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Veröffentlicht am 29.06.2021

Zusammen ist man weniger allein – viele für einen, einer für viele 😉

Kaputte Herzen kann man kleben
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Ein normaler Alltag, welcher sich in jeder beliebigen Stadt – hier München – abspielen kann: Luisa, alleinerziehend, lebt mit ihrer Tochter Amelie in der Großstadt und versucht der Lage „Frau“ zu werden. ...

Ein normaler Alltag, welcher sich in jeder beliebigen Stadt – hier München – abspielen kann: Luisa, alleinerziehend, lebt mit ihrer Tochter Amelie in der Großstadt und versucht der Lage „Frau“ zu werden. Vollzeitarbeit im Gesundheitsbereich (als Hebamme), Amelies Alltag arrangieren plus schulische Verpflichtungen für beide (Hausaufgaben/Lernen, elterliche Mitarbeit), Miete und andere Ausgaben stemmen – und das alles ohne familiäre Unterstützung. Kurz gesagt: Sie reist sich einen Arm aus. Das sich die Unmengen an Belastungen irgendwann rächen, war/ist abzusehen. Krankgeschrieben wegen „Rücken“ reist sie genötigte von ihrer exzentrischen Tante Mimi (nach einem telefonischen Zusammenbruch) in den Norden – nach Sankt Peter Ording (SPO) – um in der alten Heimat abzuschalten. Tom, der umwerfende Osteopath (von Mimi für ihren Rücken beauftragt), erobert in kleinen Schritten ihr Herz und so nebenbei scheinen die Schmerzen zu vergehen. Auch findet sie unverhofft eine Frauenclique und fühlt sich so in SPO sehr wohl. Mit jedem Tag, jeder Woche, die sich ihre Krankschreibung dem Ende nähert und den Gedanken an das alte Leben nehmen die Schmerzen und Gewissensbisse wieder zu. Was außerdem ein Fohlen, der Hund Fr. Ahorn, Fiete und ein kryptischer Eintrag im Kirchenbuch, in diesem Buch mit Tiefenwirkung bzgl. Mental Load, der Anerkennung von Gesundheitsberufen etc. zu suchen haben? – Das kann man(n) im neuen Roman von Kristina Günak „Kaputte Herzen kann man kleben“ herausfinden.

„Als ich mich umdrehte, konnte ich meine eigene Spur klar und deutlich im Sand erkennen. Ich sah den Weg, den ich zurückgelegt hatte. Wenn es doch nur im Leben auch so einfach wäre, seinen Weg zu erkennen.“

Das Cover ist so typisch für ein Buch von Kristina - ein Hingucker! Richtig schön, man ist mit dem Leuchtturm, der Möwe und den Mohnblumen gedanklich gleich an der See. Diese angenehme Illustration strahlt eine gute Laune, zudem ist die Farb- und Schriftgebung sehr angenehm.

Man taucht gleich in eine andere Welt ab, wenn man zu Lesen beginnt - dank der begnadeten Schreibweise. Locker, leicht und flüssig ist der Roman zu lesen – man ist auch gleich wegen der diversen dauerhaft aktuellen, „angeschriebenen“ Themen voll im Roman vertieft.

Luisa ist eine sehr starke Frau, Mutter. Welche Probleme sie mit Tante Mimi hat und warum sie sich damals nicht von ihrer Mutter verabschieden konnte, werden im Laufe des Buches aufgelöst. All dies hat sie so stark werden lassen, vielleicht zu stark – alles muss/kann man allein schaffen, man braucht keine Hilfe. Nein!!!

„Herz öffnen statt Kopf zerbrechen.“

Nach und nach muss sie ihre Mauern abreisen und sich helfen lassen. Wie gut das sie in Suse, und den anderen Frauen richtig gute Freundinnen findet. Ich mag Luisa, sie spiegelt das Bild einer taffen jungen Mutter wieder, die alles für ihr/e Kinder auf sich nimmt.

Auch Amelie wird im Laufe der Geschichte immer selbstständiger und ist nicht mehr so isoliert wie im Großstadtdschungel – wobei sie auch sehr eingebunden war: Schule, Betreuung, Ballett. Zusammen allein!? Sie blüht richtig auf.

