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Veröffentlicht am 09.08.2021

Skyward

Skyward - Der Ruf der Sterne
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Seit Spensas Vater bei der großen Schlacht um Alta gegen die feindlichen Krell Reißaus nehmen wollte und dafür abgeschossen wurde, lebt sie im Schatten des großen Feiglings.
Ihr sehnlichster Wunsch ist ...

Seit Spensas Vater bei der großen Schlacht um Alta gegen die feindlichen Krell Reißaus nehmen wollte und dafür abgeschossen wurde, lebt sie im Schatten des großen Feiglings.
Ihr sehnlichster Wunsch ist es, Pilotin zu werden, selbst zu kämpfen und die Ehre ihrer Familie wieder herzustellen. Es wird ihr nicht leicht gemacht, aber sie ergattert einen Platz an der Pilotenschule.
Kampflustig startet sie ihr Training, aber der Tod holt sie und ihre Teammitglieder schon bald in die Realität zurück. Sind Krieg und Kämpfe wirklich nötig? Wird das nicht alles völlig überglorifiziert? Ist es denn so feige, nicht sterben zu wollen? Was ist überhaupt wirklich bei der großen Schlacht mit Spensas Vater passiert? Und wer oder was sind eigentlich die Krell, die nie jemand lebend gesehen hat?

Sanderson hat hier einen ziemlich tollen und zum Teil auch richtig spannenden Science Fiction Auftakt geschaffen.
Protagonistin Spensa wirkt auf den ersten Blick wie das Klischee der "strong woman". Sie legt sich mit allen an, hat in ihrer Heimat – den Höhlen – kaum Freundschaften, will die beste Pilotin werden, verteidigt ihren Vater bis aufs Blut, ist tough, rau, angriffslustig und manchmal ziemlich aggressiv.
Das Schöne daran ist, dass sich das im Laufe der Geschichte gibt. Sie stellt fest, dass sie doch nicht so emotionslos und kriegslustig ist, schließt tolle Freundschaften und trauert um die Gefallenen. Sie hinterfragt immer mehr Dinge, muss sich Fehler eingestehen, an sich arbeiten. Das macht sie menschlich, nahbar und einfach sympathisch.

Auch alle anderen Kadettinnen und Kadetten der Staffel sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich war sogar richtig traurig, wenn es jemand nicht geschafft hat und habe bei jedem Kampf mit gefiebert.
FM war mir da eine der Liebsten. Ich mochte ihre Haltung zur Regierung und zum Krieg.

Spensa findet in einer Höhle außerdem zufällig ein altes Flugschiff, das technologisch ziemlich fortschrittlich zu sein scheint und eine etwas ulkige KI namens M-Bot mitbringt. Spensa und ihr Kumpel Rig fangen an, das Teil zu reparieren. M-Bot beschwert sich währenddessen gerne, ist aber eigentlich doch sehr umgänglich. Er vermisst einen Teil seiner Daten (also sozusagen seine Erinnerung) und mag Pilze. :)

Obwohl ich die ausführlichen Flugstunden und die Kampfszenen mochte, dauerten sie mir manchmal etwas zu lange. Irgendwann kam dann immer der Punkt, an dem ich mir gewünscht habe, dass es mit der Story weiter voran geht.

Zum Glück gibt es aber diverse Geheimnisse, die das Lesen bis zum Ende spannend machen. Zum einen ist da die Geschichte um Spensas Vater und die Frage, was tatsächlich passiert ist.
Dann ist da M-Bot mit seinem verborgenen Wissen, auf das er keinen Zugriff hat. Wie kam er in die Höhle, wer war sein Pilot, was sind seine Aufgaben, was könnte er über die Vergangenheit erzählen?
Und dann sind da natürlich die Krell. Ihre Technologie ist seltsam, aber überlegen. Dennoch greifen sie nie mit mehr als hundert Schiffen an, obwohl sie die Menschen ansonsten leicht überwältigen könnten. Und warum greifen sie überhaupt an? Wo kommen sie her? Und vor allem: was sind sie? Wie erwähnt hat niemand je einen lebend oder tot gesehen. Alles, was man von ihnen maximal findet, sind Teile ihrer Rüstung.

Der Schreibstil ist angenehm, ich bin durch die Seiten geflogen.

