslesen können. Im Gegenteil, er genießt es, wenn er Untergebene herumkommandieren kann, und er schreibt sehr abfällig über die Einheimischen.

An dieser Stelle möchte ich ein paar Auszüge aus seinen Briefen einstreuen:

"Kann auch sein, dass ich anderswo hinkomme, aber keine Ahnung. Irgendwo, vielleicht lande ich noch im Orient. Dann kaufe ich eben statt Schuhen wieder Kaffee oder Teppiche. Jedenfalls, wird ja auch bald Zeit, von hier wegzukommen, jetzt kenne ich schon den ganzen Westen auswendig, und hier gibt's ja auch nichts mehr zu holen."

"Als Obergefreiter habe ich schon ein bisserl was zu reden, lasse mich da von den Rekruten sicher nicht übervorteilen. Ja, jetzt dreht sich der Spieß, jetzt kann ich die 'Schnauzer' austeilen, so wie es die früher mit mir gemacht haben. Ja, das steht mir zu, wie man so schön sagt beim Kommiss, und was mir nur irgendwie 'zusteht', kannst dich darauf verlassen, das hole ich mir! Ich führe ein ganz schönes Leben."

"Ja, man erlebt schon was. Letztens hatten wir so zur Volksbelustigung einen Partisanen aufgehängt. Der baumelt nun schon 14 Tage, der Hals wird immer länger, bin bloß neugierig, wie lange der's noch aushält."

"Im Grunde genommen bin ich also zufrieden, es geht mir gut, habe zu essen und zu rauchen, auch zu saufen, bloß geistig wird man blöd. Alles wie Robinson Crusoe, äußerst primitiv. (...) Natürlich habe ich stille Verehrerinnen. Milch, Butter etc. wird immer dankend getauscht gegen Chlaba. Aber dann raus mit dem Läusegesindel, mit dem stinkigen (...)"

Doch meist geht es in seinen Briefen eher um Belangloses und um Aufzählungen von Waren, die er besorgt hat oder die die Empfängerin für ihn besorgen soll. Er übt meist angenehme Tätigkeiten aus wie Chauffeursdienste für höhergestellte Nazis oder Büroarbeiten. Während an der Ostfront die Kameraden fallen und die Bevölkerung ausgehungert wird, sind seine größten Sorgen, sich gutes Essen und Alkohol zu besorgen, die Wunschlisten von Frau, Mutter und Schwester zu erfüllen und regelmäßig befördert zu werden.Wie er öfter erwähnt, mutet für ihn alles etwas an wie ein Karl May-Abenteuer.

Zwischen den einzelnen, auf Dauer sich wiederholenden und somit teils sehr langweiligen Briefen, füttert Gelegs den Leser mit ein bisschen Geschichte, was hilfreich war, um die Zusammenhänge zu verstehen. Sein Schreibstil ist kurzweilig, aber das reißt es nicht mehr raus. Zudem sind die angegebenen Quellen doch sehr dürftig.

Zudem stellt Gelegs Behauptungen über Leonhard auf, die ich nicht nachvollziehen konnte. So schreibt er z. B., dass Leonhard dieses oder jenes zugesetzt oder entsetzt hätte. Falls dem so war, ist dies aus den hier veröffentlichten Briefe nicht ersichtlich. Leonhard wirkt stets mitleidslos und egoistisch. Entweder hat der Autor gerade die interessanten Briefe nicht gedruckt oder er interpretiert etwas hinein, was ich nicht sehen konnte. Ansonsten hat man aber auch bei den Ausführungen des Autors das Gefühl, dass ihm Leonhard nicht sonderlich sympathisch ist. Vielleicht hätte er hier etwas neutraler bleiben sollen, auch wenn ich es nachvollziehen kann.

