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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2023

Solide

Das Letzte, was du hörst
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Mitten im Gespräch bricht das Telefonat zwischen Journalistin Roya Mayer und ihrer psychisch labilen Freundin ab. Kurz darauf werden Martina und ihr Mann tot aufgefunden. Die Polizei geht zunächst von ...

Mitten im Gespräch bricht das Telefonat zwischen Journalistin Roya Mayer und ihrer psychisch labilen Freundin ab. Kurz darauf werden Martina und ihr Mann tot aufgefunden. Die Polizei geht zunächst von Mord mit anschließendem Suizid aus. Und auch als eine weitere Leiche auftaucht, führen die Spuren zunächst in eine andere Richtung. Da sich die zuständige Ermittlerin Carola und Journalistin Roya schon bei ihrer ersten Begegnung nicht riechen können, behält Roya ihre Vermutung für sich, wer tatsächlich hinter den Todesfällen stecken könnte.
Denn sie hat festgestellt, dass die toten Frauen eine Gemeinsamkeit aufweisen: Das Letzte, was sie alle unmittelbar vor ihrem Tod gehört haben, war der Podcast „Hörgefühlt“ von Marc Maria Hagen. Wer genau hinter dieser charismatischen Stimme steckt, der die Frauen reihenweise verfallen, versucht sie auf den Grund zu gehen. Dazu verschafft sie sich unter falschem Namen Zugang zu einem seiner exklusiven Wochenendseminaren auf einem abgelegen Mühlenhof.
Kann sie den Mörder entlarven, bevor sie selbst entdeckt wird?!

Mein erster Thriller von Andreas Winkelmann und schon nach den ersten Seiten habe ich eine Gänsehaut. Leider flacht die anfängliche Spannung zur Mitte hin merklich ab und nimmt erst wieder Fahrt auf, als sich Journalistin Roya jeglichen gesunden Menschenverstandes widersetzend, wohlwissentlich in die Höhle des Löwen begibt, ohne irgendjemandem ansatzweise einen Hinweis über ihren Aufenthaltsort zu hinterlassen.
Auch wenn sich das Buch nicht als Highlight entpuppt, hat es mich dennoch sehr gut unterhalten. Der Autor hält hier einige unerwartete Plottwists bereit. Gerade das Ende fand ich besonders überraschend.

Trotz des etwas durchwachsenen Spannungsbogens, ein lohnenswertes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Wunderbar gegen Leseflauten

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Das Leben von Takako steht plötzlich Kopf, als ihr Freund und Arbeitskollege verkündet, dass er demnächst heiraten wird und ihre Beziehung sich dabei als Affäre entpuppt.
Tief verletzt, verkriecht sich ...

Das Leben von Takako steht plötzlich Kopf, als ihr Freund und Arbeitskollege verkündet, dass er demnächst heiraten wird und ihre Beziehung sich dabei als Affäre entpuppt.
Tief verletzt, verkriecht sich Takako anschließend nur noch in ihr Bett und sieht sich letztlich sogar gezwungen, ihren Job zu kündigen. Dastehend, ohne Zukunftsperspektive, wird sie von ihrer Mutter überredet, Onkel Saruto in dessen Antiquariat im legendären Bücherviertel Jimbōchō unter die Arme zu greifen. Sie bezieht zunächst das Apartment über der Buchhandlung, das neben ihr, vor allem eine große Auswahl literarischer Schätze beherbergt.
Takako die anfangs gar kein Interesse an Büchern hat, kann sich der Magie der Bücher auf Dauer nicht entziehen und entdeckt ihre Leseleidenschaft. Auch über die Stammkunden ihres Onkels knüpft sie neue Kontakte und findet wieder zurück in den Alltag.