Wer also Science Fiction mit Kämpfen, gut geschriebenen Charakteren und Geheimnissen mag, sich dabei aber nicht an etwas langwierigen Szenen und einen Mangel an Weltall stört, wird mit diesem Buch Freude haben.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Blackout

Blackout
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"Blackout" ist eine Anthologie, in der unterschiedliche Teenager während eines Stromausfalls die Liebe und/oder zu sich selbst finden. Dabei sind die einzelnen Geschichten miteinander verbunden, weil sich ...

"Blackout" ist eine Anthologie, in der unterschiedliche Teenager während eines Stromausfalls die Liebe und/oder zu sich selbst finden. Dabei sind die einzelnen Geschichten miteinander verbunden, weil sich die Protas kennen, verwandt sind, in der selben Nachbarschaft wohnen etc. Außerdem sind sie auf dem Weg zu einer Party, die eine Art Finale darstellt.
Also alles im Stil von "Tatsächlich... Liebe!" und ich könnte mir dieses Buch wirklich ganz wunderbar als Film vorstellen.

Die Stories haben aber vor allem gemeinsam, dass die Protas People of Color sind und dass Liebe in all ihren Facetten vorkommt.
Seien es zwei Jungs, die auf die selbe Schule gehen und sich während des Stromausfalls in der U-Bahn endlich näher kommen, zwei Mädchen, die auf der Suche nach einem Foto eher die Liebe zueinander finden, ehemalige Geliebte, die eine zweite Chance bekommen, best friends, die sich eingestehen, dass da eigentlich mehr zwischen ihnen ist, die Protagonistin, die eine Pause von ihrer Langzeitbeziehung und vor allem Zeit für sich selbst braucht oder das typische meet cute von zwei Personen, die sich vorher gar nicht kannten.

Der Schreibstil hat mir, trotz der unterschiedlichen Autorinnen, von vorne bis hinten zugesagt.
Normalerweise gibt es in solchen Sammlungen ja immer den ein oder anderen Flop, aber das kann ich hier nicht behaupten. Mir hat jede Geschichte gefallen und über Kleinkram (wie einen super schlauen Busfahrer, der zufällig genau die richtigen Ratschläge gibt oder die etwas klischeehafte Geschichte der best friends) sehe ich gerne hinweg.

Richtig schön ist auch, dass Rassismus und Homofeindlichkeit hier keinen (großen) Platz bekommen haben. Die Charaktere dürfen sich mit ihren Gefühlen rumschlagen, die Zukunft planen, einfach sein.
Nicht falsch verstehen: solche Themen sind schon wichtig. Aber wir brauchen eben auch die herzerwärmenden Geschichten, die comfort reads, die ausnahmsweise mal nicht mit triggernden Slurs und Situationen aufwarten. Positive Representation ist so wichtig.

Insgesamt also eine schöne, super romantische Anthologie, die total viel richtig macht. Von solchen Geschichten möchte ich mehr!

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Leuchttürme

Die Leuchtturmwärter
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Ah, Leuchttürme. Sie üben auf viele Menschen eine Faszination aus und ich bin da keine Ausnahme. Als Person, die gerne Videospiele zockt, habe ich natürlich auch schon den ein oder anderen fiktiven Leuchtturm ...

Ah, Leuchttürme. Sie üben auf viele Menschen eine Faszination aus und ich bin da keine Ausnahme. Als Person, die gerne Videospiele zockt, habe ich natürlich auch schon den ein oder anderen fiktiven Leuchtturm erkundet, denn die kommen da relativ häufig vor, wenn man mal drüber nachdenkt.

Als ich jedenfalls Titel, Cover und Klappentext dieses Buches gesehen bzw. gelesen habe, war ich sofort Feuer und Flamme.
Ein Leuchtturm weit draußen, mitten im Meer, vom Land aus grade noch so zu sehen. Drei Wärter sind seit gut vierzig Tagen dort, als sich die Ablöse auf den Weg macht. Doch der Turm ist leer, die Wärter sind spurlos verschwunden, obwohl die schwere Tür von innen verschlossen ist.
Ein Suchteam durchkämmt alles, findet aber lediglich einen gedeckten Tisch, der aussieht, als hätte grade noch jemand daran gesessen. Alle Uhren sind zur gleichen Zeit stehen geblieben. Was ist passiert?
Zwanzig Jahre später wird ein Autor auf die Geschichte aufmerksam und beginnt, die Frauen der Wärter zu interviewen...

