Kein Teil der Welt
Kein Teil der WeltWenn man kein Teil der Welt ist, dann gehört man wohl nicht zum normalen Leben dazu. In diesem Buch von Stefanie De Valesco geht es um zwei pubertierende Mädchen, die in einer besonderen Gemeinschaft groß ...
Wenn man kein Teil der Welt ist, dann gehört man wohl nicht zum normalen Leben dazu. In diesem Buch von Stefanie De Valesco geht es um zwei pubertierende Mädchen, die in einer besonderen Gemeinschaft groß werden. Die der Zeugen Jehovas. Und da gehört man eben nicht zu der normalen Bevölkerung. Die Menschen in dieser Glaubensgemeinschaft grenzen sich selber aus und warten auf Harmagedon, auf das Ende der Welt und nur eine geringe Anzahl Gläubiger werden im Paradies leben. So lange glaubt man an das, was in ihrer Bibel steht.
Soweit so gut.
Unsere Mädchen werden also bei den Zeugen Jehova groß, halten artig ihre Bibelstunden und Treffen im Königreichssaal ab. Sie befolgen die Gesetze, die die Gemeinschaft festgelegt hat und glauben an Jehova. Satan ist in fast allem Weltlichen. Geburtstage, Weihnachten und co werden nicht gefeiert. Aber die Mädchen werden erwachsen und gehen zudem in eine weltliche Schule, treffen dort andere Jugendliche, die sie wegen ihrem Glauben zeitweise sogar aufziehen. Und dann passiert es, dass sich eines der Mädchen auch noch in einen Weltlichen verliebt. Plötzlich fangen die Freundinnen an zu hinterfragen. Stimmt denn das alles was die Brüder und Schwestern ihnen da die ganze Zeit erzählen? All das hat am Ende fatale Folgen.
Die Erzählerin,
ist Esther, eine der beiden Mädchen. Sie erzählt in einer recht bildhafter Weise von ihrem Leben und ihrer Freundschaft mit Sulamith. Sulamith ist diejenige, die sich besonders von der Glaubensgemeinschaft abkehrt. Lidia, Sulamiths Mutter, kommt damit gar nicht klar und hat Angst, dass ihre Tochter aus der Vereinigung ausgeschlossen würde. Was heißen würde, dass keiner mehr mit dem Mädchen redet, sie förmlich unsichtbar wäre. Esther ist hin und her gerissen. Einerseits bemerkt sie auch Unstimmigkeiten in ihrem Leben, trotzdem weiß sie nicht, wie sie sich daraus befreien könnte. Die große Gemeinschaft ist gleichzeitig eine Familie, die füreinander da ist. Erst als Sulamith aktiv wird, fängt auch Esther an „aufmüpfig“ zu werden.
Was mich bewegt hat
Mich hat das Buch sehr bewegt. Die beiden Mädchen leben in einer Welt, die ich so nicht kenne. Welche Gesetze die Glaubensschwestern und -brüder befolgen müssen, musste ich erst einmal erforschen. Kritisch las ich, was ich im Internet über die Zeugen Jehova fand. Ein Glauben, den ich nur von den Hausierern und Zeitungsverteilern in meiner Stadt kenne. Einerseits sah ich tatsächlich Positives in der Glaubensgemeinschaft. Aber immer wieder stieß ich auf Dinge, die ich nicht gutheißen mag. Am Ende ist aber jeder für sich selbst verantwortlich. Nur sind es wieder die Kinder, die in den Glauben gepresst werden. Eine eigene Entscheidung ist nur möglich, wenn sie sich von ihrer Familie abkehren. Und wer hat schon die Stärke auf seine Lieben gänzlich zu verzichten?