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Veröffentlicht am 02.08.2017

Spannendes Wiedersehen mit alten und neuen Freunden!

Auf ewig dein
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Ich habe die "Zeitenzauber"-Trilogie rund um Anna und Sebastiano und ihre Reisen in die Vergangenheit damals sehr gerne gelesen. Dass Eva Völler nun die Geschichte wieder aufgreift und weiterspinnt, fand ...

Ich habe die "Zeitenzauber"-Trilogie rund um Anna und Sebastiano und ihre Reisen in die Vergangenheit damals sehr gerne gelesen. Dass Eva Völler nun die Geschichte wieder aufgreift und weiterspinnt, fand ich eine tolle Überraschung! Für Leser ohne Vorkenntnisse der "Zeitenzauber"-Reihe ist der Einstieg aber auch kein Problem, da das Konzept der Zeitreisen mit all seinen Tücken noch einmal gut erklärt wird. Für mich war es jedenfalls ein schönes Wiedersehen mit Anna und Sebastiano.

Der Schreibstil ist unterhaltsam, lebendig und lässt sich angenehm und flüssig lesen. Die Geschichte wird aus Annas Sicht erzählt, und ihre Erzählweise ist sehr humorvoll. Während Sebastiano immer das Richtige tut und sagt, hat Anna so ihre Schwächen, zu denen sie auch steht. Das macht sie so sympathisch, und es führt auch zu so manch lustiger Szene. Ich mag auch Sebastiano, aber in diesem Buch blieb er leider irgendwie farblos, da er nur aus Annas Sicht als perfekter Übermensch dargestellt wurde und mir so fremd blieb.

Zusammen als Paar finde ich beide furchtbar anstrengend. Anna schwärmt in einer Tour vom ach so perfekten Sebastiano, und schmilzt förmlich dahin vor Liebe, Leidenschaft und Hingabe. Das war mir zwischendurch manchmal zu viel des Guten. Dazu kam dann noch, dass die beiden sich eine Zeitlang aus dem Weg gehen und Körperlichkeiten vermeiden müssen, und dieses Hin und Her hat alles noch schlimmer gemacht. Da kann man wirklich froh sein, dass die beiden nicht mehr - alleine - im Mittelpunkt stehen wie in der Vorgänger-Trilogie und nun eine ganze Reihe weiterer Figuren hinzukommt.

Die neuen Schüler beleben die Handlung ungemein. Vor allem der Wikinger Ole hat es mir angetan. Er ist zwar ein allzeit gewaltbereiter Rüpel und Macho, aber er sorgt für seine Hau-Drauf-Art für die meisten Lacher. Die verführerische Fatima ist ein passendes Pendant, auch wenn ich sie nicht so sehr mochte. Zusammen sind die beiden wie Feuer und Eis, so dass es öfter zum (amüsanten) Schlagabtausch kommt. Dass da vermutlich zukünftig noch mehr zwischen den beiden laufen wird, wird ja schon an manchen Stellen angedeutet. Dazu bildet der junge Walter mit seinem Grips und seiner charmanten Unschuld nochmal einen angenehmen Gegenpol zu den beiden anderen Hitzköpfen. Lustig ist es auch immer, wenn die drei sich mit der Moderne konfrontiert sehen. Später kommt dann noch Barnaby dazu, über den ich nicht zu viel verraten will. Aber auch er ist eine sehr bereichernde Figur.

Annas Anspielungen und Vergleiche mit modernen Sachen (z. B. dass Ole aussieht wie eine jüngere Version von Chris Hemsworth als "Thor") machen vieles anschaulicher und schlagen eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Denn nachdem sich die Zeitreisenden meist in der Vergangenheit herumtreiben und sich dort bestens integrieren, könnte man manchmal glatt vergessen, dass sie eigentlich in unserer Zeit leben.