"Die Leuchtturmwäter" ist abwechselnd aus der Sicht von sechs Personen zu zwei verschiedenen Zeiten geschrieben und das hört sich erstmal viel an, ist aber überraschend stimmig und wenig verwirrend.
Im Jahr 1992 erzählen die Frauen (Helen, Jenny und Michelle) ihre Sicht der Dinge in der dritten Person. Zwischendrin gibt es dann Kapitel, in denen sie mit dem Autor sprechen, der sich für die Geschichte interessiert. Diese sind wie ein langer Monolog in der Ich-Form geschrieben, der Autor kommt nicht direkt zu Wort, man kann anhand der Antworten der Frauen nur erahnen, was er fragt.
Im Jahr 1972 berichten die Männer (Arthur, Bill und Vince) ebenfalls in der Ich-Form, wie es ihnen auf dem Turm ergeht. Am Anfang ist alles noch ziemlich mysteriös und schnell wird klar, dass es mehrere Geheimnisse gibt, die sich nach und nach mit der Story entfalten.
Ohne großen Knall, sondern ganz leise und natürlich. Das hat mir ziemlich gefallen.
Die Charaktere wirkten auf mich realistisch und mehrdimensional. Alle haben ihr Päckchen zu tragen.
Der Part der Wärter ist bedrückend und beengt, genau wie der Turm selbst, von dem man nicht einfach so wegkommt, wenn man erstmal da ist. Gleichzeitig gibt es auch einen kleinen Einblick in die Arbeit der Männer, was schon sehr interessant ist, vor allem, da es diesen Beruf heute nicht mehr gibt. Man merkt, dass sich die Autorin sehr mit der Thematik auseinandergesetzt und ihre Hausaufgaben gemacht hat. (Außerdem hat sie sich von einem echten Fall inspirieren lassen, denn um 1900 sind tatsächlich drei Wärter in Schottland auf mysteriöse Weise verschwunden.) Die Frauen gefielen mir im Laufe der Geschichte immer besser und ich habe ihren Part - vor allem zum Ende hin - als sehr hoffnungsvoll empfunden. Trotz allem, was zwischen ihnen steht, haben sie eine Verbindung.

Insgesamt eine tolle Geschichte; mysteriös, bedrückend, traurig, aber eben auch mit Hoffnungsschimmer. Ich ziehe nur einen Stern ab, weil es an manchen Stellen etwas zu langatmig wurde.

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Veröffentlicht am 18.07.2021

Farben

In all seinen Farben
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Der siebzehnjährige Robin hat es grade nicht so leicht. Sein Freund steht nicht öffentlich zu ihm und hängt mit homophoben Blödmännern rum, eine Absage von der Schauspielschule wirft ihn aus der Bahn und ...

Der siebzehnjährige Robin hat es grade nicht so leicht. Sein Freund steht nicht öffentlich zu ihm und hängt mit homophoben Blödmännern rum, eine Absage von der Schauspielschule wirft ihn aus der Bahn und zu allem Überfluss gibt es auch noch einen Neuen in der Klasse, der ihn komplett verwirrt.
Damit er auf andere Gedanken kommt, schleppen ihn seine Freund*innen Natalie, Priya und Greg an seinem Geburtstag in einen Gay Club, in dem eine Drag-Veranstaltung stattfindet. Robin ist sofort hin und weg von den bunten, tanzenden und singenden Queens. Ob er das auch könnte?

"In all seinen Farben" ist ein richtig schönes Jugendbuch mit einem tollen Protagonisten. Robin ist ein eher sensibler, freundlicher Junge, der auch kein Problem damit hat, seinen Tränen freien Lauf zu lassen.
Er hat ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Mutter und Freundschaften, die ihm wichtig sind. Im Laufe der Geschichte lügt er ein paar Mal, um seine neue Leidenschaft auszutesten, allerdings finde ich das gar nicht so schlimm wie die Leute in seinem Umfeld.

