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Veröffentlicht am 09.08.2019

Spannend

Fremd
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Ich glaube kein Buch habe ich in diesem Jahr so sehnsüchtig erwartet, wie Fremd von Ursula Poznanski und Arno Strobel.
Die Grundstory ist eigentlich recht schnell zusammengefasst: Die Protagonistin, Joanna, ...

Ich glaube kein Buch habe ich in diesem Jahr so sehnsüchtig erwartet, wie Fremd von Ursula Poznanski und Arno Strobel.
Die Grundstory ist eigentlich recht schnell zusammengefasst: Die Protagonistin, Joanna, hat ihren (zukünftigen) Mann vergessen. Der Protagonist, Erik, hat keine Ahnung, warum seine Verlobte sich nicht an ihn erinnern kann.
Gedächtnisverlust - das ist meistens ein Stoff, aus dem gute Thriller gemacht sind. Man wächst mit dem Hauptcharakter, findet gemeinsam Dinge heraus, ist zusammen ahnungslos und überrascht.
So auch in dieser Geschichte, allerdings mit einem kleinen Twist: Sie ist nämlich abwechselnd aus der Sicht von Joanna und Erik geschrieben. Mir hat das ziemlich gut gefallen, denn der Schreibstil war bei beiden gut (und kaum voneinander unterscheidbar) und die Charaktere wirkten glaubhaft.
Vor allem der Anfang und der Mittelteil waren unglaublich stark. Ich hatte so viele Fragezeichen im Kopf. Habe mich ständig gefragt, wer wohl die Wahrheit sagt. Habe jedes Wort misstrauisch betrachtet.
Kennt Joanna Erik tatsächlich nicht und er ist ein verrückter Stalker? Oder hat sie ihn wirklich vergessen? Wenn ja, wie und warum?
All das baut einen großen Spannungsbogen auf und ich konnte mich teilweise gar nicht vom Buch losreißen, ich wollte unbedingt die Auflösung wissen.
Und damit komme ich zu den Mankos:
Zum einen fand ich die Nebenfiguren teilweise recht blass und klischeebehaftet. Bestes Beispiel ist Eriks Ex Nadine, die noch nicht über ihn hinweg ist (und sich teilweise so irrational verhält, dass ich mich kurz an das New-Adult-Genre erinnert fühlte schauder). Dass sie ein Miststück ist, sollen Lesende bereits an ihrer Kleidung erkennen: Kurzer Rock, Stöckelschuhe und perfekt sitzendes Make-Up. Denn das steht ja schließlich für Hinterhältigkeit! (Sarcasm off)
Dann gibt es ein paar Kleinigkeiten im Schreibstil zu bemängeln (aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau): Ein paar Dinge wurden zu oft benutzt (z.B. "Ich fühle/horche in mich hinein und...") und manchmal wirkte die Wortwahl in den Gesprächen ein wenig unrealistisch (Erik sagt z.B. irgendwann "Ich habe Wechselkleidung in der Firma deponiert" und ich glaube, so gewählt drück man sich zuhause beim Partner einfach nicht aus).
Und zu guter Letzt: Das Ende. Eine überraschende Wendung habe ich leider vergebens gesucht. Es war alles genau so, wie ich es schon so ziemlich ab Mitte des Buches vermutet hatte, obwohl ich hoffte, dass da noch etwas anderes passiert. Auch die Gründe und Motive (die ich natürlich nicht spoilern möchte) fand ich ziemlich unkreativ und unrealistisch.
Es gibt trotzdem gute 4 Sterne, denn die Spannung und der Lesegenuss waren da und das ist immerhin das Wichtigste.
Außerdem bin ich bin mir sicher, viele da draußen mögen das Ende, darum: Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.08.2019

Forbidden

Forbidden
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Hallo? Hört mich jemand? Ich liege hier unten, begraben unter diesem riesigen Berg von Gefühlen!
Wie das passieren konnte? So ganz genau weiß ich's auch nicht. Sie kamen langsam und schleichend, es wurden ...

Hallo? Hört mich jemand? Ich liege hier unten, begraben unter diesem riesigen Berg von Gefühlen!
Wie das passieren konnte? So ganz genau weiß ich's auch nicht. Sie kamen langsam und schleichend, es wurden immer mehr und ehe ich mich versah, sind sie über mir zusammengebrochen!
Die Ursache? Dazu muss ich meine Gedanken sortieren und weiter ausholen, also nochmal von vorne.