Alles in Allem konnte mich "Liebe Mama, ich lebe noch!" nicht wirklich berühren, ich habe mich eigentlich meist über Leonhards Charakter geärgert und fand die Briefe auf Dauer sehr langweilig. Es gibt deutlich bessere und interessantere Berichte über den Zweiten Weltkrieg. Ich möchte das Buch dennoch nicht mit weniger als drei Sternen bewerten, da ich die Thematik nach wie vor wichtig finde und denke, man sollte alle Zeitzeugnisse der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Kurzweilige Unterhaltung

Schund und Sühne
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„Schund und Sühne“ ist der erste Roman von Anna Basener, den ich gelesen habe. Bekannt wurde die Autorin spätestens durch den Bestseller „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“, sie hat aber auch ...

„Schund und Sühne“ ist der erste Roman von Anna Basener, den ich gelesen habe. Bekannt wurde die Autorin spätestens durch den Bestseller „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“, sie hat aber auch – wie die weibliche Protagonistin dieses Buches – früher „Groschenromane“ veröffentlicht.

Die Geschichte spielt sich hauptsächlich im Anwesen der adeligen Familie Schell von Ohlen ab. Diese besteht aus Fürst Fredi, Fürstin Follie, ihren Kindern Prinzessin Seph und Prinz Valu sowie Gräfin Gratzi, der Schwester der Fürstin. Nach außen den Schein wahrend mit pompösen Festen, hat doch jeder so sein Päckchen zu tragen. Während Seph von einem Prinzen verschmäht wurde und unter Liebeskummer leidet, verheimlicht Valu seine Homosexualität, die in Adelskreisen schlichtweg nicht existieren darf, gilt es doch, die Blutlinie durch viele Nachkommen zu sichern. Während Grätzi mit ihrem schrillen Auftreten auffällt und das Leben zu genießen scheint, ist die Gräfin streng, konventionell und zurückhaltend.

„Von außen“ kommen dann zwei weitere Protagonisten hinzu: Kat, die hippe Berliner Autorin von Groschenromanen, die ein Literaturstipendium der Familie ergattert hat, und Moritz, ein Rosenzüchter, der die Welt verbessern und mit Sephs finanzieller Hilfe ein Geschäft aufziehen möchte.

Die Geschichte wird einerseits beobachtend aus der Perspektive aller Figuren in 3. Person geschildert, manche Kapitel sind jedoch aus Kats Sicht in Ich-Form geschrieben.

Die Handlung ist nicht immer spannend, aber durch die vielen Figuren recht abwechslungsreich. Erst im letzten Drittel oder Viertel nimmt die Story Fahrt auf, wobei sich die Ereignisse dann für meinen Geschmack schon arg zuspitzen. Generell erhält man einen interessanten Einblick in die Welt des deutschen Adels, aber auch in die Arbeit einer „Schundromanautorin“. Die skurrilsten Geschichten schreibt ja immer noch das Leben selbst, und so denke ich, dass all die Begebenheiten zwar richtig schräg und teils überzogen wirken, aber sich doch auch genau so oder so ähnlich hinter den Kulissen der Reichen und Schönen abspielen könnten.

Der Schreibstil ist locker und humorvoll mit vielen Dialogen und lässt sich sehr angenehm und flüssig lesen. Dennoch werden viele ernste Themen angesprochen, so dass man als Leser auch selbst zum Nachdenken angeregt wird. Dies sind Themen wie z. B. Umweltschutz, Homosexualität, Depressionen, Ehebruch und Suizid.

Von den Figuren war mir ehrlich gesagt niemand so wirklich sympathisch, so dass ich keine Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Einige wie z. B. Moritz oder Seph fand ich sogar richtig unsympathisch. Dementsprechend ließen mich die Emotionen in diesem Buch absolut kalt.