Toll finde ich, dass man auch so ganz nebenbei ein bisschen Geschichtsunterricht erhält. Die Fakten über vergangene Epochen und historische Persönlichkeiten werden so in das Geschehen eingeflochten, dass selbst der größte Geschichtshasser gar nicht merkt, dass die Autorin hier auch noch nebenbei Wissen vermittelt. Da sich die Zeitreisenden die meiste Zeit am Hofe Heinrichs des Achten aufhalten, erfährt man also viel über die Tudorzeit und das alte London, aber auch einiges über den alten Orient (Fatimas Heimat) und die alten Wikinger (Oles Kulturkreis). Auch ich als Geschichtsinteressierte konnte hier noch einiges dazulernen. Eva Völler flicht ihre Geschichten nicht nur einfach in die Vergangenheit ein, sondern beschäftigt sich auch mit diesen Epochen intensiv.

Die Story ist sehr spannend mit vielen Verwicklungen, die man nach und nach mit den Zeitreisenden entwirren muss. Lediglich der Showdown war für meinen Geschmack etwas zu schnell und einfach abgehandelt. Die größten Probleme, die sich langsam und bedrohlich aufbauten, wurden plötzlich quasi im Schweinsgalopp gelöst. Hier hat sich für mich alles ein bisschen zu schnell in Wohlgefallen aufgelöst.

Auch wenn "Time School" als Trilogie angelegt ist, ist dieser Band in sich abgeschlossen. Da es "Auf ewig dein" vor allem um Anna und Sebastiano und ihre Beziehung (und deren Folgen für die Zukunft) ging, freue ich mich schon, in den nächsten Bänden mehr über die Schüler zu lesen.

P.S.: Es gibt übrigens die Kurzgeschichte "Der Anfang" kostenlos als eBook. Dort erfährt man, wie Anna und Sebastiano Ole aus seiner Zeit in die Gegenwart geholt haben. Eine weitere Kurzgeschichte, dann über Fatima, ist wohl begleitend zum zweiten Band geplant.

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Veröffentlicht am 24.06.2017

Amüsante Liebesgeschichte mit Spannung und Action

Der Agent, meine Tochter & Ich
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Es handelt sich um den zweiten Teil von Jana Herbsts "Agenten"-Reihe, der aber völlig unabhängig zu lesen ist, da er zwei neue Protagonisten hat. Ich kenne den ersten Teil noch nicht, aber es taucht der ...

Es handelt sich um den zweiten Teil von Jana Herbsts "Agenten"-Reihe, der aber völlig unabhängig zu lesen ist, da er zwei neue Protagonisten hat. Ich kenne den ersten Teil noch nicht, aber es taucht der männliche Protagonist daraus wieder hier als Nebenfigur auf, was ein witziger Einfall ist.

Ich mochte den Schreibstil auf Anhieb. Er ist lebendig, frech und voller (Selbst-)Ironie. Dabei bleibt der Humor nicht immer subtil, aber wirkt auch nicht plump. Die Sprache ist direkt und auch mal etwas derber. Es war einfach genau meine Art von Humor.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt, meist abwechselnd aus denen von Sarah und Lars, aber auch mal zwischendurch aus der Perspektive von Nebenfiguren. So lernt man gut das Innenleben von Sarah und Lars kennen und wie die beiden jeweils eine Situation bewerten, und es laufen Handlungsstränge nach und nach zusammen.

Auch wenn ich Sarah und Lars mochte, waren die beiden für meinen Geschmack zu perfekt. Allein optisch scheinen sie so attraktiv zu sein, dass ihr Anblick förmlich schmerzt. Sarahs einziger "Makel" ist der Umstand, dass sie alleinerziehend ist. Dafür übt sie aber ihren absoluten Traumjob aus, hat ein großes Haus, eine perfekte Tochter und viele (supererfolgreiche) Freundinnen. Sie ist sowohl optisch als auch charakterlich die absolute Traumfrau. Trotzdem mochte ich sie auf Anhieb, da sie nicht arrogant, sondern sehr selbstkritisch ist. Und immerhin ist sie als Agentin die absolute Oberpfeife, das wäre sonst auch unfair gewesen. Im Übrigen finde ich ihren Beruf, Museumskuratorin, toll. Hier findet sich die Leidenschaft der Autorin wieder, die - so wie ich - Archäologie studiert hat. Mich hat das Umfeld (die Museumsinsel in Berlin) total angesprochen.