Tom, er ist die zweite Hauptperson, im Buch. Nach dem schnellen Ableben seiner Schwester, greift er seinem Schwager mit den drei Kindern unter die Armen. Nebenbei arbeitet er noch in der stark frequentierten Praxis und hat auch für Luisa, scheinbar zeitunabhängig, eine Schulter zum Anlehnen. Ein Übermensch?! Er lässt sich nicht so schnell unterkriegen – äußerlich. Außen hart, innen weich.

Beide bzw. mit Amelie, alle drei fühlen sich zusammen wesentlich besser, auch wenn es etwas braucht dies zu (be-)greifen.

„Das Leben ist kurz. Brich die Regeln, verzeihe schnell, küsse langsam, liebe wahrhaftig, lache hemmungslos und bedauere niemals etwas, das ich zum Lachen gebracht hat.“

Ein schöner, zeitloser Roman ist Kristina hiermit wieder einmal gelungen. Ich mag ihre Bücher! Sie schafft es trotz der ernsteren Themen: Einsamkeit in der Großstadt (paradox), Mental Load, Alleinerziehend zu sein und dennoch Vollzeit zu arbeiten, Mietpreise in Städten, das Coming-Out…einem mit einer Leichtigkeit durch das Buch zu führen. Man fühlt sich wohl, fühlt mit den „Darstellern“ und kann sich gut in die jeweilige Situation/den Ort hineinversetzen.

Wie gerne würde man sich nach SPO in einen Strandkorb beamen und gemütlich mit einer Decke und etwas zum Trinken in dem Roman schwelgen; zwischendurch ein Blick auf die Nordsee und im Hintergrund das Kreischen der Möwen und das Rauschen des Meeres: ein Wohlfühlroman durch und durch!!! (und der obligatorische Hund ist auch wieder mit von der Partie 😉 )

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  • Erzählstil
  • Charaktere
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  • Gefühl
Veröffentlicht am 11.04.2021

80:20 ... Was wir ändern/angehen können für ein „repowertes“ Leben

Re-Power
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Ach wie schön! Es geht weiter nach MidlifeCare; schon dieses Buch hat mir einen besseren Einblick in meinen Körper gewährt und nun wird praktisch darauf aufgebaut. Re-Power gleich Wieder-Kraft. Auffüllung ...

Ach wie schön! Es geht weiter nach MidlifeCare; schon dieses Buch hat mir einen besseren Einblick in meinen Körper gewährt und nun wird praktisch darauf aufgebaut. Re-Power gleich Wieder-Kraft. Auffüllung der Reserven bzw. Stärkung des Immunsystems, wie können wir diese Bereiche selbst beeinflussen? (80 % sind beeinflussbar, 20% genetisch bedingt.) Diesem Thema gehen die beiden Ärztinnen/Autorinnen Dr. med. Susanne Esche-Belke und Dr. med. Suzann Kirschner-Browns in ihrem neuen Werk „Re-Power“ nach.

Das Cover ist schön...liegt daran, dass ich Orange zu meinen Lieblingsfarben zähle, ...die Aufteilung, die Blatt-applikationen, sowie die Unterschiedliche Schriftart von Re- und Power ziehen den Blick aufs Cover. Plus das Sigel der beiden Damen.

Von Charakteren kann man hier nicht sprechen, die beiden Autorinnen besitzen ein gutes Fachwissen und Erfahrung, welche auch wieder durch eigene Alltagserfahrungen und -erprobungen z.B. von verschiedenen Rezepten mit in das Buch einfließen.

Das Buch ist in 4 Hauptbereiche eingeteilt:
1. Health-Care:
Wie beeinflusst der Darm unser Immunsystem? Wie kann man ihn pflegen und was sollte man lieber weglassen bzw. reduzieren?
2. Heart-Care:
Klein aber fein: die Schilddrüse. Wie viel sie ausmacht, und was die Folgen sein können, wenn sie sich hormonell nicht im Gleichgewicht befindet? Liest man hier, plus Anregungen.
3. Mind-Care:
Zuckerkonsum, Stress etc. Wie entgeht man diesen Faktoren?
4. Soul-Care:
Achtsamkeit, sich einen Rückzugsort suchen, wie findet man seinen Flow?