Wenn man diesen Roman liest, sollte man sich wirklich auch darauf einlassen, weil man sich sonst an der ein oder anderen Stelle fragen könnte: „Was soll denn das jetzt?“ Und man sollte nicht total empfindlich sein, da hier ein paar weniger schöne Szenen vorkommen, wie eine detaillierte Beschreibung davon, wie ein Hirsch ausgenommen wird, oder ein, zwei plumpe Sexszenen. Hier hat sich die Autorin ein bisschen ausgetobt, mich persönlich hat das aber nicht groß gestört.

Alles in allem war „Schund und Sühne“ ein netter Roman, den man flott weglesen kann, der mich auch durchaus unterhalten, aber nicht berührt oder beeindruckt hat. Deshalb gibt es von mir eine durchschnittliche Wertung von 3 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Humor
  • Idee
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 26.12.2018

Wortgewaltiger Debütroman für besonders sprachaffine Leser

Der Wortschatz
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"Der Wortschatz" ist Elias Vorpahls Debütroman und ein sehr spezielles Buch, das ich dem Bereich "Fantasie" oder "Märchen" zuordnen würde. Ich lese sehr selten Werke dieser Genres, und deshalb fehlt mir ...

"Der Wortschatz" ist Elias Vorpahls Debütroman und ein sehr spezielles Buch, das ich dem Bereich "Fantasie" oder "Märchen" zuordnen würde. Ich lese sehr selten Werke dieser Genres, und deshalb fehlt mir vielleicht ein bisschen die Übung darin, mich einfach in solche Geschichten fallen zu lassen und ihrem Zauber ganz und gar zu erliegen.

Protagonist dieses Buches ist ein Wort. Von einem Menschen achtlos ausgesprochen, irrt es ohne Gedächtnis ziellos umher. Zusammen mit dem Wort begibt sich der Leser auf eine Reise durch die Welt der Sprache, um Worts Bedeutung wiederzufinden.

Generell hat mir das Buch gut gefallen. Und ich bin tief beeindruckt von der Wortgewalt dieser Geschichte. Der Autor ist sehr bibliophil und scheint eine tiefe Liebe zur Sprache zu hegen (Und das als Mathematiker!). Dies merkt man schon nach wenigen Zeilen. Wie er die Welt der Worte darstellt, ist schlichtweg genial - fordert dem Leser aber auch vieles ab. Wortspiele, Metaphern - oder eben auch nicht - , Querverweise auf literarische Werke, Welten in Welten, Geschichten in Geschichten,... Man muss oft um die Ecke denken und den ein oder anderen Satz auch mehrmals lesen.

Ich gebe zu, manche Dinge habe ich schlichtweg nicht kapiert. Und da ich zwar vielbelesen bin, mich aber eher schlecht in der Welt der klassischen Literatur auskenne, ist wohl auch so manche Anspielung an mir unbeachtet vorbeigegangen. Manche Dinge bzw. Begebenheiten waren mir auch zu schräg. Darauf muss man sich einlassen können, und ich gebe zu, das konnte ich nicht immer. Und so habe ich auch mal ein paar Seiten gelesen und mir gedacht: "Ok... hm... was meint der Autor jetzt damit?" Ich schätze, dass mir so einiges verborgen geblieben ist, was ich schade finde. Vielleicht würde es helfen, das Buch noch ein weiteres oder sogar mehrere Male zu lesen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man jedes Mal immer mehr entdecken und verstehen wird.

Die Geschichte des Wortes an sich ist nicht so wahnsinnig spannend, aber darum geht es hier nicht. Man lernt zusammen mit dem Wort eine magische Welt kennen und steuert auf die große Auflösung zu: Wie heißt denn nun eigentlich unser Wort? (Das wird hier natürlich nicht verraten!) Und auch hier ist, wie so oft, der Weg das Ziel. Uns Leser soll Worts Geschichte auch zum Nachdenken anregen, z. B. über den doch heutzutage sehr laxen, lieblosen Umgang mit der Sprache.