In dem Buch geht es nicht nur um Enttäuschungen im Leben, Hoffnung und Freundschaften, die mithilfe von Büchern geknüpft werden. Es wird zu dem ein dezenter Blick, auf die so typische Zurückhaltung und Höflichkeitskultur der japanischen Gesellschaft geworfen, die es den Protagonisten erschweren, offen mit ihren Gefühlen umzugehen. Vor allem Dank Onkel Saruto und Tante Momoko kommen Humor und Tiefgang nicht zu kurz.
Die Geschichte hat mich von Beginn an begeistert und schneller als mir lieb war, bin ich durch die Seiten geflogen, was sicher auch an dem leichten und bildhaften Schreibstil lag.
Ein wunderbares, herzerwärmendes Highlight der japanischen Literatur und bestimmt die perfekte Lektüre, um eine Leseflaute zu überwinden.
LESEEMPFEHLUNG!

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Veröffentlicht am 08.04.2023

Berührend realistisch!

22 Bahnen
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Das Buch handelt von Tilda, die aus den Widrigkeiten ihres Lebens das Beste macht, den schwierigen Verhältnissen trotzt und dazu neben Mathematikstudium, Brotjob im Supermarkt und dem Schwimmen auch noch ...

Das Buch handelt von Tilda, die aus den Widrigkeiten ihres Lebens das Beste macht, den schwierigen Verhältnissen trotzt und dazu neben Mathematikstudium, Brotjob im Supermarkt und dem Schwimmen auch noch die Verantwortung für ihre jüngere Schwester Ida auf ihren Schultern trägt.
Beide müssen sich immer wieder den toxischen Stimmungsschwankungen der alkoholabhängigen, depressiven Mutter entziehen. Zum Ausgleich entflieht Tilda regelmäßig dem Alltag, indem sie im Schwimmbad ihre 22 Bahnen zieht, bis sie dort auf Viktor trifft und dadurch ein Stück weit von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.
Mit dem ersten Aufeinandertreffen verändert sich nicht nur die Schwimmroutine von Tilda, die die Augen nicht mehr von ihm lassen kann, auch anderweitig steht ihre Welt bald Kopf.

Es ist eine aus dem Alltag heraus beschriebene Handlung, die frei von Schnörkeln ein Leben in Deutschland beschreibt, das nicht nur real wirkt, sondern sicher auch so, oder so ähnlich passiert.
Mich beeindruckt hier vor allem, wie aufopferungsvoll sich Tilda um ihre kleine Schwester Ida kümmert, sie beschützt, tröstet und jederzeit für sie da ist. Die Darstellung dieses ausnahmslos liebevollen geschwisterlichen Verhältnis, ganz ohne Streitigkeiten und Groll löst ein unglaublich schönes Wohlgefühl beim Lesen aus. Es erinnert mich auch immer wieder an engen Zusammenhalt der zwischen meiner Schwester und mir besteht, trotz des ähnlich großen Altersunterschiedes.

Es lässt sich nur schwer beschreiben, welche emotionale Kraft in diesen Zeilen steckt.
Es ist auf jeden Fall eine Geschichte, die es verdient, gelesen zu werden und ein starkes Debüt der Autorin.
Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Stürme der Begeisterung

Melody
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Als Jurist und Langzeitstudent Tom Elmar von seinem Vater unerwartet den Geldhahn zugedreht bekommt und sich erstmals auf Jobsuche begeben muss, bewirbt er sich auf die Annonce in einer Tageszeitung, hinter ...

Als Jurist und Langzeitstudent Tom Elmar von seinem Vater unerwartet den Geldhahn zugedreht bekommt und sich erstmals auf Jobsuche begeben muss, bewirbt er sich auf die Annonce in einer Tageszeitung, hinter der niemand geringerer als der einflussreiche, vermögende Alt-Nationalrat Dr. Peter Stotz steckt. Dieser beauftragt ihn für den Zeitraum von einem Jahr und gegen eine fürstliche Entlohnung mit der Bereinigung seines Vermächtnisses, um ein gefiltertes Bild seiner selbst zu hinterlassen.
Elmar zieht in dessen Villa ein und neben gemeinsam eingenommenen Mahlzeiten und alkoholgeschwängerten Gesprächen, beginnt sich ein Vertrauensverhältnis zwischen beiden zu entwickeln, in dessen Verlauf Dr. Stotz auch von seiner Verlobten Melody erzählt, die vor über 40 Jahren, kurz vor dem geplanten Hochzeitstermin, spurlos verschwand.
Welches Schicksal steckt hinter diesem Ereignis?
Mögliche Erklärungen dafür gibt es viele, aber die Spuren verlaufen allesamt im Sande.
Auch Tom Elmer fängt an, sich zunehmend für diesen Fall zu interessieren.

