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Veröffentlicht am 07.12.2018

Hat die Justiz geirrt?

Der Münchner Parkhausmord
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Am 16.05.2006 wurde Charlotte Böhringer tot in ihrer Penthouse-Wohnung oberhalb der Parkgarage in der Münchner Baaderstrasse aufgefunden. Tatzeugen gab es nicht. Jedoch geriet Bence Toth, ihr Lieblingsneffe, ...

Am 16.05.2006 wurde Charlotte Böhringer tot in ihrer Penthouse-Wohnung oberhalb der Parkgarage in der Münchner Baaderstrasse aufgefunden. Tatzeugen gab es nicht. Jedoch geriet Bence Toth, ihr Lieblingsneffe, sehr schnell in den Fokus der Ermittler. Der nachfolgende Prozess hat über München hinaus sehr viel Aufsehen erregt. Bence Toth wurde aufgrund einer schlüssigen Indizienkette wegen Mordes zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt. Es wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Er selbst bestreitet bis heute die Tat. Familie und Freunde stehen immer noch hinter ihm und versuchen, die Indizienkette zu brechen.

Der Autor hat in diesem Sachbuch die relevanten Begebenheiten vor und nach der Tat sowie die Indizien beleuchtet. Man kann verfolgen, wie das Gericht einzelne Punkte bewertet. Ebenso kann man lesen, wie die Verteidigung die gleichen Indizien anders zu bewerten versucht. Der Autor hat sich hier selbst ein Urteil gebildet, lässt aber durch die objektive Sichtweise auf die Indizienkette durchaus eigene Schlüsse des Lesers zu.

Durch die Vielzahl der Indizien und deren Gewichtung spricht die Wahrscheinlichkeit gegen Bence Toth. Es bleibt eine geringe Wahrscheinlichkeit, daß er doch nicht der Mörder ist. Es ist fraglich, ob sich jemals zweifelsfrei klären läßt, wer Charlotte Böhringer umgebracht hat.

Ich habe den Autor gerne bei der Reise durch die Tiefen und Untiefen der Ermittlungsarbeit und dem nachfolgenden Prozeßgeschehen begleitet.

Wer sich speziell für diesen Fall oder mögliche Justizirrtümer interessiert, wird dieses Buch mögen.

Veröffentlicht am 04.12.2018

Ermittlungsarbeit der besonderen Art

Ein Mord, der keiner sein durfte
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Der ein paar Tage zuvor zurückgetretene Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, Uwe Barschel, wird am 11.Oktober 1987 um die Mittagszeit tot in der Badewanne seines Zimmers 317 im Genfer Hotel „Beau Rivage“ ...

Der ein paar Tage zuvor zurückgetretene Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, Uwe Barschel, wird am 11.Oktober 1987 um die Mittagszeit tot in der Badewanne seines Zimmers 317 im Genfer Hotel „Beau Rivage“ tot aufgefunden. Viele glauben an einen Selbstmord. Genauso viele glauben an einen Mord. Jede Gruppe meint, für ihre Theorie Beweise zu haben. Ob sich dieser mysteriöse Todesfall jemals klären läßt, bleibt fraglich.

Was habe ich mir von dem Buch erwartet? Neue Fakten zum Ermittlungsfall Barschel sicher nicht, die wären mit Sicherheit auch so bekannt geworden. Die schwierige Ermittlungsarbeit an sich hat mich interessiert. Wer könnte das besser erzählen als der Autor? Was das anbelangt, hat er mich anfänglich gut bedient. Zu dem, was als kleiner Absatz im Gesamtbericht der Staatsanwaltschaft gelandet ist, hat er die teils schwierige Ermittlungsarbeit, z.B. durch langwierige Rechtshilfeersuchen beschrieben.

Es ist vollkommen klar, daß ihm bei so einem Fall auch Gegenwind entgegen bläst.
Das Umfeld, in dem er ermitteln muß, ist schwierig. Durch andere große Ermittlungsfälle sind Ressourcen gebunden. Es gibt bei seiner Arbeit fortlaufend Indiskretionen. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit vorgesetzten Behörden ist schwierig bis nicht vorhanden. Hier ist ein Staatsanwalt „mit Biss“ gefragt. Der Grad zur Verbissenheit scheint jedoch sehr schmal. Nach seinen eigenen Ausführungen komme ich zu dem Eindruck, daß Weisungen vorgesetzter Behörden für ihn „schwer verdauliche Kost“ sind. Andererseits fordert er mehrfach in dem Buch die Fürsorgepflicht des Dienstherrn ein. Erschreckend war für mich auch, wieviel seiner Energie in Nebenbaustellen geflossen ist anstatt in die Ermittlungsarbeit.

Im Verlaufe des Buches vermischt der Autor zunehmend die sachliche Beschreibung von Begebenheiten mit seinen persönlichen Befindlichkeiten. Es gipfelt darin, daß seine Frau, als Sozialpädagogin in einer JVA tätig, Opfer einer Geiselnahme wurde, was ich keinem Menschen wünsche. Es ist sicher für den Autor und seine Frau ein schlimmes Erlebnis, aber es hat mit dem Fall Barschel überhaupt nichts tun.