Obwohl ich generell die Optik eines Buches nicht in meine Bewertungen einfließen lasse ("Don't judge a book by its cover."), muss ich hier eine Ausnahme machen, denn die liebevollen Illustrationen machen aus diesem Wort- auch einen kleinen Buchschatz, der sich gut im Regal macht und ihn auf jeden Fall zu einem tollen Geschenk für Bibliophile werden lässt. Erwähnenswert auch deshalb, da der Roman komplett im Eigenverlag erschienen ist und gerade hier eine solch hochwertige Qualität nicht selbstverständlich ist.

Alles in Allem ist "Der Wortschatz" ein wortgewaltiges Erstlingswerk, das sich meiner Meinung nach vor allem an Leser richtet, die sehr sprachaffin sind und sich in der Welt der Literatur zumindest einigermaßen gut auskennen. Allen Anderen empfehle ich zuerst einen genaueren Blick in die Leseprobe, um zu schauen, ob man mit dem Schreibstil zurecht kommt.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Alles über Quallen und wie man den Verlust eines geliebten Menschen verarbeitet

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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Die zwölfjährige Suzy 'Su' Swanson ist die Hauptfigur in diesem Roman und war mir auf Anhieb sympathisch. Sie ist für ihr Alter sehr außergewöhnlich. Vom Intellekt her ihren Altersgenossen weit voraus, ...

Die zwölfjährige Suzy 'Su' Swanson ist die Hauptfigur in diesem Roman und war mir auf Anhieb sympathisch. Sie ist für ihr Alter sehr außergewöhnlich. Vom Intellekt her ihren Altersgenossen weit voraus, wirkt ihr Verhalten hingegen noch recht kindlich. Sie interessiert sich nicht für Make Up oder Jungs, wodurch sie sich von den Mädchen ihres Alters abhebt - ein Umstand, der sich auch letztendlich negativ auf ihre Freundschaft mit Franny auswirkt. Sie beschäftigt sich intensiv mit wissenschaftlichen Themen und haegt ein großes Interesse für Details. Ihr analytisches Denken ist schon fast zwanghaft, und stellenweise hatte ich sogar den Verdacht, sie könne an einer Art Asperger oder ähnlichem leiden.

Su kann den Tod ihrer besten Freundin nicht akzeptieren und möchte die Sache so angehen, wie sie alles angeht: Nüchtern, sachlich und logisch. Da Franny eine ausgezeichnete Schwimmerin war, will sie nicht glauben, dass diese einfach ertrunken ist. Und als sie bei einem Schulausflug mehr über die faszinierende Welt der Quallen erfährt, stellt sie die Theorie auf, dass Franny von einer gefährlichen Quallenart getötet wurde. An dieser Idee beißt sie sich fest.

Zentrales Thema ist hier die Freundschaft zwischen Su und Franny und der Verlust der besten Freundin. Der Roman ist aus Sus Sicht geschrieben und sie spricht den Leser, der in Frannys Rolle schlüpft, direkt an. Es wird zwischen Gegenwart und Vergangenheit gewechselt. Während Su in der Gegenwart mit eisernem Schweigen auf den Verlust der Freundin reagiert und sich von allem abkapselt, wird in Rückblenden die Geschichte von Sus und Frannys Freundschaft erzählt. Und man erfährt nach und nach, warum Su ein schlechtes Gewissen wegen Frannys Tod hat.

Ergänzt wird das Personal in erster Linie durch Sus liebevolle Familie, die mit viel Geduld auf ihr Schweigen reagiert, wenngleich sie sie zum Besuch einer Psychotherapeutin nötigt; ihren Klassenkameraden Justin, der Su aus ihrem Schneckenhaus rauszuholen versucht; und ihre Biologielehrerin Mrs. Turton, die Su ans wissenschaftliche Arbeiten heranführt und deren Anweisungen die sieben Hauptkapitel einleiten.