Robins Kumpel Greg ist eine Art sanfter Riese, den ich sehr mochte. Priya, seine Mitschülerin im Tanzkurs, taucht nicht ganz so oft auf, war mir aber sympathisch. Am wichtigsten ist ihm aber seine beste Freundin Natalie, zu der ich während der Geschichte eine Art Hassliebe entwickelt habe. Erst fand ich sie nervig, weil sie jeden Satz mit "Süßer / Schatzi / Darling / Babe / andere Kosenamen" einleitet oder beendet. Das machen die anderen teilweise zwar auch, aber eben nicht so exzessiv. Dann wurde ich wärmer mit ihr, weil ich es mochte, wie sie zu sich und ihren Bedürfnissen steht, wie sie Robin den Rücken stärkt, sich aber gleichzeitig nichts von ihm gefallen lässt.
Am Ende hat sie es dann aber für mich leider wieder maßlos übertrieben, denn so schrecklich benimmt sich Robin mit der Drag Sache nun auch nicht und sie ist mir da ein bisschen zu dramalastig. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass sie vielleicht begreifen muss, dass er nicht ihr "token gay" ist.

Robins geheimer Freund, Connor, tat mir anfangs ziemlich leid, weil ich weiß wie es ist, sich nicht vor der ganzen Familie outen zu können. Die Typen, mit denen er sich umgibt, hat er aber selbst ausgewählt und dass er Robin nicht hilft, als dieser von ihnen angegriffen und beleidigt wird, geht gar nicht. Die ganze Beziehung ist nicht gesund, aber zum Glück gibt es den Neuen, Seth, der Robins Herz nicht nur höher schlagen lässt, sondern ihm auch beisteht (und der ein bisschen geheimnisvoll wirkt).

Robins beginnende Leidenschaft für Make-Up und Drag wird vorsichtig größer, wober er anfangs noch unsicher und nervös ist. Das kam total realistisch und natürlich rüber. Er muss viel üben, um besser zu werden, statt gleich ein komplettes und perfektes Gesicht schminken zu können. Die Queens im Club nehmen ihn unter ihre Fittiche und da hat mir besonders gefallen, dass es auch zwei Frauen (eine trans und eine cis) gibt, die Drag machen und dass auch angesprochen wird, wie schwer es Frauen in dieser Kunstform haben. Außerdem gibt es einen Drag King. Ich habe Drag tatsächlich immer als etwas ausschließend empfunden, daher fand ich diese Inklusivität super.

Zum Ende hin gibt es nochmal ordentlich Drama, nicht nur mit Robins bester Freundin, sondern auch mit seiner Mutter, die ich auf einer Seite verstehen konnte, auf der anderen aber etwas überzogen fand.

Der Schreibstil ist typisch Jugendbuch, man fliegt sehr schnell durch die Seiten. Im Anhang gibt es außerdem eine hilfreiche Erklärung der wichtigsten Begriffe, die vielleicht nicht alle kennen können.

Am Ende also eine wirklich schöne Coming of Age Geschichte, mit tollen Charakteren, Drama, Liebe, Freundschaft und einem kleinen Einblick in die Drag Szene. Sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Karte

Die Karte
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Ich mochte Thriller immer. Aber in letzter Zeit stören mich die klischeehaften Charaktere und der oft eher simple Schreibstil doch sehr. Und so richtig überraschen kann mich auch selten was. Bei diesem ...

Ich mochte Thriller immer. Aber in letzter Zeit stören mich die klischeehaften Charaktere und der oft eher simple Schreibstil doch sehr. Und so richtig überraschen kann mich auch selten was. Bei diesem Buch war das leider auch wieder der Fall, es kommen aber noch andere Sachen hinzu, über die ich mich geärgert habe.

Die Geschichte beginnt mit einem Mann, der eine Gestalt am Haus der Nachbarinnen beobachtet, diese zur Rede stellen möchte und dafür ein Messer ins Auge gerammt bekommt. Kurze Zeit später wird eine dieser Nachbarinnen beim Joggen brutal ermordet. Jens Kerner ermittelt.

Eins meiner größten Probleme waren die beiden Frauen, Laura und Eva, die ein Paar sind. Da hat man schon mal queere Charaktere und dann werden sie natürlich gnadenlos sexualisiert. Den ersten Blick auf die zwei wirft man durch die Gedanken des Nachbarn, der sich grade überlegt, seine Frau zu schlagen und dann dazu übergeht das Paar beobachten zu wollen, um hoffentlich zu sehen, wie die beiden "es sich besorgen". Ich kotze.