Im hauptsächlichen geht es darum etwas wegzulassen und dadurch dem Körper zu ermöglichen wieder zu seinem natürlichen Gleichgewicht zu kommen; sich auch mal wieder um sich selbst zu SORGEN. Ob man dies nun durch positive Affirmationen, Journaling, Sport z.B. Yoga oder durch Essen vollzieht? Hier bekommt man jede Menge Input.

Gut gefallen haben mir die Rezeptanregungen, die Tabellen und vor allem die diversen Bilder/Grafiken.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, auch wenn ich mich auf Grund der Vielzahl an Informationen teilweise overloaded gefühlt habe. Wie auch beim ersten Buch, werde ich dieses griffbereit halten, um etwaige Sachen nachzuschlagen.

Das Buch hat mir gut gefallen ich habe einige Anreize erhalten, welche mein Leben bereichern, auch finde ich es immer gut, wenn man ein entsprechendes Backgroundwissen so nett aufbereitet, serviert bekommt.

Von mir erhält das Buch 4,5 von 5 Sternen.

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  • Thema
  • Umsetzung
Veröffentlicht am 29.03.2021

Sagenumwobene Zeitreise: Zurück in die Zukunft/Vergangenheit

Durch die Nacht und alle Zeiten
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Und wieder einmal hat uns Eva Völler mit in eine sagenhafte – wörtlich – Geschichte entführt.
Lori – alias Loreley - muss/ist mit ihren Eltern zu einem Rollenspiel-Festival „Preuße/General Blücher gegen ...

Und wieder einmal hat uns Eva Völler mit in eine sagenhafte – wörtlich – Geschichte entführt.
Lori – alias Loreley - muss/ist mit ihren Eltern zu einem Rollenspiel-Festival „Preuße/General Blücher gegen Frankreich“ - in der Nähe des Rheins und ist darüber nicht sehr erfreut. Um ihrer nervigen Schwester und den diversen Verpflichtungen zu entgehen beschließt sie einen Spaziergang zu machen. Wie von Ort, weit über dem Rhein, angezogen landet sie dort setzt sich auf einen Felsen mit Blick auf den Fluss. „Was hatte es letzte Nacht mit diesem komischen Traum und den blauen, brennenden Händen auf sich?“ ist sie noch in Gedanken, doch da war die Frage schon fast geklärt. Sie ist ein Medium und der Ort (in der näheren Umgebung) das Tor – hier besteht die Verbindung in die Vergangenheit (1813) /Zukunft. Nun befinden sich Thomas und vier Franzosen in der heutigen Zeit und versuchen ihre damaligen Aufträge dennoch zu beenden. Thomas der Lori als erstes begegnet scheint wie durch ein Band von Beginn an mit ihr verbunden zu sein, ohne sein Wissen. Es startet eine Jagd nach dem Gold, welches für General Blücher bestimmt ist, um die Franzosen zurückzudrängen.

Der Rhein, die Loreley-Sage, Geschichte – ist schon einmal eine gute Grundlage, um die Idee einer Zeitreisegeschichte aufzugreifen. Das Setting ist gut gewählt. Jeder kennt den Rhein und die Grundzüge der Sage. Die Geschichte lässt sich – wie immer bei Eva – sehr flüssig lesen und die Seiten fliegen nur so dahin. Man ist gefangen in der Geschichte! – auch wenn diese mich erst ab der Hälfte des Buches so richtig mitgenommen hat.