In diesem Buch erfährt man sehr viel über Quallen, was ich persönlich ganz interessant fand. Die Intensität, mit der sich Su mit diesem Thema beschäftigt, ist erstaunlich. Auch ihre teils philosophischen Gedankengänge über verschiedene Themen sind manchmal faszinierend, berührend und regen zum Nachdenken an. Trotz der ernsten Thematik sind Sus Überlegungen oft recht amüsant und bringen den Leser zum Schmunzeln. Der Schreibstil ist abwechslungsreich, unterhaltsam und ermöglicht einen angenehmen Lesefluss.

Die Geschichte ist nicht sonderlich aufregend, hier steht vor allem Sus Versuch, mit Frannys Tod auf rationale Weise umzugehen, im Mittelpunkt. Die Protagonistin macht hier eine Entwicklung durch, die den Leser zufrieden zurück lässt. Alles in allem ist "Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren" ein leises Buch, das gut unterhält und zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 07.08.2018

Eine Tote auf dem Friedhof!

Mordsschwestern. Ostfrieslandkrimi
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Mit „Mordsschwestern“ legt die norddeutsche Autorin Ulrike Busch den nunmehr vierten Fall der „Kripo Greetsiel“ vor, die aus dem Paar Tammo Anders und Fenna Stern besteht. Es handelt sich um eine Krimireihe, ...

Mit „Mordsschwestern“ legt die norddeutsche Autorin Ulrike Busch den nunmehr vierten Fall der „Kripo Greetsiel“ vor, die aus dem Paar Tammo Anders und Fenna Stern besteht. Es handelt sich um eine Krimireihe, deren Bände unabhängig voneinander gelesen werden können.

In diesem Band sind Tammo und Fenna nun verlobt und freuen sich auf ihre Hochzeit und die Flitterwochen. Erfreulich finde ich Tammos Wandlung. Ich fand ihn in den vorherigen Bänden zu launisch und mürrisch. Er hatte keine Lust, sich auf die Fälle zu konzentrieren und konnte nicht mit Zeugen umgehen, so dass Fenna meist seine misslungenen Verhöre zurechtbiegen musste. In diesem Band wirkt Tammo viel entspannter und arbeitet genau so verbissen am Fall wie Fenna. Zusammen sind sie ein super Team, das sich gut ergänzt. Zwar kann er sich den ein oder anderen bissigen Kommentar nicht verkneifen, wird aber von seiner Verlobten gut in Zaum gehalten, was auch wiederum für ein paar lustige Szenen sorgt.

Wie ich es von Ulrike Buschs Krimis gewöhnt bin, bleibt es wieder spannend bis zum Schluss, wer der Mörder ist. Und es gibt wieder so einige Tatverdächtige. Die ganze Familie Feddersen könnte unsympathischer nicht sein. Hier wird gezofft bis zum Geht-nicht-mehr, und keiner gönnt dem anderen die Butter auf dem Brot. Echte Geschwisterliebe gibt es hier nicht. Und man traut so ziemlich jedem aus dieser Familie einen Mord zu. Durch wechselnde Erzählperspektiven (Ermittler, Opfer, Zeugen u.ä.) ergibt sich immer so nach und nach ein Gesamtbild, wobei es dennoch gelingt, den Täter nicht zu vorschnell preiszugeben.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Es blitzt immer wieder Humor hervor, was ich sehr sympathisch finde. Wie gewohnt stehen hier nicht Blut und Action im Vordergrund, sondern saubere Ermittlungsarbeit.

Wie auch schon bei seinen Vorgängern wird in diesem Roman Lokalkolorit sehr groß geschrieben. Ulrike Buschs Krimis machen mir immer wieder Lust auf einen Urlaub in Friesland. Ich glaube, ich muss das nun wirklich mal in Angriff nehmen und den nächsten Band dann stilecht im hohen Norden lesen.

Übrigens sind mittlerweile auch schon die Nachfolgebände „Mordsfinale“ (Klarant-Verlag) und „Mordsrevanche“ (Selbstverlag) erschienen, auf die ich mich auch schon freue.