Lars ist natürlich ebenfalls ein optischer Kracher (Aber wer hat auch schonmal unattraktive Agenten gesehen? Gut, lassen wir mal Johnny English hier aus dem Spiel...). Und er ist natürlich der Beste seines Faches. Diese ständigen Angebereien, was er schon alles erlebt hat, sind unterhaltsam. Für ihn ist es kein Problem, mit zwei Fingern über einer Gletscherspalte zu hängen und mit der anderen Hand 20 schwer bewaffnete Ninjas auszuschalten - so lange er nicht einer Siebenjährigen einen Pferdeschwanz binden muss!

Für beide ist es Liebe auf den ersten Fi... äh, Blick. Bei Lars allerdings ist der Grat zwischen leidenschaftlichem Romantiker und krankhaft fixiertem Stalker extrem schmal... Die körperliche Anziehungskraft spielt hier eine starke Rolle. Dieses ständige "Oh Gott, ich will mit ihr/ihm sofort f***."-Getue fand ich persönlich irgendwann nervig. aber ich denke mal, die meisten Leserinnen werden das eher anregend und wild-romantisch finden. Immerhin muss ich zugeben, dass die anzüglichen Gedanken der Protagonisten meist recht amüsant zu lesen sind.

Nach ungefähr 100 Seiten kommt dann auch Tochter Lilly ins Spiel. Sie ist sieben Jahre alt, wohlerzogen und selbstverständlich hochbegabt. Was sie unglaublich nervtötend macht, weil sie alles (besser) weiß. Sie kann sich sogar an den hypermegabesten Agenten Berlins unbemerkt ranschleichen, ihm sein Handy klauen und sonstiges machen, was ihn ärgert. Sie ist einfach wie ihre Mutter: Perfekt. Aber dass sie sich gleich mit Haut und Haaren in Lars "verliebt", weil sie einen Papa sucht, ist schon wieder so süß, dass man auch sie nicht wirklich blöd finden kann.

Die Hauptcharaktere sind tief gezeichnet und entwickeln sich im Laufe der Geschichte. Im Mittelpunkt steht natürlich die Beziehung zwischen Sarah und Lars, aber dazu wird man noch mit einem echten Kriminalfall beglückt. Hier stand ich lange Zeit auf der Leitung, wer der Drahtzieher ist, und die Story war recht gut durchdacht.

Meine Kritikpunkte sind eben, dass mir die Charaktere zu perfekt und zu notgeil sind. Und dass sich die Beziehung trotz endlos langer Gefühlsdebatten im Schweinsgalopp entwickelte und für mich dennoch irgendwie oberflächlich blieb. Aber das ist bei heiteren Liebesromanen ja eigentlich oft so.

"Der Agent, meine Tochter & Ich" hat mich sehr gut unterhalten. Ich finde den Schreibstil und den Humor super, und die Liebesgeschichte erhält auch dank des Kriminalfalles eine gute Portion Spannung. Ich verrate wohl nicht zu viel damit, dass Lars und Sarah natürlich ihr Happy End kriegen. Aber das ist vermutlich eh jedem klar. Der Weg ist das Ziel. Und es macht Spaß, diesen Weg mit Sarah, Lars und Lilly gemeinsam zu gehen.

Ich hatte trotz meiner o.g. Kritikpunkte viel Spaß beim Lesen, bin richtig durch die Seiten geflogen und werde liebend gerne wieder zu einem Buch dieser Autorin greifen, denn selten traf jemand mit seinem Schreibstil so exakt meinen Humor. Das nächste Mal dürfen die Figuren aber auch gerne mehr Ecken und Kanten haben.

Veröffentlicht am 18.06.2017

Drei Likes für Jonathan, kein Like für Lena

Zwei Likes für Lena
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Jürgen Seibold ist vor allem für seine Allgäu-Krimis rund um den Kommissar Hansen bekannt. Für mich war es das erste Buch dieses Autors.

Zuerst einmal das, was mir gut gefallen hat:

Ich mochte den Schreibstil ...

Jürgen Seibold ist vor allem für seine Allgäu-Krimis rund um den Kommissar Hansen bekannt. Für mich war es das erste Buch dieses Autors.