Der Spannungsaufbau entsteht unterschwellig und so beiläufig, dass es anfangs kaum bewusst wahrgenommen wird und doch fesselt die Geschichte um das Schicksal von Melody von Beginn an. Der Plot glänzt mit der von Martin Suter gewohnten Raffinesse durch zahlreiche Überraschungsmomente.
Auf den geschickt von ihm eingestreuten Fährten, wandelt man beim Lesen immer wieder zwischen Wahrheit und Fiktion.
Ebenso facettenreich und ausgereift, wie die Handlung an sich, empfinde ich die auch Charaktere. Es ist eine Geschichte von der ich mich am Ende nur schweren Herzens trenne.
Ganz klar ein Highlight!

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Klare Leseempfehlung!

Nomaden der Ozeane – Das Geheimnis der Meeresschildkröten
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Eine wundervolle Hommage und ein Appell an die Rettung einer ganz besonderen Spezies, die nicht nur bezaubernd, intelligent und beeindruckend ist, sondern leider auch vom Aussterben bedroht.

Ich konnte ...

Eine wundervolle Hommage und ein Appell an die Rettung einer ganz besonderen Spezies, die nicht nur bezaubernd, intelligent und beeindruckend ist, sondern leider auch vom Aussterben bedroht.

Ich konnte gar nicht anders, als die Einladung der Autorin anzunehmen und direkt in dieses Buch und damit in die verborgene Welt der Meeresschildkröten abzutauchen.

Wer hier ein ödes, langweiliges oder gar oberflächliches Sachbuch über Schildkröten erwartet, wird glücklicherweise enttäuscht!

Die Seiten sind stattdessen vollgespickt mit interessanten Fakten und wissenswerten Details über diese einzigartigen Tiere. Wer hätte gedacht, dass ihre urzeitlichen Vorfahren in Größe und Gewicht mit einem VW Käfers mithalten konnten, oder dass sie über einen unglaublich gut ausgeprägten Geruchssinn verfügen und sich am Magnetfeld der Erde orientieren oder aber auch an Arthritis leiden können?!
Insgesamt werden hier 7 verschiedene Arten von Meeresschildkröten genauer beschrieben:
Vom Tieftauchchampion Lederschildkröte, über die Bastardschildkröte, die ihre Eierablage gewöhnlich als Massen-Event zelebriert, bis hin zu den Gärtnern der Unterwasserwelt - den grünen Meeresschildkröte. Es wird ausführlich auf die Lebensräume, Besonderheiten, Unterschiede und Gewohnheiten eingegangen. Das Ganze ist so unterhaltsam erzählt, dass sich das Buch ähnlich wie ein Pageturner liest, mir dabei immer wieder ein Schmunzeln entlockt, aber vor allem auch bewegt und erschüttert, weshalb ich das ein oder andere Tränchen verdrücken muss. Besonders gut gefallen mir zu dem die zahlreichen beeindruckenden Fotos, Skizzen und die Illustrationen von Inka Hagen, die das Geschriebene sehr anschaulich machen und das Gesamtbild perfekt abrunden. Man kommt letztlich gar nicht umher, sich in diese wunderschönen Panzertierchen zu verlieben. Um so eindringlicher wirken die Kapitel, die aufzeigen, wie der Klimawandel, Wilderei, die “Geister der Meere” und andere Umweltverschmutzungen, die noch übrigen Meeresschildkröten schrittweise weiter ausrotten.
Ein echtes Herzens-Sachbuch für mich, das ich sicher immer mal wieder zur Hand nehmen werde.

Ganz viel Schildkrötenliebe und eine absolute Leseempfehlung von mir.

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