Lesenswert
Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kannMos Geschichte ist trotz des Titels, der im Deutschen eher ein typisches Jungendbuch mit Romanze suggeriert, keine leichte.
Der neue Partner ihrer Mutter bekommt nicht nur den Löwenanteil der Aufmerksamkeit, ...
Mos Geschichte ist trotz des Titels, der im Deutschen eher ein typisches Jungendbuch mit Romanze suggeriert, keine leichte.
Der neue Partner ihrer Mutter bekommt nicht nur den Löwenanteil der Aufmerksamkeit, sondern auch das Geld, das eigentlich für Mos Essen gedacht ist - außerdem wird er ihr gegenüber handgreiflich.
Ihre Flamme Sam ist mit einem anderen Mädchen zusammen.
Und ihre Freundin Naomi haut ständig ab und wird beim Klauen erwischt.
An den Schreibstil musste ich mich erstmal gewöhnen. Das ganze Buch ist wahnsinnig Slang-lastig und Mo, die in der Ich-Form erzählt, nicht die sympathischste Protagonisten.
Ihre Rotzigkeit mag nerven, ist aber realistisch und verständlich.
Der Autor hatte hier absolute keine Berührungsängste, die Mädchen Fluchen oder gar gewalttätig werden zu lassen, was ich ihm hoch anrechne.
Ebenfalls ein dickes Plus war für mich die Auflösung und Aufarbeitung des Geheimnisses der Mutter. Man hat Mitleid mit Mo und findet ihre Situation schrecklich, doch gleichzeitig versteht man mit ein bisschen Empathie eben auch die Situation der Mutter.
An dieser Stelle hat mich die Geschichte wirklich aufgewühlt, weil ich eine Zeitlang durch eine ehrenamtliche Tätigkeit Kontakt zu Frauen in schlimmen Situationen hatte. Grade deshalb weiß ich auch, wie schrecklich Be- und Verurteilungen für diese sind - und wie wenig hilfreich oder zielführend für alle Beteiligten.
Mos Love-Interest Sam wird so ein bisschen als Nice Guy vorgestellt. Die beiden hatten über den Sommer was miteinander, dann kam er allerdings mit einem anderen Mädchen zusammen: Shevray.
Sie ist das typische Hassobjekt, an dem sich Mo und ihre Freundinnen abarbeiten können, bis hin zur Entmenschlichung, wie es bei Mädchen und Frauen leider oft passiert.
Glücklicherweise spielt der Autor hier aber nicht mit und schenkt uns auch winzige Einblicke in die andere Seite, bzw. lässt uns spüren, dass es sich nicht um eine eindimensionale Klischee-Figur handelt, sondern um eine Person mit eigenen Gedanken und Gefühlen.
Sam blieb mir dagegen ein klein wenig zu blass.
Er scheint Mo sehr gerne zu haben, hat aber auch Angst, dass durch eine Veränderung der Beziehung ins Romantische die langjährige Freundschaft kaputt geht. Mehr als das gibt er aber nicht her und wenn ich Mos Beschreibung ihrer Sommer-Romanze so lese, scheint er auch nicht der größte Freund eines "Neins" zu sein.
Was mit ihm im Laufe der Geschichte passiert, ließ mich zwar nicht gänzlich kalt, hat mich aber auch nicht so traurig gemacht, wie ich es bei derart schlimmen Ereignissen erwarte.
Insgesamt habe ich mich manchmal ein klein wenig gelangweilt, das muss ich zugeben. Es war wohl einfach nicht komplett mein Ding und ich hatte ursprünglich etwas anderes erwartet.
Dennoch sind viele Themen gut gehändelt, der Autor schreibt besser über Mädchen und Frauen, als es so manche Autorin tut.
Gefallen haben mir auch die ganzen Pop- und Nerdkultur Anspielungen und Sprüche. Von Harry Potter bis Herr der Ringe ist alles dabei und das gibt dem Buch den nötigen Teenie-Ton.
Das Ende hat mich überzeugt, ein bisschen offen, aber es geht in die richtige Richtung.
Alles in allem, ja, lesenswert. Mit Schwächen.