Mein Fazit:
Zwischenzeitlich war ich mehrfach versucht, das Buch zur Seite zu legen, ohne es zu Ende zu lesen, weil einfach die zunehmende Gewichtung seiner Befindlichkeiten für mich „schwer verdauliche Kost“ war.
Über eine Frage denke ich immer noch nach. Ist es dem Autor einfach nur immer schwerer gefallen, seine Wut und seinen Frust draussen vor zu lassen? Oder hat er dieses Buch geschrieben, um das Bild seiner umstrittenen Person aus seiner Sicht zu korrigieren?

Veröffentlicht am 16.11.2018

Adventszeit in St. Peter-Ording

Dünenwinter und Lichterglanz
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Der Anfang hat mich eigentlich sehr traurig gemacht. Gerda und Hans verlieben sich ineinander. Bei Gerdas Abreise ist er nicht am Bahnhof. Über den Grund wird man im Unklaren gelassen. Ist die Liebe damit ...

Der Anfang hat mich eigentlich sehr traurig gemacht. Gerda und Hans verlieben sich ineinander. Bei Gerdas Abreise ist er nicht am Bahnhof. Über den Grund wird man im Unklaren gelassen. Ist die Liebe damit schon zu Ende?

Alida liebt ihre Fernsehsendung so sehr, daß sie dafür auch ihr ganzes Privatleben opfert. Dann wird ihr mitgeteilt, daß die Sendung mit sofortiger Wirkung eingestellt wird. Und nun? Bevor sie die Konsequenzen überhaupt richtig begreifen kann, kommt gleich die nächste Hiobsbotschaft: Ihre Oma Nani ist gestorben.

Beim Ausräumen des Hauses der Oma findet sie versteckte Liebesbriefe, eine Kette und ein Foto, das ihre Oma mit einem unbekannten Mann in St. Peter-Ording zeigt. Die Oma hat zeitlebens ihr Geheimnis um die voreheliche Liebe bewahren können.

Ich war sehr schnell von der Handlung gefangen. Die Protagonisten wirkten alle sehr authentisch und sympathisch auf mich. Es wird eine insgesamt runde Geschichte erzählt, die zwar nicht mit großen Höhen und Tiefen aufwarten kann, aber stattdessen mit friesichen Traditionen und viel Detailreichtum punkten kann.

Gerade für die Vorweihnachtszeit eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.11.2018

Packender Nordfriesen-Krimi

Sörensen fängt Feuer
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„Sörensen fängt Feuer“ ist der zweite Fall des ursprünglich aus Hamburg stammenden Kriminalkomissars in Katenbüll und kann ohne Vorkenntnis des ersten Buches gelesen werden.

Der erste Fall „Sörensen ...

„Sörensen fängt Feuer“ ist der zweite Fall des ursprünglich aus Hamburg stammenden Kriminalkomissars in Katenbüll und kann ohne Vorkenntnis des ersten Buches gelesen werden.

Der erste Fall „Sörensen hat Angst“, ein Missbrauchsskandal, hat die Gemeinde nachhaltig erschüttert. Die Nachwirkungen sind auch im zweiten Fall immer wieder präsent. Die Bewohner und auch die Bürgermeisterin von Katenbüll reagieren äußerst empfindlich, als es zu einem neuerlichen Kriminalfall kommt. Man fürchtet, daß der Ortsname nur noch mit Negativ-Presse in Erinnerung bleibt.

Kurz vor Weihnachten findet Ole Kellinghusen nachts Jette an einer Landstrasse: blind und nur mit einem Nachthemd bekleidet. Ihren Nachnamen weiß sie nicht. Bei ersten Ermittlungen stoßen Sörensen und seine Kollegin auf eine Leiche, die allem Anschein nach Jettes Vater ist. War es womöglich Jette, die ihren Vater umgebracht hat?

Schnell wird klar, daß Jettes Vater einer Sekte angehörte. Warum hat ihr Vater sie im Keller gefangen gehalten?

Sörensen hat sein Hamburger Leben noch nicht wirklich hinter sich lassen können. In Katenbüll ist er aber auch nach drei Monaten noch nicht wirklich angekommen, war er doch gleich mit den Ermittlungen zu seinem ersten Fall beschäftigt. Seine größte Baustelle, die Angststörung, macht ihm immer noch zu schaffen. Ob es wirklich klug ist, während den Ermittlungen zu dem zweiten Fall die Dosierung seiner Tabletten zu reduzieren, muß sich zeigen.

Trotz des ernsten Themas schafft es der Autor, daß man bei etlichen Dialogen, u.a. mit Sörensens Kollegin Jennifer Holstenbek, unweigerlich schmunzeln muß.

Bereits ab den ersten Seiten war ich von der Handlung gefangen, und es ist mir immer schwerer gefallen, das Buch aus der Hand zu legen. Bis zum Schluß gab es immer wieder unerwartete und spannende Wendungen.

Wenn Sörensen mal wieder in Katenbüll ermitteln muss (was die Bürgermeisterin wahrscheinlich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringen würde ), das Buch steht dann auf alle Fälle auf meiner Wunschliste.