Zuerst einmal das, was mir gut gefallen hat:

Ich mochte den Schreibstil auf Anhieb. Er ist lebendig und lässt sich angenehm und flüssig lesen. Seibold schreibt mit einem Augenzwinkern, aber der Humor bleibt subtil und wirkt zu keiner Zeit plump. Durch die wechselnden Perspektiven lernt man die Beteiligten, allen voran die beiden Protagonisten, besser kennen und kann die Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen erleben.

Aufgrund des Klappentextes hatte ich mir diesen als Komödie bezeichneten Roman so vorgestellt: Reicher Schnösel braucht Hilfe von armer Pflegerin. Die beiden sind anfangs wie Feuer und Wasser, raufen sich jedoch zusammen und verlieben sich. Happy End.

Hier hat mich der Autor jedoch überrascht. Ohne zu viel zu spoilern, nehme ich aber vermutlich nicht zu viel weg, wenn ich verrate, dass es hier zwar eine kleine Liebesgeschichte gibt, diese aber nicht im Mittelpunkt steht und sich auch nicht zwischen Lena und Jonathan abspielt. Letzteres hat sicherlich auch etwas damit zu tun, dass die beiden rund 30 Jahre Altersunterschied trennen. Zwar kein Hindernis, aber in diesem Fall sehen sich beide einfach nicht als potentielle Lover. Das fand ich erfrischend.

Jonathan Haber war mir trotz - oder vermutlich wegen - seiner Menschenfeindlichkeit sehr sympathisch. Er ist verschroben, hat aber das Herz auf dem rechten Fleck und ist trotz seines Alters noch im Herzen ein Kind. Mir fiel es ehrlich gesagt schwer, ihn mir als reifen Mann mit fast 60 Jahren vorzustellen.

Die Geschichte spielt in Stuttgart, und ich glaube, dass es für Stuttgarter sehr nett sein muss, mit Jonathan und Lena durch ihre Heimat zu wandeln.

Nun zu meiner Kritik:

Ich mochte Lena überhaupt nicht, und dies hat sich auch bis zum Schluss nicht geändert. Man muss ja auch nicht jeden Charakter mögen, aber hier hat es mich irgendwie ziemlich gestört. Lena ist patzig, zickig und unreif. Dass sie die betrogene Freundin ist, hat mir nicht gereicht, sie zu bemitleiden, da sie trotzdem total unsympathisch war. Wieso Jonathan sie so faszinierend findet und sich jemand, den sie mies behandelt, in sie verliebt, konnte ich nicht nachvollziehen. Da sich der Kern der Geschichte jedoch viel mehr um Jonathan dreht als um Lena, ist es noch verschmerzbar, wenn man sie nicht mag. Für mich aber hier eindeutig kein Like für Lena!

Auch die "Beziehung" zwischen Lena und Jonathan war mir zu oberflächlich. Lena hat sich nicht auf Jonathan eingelassen, und von einer Freundschaft waren mir die beiden meilenweit entfernt, es war eher ein freundliches Chef-Angestellten-Verhältnis. Die Entwicklung dorthin war nicht nachvollziehbar, da die Zeit, in der Jonathan von Lena gepflegt wurde, im Zeitraffer großzügig lediglich grob umrissen wurde.

Ebenso ging es mir zu schnell mit Jonathans persönlicher Entwicklung. Da sitzt er jahrelang in seiner Festung und kaum ist Lena da, verlässt er einfach so das Haus und geht ab da jeden Tag ausgiebig aus. Somit wäre zwar geklärt, dass es sich nicht um eine Angsterkrankung handelt, sondern nur um einen Spleen. Aber das ging mir zu hoppladihopp. Und auch Jonathans Plan, Lena und eine andere Person zu verkuppeln, war etwas seltsam anmutend, da übertrieben aufwändig.

Zu guter Letzt finde ich die Bezeichnung "Komödie", mit der der Roman beworben wird, eher irreführend. Natürlich ist jeder Humor anders, aber ich persönlich konnte hier gar nicht lachen. Von der Handlung her muss es auch meiner Meinung nach keine witzigen Stellen geben, aber da der Roman so beworben wurde, hatte ich mir eben mehr Heiterkeit erwartet. Die Geschichte hatte keine wirklichen Höhepunkte und dümpelte ein bisschen vor sich hin.