Thomas und Lori sind mir vom Anfang an sehr sympathisch, sie verstehen sich scheinbar blind, obwohl sie sich doch gar nicht kennen dürften.
Trotz ihrer jungen 16 Jahre ist Lori schon recht gewieft – sie ist nicht auf dem Mund gefallen - und hilft Thomas bereits nach dem kurzen Kennenlernen mit Kost und Logis. Das sie damit in eine Fehde zwischen Thomas und Montignac (Anführer der Franzosen) gerät – war ihr bis dahin nicht klar, obwohl sie scheinbar der Ursprung der Zeitreisen ist. Und ab der Hälfte des Buches kommen auch diejenigen, welche für Romantik und Liebe leben, „voll“ auf ihre Kosten. 😉
Thomas ist - ganz alte Schule – sehr pflichtbewusst und auch seinem Auftrag/Vater auch in der Zukunft treu. Ebenfalls ist die alte Schule – wie ich sie mal nennen – in seinem Verhalten gegenüber Lori und dem fast sofortig folgenden Heiratsantrag zu lesen/spüren, als ihn die Gefühle übermannt haben und es zu einem Kuss der beiden kam.

Wie sehr man seiner Familie/Gegenwart hängt wird einem erst bewusst, wenn es unfreiwillig verändert ist. War es nicht doch besser, so wie es war? Dies führt zu unterschiedlichen Emotionen
bei Lori und zeigt auf, dass man doch eigentlich dankbar für das Leben sein sollte, so wie es ist.

Oh,…das Cover! Ein Buch von Eva Völler? - Schon an der dezenten Farbe, sowie dem Schattenriss kann man erahnen, dass es dies ist. Der zentrierte Titel in kursiver, gebogener Schrift in golden eingefügt - harmonisch.

Anregend möchte ich erwähnen, dass ich mir noch eine Karte der Landschaft eventuell mit dem eingezeichneten Orten (Fels, gespaltener Baum, Versteck von Thomas) aus dem Buch gewünscht hätte. Des Weiteren fände ich einen Anhang mit Links oder einem kurzen Umriss der deutsch-französischen Rivalität (Wie es zu der Auseinandersetzung kam?) nicht schlecht.

Einige Schmunzler – wie schon in der Leseprobe geahnt – hat mir das Buch/die Geschichte wirklich entlockt. Gerne werde ich es meiner Tochter zum baldigen Lesen empfehlen.

Sterne? 4 von 5,
da mich die Geschichte erst so richtig ab der Hälfte gepackt hat und ich noch gern den ein oder anderen Hintergrund im Anhang erläutert bzw. zum Nachlesen gehabt hätte.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 04.01.2021

Ein Sommerhaus und die vom Schicksal vorherbestimmte Liebe

Hate You, Love You
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Wieder einmal hat es die Bestsellerautorin Penelope Ward geschafft, den Leser mit einer bezaubernden Geschichte in ihren Bann zu ziehen. Ihre Vorliebe für Kaffee, sowie die Tatsache das sie in einer Großfamilie ...

Wieder einmal hat es die Bestsellerautorin Penelope Ward geschafft, den Leser mit einer bezaubernden Geschichte in ihren Bann zu ziehen. Ihre Vorliebe für Kaffee, sowie die Tatsache das sie in einer Großfamilie aufgewachsen ist, (- man spürt in der Art der Erzählung, die unbeschreibliche, nicht zu kippende, natürliche Liebe -) finden sich immer wieder.

Was macht man, wenn man nach einer Dekade von Jahren wieder vor seinem Freund aus Jugendtagen steht? Kommt drauf an, weshalb man auseinander ging bzw. keinen Kontakt mehr hatte. Im Fall des „Hate you, love you“ hatte Amelia - laut ihren nicht einzuordnenden Gefühlen – nach einer für sie erschreckenden Aufdeckung einen Grund aus Justins Leben zu verschwinden. Dabei wollte er sie doch nur beschützen, um seiner Liebsten – Amelia ahnt nichts, trotz Anzeichen, dass er in sie verliebt ist – Leid zu ersparen. Nun wie das so ist, verliert man sich aus den Augen bzw. ignoriert den anderen, bis dieser aufgibt und seiner eignen Wege geht. Allerdings hatte das Nana – Amelias Großmutter und Justins Tagesmutter – nicht so für die beiden gewollt, und startet mit ihrem Sommerhaus, welches beide erben einen Versuch aus dem Jenseits die beiden wieder auf die Alte – ich verstehe dich blind – Spur zu bringen. Nur stellt sich das zu Beginn schwer ein, da Justin in den 10 Jahren ohne Kontakt den Hass auf Amelia gepflegt hat und zudem im Sommerhaus mit Freundin auftaucht. Dennoch verspüren beide noch die ehemalige Anziehung und spätestens nachdem sich für Amelia mit einem Mal alles verändert, und Justin ihr dennoch zur Seite steht, flammen die Gefühle wieder auf.