In der einzigen Szene, in der die zwei Frauen miteinander interagieren, geht es natürlich auch darum, dass sie später noch Sex haben werden.
Jens Kerner bemerkt ebenfalls immer wieder die Körper der Frauen, sei es die enge Shorts von Eva (dass sie eng sind, wird mehrfach betont) oder wie trainiert sie sind.

Da eine von ihnen stirbt (kein Spoiler, das passiert relativ am Anfang und man sieht es eine Meile weit kommen), haben wir hier wieder den Bury Your Gays Trope, aber naja, bei einem Thriller verzeih ich es mal.

Merkwürdig finde ich auch, dass die beiden in einem "gläsernen" Haus wohnen, keine Gardinen oder Vorhänge haben und man von überall rein gucken kann. Hat sich mir nicht erschlossen, zumal es sie ja stört, dass zum Beispiel der Nachbar gafft.

Das ist auch gleich das nächste Ding. Laura erzählt Kerner zweimal, dass sie häufig angegafft wurden oder mit dummen Sprüchen zu kämpfen hatten, vor allem auch beim Joggen. Statt das zu akzeptieren, die Realität dieser Frauen ernst zu nehmen und sich vielleicht mal zu überlegen, wie belastend und nervig solche alltäglichen (!) Erfahrungen sein können, denkt er nur (sinngemäß): "Oh Mann, schon der zweite Hieb gegen Männer, nicht alle Männer sind so."

Den Reflex hat er dann später nochmal, als ihn eine Anwältin über die wahnsinnige Gewalt an Frauen und die Incel-Szene aufklärt. Dass es hier ein sehr auffälliges und vor allem strukturelles Problem gibt, das sich nicht mit „not all men“ lösen lässt, ignoriert er.

Was mir in letzter Zeit auch häufiger in Thrillern begegnet, sind die Seitenhiebe gegen Social Media, Selfies etc. Da werden Leute verurteilt, weil sie ihre Fitnessergebnisse teilen und es gewagt haben, knappe Laufklamotten zu tragen, die wahrscheinlich auch einfach funktional sind. Das sowas auch Motivation sein kann ist ja wurscht. Kerners Haltung: Internet böse!
Ich frage mich übrigens sowieso, wieso der Gute noch im Dienst ist, weil er offensichtlich generell die letzten zwanzig Jahre der technischen Entwicklung verpennt hat, aber gut.

Irgendwie ist es auch immer merkwürdig, wenn weibliche Charaktere explizit als "starke Frauen" beschrieben werden, so als müsste man das dazu sagen, weil Frauen halt normalerweise eher schwach sind. Hab noch nie Sachen wie "er war offensichtlich ein starker Mann" gelesen.

Komplett kurios auch die Frage von Kerner, ob das Opfer "ausschließlich lesbisch" war, statt zu fragen, ob sie vielleicht bi gewesen sein könnte.

Oh und es gibt Becca, Kerners Geliebte im Rollstuhl, die an ihm so toll findet, dass er nicht so "krampfhaft politisch korrekt" mit ihr ist und die ihn so richtig schön über den Klee lobt. Allgemein wird er von Außenstehenden als der absolut zuverlässige Held mit riesen Gerechtigkeitssinn dargestellt, auch wenn ich ihn nicht so empfunden habe.

Das Ende war dann aber richtig an den Haaren herbeigezogen.

Ich will nichts spoilern aber im Prinzip trieft diese Geschichte nur so vor Misogynie (und alle Hauptopfer sind mal wieder weiblich – die Obsession mit toten Frauen in Thrillern ist schon echt bezeichnend) während es dem Autor super wichtig war, irrationale Männerhasserinnen zu beschreiben (die in ihrem "Hass" übrigens ziemlich zahm und meistens sogar im Recht sind). Fast schon wie eine veränderte Form der Hufeisentheorie. Ich war echt baff.

Wie immer ist das aber nur meine ganz subjektive Meinung und wenn andere das Buch genießen konnten, dann freue ich mich. Nichts ist schlimmer als verschwendete Lesezeit.

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