Für mich persönlich war "Zwei Likes für Lena" aufgrund der oben genannten Kritikpunkte nicht mehr als nette Unterhaltung für zwischendurch, die keinen Eindruck hinterlassen hat. Ich werde aber auf jeden Fall noch etwas Anderes von Jürgen Seibold lesen, da ich denke, dass mich seine anderen Werke bestimmt besser unterhalten werden.

Veröffentlicht am 16.05.2017

Amüsanter Road Trip mit zwei ungewöhnlichen Charakteren

Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint
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Der Titel ist zwar nicht kurz, aber dafür prägnant und witzig. Und Humor kann man hier auch erwarten. Meist bleibt er subtil, auch wenn die ein oder andere etwas albern anmutende Szene nicht fehlen darf. ...

Der Titel ist zwar nicht kurz, aber dafür prägnant und witzig. Und Humor kann man hier auch erwarten. Meist bleibt er subtil, auch wenn die ein oder andere etwas albern anmutende Szene nicht fehlen darf. Anhand des Klappentextes erwartet man einen Road Trip zweier völlig unterschiedlicher Charaktere, und auch das trifft zu. Wobei ich sagen würde, dass es kein typischer Road Trip ist. Hier mangelt es an Action, aber das wäre auch einfach nicht passend bei dieser Geschichte. Während der Leser mit Knoppke und Sam durch Schottland fährt, findet das eigentliche Abenteuer in Knoppkes Innenleben sowie in seiner Interaktion mit Sam statt.

Auf den ersten paar Seiten tat ich mir noch etwas schwer mit dem Schreibstil, der sich durch teils längere, verschachtelte Sätze kennzeichnet. Ich kam dann aber doch recht schnell rein. Der Autor schreibt sehr eloquent und unaufgeregt und verleiht seinen Figuren Tiefe.

Knoppke ist anfänglich ein sehr anstrengender Charakter, da er keine Emotionen hat bzw. nichts an sich heranlässt. Er ist mundfaul, resigniert, wirkt grau, trist und unendlich langweilig. Man möchte ihn am liebsten schütteln und schreien "Mensch Knoppke, so kannst du doch nicht ernsthaft weiterleben wollen!"

Sam bildet den starken Gegenpol dazu. Frech, witzig, lebenshungrig und kontaktfreudig. Ihre Ausdrucksweise sorgt für viele Schmunzler. Klar, dass solche unterschiedlichen Protagonisten für Reibung sorgen. Man fragt sich, wie es die beiden so lange miteinander aushalten, doch dem Leser ist recht schnell klar, wieso Sam ausgerechnet bei Knoppke im Wagen landet. Und letztendlich tun sich die beiden doch gut.

Die Protagonisten machen eine starke Entwicklung durch, allen voran Knoppke. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass dieser eine echte Katharsis durchlebt. Da die Geschichte aus Knoppkes Sicht geschrieben ist, kann man als Leser gut nachvollziehen, wie er sich verändert. Man spürt anfänglich diese Trostlosigkeit und Emotionsleere und ist richtig erstaunt, als er plötzlich anfängt, Gefühle zu entwickeln und sich für Dinge zu begeistern.

Das Ende ist zufriedenstellend und lässt sogar Luft für eine Fortsetzung, wobei ich eher denke, dass Knoppkes Geschichte hier zu Ende erzählt wurde. Aber der Leser kann sich selbst Gedanken machen, welchen weiteren Werdegang er ihm (und Sam) wünscht.

Mich hat "Im Regen..." wirklich gut unterhalten, auch wenn es die ein oder andere langatmige Stelle gab. Die Balance zwischen Humor und Tiefgründigkeit ist dem Autor gelungen. Die Charaktere waren sympathisch und ungewöhnlich, und es hat Spaß gemacht, mit ihnen durch Schottland zu reisen.

Veröffentlicht am 23.04.2017

Außergewöhnlicher Rätselspaß für jedermann in wunderschöner Aufmachung

What the Fuck..??!
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Ein Rätselbilderbuch habe ich bisher noch nie "gelesen", deshalb hat mich "What the fuck...??!" spontan angelacht. Der mir bislang unbekannte jaja-Verlag hat hier auf jeden Fall ein optisches Meisterwerk ...