Kurz & knackig - darum geht's in Forbidden:
Mama hat einen neuen Freund, ist fast nie zuhause und hat überhaupt recht wenig Interesse an ihren Kindern.
Die beiden Ältesten, Maya und Lochan, übernehmen eine Art "Elternrolle" aus Angst, jemand könnte von den miserablen Zuständen bei ihnen erfahren und die Geschwister daraufhin getrennt voneinander in Heime oder Pflegefamilien stecken.
Dabei passiert das, was eigentlich nicht sein darf: Sie verlieben sich ineinander.

Lang & ausführlich - meine persönliche Meinung:
Wo soll ich nur anfangen? Dieses Buch ist einfach... so gut. Und schrecklich. Und hoffnungsvoll. Und intensiv. Vor allem Intensiv.
Abwechselnd beschreiben die Protas das Geschehen aus ihrer Sicht, wobei ich mich in beide richtig gut hineinversetzen konnte. Lochan ist ein ruhiger Typ mit großen sozialen Ängsten, Maya dagegen offen und locker.
Die Liebe zwischen den beiden ist so absolut, so vollkommen und echt, ohne dabei unrealistisch zu werden. Es ist die Art Liebe, nach der viele suchen, die Seelenverwandtschaft, die sich die meisten von uns wünschen.
Aber nicht nur Maya und Lochan sind gelungene und gut geschriebene Charaktere, auch alle anderen wirken wahnsinnig echt und realistisch.
Da ist die Mutter, die lieber bei ihrem Liebhaber säuft, als Zeit mit ihrer Familie zu verbringen oder mal den Haushalt zu machen. Man verabscheut sie und genau das ist von der Autorin auch so beabsichtigt.
Die jüngsten Geschwister, Willa und Tiffin, tun einem eigentlich die ganze Zeit über leid. Dann gibt es noch Kit. Ihn will man hassen und... kann es irgendwie nicht. Er ist ja auch nur ein Junge, der mit der Situation nicht zurecht kommt und versucht, irgendwie über Wasser zu bleiben. Dabei nimmt er leider ein paar falsche Abzweigungen und trifft schlechte (!!!) Entscheidungen.
Je weiter ich mit der Geschichte voran kam, desto nervöser und ängstlicher wurde ich und dann kam es: das Ende. Verraten werde ich davon natürlich rein gar nichts, aber ich empfehle eine riesen Packung Taschentücher bereit zu legen.

Kritzel kratzel - der Schreibstil:
Wollt ihr wissen, wie gut Tabitha Suzuma schreibt?
Ich habe gefühlt, was Lochan fühlt und ich habe gefühlt, was Maya fühlt; ich habe mit ihnen geweint und gelacht, war hoffnungsvoll und wütend.
Irgendwann habe ich mir einfach nur noch gewünscht, dass die beiden bitte bitte irgendwie zusammen sein können. Ich wollte nicht, dass sie sich jemals trennen müssen. Und das obwohl ich nicht eine einzige Sekunde lang vergessen hatte, dass sie Geschwister sind.
So gut schreibt Tabitha Suzuma.

Little glimpse - meine Lieblingsstelle:
"Ich will nicht daran denken, wie man das zwischen uns nennt. Ich will mir nicht durch irgendwelche Aufkleber aus der Welt da draußen den glücklichsten Tag meines Lebens verderben lassen.
Den Tag, an dem ich den Jungen geküsst habe, den ich in meinen Träumen schon immer umarmt und geküsst habe, nur dass ich mir das nie eingestehen wollte.
Den Tag, an dem ich endlich aufgehört habe, mir etwas vorzulügen und so zu tun, als wäre es eine ganz besondere Art von Liebe, die ich für ihn empfinde, wo es doch in Wirklichkeit... einfach Liebe ist, mit allem."

Fazit: 5 absolut verdiente Sterne für meine emotionale Achterbahnfahrt mit Forbidden.
So, kann mir jetzt bitte irgendjemand hier raushelfen? :)

Veröffentlicht am 09.08.2019

Alles eine Frage der Zutaten

Stadt der verschwundenen Köche
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Man nehme:
- einen Protagonisten (grobschlächtig, mit rauer Oberfläche; Füllung: wenig Intelligenz aber viel Alkohol)
- eine Handvoll Nebencharaktere (farblos!)
- eine Rahmenhandlung (als Fundament)
- ...