Das Cover zeigt auf der oberen Hälfte ein glückliches Paar, welches Stirn an Stirn die Augen nicht voneinander lassen kann. In Schreibschrift ist der Buchtitel auf einem hellbauen Hintergrund in der unteren Hälfte zu finden. Ebenso der Name der Autorin. Dieser allerdings ist heller als der Titel und in Großbuchstaben. Die Lichtpunkte verleihen dem Deckblatt zudem eine gewisse Leichtigkeit und erinnern einen sonnigen Tag.

Fast die gesamte Handlung findet in dem kleinen Sommerhaus, nahe des Strandes statt. Das Setting ist gut gewählt, auch da es sich in der Nähe von New York befindet und dennoch ländlich, idyllisch liegt. Der Plot? - nicht neu, aber dennoch nicht so vorhersehbar wie sonstige Liebesromane. Zudem schafft es Penelope Ward, dass man ab einem bestimmten Punkt – der schon sehr bald eintritt – nicht mehr zum Lesen aufhören kann. Was auch ihren begnadeten Talent zuzuschreiben ist, einen mit ihrer Sprachwahl, dem Schreibstil und der Tatsache wie die einzelnen Szenen geschrieben sind dem Leser mit in das Buch zu integrieren – die Bilder vor den eignen Augen sind gut vorstellbar.

Zu Amelia und natürlich Justin, um welche das Buch im Grunde geht. Beide hatte keine „normale“ Kindheit, was schon der Aspekt darlegt, dass Amelia meist bei ihrer Oma war und Justin tagsüber auch dort untergebracht war. Also hatten sie nur sich beide und lernten sich so lieben – platonisch, so glaubt man das im Jugendalter, wenn man die Gefühle nicht einordnen kann.

Amelia ist eine starke, selbstbewusste Frau…die mehr kann und aushält, als sie war haben will. Sie rafft sich nach dem ersten Schicksalsschlag auf, wird Lehrerin und schafft es auch nach der zweiten überraschenden Wendung in ihrem Leben nicht den Lebenswillen zu verlieren, trotz Schlafmangel 😉

Justin der nach Amelias Verschwinden nun allein ist, flieht in seine Musik. Zunächst versucht er bei ihrem ersten Aufeinandertreffen den harten Kerl zu geben, der nicht mehr an ihr interessiert sei – ist auch schwer mit einer Freundin im Schlepptau. Dennoch taut er langsam auf und findet einen neuen Weg zu Amelia und Hummelchen, wobei seine weiche Seite immer mehr erscheint.

Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen, auch wenn ich es nicht so gemocht habe, dass die Kapitel teilweise recht lang waren und ich bereits bei der ersten Erwähnung von Unwohlsein eine Vorahnung gehabt habe. Allerdings wird das durch die herzerwärmende Liebesgeschichte und auch der Tatsache, dass Justin so ein Sweety ist, wieder gut gemacht.

Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Aufdeckung einer Familiengeschichte im malerischen England

Das Geheimnis von Seynford Hall
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Sam(antha) wohnt mit – nun ja mit der Urne - ihrer Mutter in einer kleinen, heruntergekommen Wohnung. Um die Lebenskosten stemmen zu können hat sie sogar mehrere Jobs. Das Leben scheint für sie ein tristes ...

Sam(antha) wohnt mit – nun ja mit der Urne - ihrer Mutter in einer kleinen, heruntergekommen Wohnung. Um die Lebenskosten stemmen zu können hat sie sogar mehrere Jobs. Das Leben scheint für sie ein tristes Grau zu sein, bis zu dem Tag, an welchem sie sich mit ihrer Nachbarin auf den Weg nach Seynford Hall macht. Dort möchte sie dem „Auftrag“ des erhaltenen notariellen Schreiben nachgehen. Bei ihren Nachforschungen treffen sie auf Adalind (Seynford), Dave – einen Musiker und eine bezaubernde Landschaft, ab vom Trouble der Großstadt.