Ein Rätselbilderbuch habe ich bisher noch nie "gelesen", deshalb hat mich "What the fuck...??!" spontan angelacht. Der mir bislang unbekannte jaja-Verlag hat hier auf jeden Fall ein optisches Meisterwerk herausgegeben, bei dem sofort die ansprechende Gestaltung ins Auge springt.

Auf einer Seite ist das farbig gemalte Rätselbild dargestellt, auf der anderen Seite gibt es einen Buchstabensalat, der das Lösungswort ergibt. So hat man also auch noch ein Hintertürchen, wenn man mit dem Bild alleine nicht weiterkommt.

Hier ist der Titelname auf jeden Fall Programm, denn bei vielen Rätseln dachte ich tatsächlich unweigerlich: "WTF?!" Manche Bilder waren sofort klar, bei manchen dauerte es ein bisschen, und bei manchen kam ich ums Verrecken nicht auf die Lösung. Ich muss zugeben, dass ich meist sehr schnell auf den Buchstabensalat geguckt habe und mir dadurch teilweise schon die Lösung vorweggenommen habe, ohne das Bild überhaupt vorher aufmerksam zu scannen. Wer genau so ist wie ich, sollte sich die Seite mit den Buchstaben erstmal abdecken und es ohne probieren, um ein Gespür für die Details zu kriegen.

Am Lustigsten ist es, wenn man die Rätsel nicht alleine löst. Außer, man hat ein Genie dabei, das nur für jedes Bild zehn Sekunden braucht und einem den Spaß verdirbt. Ansonsten ist es ganz lustig, welche Gedanken und wilden Assoziationen jeder spontan ausspuckt, und wenn man dann endlich auf die Lösung gekommen ist, kann man sich die Freude darüber teilen, denn wie jeder weiß: Geteilte Freude ist doppelte Freude.

Wie gesagt sind die Schwierigkeitsgrade ganz unterschiedlich, wobei es wohl immer auf die rätselnde Person ankommt. Ich habe das Buch mit meinem Freund zusammen durchgemacht. Bei manchen Rätseln kamen wir beide gleichzeitig drauf, bei manchen nur einer von uns. So haben wir uns gut ergänzt. Es gab aber auch tatsächlich ein paar Bilder, bei denen wir die Buchstaben rausgeschrieben und dann verzweifelt versucht haben, daraus ein passendes Wort zu basteln. Von daher wird nicht zu viel vom Verlag versprochen: Das Buch ist gutes Gehirnjogging, kann einen aber auch zuweilen auf die Palme bringen.

Bei manchen Rätseln fand ich das Bild sehr gelungen und habe auch so einige Male gelacht. Bei manchen Bildern habe ich mich auch manchmal gefragt: "Hä? Na ja..." Aber egal, ob man etwas nachvollziehen kann bzw. lustig findet: Der Autor ist auf jeden Fall extrem kreativ! Und er hat eine Liebe für Details, selbst wenn diese gar nicht zur Lösung beitragen oder sogar noch ablenken bzw. nur Verwirrung stiften.

Es gibt keine Seite mit Lösungen, man hat also nur drei Möglichkeiten, die Bilderrätsel zu lösen:

1. Man kommt von selbst auf das Ergebnis.
2. Man nimmt sich den Buchstabensalat vor und probiert aus, welche Wörter man damit legen kann.
3. Man gibt auf und schreibt den Verlag an, der die Lösungen auf Nachfrage gerne herausrückt.

Diese letzte Option habe ich nicht in Anspruch genommen, da ich es mit den beiden ersten immer irgendwie geschafft habe.

Stampes Rätselbilderbuch ist wirklich etwas Außer- und Ungewöhnliches. Es ist ein lustiger Zeitvertreib für zwischendurch und super geeignet, gemeinsam mit Freunden und/oder Familie die Nase reinzustecken. Die Aufmachung ist zudem wunderschön, von daher kann ich es vor allem als Geschenk für humorvolle Menschen empfehlen.