Man nehme:
- einen Protagonisten (grobschlächtig, mit rauer Oberfläche; Füllung: wenig Intelligenz aber viel Alkohol)
- eine Handvoll Nebencharaktere (farblos!)
- eine Rahmenhandlung (als Fundament)
- eine kleine Portion Welt (Sorte: "Alternativ-Steampunk-London"; auch hier möglichst farb- und detaillos!)
- zwei große Löffel Potenzial und eine Tasse Kreativität
- eine Prise Leidenschaft für die Thematik
- zwei/drei Tropfen Tiefe (hierbei sparsam sein!!!)
- eine Tüte "Instant Love", gemischt mit einer Messerspitze Romantik und einem gestrichenen Teelöffel Sex (Klasse: II; alles möglichst unoriginell)
- ganz viel Seemannsjargon, "piratige" Beleidigungen etc. (damit ruhig großzügig sein)
- ein paar verfeindete "Gangs", die im Untergrund arbeiten und etwas Geheimes/Verbotenes tun
- mindestens zwei "Gang-Bosse" (hier darauf achten, dass die Hüllen möglichst bunt und schillernd sind, die Füllung aber vor der Zubereitung entfernt wurde)
- eine Dose Krieg und Knarren-Action (sollte überraschend und ohne Vorwarnung auftauchen!)
- sehr viele Zufälle (für die richtige Konsistenz)
Tipp: Sollten sich an irgendeiner Stelle aus unerfindlichen Gründen vernünftige Antworten oder Erklärungen im Plot befinden, fischen Sie diese so gut es geht heraus und kippen Sie 2 Flaschen Unglaubwürdigkeit (Jahrgang 1915/1916) darüber.
Alles in eine Schüssel geben, dann einfach wild schütteln. Zum Schluss in ein plötzliches und unbefriedigendes Ende pressen und bei geringer Emotions-Temperatur leicht erwärmen.
Heraus kommt entweder eine besonders lange und hanebüchene Folge One Piece... oder die Stadt der verschwundenen Köche.

Bei diesem Rezept verhält es sich natürlich wie mit allem: Über Geschmack lässt sich streiten. Meiner wurde hier nun mal leider nicht getroffen. Das soll aber nicht heißen, dass andere dieses Abenteuer nicht genießen können.
Mein Vorschlag: Probieren und selbst entscheiden! :)

Veröffentlicht am 09.08.2019

Überraschend gute Fantasy

Daughter of Smoke and Bone
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Mittlerweile bin ich bei überschwänglich positiven Bewertungen ja vorsichtig. Und skeptisch sowieso. Denn oft brachten mir die dazugehörigen Bücher nur eins: Viele Enttäuschungen und jede Menge Kopfschütteln, ...

Mittlerweile bin ich bei überschwänglich positiven Bewertungen ja vorsichtig. Und skeptisch sowieso. Denn oft brachten mir die dazugehörigen Bücher nur eins: Viele Enttäuschungen und jede Menge Kopfschütteln, gefolgt von offenem Mund, hochgezogenen Augenbrauen und einem (oft laut ausgesprochenen) "WTF!?".
Teil 1 der "Zwischen den Welten" Trilogie war jedoch von allen, wirklich allen, denen ich in der Buchwelt so folge sehr gut bewertet. Und die sind sich sonst nie einig. Selbst die kritischsten Leserinnen waren begeistert. Tja, da konnte ich nicht nein sagen.
Zum Glück war die Geschichte um Karou, die in Prag Kunst studiert und nebenbei heimlich für ihre "Familie" (Chimären, die mit Wünschen handeln) Zähne sammelt, durchaus gut. Allerdings gab's auch ein paar Sachen, die mich gestört haben.

Zuerst das Positive:
- Tolle Schauplätze, allen voran Prag. Da bin ich bisher nur durchgefahren aber die Stadt steht nun definitiv auf meiner To-Visit-List.
- Starke weibliche Charaktere und Frauenfreundschaften. Findet man in dem Genre leider nicht oft.
- Interessante Wesen, über die ich gerne mehr erfahren würde (vielleicht ja in den Folgebänden).
- Spannende Handlung mit guten Fantasyelementen (Zähne als Zahlungsmittel für Wünsche, das ist mal was anderes - ich wollte unbedingt wissen, wofür die Zähne gebraucht werden).
- Bisher kein Love-Triangle. Whohoo!

Das fand ich nicht so gut:
- Karous beste Freundin Zuzana (die ich sehr mochte) findet sich viel zu schnell mit der Tatsache ab, dass es Magie und andere "Wesen" und Welten gibt.
- Wirklich alle Figuren sind überirdisch schön oder ausgesprochen attraktiv. Hm.
- Es ist mal wieder so ein Liebe-auf-den-ersten-Blick-die-alles-überwindet Ding, inklusive Forbidden Love (weil die Protagonisten Feinde sein sollten) und Seelenverwandtschaft. Ich bin's irgendwie Leid.
- Als Leserin wird man alle 3-4 Seiten darauf hingewiesen, dass Karous Haare blau sind.
Der letzte Punkt hat mich irgendwie besonders genervt. Mir ist aufgefallen, dass es in meinen Lieblingsbüchern immer nur subtile optische Beschreibungen der Charaktere gibt und diese dann auch nur einmalig (oder zumindest selten). Das reicht mir völlig aus, ich habe immer ein gutes Bild von den Personen vor Augen.
In vielen YA/NA Büchern wird meiner Meinung nach viel zu viel Wert auf das Aussehen gelegt. Immer wieder wird betont, wie schön, toll, makellos etc. jemand (vorzugsweise der männliche Protagonist) ist. Mich spricht das nicht an.
Karous Haare sind also blau. Schön und gut. Daran muss ich aber nicht ständig erinnert werden, ich kann mir das sehr gut merken.