„Ich liebe es, in andere Charaktere einzutauschen, mit ihnen zu lieben, zu leiden, zu lachen.“
(Tanja Bern)

Das Cover/Layout gefällt mir sehr gut. Eine Frau in der Blumenwiese, welche auf die steinige, felsige Küste einer Stadt/eines Dorfes sieht. So stellt man sich England vor. Der Buchtitel fügt sich gut in das Bild ein, ebenso finden ich rundet der reinhängende Ast oben rechts das Bild ab.

Wie man anhand des Verzeichnisses sehen kann, ist die Geschichte in 4 großere Abschnitte untereilt. Zunächst hatte ich die Befürchtung, dass man dadurch durcheinanderkommen kann, aber dies hat sich nicht bewahrheitet. Die Übergänge sind kaum zu merken, und man kann in einem fort lesen. Was diese Tatsache unterstützt ist der Schreibstil der Autorin: locker, leicht, schöne Bilder zeichnend.

Eine Familiengeschichte zu schreiben, welche eine bis zu deren ursprünglicher Herkunft in eine Kleinstadt zurückversetzt, ist nichts Neues; ob jene nun in England, Australien oder sonst wo spielt. Dennoch wurde durch die Charaktere eine Szenerie geschaffen, welche man ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr verlassen möchte. Die Charaktere sind alle sehr passend, zu ihrem Auftreten und Wesen getroffen; man kann sich gleich mit Ihnen identifizieren und Ihre Gedanken nachvollziehen.

Der Spannungsaufbau – nun ja – war etwas mager, oder lag es an mir, da ich bereits ab dem ersten Kapitel von Adalind vermutete, wohin die Reise der Gesichte gehen würde. Allerdings ist die – ich nenne sie mal – Nebengeschichte von Sam und Dave sehr herzerwärmend und gleicht diesen Aspekt etwas aus. Schön fand ich das Sam und ihre Freundin später dorthin, an diesen Ort der „Überraschung“ ziehen und alle zusammen einen schönen Abschluss gefunden haben, auch die verbitterte Mrs Seynford.

Hier muss ich noch mal kurz einhaken. Das sie sich so verhält, und gibt, wie sie ist, ist nach ihrer Lebensgeschichte völlig zu verstehen; allerdings sind die Methoden, welche ihr Vater anwendet für die Zeit (1974) sehr antiquiert. Auch in der LR Diskussion wurde diese Tatsache häufiger erwähnt und der Zeitpunkt der Handlung – bezogen auf das Jahr – für nicht gut empfunden.

„…, und in diesen Augenblick bin ich auf gewisse Weise mit dem Herzen dort.“ (Tanja Bern)

An diesem Zitat merkt man, wie sehr die Schriftstellerin für ihr Buch lebt. In den Charakteren merkt man dies vom ersten Augenblick an.

Samantha ist eine Frau mit dem Motto: Selbst ist die Frau! Obwohl sie auch als „Mechaniker-Barbie“ bezeichnet wird, und nicht alle Männer ihr wohlgesonnen entgegentreten, schafft sie es dennoch sich zu behaupten. Nach dem Tod der Mutter ist sie einsam und hängt noch sehr an alten Ritualen. Wie gut, dass sie mit ihrer Nachbarin/Freundin für eine gewisse Zeit aus diesem Grau in Grau ausbrechen kann.
Dave – ein Musiker durch und durch. Der ein charmanter Kerl zu sein scheint. Er hat ein gutes Herz und weiß auch, wann er auf dieses zu hören hat. Sei es bei seinem Uropa oder bei der Liebe.

Das Buch hat mit sehr gut gefallen. Die Geschichte und der Handlungsort sind gut gewählt. Lediglich für die Vorausschaubarkeit und die Unstimmigkeit bzgl. des Zeitrahmen muss ich meine Bewertung um einen Stern mindern: 4 von 5 Sternen.




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