Alles in allem war die Story aber gelungen und hebt sich von so einigen Bestsellern ab, bei denen ich immer noch nicht glauben kann, dass die überhaupt veröffentlicht wurden.
Ich lese definitiv weiter.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Gute Idee - schrecklicher Schreibstil

ZERO - Sie wissen, was du tust
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Ich hatte riesengroße Probleme mit Zero.
Eigentlich hatte ich mich wahnsinnig darauf gefreut, das Buch zu lesen. Totalüberwachung, Internetkultur, Menschen-Ratings... alles sehr spannende Themen und brandaktuell. ...

Ich hatte riesengroße Probleme mit Zero.
Eigentlich hatte ich mich wahnsinnig darauf gefreut, das Buch zu lesen. Totalüberwachung, Internetkultur, Menschen-Ratings... alles sehr spannende Themen und brandaktuell.
Leider ist der Schreibstil so übel, dass ich es stellenweise kaum ertragen konnte. Und es hat mich echt geärgert, weil die Story wirklich nicht schlecht ist. Aber mehr als ein paar Seiten am Stück konnte ich einfach nicht lesen. Teilweise hat die Sprache (und es tut mir wirklich leid das sagen zu müssen) Kinderbuchniveau.
Es gibt viele einfache Sätze. Möglichst kurz. Viel zu oft auch mit Ausrufezeichen!
Ich war geschockt und fasziniert zugleich. Was soll das? Traut der Autor mir und allen anderen Lesern kein Verständnis für komplexere Sätze zu? Oder für die Thematik? Hat er sie deshalb so simpel wie möglich beschrieben, á la Peter Lustig (dem ich grade Unrecht tue, weil er sich sehr viel besser ausdrückt)? Es kam mir vor, als wäre ich ein bisschen debil und man müsste mir alles, wie einem Kleinkind, ganz einfach erklären. Klingt komisch, ist aber so.
Man mag gar nicht glauben, dass es hier vor allem um Erwachsene geht und Zero sich auch an jene richtet.
Normalerweise habe ich kein Problem damit, wenn ein Buch in der Gegenwartsform geschrieben ist (vor allem im Englischen nicht), aber hier unterstreicht es den "Kinderbuchfaktor" noch. Es liest sich so schlimm, ehrlich, ich konnte es kaum ertragen. (Niemandem tut das mehr leid als mir, denn ich wollte Zero unbedingt mögen... Aber so habe ich es empfunden.)
Ein kleines Beispiel für etwas, das mich tierisch genervt hat: Die verschiedenen Variationen von "sagen".
Normal: "Danke." sagt X.
In Zero:
... lacht X.
... ätzt X.
... schmunzelt X.
... gesteht X.
... wehrt sich X.
... feixt X.
... wundert sich X.
Und die Liste könnte noch ewig so weitergehen, denn Marc Elsberg war da sehr kreativ.
Wäre er doch nur ähnlich kreativ in der Entwicklung seiner Figuren gewesen: Ich konnte zu keiner einzigen irgendeine Bindung aufbauen. Bestenfalls mochte ich sie nicht besonders, schlimmstenfalls hatte ich gar kein Gefühl zur jeweiligen Person und es war mir absolut egal, was mit ihr passiert. Alle waren schrecklich kalt und leer und irgendwann habe ich mich während des Lesens selbst so gefühlt.
Es war 'ne echte Qual und ich kam mir sogar etwas verklappst vor.
Das Schlimmste ist: Ich habe Blackout noch vor mir. Dummerweise habe ich die Bücher zusammen gekauft, weil ich so überzeugt war, sie zu mögen. Und weil mich die Themen so wahnsinnig interessieren.
Man, ich bin echt so enttäuscht! Trotzdem werde ich Blackout eine Chance geben. Allerdings brauche ich erstmal 'ne Elsberg-Pause und ganz dringend anspruchsvolle Literatur (Vorschläge sind immer willkommen :)).